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Ma­te­ri­al 9

Zwei Typen von Fra­gen

Man­fred Frank, ein Tü­bin­ger Phi­lo­soph, hat einen Vor­trag nur für Kin­der ge­hal­ten – und dies aus­drück­lich nicht für Er­wach­se­ne, denn:

„ (…) für […] gut?“

Man­fred Frank: Warum bin ich Ich? Eine Frage für Kin­der und Er­wach­se­ne, Frank­furt/M./Leip­zig: Insel, 2007, S. 9, 11f.

Ar­beits­auf­trä­ge (PA)

  1. Gebe wie­der, wieso sich M. Frank aus­drück­lich an Kin­der und nicht an Er­wach­se­ne wen­det.
  2. No­tiert die Bei­spie­le für „Warum“-Fra­gen und ar­bei­tet her­aus, in­wie­fern es sich dabei um zwei Typen han­delt.

In­for­ma­ti­on Phi­lo­so­phie, So­kra­tes, Kant

Phi­lo­so­phie

Die Phi­lo­so­phie ist eine Wis­sen­schaft. Sie stellt wich­ti­ge, all­ge­mei­ne Fra­gen, um die Welt zu ver­ste­hen: Was kön­nen Men­schen wis­sen? Wie soll man sich rich­tig ver­hal­ten? Was ist ver­än­der­lich, und was bleibt?

Der Aus­druck Phi­lo­so­phie kommt aus dem Grie­chi­schen und heißt so viel wie „Liebe zur Weis­heit“. Im alten Grie­chen­land gab es weise Leute, die neu­gie­rig auf die Welt waren. Die Phi­lo­so­phen haben immer neues Wis­sen ge­sucht, und sie haben sich Fra­gen über die Welt ge­stellt.

Vie­les, was man da­mals und spä­ter „Phi­lo­so­phie“ ge­nannt hat, würde man heute als Wis­sen­schaft be­zeich­nen. Wie soll ein Staat funk­tio­nie­ren? Das ist jetzt eine Frage für die Po­li­tik­wis­sen­schaft. Wie soll man Kin­der er­zie­hen? Damit be­schäf­tigt sich die Päd­ago­gik. Wor­aus be­ste­hen die Dinge? Das ist ein Thema für die Che­mie und die Phy­sik. Frü­her waren das alles phi­lo­so­phi­sche The­men.

Aber auch heute noch gibt es Phi­lo­so­phie. Wo ein „nor­ma­ler“ Wis­sen­schaft­ler etwas er­forscht und Ant­wor­ten fin­det, stellt ein Phi­lo­soph sich immer wei­ter Fra­gen. Er will wis­sen, wie etwas ei­gent­lich ist und rät­selt über das Wis­sen an sich. Be­kann­te Phi­lo­so­phen waren zum Bei­spiel So­kra­tes, Plato und Aris­to­te­les im alten Grie­chen­land oder Im­ma­nu­el Kant in der Neu­zeit.

Das Bei­spiel So­kra­tes

So­kra­tes war ein Phi­lo­soph des alten Grie­chen­lands. Er lebte und wirk­te im fünf­ten Jahr­hun­dert vor Chris­tus in Athen. Seine Schü­ler Pla­ton und Xe­no­phon schrie­ben seine Leh­ren meist in Form von Dia­lo­gen auf.

So­kra­tes dach­te viel über die Men­schen und ihre Taten nach. Er war der Mei­nung, dass man nur dann glück­lich wer­den kann, wenn man ge­recht han­delt. Eher soll­te man Un­recht er­tra­gen als selbst Un­recht zu tun. Dies er­zähl­te er den Grie­chen auf öf­fent­li­chen Plät­zen. So­kra­tes ver­such­te aber nicht, die Men­schen zu be­leh­ren. Er woll­te, dass seine Ge­sprächs­part­ner ei­ge­ne Schlüs­se zogen. Mit Fra­gen wie „Was ist das Gute?“, „Was ist Ge­rech­tig­keit?“, „Was ist Wis­sen?“, „Was ist Glück?“, „Was ist Tap­fer­keit?“ ver­wi­ckel­te er die Men­schen in lange Ge­sprä­che, in denen die mit ihm dis­ku­tie­ren­den Men­schen er­kann­ten, dass das ver­meint­lich von ihnen si­cher Ge­wuss­te sich doch wei­te­ren Nach­fra­gen und Zwei­feln stel­len muss. So hat So­kra­tes zum Bei­spiel zwei Feld­her­ren ge­fragt, was Tap­fer­keit sei. Zu Be­ginn des Ge­sprä­ches sind die Sol­da­ten ab­so­lut si­cher, dass sie – als Ex­per­ten für alles, was mit Tap­fer­keit zu­sam­men­hängt – genau sagen kön­nen, was das ist. Aber bald stellt sich her­aus, dass beide nicht genau sagen kön­nen, was sie damit mei­nen, wenn sie sagen, dass ein Kämp­fer tap­fer sei. Das macht sie ziem­lich är­ger­lich, denn sie füh­len sich von So­kra­tes in ihrer Ehre als Feld­her­ren an­ge­grif­fen und vor­ge­führt.

Eine historische Schwarz-Weiß-Zeichnung zeigt eine Szene in einem Innenraum. Ein Mann in der Mitte reicht dem sitzenden Philosophen Sokrates einen Giftbecher. Im Hintergrund sind drei weitere Personen zu sehen, die das Geschehen beobachten. Links im Bild steht ein bewaffneter Soldat in einer Türöffnung.

Das Bild zeigt, wie So­kra­tes ruhig und ge­las­sen den Gift­be­cher nimmt.

Bild­quel­le: Cho­do­wiecki Ba­se­dow Tafel 83 a.​jpg [ PD ], via Wi­ki­me­dia Com­mons

So­kra­tes kri­ti­sier­te auch die Po­li­ti­ker, die ihr Amt nicht rich­tig er­füll­ten. Damit mach­te er sich viele Fein­de. Man brach­te ihn vor Ge­richt. Es wurde be­haup­tet, dass er die Ju­gend ver­der­be. Auch Got­tes­läs­te­rung warf man ihm vor. So­kra­tes hielt aber an sei­nen Ideen fest. Wenn nie­mand in der Dis­kus­si­on ein über­zeu­gen­des Ar­gu­ment gegen seine Auf­fas­sung an­brin­gen konn­te, dann blieb So­kra­tes bei sei­ner Mei­nung – auch dann, wenn sein ge­gen­über ein mäch­ti­ger Herr­scher oder Pries­ter war.

Schließ­lich wurde er sogar zum Tod durch den Schier­lings­be­cher ver­ur­teilt. Er muss­te einen Be­cher mit dem töd­li­chen Gift der Schier­lings­pflan­ze trin­ken. Seine Schü­ler woll­ten ihm hel­fen zu flie­hen. Aber aus Re­spekt vor den Ge­set­zen floh er nicht. Er sagte sei­nen Schü­lern, sie sol­len sich keine Sor­gen ma­chen, der Tod würde nicht schmerz­haft sein. Er trank den Be­cher aus und starb.

Das Bei­spiel Kant

Im­ma­nu­el Kant war ein deut­scher Phi­lo­soph. Er lebte in Kö­nigs­berg, einer Stadt weit im Osten von Preu­ßen. Heute liegt die Stadt in Russ­land. Kant hat dort fast sein ge­sam­tes Leben ver­bracht.

Er wurde im Jahr 1724 ge­bo­ren. Mit 16 Jah­ren ging er be­reits an die Uni­ver­si­tät, um zu stu­die­ren. Sechs Jahre spä­ter starb sein Vater, und Im­ma­nu­el Kant wurde Haus­leh­rer. Er un­ter­rich­te­te also die Kin­der von rei­chen Leu­ten in deren Häu­sern. Spä­ter wurde er Pro­fes­sor an der Uni­ver­si­tät.

Kant hat sich für so ziem­lich alles in­ter­es­siert, zum Bei­spiel für die As­tro­no­mie und die Phy­sik. So über­leg­te er, wie die Ster­ne und Pla­ne­ten ent­stan­den sein könn­ten. Auch wie die Men­schen ent­stan­den waren woll­te er wis­sen.

Ein Porträt von Immanuel Kant. Er trägt eine braune Jacke mit goldenen Knöpfen und ein weißes Hemd mit Spitze. In seiner rechten Hand hält er ein Schriftstück.

Ein Ge­mäl­de aus dem Jahr 1768. Kant galt als sehr or­dent­li­cher und pünkt­li­cher Mensch: An­geb­lich haben die Kö­nigs­ber­ger die Uhr nach ihm ge­stellt. Heute weiß man, dass das eine Über­trei­bung war.

Bild­quel­le: [ PD ], via Wi­ki­me­dia Com­mons

Noch wich­ti­ger fand er dann aber die Frage: Wie kann der Mensch si­cher sein, dass er die Welt rich­tig er­kennt? Was also kann der Mensch prin­zi­pi­ell wis­sen? Auch be­schäf­tig­te er sich in­ten­siv u.a. mit den Fra­gen, was gutes Han­deln ei­gent­lich ist, ob die Welt einen An­fang in Raum und Zeit habe oder schon immer da sei und ob man be­wei­sen könne, dass es einen Gott gibt. Ge­nau­so stell­te er die Frage, wie es den Men­schen ge­lin­gen kann, fried­lich mit­ein­an­der zu leben. Sehr wich­tig war für ihn dabei der Ge­dan­ke der Auf­klä­rung, den er so er­klär­te: Habe Mut, dich dei­nes ei­ge­nen Ver­stan­des zu be­die­nen. Man soll also selbst den­ken und das nicht an­de­ren über­las­sen, die für einen den­ken.

Die Bü­cher von Kant haben ihn auf der gan­zen Welt be­rühmt ge­macht. Noch 100 Jahre spä­ter haben alle deut­schen Phi­lo­so­phen viel von Kant ge­lernt. Selbst die­je­ni­gen, die heute an­de­rer Mei­nung sind, müs­sen Bü­cher von Kant lesen, um über­haupt mit­re­den zu kön­nen.

Ar­beits­auf­trag (PA)

  1. No­tiert euch, wel­che Fra­gen sich Phi­lo­so­phen stel­len.
  2. Ar­bei­tet her­aus, wel­che Ge­mein­sam­kei­ten es zwi­schen So­kra­tes und Kant gibt.

Si­che­rung Phi­lo­so­phie, So­kra­tes, Kant

Kreu­ze die rich­ti­ge Ant­wort(en) an!

Zum Ab­schnitt „Phi­lo­so­phie“:

  1. Das Wort ´Phi­lo­so­phie´ kommt …

▢ … aus dem La­tei­ni­schen und heißt „Liebe zur Weis­heit“.

▢ … aus dem Grie­chi­schen und be­deu­tet so viel wie „Suche nach neuem Wis­sen“.

▢ … aus dem Grie­chi­schen und be­deu­tet etwa „Liebe zur Weis­heit“.

▢  … aus dem Grie­chi­schen und be­deu­tet etwa „Liebe zur Wahr­heit“.

  1. Das Ver­hält­nis von Wis­sen­schaf­ten und Phi­lo­so­phie:

▢  Die Wis­sen­schaf­ten und die Phi­lo­so­phie haben nichts mit­ein­an­der zu tun.

▢  Die Wis­sen­schaf­ten und die Phi­lo­so­phie sind das­sel­be.

▢  Viele Wis­sen­schaf­ten haben sich aus der Phi­lo­so­phie ent­wi­ckelt.

▢  Die Phi­lo­so­phie hat sich aus den Wis­sen­schaf­ten ent­wi­ckelt.

  1. Fra­gen und Ant­wor­ten in Wis­sen­schaf­ten und Phi­lo­so­phie:

▢  Wis­sen­schaft­ler*innen und Phi­lo­soph*innen stel­len Fra­gen.

▢  Wis­sen­schaft­ler*innen und Phi­lo­soph*innen geben nur Ant­wor­ten.

▢  Wis­sen­schaft­ler*innen und Phi­lo­soph*innen su­chen Ant­wor­ten auf Fra­gen.

▢  Das Be­son­de­re an Phi­lo­soph*innen ist, dass sie immer grund­sätz­li­che­re Fra­gen stel­len.

▢  Das Be­son­de­re an Wis­sen­schaft­ler*innen ist, dass sie immer grund­sätz­li­che­re Fra­gen stel­len.

▢  Phi­lo­soph*innen stel­len nur Fra­gen, auf die Wis­sen­schaft­ler*innen ant­wor­ten kön­nen.

Zum Ab­schnitt „Das Bei­spiel So­kra­tes“:

  1. So­kra­tes als Leh­rer:

▢  So­kra­tes war kein Leh­rer, er hat nur für sich phi­lo­so­phiert.

▢  So­kra­tes hat als Leh­rer Schü­ler ge­habt.

▢  So­kra­tes hat einen Schü­ler ge­habt.

  1. So­kra­tes ver­trat die Mei­nung, dass …

▢  … man er­lit­te­nes Un­recht rä­chen soll.

▢  … man er­lit­te­nes Un­recht er­tra­gen soll, weil es dann kei­nen Streit gibt.

▢  … man er­lit­te­nes Un­recht bes­ser er­tra­gen soll, weil es un­ge­fähr­li­cher ist.

▢  … man er­lit­te­nes Un­recht bes­ser er­tra­gen soll, als selbst Un­recht zu tun.

  1. So­kra­tes war …

▢  … bei den Mit­bür­gern be­liebt, weil er sich viel mit ihnen un­ter­hal­ten hat.

▢  … bei den Mit­bür­gern be­liebt, weil er ihnen be­stä­tigt hat, dass sie viel wis­sen.

▢  … bei den Mit­bür­gern un­be­liebt, weil er öf­fent­lich ge­zeigt hat, dass sie nur schein­bar viel wis­sen.

▢  … bei den Mit­bür­gern un­be­liebt, weil er sie öf­fent­lich be­lei­digt hat.

▢  … bei den Mit­bür­gern un­be­liebt, weil er alles bes­ser wuss­te als sie.

▢  … bei den Mit­bür­gern un­be­liebt, weil er selbst Pries­tern wi­der­spro­chen hat, wenn ihm das Ge­sag­te nicht ein­leuch­te­te.

Zum Ab­schnitt „das Bei­spiel Kant“:

  1. Ver­voll­stän­di­ge den Satz:

Kant in­ter­es­sier­te sich u.a. für Phy­sik und As­tro­no­mie. Er stell­te sich hier die Frage(n), …

  1. Kant woll­te wis­sen, …

▢  … was wir von der Welt im Ein­zel­nen alles wis­sen.

▢  … was Wis­sen über­haupt ist.

▢  … ob wir über­haupt etwas von der Welt wis­sen kön­nen.

▢  … ob wir über­haupt etwas er­ken­nen kön­nen.

▢  … ob Was­ser bei 80 Grad kocht.

  1. Nach Kant ist sehr wich­tig, dass man das für rich­tig hält, …

▢  … was Er­wach­se­ne sagen.

▢  … was üb­lich ist.

▢  … was sich nach ei­ge­nem Nach­den­ken als das Rich­ti­ge her­aus­stellt.

▢  … was Freun­de sagen.

▢  … wo­ge­gen es kein gutes Ar­gu­ment gibt.

▢  … wo­ge­gen es kei­nen Wi­der­spruch gibt.

▢  … wofür es min­des­tens zwei Ar­gu­men­te gibt.

Ma­te­ri­al: Her­un­ter­la­den [docx][531 KB]

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