Videoarbeit planen
Je nachdem, wie aufwändig ein Videoprojekt oder eine Unterrichtseinheit mit Videounterstützung werden soll, muss man den Ablauf anders planen. In der Regel gilt: je sorgfältiger die Planung desto besser wird das Ergebnis und desto weniger zeitintensiv werden Dreh und Nachbearbeitung.
Natürlich wäre es schade, wenn die Lehrperson alles so genau plant, dass für die Kreativität der Lernenden kaum mehr Raum bleibt. Daher finden Sie im Bereich Unterrichtsmaterialien vor allem Materialien, die Hintergrundwissen zu den verschieden Bereichen der Filmproduktion vermitteln.
Bitte beachten Sie: wenn Sie ein Videoprojekt später öffentlich aufführen, bei einem Wettbewerb einsenden, ins Internet stellen oder auf Datenträgern an die Schüler/innen verteilen möchten, sollten Sie zuallererst Urheberrechts- und Datenschutzeinwilligungen der Schüler/innen und ggf. der Eltern einholen. Lesen Sie mehr dazu unter Publizieren .
Nicht alle im Folgenden beschriebenen Arbeitsschritte sind bei jedem Filmprojekt notwendig. So wäre es beispielsweise übertrieben, für eine dreistündige Videoeinheit ein Drehbuch zu schreiben, es sei denn, ein Schüler schreibt beispielsweise das Drehbuch als GFS (gleichwertige Feststellung von Schülerleistungen) im Fach Deutsch. Der Vollständigkeit halber sind hier die „klassischen“ Schritte der Filmproduktion erläutert.
Hinweise für Einsteiger/innen
Sie haben noch nie ein Video mit Schüler/innen gedreht und können sich nichts Konkretes darunter vorstellen?
Dann schauen Sie doch mal unter der Rubrik „Miniaturübungen“ nach, dort finden Sie Anleitungen zu kleineren Filmübungen für den Unterricht. Oder Sie werfen einen Blick auf die Beschreibungen bereits erfolgreich durchgeführter Videoprojekte . Dort finden Sie auch Beschreibungen zu den Rahmenbedingungen , Verlaufspläne zu jedem Projekt und Hinweise zur Aufgabenverteilung der Schüler/innen.
Bei aller Experimentierfreude hat sich oft gezeigt, dass es ratsam ist, erst mit kleinen Filmübungen anzufangen, und sich dann Schritt für Schritt an größere Projekte heranzuwagen. Denn wenn man sich bereits ein ein wenig mit den Geräten und Abläufen auskennt, kann man den Bedarf an Zeit und Organisation besser einschätzen und läuft nicht Gefahr, ein Projekt aus Zeitgründen abbrechen zu müssen und es vielleicht nie wieder zu versuchen. Daher schon gleich ein Tipp: Machen Sie es wie im Fernsehen. Es gibt einen verbindlichen Sende- oder Redaktionstag, bis zu dem ein Beitrag fertig sein muss. Egal, ob man noch etwas anders oder besser hätte machen können.
Überblick: Stationen der Filmproduktion1
Am Anfang einer Filmproduktion steht die schriftliche Vorbereitung, in Form eines Exposés und eines Treatments, woraus dann das Drehbuch entwickelt wird. Das Storyboard und der Drehplan helfen bei der Strukturierung und Planung der Dreharbeiten.Nach dem Auswählen der Drehorte, dem Einholen der Drehgenehmigungen, dem Casting und Engagieren der Schauspieler, dem Besorgen der notwendigen technischen Geräte und Requisiten und dem Finden eines Produktionsteams können die Dreharbeiten beginnen. Im Anschluss wird das gefilmte Material gesichtet, ein Schnittplan erstellt, der Film geschnitten, bearbeitet und vertont.
All diese Schritte sind, wenn auch in verkürzter Form, ebenso für die Erstellung eines Kurzfilms oder Videoclips in der Schule notwendig. Professionelle, umfangreiche Filmproduktionen entstehen arbeitsteilig: der Regisseur, der Drehbuchautor, die Grafiker für das Storyboard – jeder von ihnen trägt seinen Teil zur Gestaltung des Films bei und muss sich auf seine Kolleg(inn)en verlassen können. Da nicht alle Beteiligten zu jeder Zeit an der Produktion arbeiten, müssen die Aufgabenbereiche für den Film gut organisiert und aufgeteilt sein.
1. Die Konzeption
Gerade bei der Videoproduktion im Unterricht sollte man sich vorher gut überlegen, welche Planungsschritte sich für den vorhandenen Zeitrahmen lohnen. Manche der Vorbereitungen können auch als Hausaufgabe von Schülern/Schülerinnen erledigt werden, wie zum Beispiel das Zeichnen von Storyboards oder das Schreiben von Drehbüchern. Hier ein kleines Glossar:
- Exposé: Grober Entwurf, der die Handlung und den Inhalt des Films in wenigen Worten beschreibt. Die Zielgruppe (also die Zuschauer, die der Film „erreichen“ soll) wird bestimmt. Hier sollten schon die Schauplätze des Films beschrieben werden.
- Treatment: Genauere Ausführung des Exposés, welche die exakten Ortsangaben für die Schauplätze, die Zeit, kurze Szenenbeschreibungen und den Filmaufbau enthält.
- Drehbuch: Das Drehbuch beinhaltet detailliert alle Informationen über die Regie, die Bildkomposition, die Bilderfolge, die Montage der Bilder, die zeitliche Dauer der Einstellungen, die Standorte der Kamera und der Personen, die Beleuchtung, die Gestik und Mimik der Schauspieler, die Hintergründe, die Handlung, den Ton, die Musik, die kameratechnische Bildführung, Wetterbedingungen für die Aufnahmen und so weiter in chronologischer Reihenfolge für jede einzelne Einstellung.
- Storyboard: Zeichnerische Version des Drehbuchs. Es zeigt Szenen aufgeteilt in Bilder, die in der richtigen Reihenfolge die Abläufe des Films darstellen. Das Wesentliche des Bildinhalts wird skizziert. Dazu gehören auch Bewegungen der Kamera, die durch Pfeile angedeutet werden. Ebenso werden Bewegungsrichtungen der Schauspieler markiert. Um diese „Bildergeschichten“ herum kann Platz für Anmerkungen zum Dialog, zum Ton, zur Musik, zu den Requisiten und für weitere Hinweise gelassen werden.
Konzeptionsschritt 1: Brainstorming und Clustering über folgende Elemente:
- Inhalt der Geschichte/Handlung/Bilderfolge
- Zielgruppe
- Gestaltung (düster/fröhlich/mysteriös ...)
- Orte
- Personen
-
Ablauf (in Szenen mit Kurzhandlungsabläufen notieren!)
Konzeptionsschritt 2: Szenen mit folgenden Angaben notieren:
- Allgemeine Stimmung, Absichten der Szene
- Personen – wer ist zu sehen? Besondere Merkmale, Kleidung, Requisiten, wie ist die Mimik/Gestik/die Stimme ...
- Ort – Hintergrund, Schauplatz, Wetter/Beleuchtung/Tageszeit, Besonderheiten …
- Dialog und Intonation – wer spricht wie und mit welchen Worten?
Konzeptionsschritt 3: Storyboard zeichnen (2)
Das Exposé mit der Sammlung an Szenen müssen Sie nun in Einstellungen unterteilen. Jede Abbildung auf dem Storyboard steht für eine Einstellung.
- Details/Großaufnahme oder viele Personen ganz sichtbar? (vgl. Blatt „Einstellungsgrößen“) Was ist im Bild?
- Bewegungen werden durch Pfeile dargestellt, ebenso Schwenks, Kamerafahrten oder Überblendungen. Die einzelnen Skizzen sollten zügig und grob ausgeführt werden.
Achten Sie dabei darauf, dass die Aussage des Bildes dem Zweck folgt.
Beispiel: Wenn die Schauspielerin sich in der Einstellung erschrecken soll, kann man sie entweder in der „halbnah“- Einstellung einen Satz zurück machen lassen oder man filmt sie „groß“, um ihren erschrockenen Gesichtsausdruck zu zeigen.
Weitere Hinweise zum Konzeptionsablauf finden Sie auf Mediamanual
2. Der Drehplan
Der Drehplan legt den Ablauf der Dreharbeiten fest und gibt der Planung zu einem Filmdreh die nötige Struktur, um so zeit- und kosteneffizient wie möglich zu arbeiten.
Bevor die Dreharbeiten zu einem Film beginnen wird festgelegt, wie viele Tage zur Verfügung stehen werden. Hier werden Kostengründe und organisatorische Faktoren abgewogen. Die Filmproduktionsleitung legt in Zusammenarbeit mit Erster Filmaufnahmeleitung , Regie und Regieassistenz fest, welches Bild an welchem Tag gedreht werden wird. Hierzu muss beachtet werden, wann welches Motiv zur Verfügung steht und ob die jeweiligen Schauspieler an diesen Tagen auch Zeit haben.2
3. Der Dreh
Vergleiche hierzu Dreh und Regie .
4. Der Schnitt
Wie bei allen Schritten der Filmerstellung können Sie auch hier Zeit sparen, indem Sie die Aufgaben aufteilen:
- Koordination der Postproduktion (Nachbearbeitung)
- Titelgestaltung
- Schnitt
- Vertonung (Geräusche)
- Musik
- Off-Text/Kommentar/Erzählerstimme
Weitere Informationen zum Thema Schnitt finden Sie unter Nachbearbeiten, Kommentar und im Bereich Schnitt.
5. Die Präsentation
Mit dem Thema der Aufführung oder Veröffentlichung der Ergebnisse befasst sich das Kapitel Publizieren.
1 Vgl. wikipedia.de, Schroeder2008, Kamp/Rüsel 1998
2 aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie, www.wikipedia.de