Erscheint alles allen gleich?
Sokrates hat Schwierigkeiten, die Definition anzunehmen, dass Wissen Wahrnehmung sei. Daher bringt er für diese Frage das Phänomen der Bewegung und der Veränderlichkeit in die Diskussion:
- SOKRATES: Gewiss nicht, Theaitetos. Zumal auch dies noch hinlängliche Beweise sind für diese Behauptung, dass nämlich allemal das, was zu sein scheint, und das Werden die Bewegung verursacht, das Nichtsein aber den Untergang die Ruhe. Denn Wärme und Feuer, welche dann wieder die andern Dinge erzeugen und in Ordnung halten, werden selbst erzeugt durch Umschwung und Reibung, diese aber sind Bewegung. Oder sind dies nicht die Entstehungsarten des Feuers?
- THEAITETOS: Dies sind sie freilich.
- SOKRATES: Ferner entsprosst ja auch das Geschlecht der Lebenden aus eben diesen Ursachen.
- THEAITETOS: Wie anders?
- SOKRATES: Und wie? Der ganze Zustand des Leibes, wird er nicht durch Ruhe und Trägheit zerrüttet, durch Leibesübungen aber und Bewegungen im Ganzen wohl erhalten?
- THEAITETOS: Ja.
- SOKRATES: Und der Zustand der Seele ebenso, pflegt sie nicht durch Lernen und Fleiß, welches Bewegungen sind, Kenntnisse zu erwerben und festzuhalten und so besser zu werden, durch die Ruhe aber, welche sich in Gedankenlosigkeit und Trägheit zeigt, nichts zu lernen nicht nur, sondern auch das Gelernte zu vergessen?
- THEAITETOS: Ganz gewiss. (Übersetung Schleiermacher)
Frage zur Vertiefung:
Sokrates widerlegt die getroffene Definition, dass Wissen Wahrnehmung sei. Veranschau-lichen Sie in einer Mindmap, mit welchen Argumenten Sokrates dieser Aussage widerspricht.
Die Maieutik des Sokrates (Platon: Herunterladen [docx][76 KB]
Theaiteos 148c – 155c): Herunterladen [pdf][1007 KB]
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