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Ler­nen an Bio­gra­fi­en: Ein­füh­rung und Me­tho­den

Ler­nen an Bio­gra­fi­en zum Kom­pe­ten­z­er­werb

Zur all­ge­mei­nen Be­grün­dung:

Will man sich mit der Ar­beit mit Bio­gra­fi­en be­schäf­ti­gen, so hilft es für ein grund­le­gen­des Ver­ständ­nis, den Be­griff ge­nau­er zu be­trach­ten. Er setzt sich aus dem grie­chi­schen ẞίος = Leben, Lebens­wandel sowie γράϕειν = schrei­ben, auf­zeich­nen, nie­der­schrei­ben zu­sam­men. Das Schrei­ben von Leben, im Sinne von be-schrei­ben, aber auch im Sinne von Leben schrei­ben, re­flek­tie­ren und ge­stal­ten, be­zeich­net das Ko­or­di­na­ten­sys­tem, in wel­chem sich die Bio­gra­fie­ar­beit voll­zieht. Bio­gra­fie­ar­beit er­öff­net also neben der his­to­ri­schen Di­men­si­on immer auch eine prä­sen­ti­sche und sogar eine fu­tu­ri­sche Aus­rich­tung. Dabei un­ter­schei­det man zwi­schen zwei An­sät­zen bio­gra­fi­schen Ler­nens: Der bio­gra­fi­schen Selbst­re­fle­xi­on sowie der Aus­ein­an­der­set­zung mit Fremd­bio­gra­fi­en.1

His­to­risch war nach dem 2. Welt­krieg das Ler­nen an Bio­gra­fi­en im schu­li­schen Kon­text aus po­li­ti­schen und his­to­ri­schen Grün­den lange ver­pönt, ob­wohl be­reits Al­bert Ban­d­u­ra (1963/65) auf die Be­deu­tung des Ler­nens von Vor­bil­dern, dem so­ge­nann­ten Mo­dell- bzw. Imi­ta­ti­ons­ler­nen, hin­wies:2 So sei das Imi­ta­ti­ons­ler­nen wenig kon­trol­lier­bar und es könn­ten z.B. auch Hal­tun­gen ma­ni­pu­liert wer­den oder an­de­re Ein­stel­lun­gen un­re­flek­tiert über­nom­men wer­den. Das galt auch für den Re­li­gi­ons­un­ter­richt: Dem Ler­nen an Bio­gra­fi­en als ei­gen­stän­di­gem Lern­weg­zu­gang wurde so­wohl in­halt­lich als auch me­tho­disch wenig Be­ach­tung ge­zollt und so wurde die Ar­beit an Bio­gra­fi­en ins­ge­samt der (li­te­ra­ri­schen) Quel­len­ar­beit bzw. den ver­schie­de­nen Me­tho­den der Text­ar­beit un­ter­ge­ord­net.

Auf der an­de­ren Seite ist die Bio­gra­fie­ar­beit je­doch ge­ra­de mit dem Schul­fach Re­li­gi­on be­züg­lich In­halt und Aus­rich­tung ver­knüpft: Be­trach­tet man z.B. die in der Bibel nar­ra­tiv ge­schil­der­te Er­fah­run­gen mit Gott, so sind diese immer an Le­bens­läu­fe, an mensch­li­che Schick­sa­le und exis­ten­zi­el­le bio­gra­fi­sche Er­fah­run­gen ge­bun­den. Und eben­so sind auch bei den Schü­ler_in­nen die ei­ge­nen Er­fah­run­gen mit Gott oder zu­min­dest ihre Rede über Got­te­s­er­fah­run­gen immer zu­gleich an deren ei­ge­ne Bio­gra­fie ge­knüpft. Für eine Her­aus­bil­dung einer „re­li­giö­sen Kom­pe­tenz“3 be­deu­tet dies, dass diese nur im Wech­sel­spiel mit der ei­ge­nen Bio­gra­fie zu er­ken­nen und zu ent­wi­ckeln ist.

Bio­gra­fi­sches Ler­nen hat nicht not­wen­dig ein klar de­fi­nier­tes „An­wen­dungs­wis­sen“ im Blick, son­dern ist in ge­wis­ser Hin­sicht immer „er­geb­nis­of­fen“, an­de­rer­seits lässt es sich zu­gleich von der ak­tu­el­len Le­bens­ge­stal­tung (An­wen­dung) nicht tren­nen und ist daher per se kom­pe­tenz­ori­en­tiert: So­wohl frem­de Bio­gra­fi­en als auch das Er­for­schen der ei­ge­nen (bis­he­ri­gen) Le­bens­ge­schich­te ma­chen dem Schü­ler/der Schü­le­rin in­di­rek­te Iden­ti­fi­ka­ti­ons­an­ge­bo­te.4

Dies ist be­son­ders eine Chan­ce für die Unter- und Mit­tel­stu­fe, in wel­cher die He­te­ro­ge­ni­tät ver­schie­de­ner Le­bens­ge­schich­ten von Schü­ler_in­nen sehr groß ist. Hier ste­hen Schü­ler_in­nen, die be­reits über be­droh­li­che exis­ten­zi­el­le Er­fah­run­gen ver­fü­gen (Tren­nung der El­tern, Um­zü­ge, Mob­bing, Flucht, Ver­trei­bung etc.), an­de­ren ge­gen­über, die in be­hü­te­ten Fa­mi­li­en- und Ge­sell­schafts­ge­fü­gen auf­wach­sen und oft über noch wenig dif­fe­ren­zier­te Er­fah­run­gen ei­ge­nen Seins in der Welt ver­fü­gen. Die fol­gen­den Ge­dan­ken und Me­tho­den sol­len daher Mut ma­chen, die Ar­beit an Bio­gra­fi­en wie­der stär­ker im Un­ter­richt zu ver­an­kern. Dabei gel­ten die meis­ten As­pek­te so­wohl für die Ar­beit an Fremd­biografien als auch für die au­to­bio­gra­fi­sche Ar­beit.

 

Bio­gra­fi­sches Ler­nen leis­tet "Welt­ver­or­tung"

Bio­gra­fi­sches Ler­nen als ei­ge­ne Iden­ti­täts­ar­beit

Kom­pe­ten­z­er­werb

Au­to­bio­gra­fie als Lern­ort

Au­to­bio­gra­fi­sches Ler­nen in der Schu­le

Vor­ge­hen bei der Au­to­bio­gra­fie­ar­beit

Me­tho­den der Um­set­zung

Li­te­ra­tur und In­ter­net­quel­len

 

1 Vgl. Stil­ler, E., Dia­lo­gi­sche Fach­di­dak­tik Band 2, S. 288. Bio­gra­fie­for­schung

2 Vgl. hier­zu Ko­lod­ziej, L.: Ler­nen am Mo­dell, 2013; Mendl, H.: Mo­del­le – Vor­bil­der - Leit­fi­gu­ren, S. 70.

3 Zum Be­griff einer „re­li­giö­sen Kom­pe­tenz“, die sich nach Hemel in die­sen fünf Di­men­sio­nen ma­ni­fes­tiert: der re­li­giö­ser Sen­si­bi­li­tät (Wahr­neh­men und Be­schrei­ben re­li­giö­ser Phä­no­me­ne), der re­li­giö­sen In­halt­lich­keit (Ver­fü­gen von Wis­sen, Ori­en­tie­rungs- und Deu­tungs­mus­tern), dem re­li­giö­sen Aus­drucks­ver­hal­ten (Be­ur­tei­lung und Über­nah­me von re­li­giö­sen Rol­len und Hand­lungs­mög­lich­kei­ten), schließ­lich der re­li­giö­sen Kom­mu­ni­ka­ti­on (Be­ur­tei­lung und Dia­log­fä­hig­keit) sowie der re­li­giö­sen Par­ti­zi­pa­ti­on (re­li­gi­ös mo­ti­vier­te Le­bens­ge­stal­tung) (nach Hemel). Vgl. Fi­scher, D./ El­sen­bast, V.: re­li­giö­se Bil­dung, S. 17.

4 Hier wird auf den Kom­pe­tenz­be­griff von Wei­nert und Klie­me zu­rück­ge­grif­fen: „Kom­pe­ten­zen sind `die bei In­di­vi­du­en ver­füg­ba­ren oder durch sie er­lern­ba­ren ko­gni­ti­ven Fä­hig­kei­ten und Fer­tig­kei­ten, um be­stimm­te Pro­ble­me zu lösen, sowie die damit ver­bun­de­nen mo­ti­va­tio­na­len, vo­li­tio­na­len (d.h. ab­sichts- und wil­lens­be­zo­ge­nen) und so­zia­len Be­reit­schaf­ten und Fä­hig­kei­ten, um die Pro­blem­lö­sun­gen in va­ria­blen

Si­tua­tio­nen er­folg­reich und ver­ant­wor­tungs­voll nut­zen zu kön­nen.´“ Zi­tiert nach Bin­der, T., Auf­bau­en­des Ler­nen. Auf­bau­en­des Ler­nen in der Se­kun­dar­stu­fe I; Ma­te­ri­al zur ZPG I, S. 4

Vgl. Mendl, H.: Ler­nen, S. 13.

 

Ler­nen an Bio­gra­fi­en: Ein­füh­rung und Me­tho­den: Her­un­ter­la­den [docx][275 KB]

Ler­nen an Bio­gra­fi­en: Ein­füh­rung und Me­tho­den: Her­un­ter­la­den [pdf][903 KB]

 

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