Visuelle Wahrnehmung
Die menschliche Wahrnehmung folgt bestimmten Regeln.
>Die Gestaltung ist die optische Umsetzung des Aussagewunschs.<
Sehen
Das menschliche Auge wird oft mit einer Kamera verglichen. Das eigentliche
Sehen aber beginnt erst mit der Interpretation der elektrischen Impulse des
Sehnervs im Sehzentrum des Gehirns. Dort werden die Reize zusammen mit den Meldungen
anderer Sinnesorgane, ist es warm oder kalt, fühle ich mich gut, bin ich
müde usw., ausgewertet. Hinzu kommt die gespeicherte Erfahrung und die
vorhandenen Vorbilder. Die visuelle Wahrnehmung wird somit nicht nur durch das
auf der Netzhaut abgebildete Reizmuster bestimmt, vielmehr ist die Wahrnehmung
das Ergebnis der Interpretation der jeweils verfügbaren Daten. Dies bedeutet,
dass Sehen gelernt werden kann, bzw. gelernt werden muss.
>Wahrnehmung ist nicht wirklich wahr.<
Gesichtsfeld
Das menschliche Gesichtsfeld erfasst in der Horizontalen einen Bereich von ca.
180°, in der Vertikalen von ca. 120°. Der tatsächlich scharf abgebildete
Bildwinkel ist allerdings nur 1,5°. Das Auge richtet den Blick auf ein Detail,
um es scharf zu sehen. Die andauernde Augen und Kopfbewegung führt zu weiteren
Details. Diese Teile des Blickfelds werden einzeln aufgenommen und im Gehirn
zu einem Gesamteindruck verschmolzen. Die optische Wahrnehmung gibt dabei den
seriellen Sehvorgang nicht wieder. Der Weg des Auges unterliegt großteils
nicht dem bewussten Willen, sondern wird von dem knapp außerhalb des scharfabgebildeten
Bereichs liegenden Element angezogen. Aus dem Zurückspringen entsteht ein
spannungsvolles Gleichgewicht. Ein weiterer Blickfang führt das Auge über
das Format. Immer wenn das Auge einen bestimmten Punkt erreicht hat, muss ein
neues dynamisches Spannungsfeld den Blick weiterleiten. Die unterschiedlichen
visuellen Gewichte der Flächenelemente erzeugen Spannungsmuster, gleichwertige
Elemente führen zu einem Patt (kein Element hat einen Vorteil), das Auge
irrt über das Format.
Visuelles Gewicht
Drei Reizanordnungen bewirken ein intensives Spannungsmuster:
- Prägnant abgestufte Spannungshierarchie
- Unterschiedliche Spannungsdichte
- Entgegengesetzt orientierte Spannung
Dabei muss sich grundsätzlich das gesamte Spannungsfeld im Gleichgewicht befinden.
Variablen des visuellen Gewichts
Größe:
Die Abbildungsgröße ist maßgebend, nicht die reale Größe.
Allgemeine Formatvorlage:
Die Spannung steigt mit dem Abstand zum Formatmittelpunkt.
Vertikale Formatvorlage:
Oben hat mehr Gewicht als unten.