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Über­lei­tung zur „Po­li­teia“ und zur Ide­en­leh­re

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

II. Über­lei­tung zur „Po­li­teia“ und zur Ide­en­leh­re

In Pla­tons letz­tem Werk, den „Nomoi“, wird ein My­thos von einem gol­de­nen Zeit­al­ter er­zählt. Die­ses Zeit­al­ter sei durch die Ab­we­sen­heit von Armut, aber auch von Reich­tum cha­rak­te­ri­siert. Des­halb sei das Leben der Men­schen da­mals sehr glück­lich ge­we­sen.

Nomoi, 679b-e

 

οὔτε γὰρ ὕβρις οὔτ' ἀδικία, ζῆλοί τε αὖ καὶ φθόνοι οὐκ ἐγγίγνονται. Ἀγαθοὶ μὲν δὴ διὰ ταῦτά τε ἦσαν καὶ διὰ τὴν λεγομένην εὐήθειαν· ἃ γὰρ ἤκουον καλὰ καὶ αἰσχρά, εὐήθεις ὄντες ἡγοῦντο ἀληθέστατα λέγεσθαι καὶ ἐπείθοντο. Ψεῦδος γὰρ ὑπονοεῖν οὐδεὶς ἠπίστατο διὰ σοφίαν, ὥσπερ τὰ νῦν, ἀλλὰ περὶ θεῶν τε καὶ ἀνθρώπων τὰ λεγόμενα ἀληθῆ νομίζοντες ἔζων κατὰ ταῦτα· διόπερ ἦσαν τοιοῦτοι παντάπασιν οἵους αὐτοὺς ἡμεῖς ἄρτι διεληλύθαμεν.  […]Οὐκοῦν εἴπωμεν ὅτι γενεαὶ διαβιοῦσαι πολλαὶ τοῦτον τὸν τρόπον […] τῶν νῦν ἀτεχνότεροι μὲν καὶ ἀμαθέστεροι πρός τε τὰς ἄλλας μέλλουσιν εἶναι τέχνας καὶ πρὸς τὰς πολεμικάς, ὅσαι τε πεζαὶ καὶ ὅσαι κατὰ θάλατταν γίγνονται τὰ νῦν, καὶ ὅσαι δὴ κατὰ πόλιν μόνον αὐτοῦ, δίκαι καὶ στάσεις λεγόμεναι, λόγοις ἔργοις τε μεμηχανημέναι πάσας μηχανὰς εἰς τὸ κακουργεῖν τε ἀλλήλους καὶ ἀδικεῖν, εὐηθέστεροι δὲ καὶ ἀνδρειότεροι καὶ ἅμα σωφρονέστεροι καὶ σύμπαντα δικαιότεροι; τὸ δὲ τούτων αἴτιον ἤδη διεληλύθαμεν.

Denn dort kön­nen weder Über­mut noch Un­ge­rech­tig­keit noch auch Neid und Miss­gunst ent­ste­hen. So waren sie denn teils aus die­sem Grun­de tu­gend­haft, teils durch das, was man Sit­ten­ein­falt nennt. Denn was sie als löb­lich und ta­delns­wert be­zeich­nen hör­ten, das hiel­ten sie in ihrer Ein­falt auch mit voll­kom­me­ner Zu­ver­sicht dafür und han­del­ten da­nach und aus sol­cher Art Weis­heit, wie man sie heut­zu­ta­ge fin­det, eine Lüge da­hin­ter zu su­chen, daran dach­te nie­mand, son­dern was man ihnen über Göt­ter und Men­schen sagte, das hiel­ten sie für wahr und rich­te­ten ihr Leben da­nach ein. Und so waren sie denn ganz und gar so ge­ar­tet, wie wir sie eben be­schrie­ben haben. […]

Müs­sen wir also nicht an­neh­men, dass diese Leute viele Men­schen­al­ter auf sol­che Weise zwar min­der ge­schickt und er­fah­ren als die jetzt Ge­bor­nen, in allen an­de­ren und na­ment­lich in den Kriegs­küns­ten, wie man sich ihrer jetzt zu Lande und zur See be­dient oder auch im In­nern des Staa­tes sel­ber übt, näm­lich bei dem, was man Rechts­hän­del und Auf­ruhr heißt und wobei man alle mög­li­chen Kunst­grif­fe an­wen­det, um ein­an­der zu schä­di­gen und Un­recht zu tun, durch­lebt haben wer­den, aber dafür ein­fäl­ti­ger und tap­fe­rer und zu­gleich be­son­ne­ner und in allen Stü­cken ge­rech­ter waren? Die Ur­sa­che davon haben wir be­reits dar­ge­legt.

(Über­set­zung: Franz Sus­e­mihl)

Auf­ga­ben:

1. Der Text stellt die Men­schen aus Pla­tons Zeit und die An­ge­hö­ri­gen des gol­de­nen Zeit­al­ters ge­gen­über. Ar­bei­ten Sie aus dem grie­chi­schen Text die Un­ter­schie­de zwi­schen bei­den Grup­pen her­aus! Ach­ten Sie dabei vor allem auf Aus­drü­cke, die das in­tel­lek­tu­el­le Ver­mö­gen be­tref­fen!

1.1 Warum gibt es im gol­de­nen Zeit­al­ter keine Rhe­to­rik und was sagt die­ses über die Rhe­to­rik­auf­fas­sung Pla­tons aus?

2. Die zeit­ge­nös­si­schen Men­schen sind of­fen­bar von den So­phis­ten be­ein­flusst. Zei­gen Sie dies mit grie­chi­schen Be­le­gen!

3. Was könn­te ein So­phist die­ser Dar­stel­lung der gol­de­nen Zeit ent­geg­nen?

4. Wür­den Sie gerne in der dar­ge­stell­ten gol­de­nen Zeit leben? Er­wä­gen Sie das Für und Wider und be­grün­den Sie Ihre ei­ge­ne An­sicht!

5. Schrei­ben Sie eine Ver­tei­di­gung der von Pla­ton kri­ti­sier­ten Ge­gen­wart!

Lern­stands­dia­gno­sen und Bin­nen­dif­fe­ren­zie­rung in der Kurs­stu­fen-Lek­tü­re:
Her­un­ter­la­den [doc][1,2 MB]