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L 50: Ra­tio­na­lis­ti­sche My­then­er­klä­rung 2

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Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

My­thos – Hel­las L. 50:
Die Auf­ga­ben zum Lek­ti­ons­text bauen auf dem in L. 44 er­wor­be­nen Ver­ständ­nis einer ra­tio­na­lis­ti­schen My­then­er­klä­rung auf: Dort soll­ten die S Al­ter­na­ti­ven zu den be­reits von Pa­lai­pha­tos ge­fun­de­nen Er­klä­run­gen fin­den. In der vor­lie­gen­den Lek­ti­on sol­len sie selbst­stän­dig spe­ku­lie­ren und als Haus­auf­ga­be eine aus­for­mu­lier­te ra­tio­na­li­sier­te Ver­si­on des My­thos im Sinne des Au­tors auf­schrei­ben. – Als Hand­rei­chung für den L ist auf der fol­gen­den Seite die voll­stän­di­ge Ver­si­on des Pa­lai­pha­tos an­ge­hängt.
In der Aus­wer­tungs­pha­se der Fol­ge­stun­de soll­ten die S sich in Zwei­er- bis Vie­rer­grup­pen ihre Ver­sio­nen vor­stel­len und die ihrer Mei­nung nach ge­lun­gens­te an­schlie­ßend der ge­sam­ten Lern­grup­pe vor­stel­len. Ent­schei­dend dabei ist, dass die S selbst Kri­te­ri­en be­nen­nen, auf­grund derer sie ihren je­wei­li­gen ‚Sie­ger‘ ge­kürt haben. Zum einen kön­nen diese Kri­te­ri­en für künf­ti­ge Schreib­auf­trä­ge her­an­ge­zo­gen wer­den. Zum an­de­ren wer­den durch die­ses ob­jek­ti­ve­re Ver­fah­ren per­sön­li­che Fak­to­ren der Sym­pa­thie und An­ti­pa­thie in ihrer Wir­kung ein­ge­schränkt, um so ge­ziel­ter per­so­na­le und so­zia­le Kom­pe­ten­zen zu för­dern.

Hand­rei­chung für den Leh­rer: Text des Pa­lai­pha­tos in vol­ler Länge

3 Περὶ Σπαρτῶν 3 Die Spar­toi ( »Aus­ge­sä­ten« )

Λόγος τις ἀρχαῖος λέγει ὡς ὁ Κάδμος ὄφιν ἀποκτείνας καὶ ἐκλέξας τοὺς ὀδόντας ἔσπειρεν ἐν τῇ ἰδίᾳ γῇ· ἔπειτα ἐξέφυσαν ἄνδρες τε καὶ ὅπλα. εἰ δὲ τοῦτο ἦν ἀληθές, οὐδεὶς ἀνθρώπων ἄλλο τι ἂν ἔσπειρεν ἢ ὀδόντας ὄφεων· καὶ εἰ μὴ ἐν ἄλλῃ γῇ ἐφύετο, ἀλλ᾽ οὖν τέως ἐν ἐκείνῃ τῇ γῇ ἐσπείρετο, ἐν ᾗ καὶ πρώην ἐφύετο.
Τὸ ἀληθὲς οὖν ἐστι τοῦτο. Κάδμος ἀνὴρ τὸ γένος Φοῖνιξ ἀφίκετο εἰς Θήβας, πρὸς τὸν ἀδελφὸν Φοίνικα ἁμιλλησόμενος περὶ τῆς βασιλείας. ἦν δὲ βασιλεὺς τότε Θηβῶν Δράκων Ἄρεως παῖς, ἔχων ἄλλα τε πολλὰ ὅσα βασιλεύς, καὶ δὴ καὶ ὀδόντας ἐλεφάντων. τοῦτον ὁ Κάδμος ἀποκτείνας αὐτὸς ἐβασίλευσεν· οἱ δὲ φίλοι τοῦ Δράκοντος ἐπολέμουν αὐτῷ, καὶ οἱ παῖδες αὐτοῦ συνέστησαν τῶι Κάδμῳ. οἱ οὖν φίλοι τοῦ Δράκοντος, ἐπεὶ ἥττονες ἐγένοντο τῇ μάχῃ, ἁρπάσαντες τὰ χρήματα τοῦ Κάδμου καὶ τοὺς ἐλεφαντίνους ὀδόντας κειμένους ἐν τῷ ἱερῷ, ᾤχοντο φεύγοντες εἰς τὴν οἰκείαν· ἄλλοι δὲ ἀλλαχῆ διεσπάρησαν, οἱ μὲν εἰς τὴν Ἀττικήν, οἱ δὲ εἰς τὴν Πελοπόννησον καὶ Φωκίδα καὶ Λοκρίδα. ἐντεῦθεν ὁρμώμενοι ἐπολέμουν τοῖς Θηβαίοις, καὶ ἦσαν ἀργαλέοι πολεμισταί, ὁμόγλωσσοι ὄντες καὶ ἐπιστάμενοι τὰ χωρία.

Ἐπεὶ οὖν τοὺς ὀδόντας διαρπάσαντες ἔφυγον, ταῦτα ἔλεγον οἱ πολῖται· «τοιαῦτα κακὰ ἡμᾶς ὁ Κάδμος εἰργάσατο Δράκοντα ἀποκτείνας· ἐκ γὰρ τῶν ἐκείνου ὀδόντων πολλοὶ καὶ ἀγαθοὶ ἄνδρες γενόμενοι σπαρτοὶ καταγωνίζονται ἡμᾶς.» τούτου τοῦ πράγματος ἀληθινοῦ γενομένου ὁ μῦθος προσανεπλάσθη.

Eine alte Sage er­zählt, dass Kad­mos eine Schlan­ge ge­tö­tet, deren Zähne aus­ge­ris­sen und auf dem ei­ge­nen Land aus­ge­sät habe [die Form σπαρτοί lei­tet sich vom Verb σπείρειν »säen, ver­streu­en« ab]; dann seien Män­ner und Waf­fen dar­aus ge­wach­sen. Wenn dies wahr wäre, so würde doch kein Mensch etwas an­de­res als Schlan­gen­zäh­ne aus­sä­en; und wenn sie nicht auf an­de­rem Land wüch­sen, so würde er sie doch auf jenem Land säen, auf dem sie auch vor­her wuch­sen.
Die Wahr­heit ist viel­mehr fol­gen­de: Kad­mos, dem Ge­schlecht nach ein Phö­ni­zi­er, kam nach The­ben, um mit sei­nem Bru­der Pho­i­nix um die [Er­lan­gung der] Kö­nigs­herr­schaft zu kon­kur­rie­ren. König von The­ben war da­mals Dra­kon, der Sohn des Ares; neben vie­len an­de­ren Din­gen, die ein König hat, besaß er auch Ele­fan­ten­zäh­ne. Die­sen tö­te­te Kad­mos und trat selbst die Kö­nigs­herr­schaft an. Die Freun­de Dra­kons aber führ­ten Krieg gegen ihn, denn auch seine Söhne stan­den Kad­mos zur Seite. Weil die Freun­de des Kad­mos nun in der Schlacht un­ter­la­gen, raub­ten sie das Geld des Kad­mos und auch die Ele­fan­ten­zäh­ne, die im Hei­lig­tum lagen und flo­hen ei­lends in ihre Hei­mat; alle zer­streu­ten sich [die Form διέ-σ παρ σαν lei­tet sich wie die σπαρτοί vom Ver­bum sim­plex σπείρειν »säen, ver­streu­en« ab] in ver­schie­de­ne Rich­tun­gen, die einen nach At­ti­ka, die an­de­ren auf die Pe­lo­pon­nes, nach Pho­kis und nach Lo­k­ris. Von dort bra­chen sie auf und führ­ten Krieg gegen die The­ba­ner, und sie waren schreck­li­che Geg­ner, da sie eine ge­mein­sa­me Spra­che hat­ten und das Ge­län­de kann­ten.
Als sie nun nach dem Raub der Zähne ge­flo­hen waren, sag­ten die Bür­ger Fol­gen­des: »Sol­che Übel hat uns Kad­mos ver­ur­sacht, indem er Dra­kon ge­tö­tet hat; aus sei­nen Zäh­nen sind viele treff­li­che Män­ner ent­stan­den und kämp­fen ver­streut gegen uns.« Zu die­sem wah­ren Ge­sche­hen wurde der My­thos hin­zu­ge­dich­tet.

Über­set­zung und An­mer­kun­gen Mat­thi­as Sän­ger

L 50: Ra­tio­na­lis­ti­sche My­then­er­klä­rung 2: Her­un­ter­la­den [doc][42 KB]

L 50: Ra­tio­na­lis­ti­sche My­then­er­klä­rung 2: Her­un­ter­la­den [pdf][245 KB]