Blues im Musikunterricht
Im Musikunterricht haben sich ein paar typische Unterrichtssequenzen zum Blues etabliert:
Bereich „Musik verstehen“ (und „Musik reflektieren“)
Lehrgänge zur Musikgeschichte mit „Blues als Vorläufer von …“
- Jazz
Worksong + Spiritual → Blues + Ragtime
→ New Orleans Jazz → Swing → Bebop
→ ausgewählte Jazzstile seit 1950 - Rockmusik
Worksong + Spiritual → Country Blues → City Blues / Chicago Blues
→ Rhythm & Blues → Rock’n’Roll à Beat
→ ausgewählte Stile der Rock- und Popmusik seit 1970 - Blues-/Jazzeinflüsse in „E-Musik“ des 20. Jahrhunderts und „Crossover“
(Ravel, Schulhoff, Gershwin, Bernstein, …)
Bereich „Musik gestalten und erleben“
Instrumentales Klassenmusizieren
- innerhalb der 12-taktigen Bluesform
- mit einfachen Begleitpatterns auf Stufen I, IV und V
- mit dem melodischen Material der Blues-Tonleiter (oder Pentatonik)
- ggf. mit Freiräumen zur Improvisation
Singen von Blues-Songs
ggf. kombiniert mit eigener instrumentaler Begleitung
Bandpraxis
Blues-orientierte Arrangements aus dem Bereich der Rockmusik
Die auf Kompetenzerwerb gerichtete didaktische Reduktion und das schülergerechte Arrangieren der Musik bergen jedoch die Gefahr, die Grundideen des Blues zu „verraten“ – hier ein paar Beispiele:
Charakteristisch für Blues |
Im Musikunterricht |
solistisch gesungen |
im Klassenchor gesungen |
individuell frei gestaltet, spontan |
Homogenität des Gruppenklangs angestrebt |
inneres Bedürfnis |
Singen vom Lehrer vorgegeben |
mündliche Tradition |
gedruckte Texte und Noten |
musikalische Formen folgen |
eine „Blues-Form“ als Rahmen vorgegeben |
Primat des Vokalen |
instrumentales Musiziermodell ohne Gesang |
ausdrucksvoll gestaltete und sinnvoll gegliederte melodisch-rhythmische Phrasierung |
(oft) wahlloses Spielen mit den Tönen der Blues-Tonleiter, Ausdruck und „musikalischer Sinn“ spielen keine Rolle |
Ausdrucks- und Klangideal |
Schul-Instrumentarium und zufällig vorhandene Privat-Instrumente |
Stufenharmonik I – IV – V |
fälschlich als T – S – D bezeichnet |
Dur-Akkorde |
fälschlich als funktionale Dominantseptakkorde bezeichnet |
Blues früher: soziokulturell klar verortet; |
postulierte Schülernähe eher ein Missverständnis – Blues für Schüler zunächst fremd |
Kompromisse sind natürlich unvermeidlich und in manchen Punkten auch sinnvoll.