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Die Schrift­kri­tik Pla­tons

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Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

Pla­ton bringt in sei­nem Dia­log "Phaidros" große Vor­be­hal­te gegen die Schrift vor. Ein ge­wis­ser Theuth habe in Ägyp­ten un­ter­schied­li­che  Ent­de­ckun­gen ge­macht und unter ihnen sei auch die Er­fin­dung der Schrift ge­we­sen. Der da­ma­li­ge Herr­scher Ägyp­tens, Tha­mus, kri­ti­siert diese Er­fin­dung.


Pla­ton, Phaidros 274e-275b

 

πολλὰ μὲν δὴ περὶ ἑκάστης τῆς τέχνης ἐπ᾽ ἀμφότερα Θαμοῦν τῷ Θεὺθ λέγεται ἀποφήνασθαι, ἃ λόγος πολὺς ἂν εἴη διελθεῖν· ἐπειδὴ δὲ ἐπὶ τοῖς γράμμασιν ἦν, "τοῦτο δέ, ὦ βασιλεῦ, τὸ μάθημα," ἔφη ὁ Θεύθ, "σοφωτέρους Αἰγυπτίους καὶ μνημονικωτέρους παρέξει· μνήμης τε γὰρ καὶ σοφίας φάρμακον ηὑρέθη." ὁ δ᾽ εἶπεν· "ὦ τεχνικώτατε Θεύθ, ἄλλος μὲν τεκεῖν δυνατὸς τὰ τέχνης, ἄλλος δὲ κρῖναι τίν᾽ ἔχει μοῖραν βλάβης τε καὶ ὠφελίας τοῖς μέλλουσι χρῆσθαι·καὶ νῦν σύ, πατὴρ ὢν γραμμάτων, δι᾽ εὔνοιαν τοὐναντίον εἶπες ἢ δύναται. τοῦτο γὰρ τῶν μαθόντων λήθην μὲν ἐν ψυχαῖς παρέξει μνήμης ἀμελετησίᾳ, ἅτε διὰ πίστιν γραφῆς ἔξωθεν ὑπ᾽ ἀλλοτρίων τύπων, οὐκ ἔνδοθεν αὐτοὺς ὑφ᾽ αὑτῶν ἀναμιμνῃσκομένους· οὔκουν μνήμης ἀλλὰ ὑπομνήσεως φάρμακον ηὗρες. σοφίας δὲ τοῖς μαθηταῖς δόξαν, οὐκ ἀλήθειαν πορίζεις· πολυήκοοι γάρ σοι γενόμενοι ἄνευ διδαχῆς πολυγνώμονες εἶναι δόξουσιν, ἀγνώμονες ὡς ἐπὶ τὸ πλῆθος ὄντες, καὶ χαλεποὶ συνεῖναι, δοξόσοφοι γεγονότες ἀντὶ σοφῶν."

Vie­les nun soll Tha­mus dem Theuth über jede Kunst dafür und da­wi­der ge­sagt haben, wel­ches weit­läu­fig wäre alles an­zu­füh­ren. Als er aber an die Buch­sta­ben ge­kom­men, habe Theuth ge­sagt: "Diese Kunst, o König, wird die Ägyp­ter wei­ser ma­chen und ge­dächt­nis­rei­cher, denn als ein Mit­tel für den Ver­stand und das Ge­dächt­nis ist sie er­fun­den." Jener aber habe er­wi­dert: "O kunst­reichs­ter Theuth, einer weiß, was zu den Küns­ten ge­hört, ans Licht zu ge­bä­ren; ein an­de­rer zu be­ur­tei­len, wie­viel Scha­den und Vor­teil sie denen brin­gen, die sie ge­brau­chen wer­den. So hast auch du jetzt als Vater der Buch­sta­ben aus Liebe das Ge­gen­teil des­sen ge­sagt, was sie be­wir­ken. Denn diese Er­fin­dung wird der Ler­nen­den See­len viel­mehr Ver­ges­sen­heit ein­flö­ßen aus Ver­nach­läs­si­gung des Ge­dächt­nis­ses, weil sie im Ver­trau­en auf die Schrift sich nur von außen ver­mit­telst frem­der Zei­chen, nicht aber in­ner­lich sich selbst und un­mit­tel­bar er­in­nern wer­den. Nicht also für das Ge­dächt­nis, son­dern nur für die Er­in­ne­rung hast du ein Mit­tel er­fun­den und von der Weis­heit bringst du dei­nen Lehr­lin­gen nur den Schein bei, nicht die Sache selbst. Denn indem sie nun vie­les ge­hört haben ohne Un­ter­richt, wer­den sie sich auch viel­wis­send zu sein dün­ken, da sie doch un­wis­send größ­ten­teils sind und schwer zu be­han­deln, nach­dem sie dün­kel­wei­se ge­wor­den statt weise." (Über­set­zung: Fried­rich Schlei­er­ma­cher)

Auf­ga­ben:

  1. Stel­len Sie mit Hilfe von grie­chi­schen Zi­ta­ten her­aus, wes­halb Pla­ton skep­tisch ge­gen­über der Schrift ein­ge­stellt ist!
  2. Ver­tei­di­gen Sie die Schrift als wich­ti­ge Er­fin­dung!
  3. Stel­len Sie die Vor­wür­fe, die Scho­pen­hau­er gegen das Lesen von Bü­chern er­hebt zu­sam­men und ver­glei­chen Sie sie mit Pla­tons Schrift­kri­tik!

Ak­tua­li­sie­run­gen im Grie­chisch-Un­ter­richt: Her­un­ter­la­den [doc][403 KB]