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Rhe­to­rik und ihre Be­wer­tung bei Thuky­di­des

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Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

Wäh­rend eines Re­de­du­ells cha­rak­te­ri­siert der athe­ni­sche Po­li­ti­ker Kleon die Si­tua­ti­on, die durch die Rhe­to­rik ein­ge­tre­ten ist. Er macht die Athe­ner auf gra­vie­ren­de Ge­fah­ren, für die die Rhe­to­rik ver­ant­wort­lich sei, auf­merk­sam. Vor allem die häu­fi­gen Mei­nungs­wech­sel der Athe­ner ma­chen ihm Sor­gen.

Thuky­di­des, III, 38, 4-6

 

αἴτιοι δ᾿ ὑμεῖς κακῶς ἀγωνοθετοῦντες, οἵτινες εἰώθατε θεαταὶ μὲν τῶν λόγων γίγνεσθαι, ἀκροαταὶ δὲ τῶν ἔργων, τὰ μὲν μέλλοντα ἔργα ἀπὸ τῶν εὖ εἰπόντων σκοποῦντες ὡς δυνατὰ γίγνεσθαι […]. καὶ μετὰ καινότητος μὲν λόγου ἀπατᾶσθαι ἄριστοι, μετὰ δεδοκιμασμένου δὲ μὴ ξυνέπεσθαι ἐθέλειν, δοῦλοι ὄντες τῶν αἰεὶ ἀτόπων, ὑπερόπται δὲ τῶν εἰωθότων, καὶ μάλιστα μὲν αὐτὸς εἰπεῖν ἕκαστος βουλόμενος δύνασθαι […], ζητοῦντές τε ἄλλο τι ὡς εἰπεῖν ἢ ἐν οἷς ζῶμεν, φρονοῦντες δὲ οὐδὲ περὶ τῶν παρόντων ἱκανῶς· ἁπλῶς τε ἀκοῆς ἡδονῇ ἡσσώμενοι καὶ σοφιστῶν θεαταῖς ἐοικότες καθημένοις μᾶλλον ἢ περὶ πόλεως βουλευομένοις.

Schuld daran seid ihr selbst, weil ihr den Wett­streit schlecht aus­rich­tet. Und ihr seid ge­wohnt, Zu­schau­er der Reden und Zu­hö­rer der Taten zu sein. Was getan wer­den soll, be­ur­teilt ihr nach einer guten Rede als mög­lich […]. Und ihr seid Meis­ter darin, Euch von der Neu­heit einer Rede täu­schen zu las­sen und einer be­währ­ten An­sicht nicht mehr fol­gen zu wol­len. Ihr seid Skla­ven des je­weils Au­ßer­ge­wöhn­li­chen, Ver­äch­ter des Ge­wohn­ten und vor allem will ein jeder selbst reden kön­nen […] und ihr sucht ge­wis­ser­ma­ßen nach einer an­de­ren Welt, als in der wir leben und er­kennt dabei doch nicht ge­nü­gend die Ge­gen­wart; kurz ihr gebt völ­lig eurer Hör­lust nach und gleicht mehr Thea­ter­be­su­chern, die so­phis­ti­schen Red­nern zu­hö­ren, als Leu­ten, die über die Stadt Ent­schei­dun­gen tref­fen. (Über­set­zung: Uwe Neu­mann)

Auf­ga­ben:

  1. Nen­nen Sie die Ge­fah­ren, die für Kleon mit der Rhe­to­rik in die athe­ni­sche Öf­fent­lich­keit Ein­zug ge­hal­ten haben, mit grie­chi­schen Text­zi­ta­ten!
  2. Kleon macht mit meh­re­ren Me­ta­phern deut­lich, dass die Athe­ner falsch mit den öf­fent­li­chen Re­de­wett­kämp­fen um­ge­hen. Nen­nen Sie aus dem grie­chi­schen Text diese Me­ta­phern!
  3. Die Athe­ner su­chen – so Kleon – beim Hören der Reden nach einer an­de­ren Welt, sie ver­lie­ren also den Rea­li­täts­be­zug. An wel­che ak­tu­el­le Bei­spie­le kann man den­ken, die mit der Dia­gno­se von Kleon ver­gleich­bar sind?
  4. Wel­che Schluss­fol­ge­run­gen könn­ten aus Kle­ons Dar­le­gung ge­zo­gen wer­den – und wel­che zie­hen Sie selbst? – Be­grün­den Sie Ihre Mei­nung!


Ak­tua­li­sie­run­gen im Grie­chisch-Un­ter­richt: Her­un­ter­la­den [doc][403 KB]