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Arbeitsblatt

Infobox

Diese Seite ist Teil einer Materialiensammlung zum Bildungsplan 2004: Grundlagen der Kompetenzorientierung. Bitte beachten Sie, dass der Bildungsplan fortgeschrieben wurde.

Mythos – Hellas L 14:

  1. Lies folgenden Infotext!

    Was der Lektionstext nicht berichtet, ist, dass die junge Iphigenie unter einem Vorwurf nach Aulis gelockt wird, den Hafen, von dem aus die Flotte der Griechen auslaufen sollte: Der Vorwand lautet, sie solle den Helden Achill heiraten. Im Glauben, zur Hochzeit geführt zu werden, bringt man Iphigenie zum Opferaltar. In dem Moment, als das Mädchen geopfert werden soll, ersetzt Artemis es durch eine Hirschkuh; Iphigenie selbst wird von der Göttin als Priesterin in ein Heiligtum im fernen Tauris versetzt. Erst später kehrt sie nach Griechenland zurück. Iphigenies Grab zeigte man im attischen Brauron, wo sich ein Heiligtum der Göttin Artemis befand.

    Der Gründungsmythos des Heiligtums Brauron geht – ähnlich wie die Geschichte von Agamemnon – auf die Tötung eines Tieres zurück, das der Artemis heilig war, im Falle von Brauron: einer Bärin. Zur Sühne für deren Tötung forderte die „Artemis Brauronia“, die vielerorts als πότνια θηρῶν („Herrin der Tiere“) verehrt wurde, kein Menschenopfer, sondern den Aufenthalt junger Mädchen, die ihr im Heiligtum dienen mussten und im spielerischen Ritual der „Arkteia“ (Bärendienst) als „kleine Bärinnen“ die Rolle des gejagten heiligen Tieres einnahmen. Artemis galt den Mädchen einerseits als Beschützerin, welche ihnen bis zu ihrer ersten Geburt Schutz gewährte und unter den Wehen als Artemis Lochia angerufen wurde. Andererseits nahm die Göttin Rache an Mädchen, die vor ihrer Heirat sexuell aktiv wurden: Im Mythos werden sie in wilde Tiere verwandelt. Als Dank für eine heil überstandene Geburt weihten die jungen Frauen der Artemis ein von ihnen gewebtes Gewand.

    Jedes fünfte Jahr wurde eine kleine Gruppe athenischer Mädchen im Altern von etwa 10 Jahren ausgewählt. Diese wurden in den folgenden vier Jahren im Internat von Brauron von den Priesterinnen erzogen und auf die Hochzeit und ihr späteres Eheleben vorbereitet. Die Heirat galt für die Mädchen, die oft schon mit vierzehn in die Ehe gingen, als sehr bedrohliches Ereignis, besonders weil sie mit den Risiken einer Schwangerschaft und Geburt verbunden war. Zugleich sicherten, so die antike Vorstellung, die Mädchen durch ihre ‚Opfer‘-Bereitschaft das Überleben der Gemeinschaft. Manches Mädchen mag sich also vor ihrem Abschied aus Brauron und der bevorstehenden Verheiratung mit einem von ihrem Vater ausgesuchten Ehemann gefühlt haben wie Iphigenie, die aus Sicht ihres Vaters Agamemnon für das Wohl der Gemeinschaft geopfert wurde.

  2. Wo ist im Lektionstext die Rede davon, dass Iphigenie für das Wohl der Gemeinschaft geopfert werden soll? Belege griechisch!

  3. Verfasse ausgehend von den Informationen des Textes das Gebet eines Mädchens, das diese nach vier Internatsjahren vor ihrem Abschied aus Brauron und ihrer bevorstehenden Hochzeit an die Göttin Artemis richtet.
  • Orientiere dich dabei an folgenden typischen Elementen eines antiken Gebetes und notiere dir dazu zunächst Stichworte in der Tabelle.
1. a. Anrufung der Gottheit mit dem (für die jeweilige Gebetssituation) passenden Namen und Funktionen sowie Kultorten – oft in der Form: „O Gottheit xy, der/die du …“)

b. Aufforderung zum Hören bzw. Kommen
 
2. erzählender Teil:
  1. frühere Leistungen der Gottheit, die für den Betenden relevant sind
  2. Wohltaten, die der Betende durch die Gottheit erfahren hat
  3. Not bzw. Bedürfnis des Betenden → Legitimation des Betenden
 
3. konkrete Bitte/n an die Gottheit  
4. Versprechen einer Weihegabe für den Fall, dass die Gottheit hilft