3./4.
Std.
M3-M4
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Lüge oder nicht?
a) Lauter Lügen?
Hier werden die SuS dazu angeregt, begriffliche Arbeit zu
leisten, die Voraussetzung für die definitorische Arbeit
ist. Dem Begriff der „Absicht“ oder „Intention“ kommt hier
eine wesentliche Bedeutung zu. Die Rollenspiele sollen die
verschiedenen Begriffe noch einmal veranschaulichen.
Gleichzeitig wird dadurch das Verständnis überprüft.
M3
1. Ordnet den Beispielen in der Tabelle folgende
Begriffe zu und erklärt kurz eure Entscheidung:
Unwissenheit – Wahrhaftigkeit - Betrug – Irrtum –
Erfindung – Illusion – Traum
2. Entwickelt zu einem der Begriffe ein
Rollenspiel, das ihr den anderen vorführt.
3. Nenne den Begriff, der der Lüge am nächsten
kommt, und erkläre, was ihn von den anderen
unterscheidet.
Hier findet die eigentliche definitorische Arbeit statt und
es macht Sinn, den Begriff der Definition (= Erklärung)
einzuführen. Methodisch kann man hier nach dem Prinzip der
wachsenden Gruppe vorgehen, der einem Destillationsprozess
ähnelt und gleichzeitig die SuS dazu bringt, sich
auszutauschen und zu einigen.
4. Formuliere mit deinem Nachbarn eine Definition*
der Lüge und fangt so an:
Eine Lüge ist, wenn…
* Eine Definition ist eine genaue Bestimmung eines
Begriffs, Wortes durch eine Erklärung seines Inhalts. Die
Definition gibt eine Antwort auf die Frage: Was ist etwas
[hier: eine Lüge]?
5. Setzt euch mit einer anderen Partnergruppe
zusammen und einigt euch auf eine Definition, die
ihr im Plenum präsentiert.
6. Diskutiert eure verschiedenen Definitionen und
einigt euch auf eine gemeinsame.
b) Immer lügen? Immer die Wahrheit sagen?
Nachdem die SuS eine Definition des Begriffes der Lüge
gewonnen haben, kann optional das logische Paradoxon des
Epimenides mit den SuS diskutiert werden. Die SuS erkennen,
dass sich die Aussage von Epimenides auch auf ihn selbst
bezieht und dadurch ein Paradox entsteht. Denn in keinem
Fall kann beides zugleich wahr sein, nämlich die Aussage
oder die Tatsache, dass Epimenides Kreter ist. Dieser
spielerische Zugang zur Frage „Immer lügen? Immer die
Wahrheit sagen?“ soll das auf das folgende ethische
Gedankenexperiment hinführen. Dieses soll bei den SuS eine
kognitive Dissonanz, Verunsicherung bewirken, die auf die
Frage hinleitet, ob es Situationen gibt, in denen eine
Lüge, obwohl sie gegen das Wahrhaftigkeitsgebot verstößt,
gerechtfertigt sein kann. In einem fiktiven Dialog sollen
die SuS sich Argumente für eine moralische Wahrheitspflicht
(Kant: Vertrauen, Ehrlichkeit etc.), bzw. dagegen
(Constant: Höflichkeit, Rücksicht etc.) überlegen und
abschließend entscheiden, welcher von beiden Positionen sie
zustimmen. Klar ist, dass man hier nicht in die Tiefe der
Argumentationen beider Philosophen geht, dennoch können die
SuS diesen Alters durchaus sinnvolle Argumente vorbringen
und eine Entscheidung treffen, die vermutlich gegen eine
absolute Wahrheitspflicht ausfällt.
M4
1a. Erkläre, warum folgender Ausspruch des antiken
Griechen Epimenides von der Insel Kreta ein Paradox
(= Selbstwiderspruch) genannt wird:
Hilfen
: Überlegt, was folgt, wenn …
a) Epimenides die Wahrheit sagt.
b) Epimenides lügt.
oder
1b. Lies das folgende Gedankenexperiment und
beschreibe möglichst genau, wie dieser Tag
weitergehen könnte, in welchen Situationen,
Gesprächen du die Wahrheit sagst und was daraufhin
passiert.
2. Der deutsche Philosoph Immanuel Kant behauptet,
dass wir immer die Wahrheit sagen sollen. Der
französische Philosoph Benjamin Constant hingegen
bestreitet das. Verfasse mit deinem Nachbarn einen
Dialog, in dem eine oder einer von euch Argumente
für die Position Kants, der andere Argumente für
die Position Constants vorbringt.
3. Begründe, welcher der beiden Positionen du
zustimmst.
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2.1 Wahrnehmen und sich hineinversetzen
6. in Situationen, Ereignissen oder Handlungen ethische
Fragestellungen oder Probleme identifizieren
7. Situationen und Sachverhalte aus verschiedenen
Perspektiven betrachten und beschreiben
2.2 Analysieren und interpretieren
2. zentrale Begriffe der Ethik erläutern, voneinander
abgrenzen und bestimmen
9. ethisch-moralische Sachverhalte unter verschiedenen
Gesichtspunkten und Fragestellungen untersuchen und
problematisieren
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4./5.
Std.
M5
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Wie halte ich es mit dem Lügen?
a) Lüge, Notlüge oder die Wahrheit sagen?
Hier werden verschiedene Beispiele für Lügen präsentiert,
bei einigen davon (Fall 1, ev. Fall 4) erscheint eine Lüge
gerechtfertigt, um Schaden von anderen abzuhalten. Dagegen
erscheinen Lügen, um Schaden von sich selbst abzuhalten,
nicht als gerechtfertigt, da man ja selbst für seine
Handlungen verantwortlich ist. Nach einer ersten eher
spontanen Einschätzung sollen die SuS einen Fall genauer
unter die Lupe nehmen und eine Interessenanalyse vornehmen,
die ihnen erlauben soll, genau diesen Unterschied zwischen
eigennütziger und uneigennütziger Lüge zu erkennen, um
damit eine eigene Definition der Notlüge aufzustellen.
Dabei wird sicherlich auf irgendeine Weise der Begriff der
Schuld oder Verantwortung zur Sprache kommen.
M5
1. Lest die folgenden Fälle und beantwortet die
Frage, ob man hier lügen darf.
2. Kreuzt an, bei welchen Fällen es sich eurer
Meinung nach um eine Notlüge handelt.
3. Ihr sollt als Gruppe entscheiden, ob Notlügen
erlaubt sind. Wählt dazu einen Fall aus und
untersucht ihn gründlich nach den folgenden
Schritten (a-c):
a. Wer sind die Betroffenen/Beteiligten in diesem Fall
und was wollen sie?
Beteiligte
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Das will er/sie
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Das will er/sie nicht
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b. Welche Gründe lassen sich für/gegen eine Lüge in
dieser Situation anführen? Welche Gründe davon sind
eurer Meinung nach gut/schlecht?
c. Fällt ein Urteil und begründet es. Was wäre eurer
Meinung nach richtig zu tun?
4. Überlegt euch eine eigene Definition von
Notlüge, mit der andere gleich entscheiden können,
ob es sich bei einem Fall um eine Notlüge handelt.
5. Diskutiert eure Definitionen im Plenum und
versucht, euch auf eine gemeinsame Definition zu
einigen.
6. Schreibt euren Fall so weiter, wie er eurer
Untersuchung nach weitergehen sollte.
Oder
Überlegt euch selbst einen Fall, den ihr dem Plenum
präsentiert.
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2.2 Analysieren und interpretieren
6. die Beteiligten und Betroffenen in ethisch relevanten
Situationen identifizieren und deren Stellenwert darlegen
7. die Interessenlage der Beteiligten, die
zugrundeliegenden Wertevorstellungen und mögliche
Wertekonflikte erläutern
2.3 Argumentieren und reflektieren
1. sich zu ethisch relevanten Themen, Frage- und
Problemstellungen äußern und eine Position argumentativ
darlegen
4. Werte und Normen bei ethischen Frage- und
Problemstellungen diskutieren
2.4 Beurteilen und (sich) entscheiden
1. unterschiedliche Positionen (beispielsweise in einer
Situations-, Fakten-, Interessenanalyse) erarbeiten und
vergleichend bewerten
5. Handlungs- und Lösungsansätze hinsichtlich der
Realisierbarkeit, ihrer Normen- und Wertebasis und Folgen
kritisch-argumentativ überprüfen (beispielsweise in
Gedankenexperimenten, ethischen Dilemmata) und bewerten
6. eigene Handlungsoptionen entwerfen, im Hinblick auf
Folgen und Realisierbarkeit bewerten und die Rolle von
Vernunft und Gefühl beim Entscheiden kritisch prüfen
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