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Mut zur Ko­mö­die

Ohne ihn ge­le­sen zu haben,
läßt sich kaum wis­sen,
wie dem Men­schen sau­wohl sein kann.
G. W. F. Hegel:
Vor­le­sun­gen über die Äs­the­tik
(1835 – 1838)

Aris­to­pha­nes ge­hört nicht zu den am häu­figs­ten im grie­chi­schen Lek­tü­reun­ter­richt ge­le­se­nen Au­to­ren. Noch nicht? Hier ist ein Schatz zu heben. Neh­men wir zum Bei­spiel die Ὄρνιθες. Die Spra­che: rei­nes At­tisch. Das Vo­ka­bu­lar: Neben or­ni­tho­lo­gi­schem Spe­zi­al­wort­schatz (den man reich­lich an­ge­ben wird) ganz viele pla­ton­re­le­van­te Wör­ter. Der Schwie­rig­keits­grad der syn­tak­ti­schen Struk­tu­ren: ver­gli­chen mit Pla­ton mäßig. Das alles sind nun Grün­de, warum man nicht auf diese Lek­tü­re ver­zich­ten muss. Warum aber soll man sie wäh­len? Das Stück galt schon immer als das far­ben­freu­digs­te Stück des Dich­ters. Die Bühne vol­ler Vögel aller Art – wun­der­ba­rer Stoff für’s Kopf­ki­no oder für Ver­su­che der bild­ne­ri­schen oder dar­stel­len­den In­ter­pre­ta­ti­on. Und der In­halt? Ein Aus­stei­ger wird zum Herr­scher des Uni­ver­sums. Durch die dem­ago­gi­sche Macht sei­ner so­phis­ti­schen Be­red­sam­keit. Peis­he­tairos, der an­fangs große Mühe hat, sich bei den Vö­geln Gehör zu ver­schaf­fen, wird zum ty­ran­ni­schen Be­herr­scher der Men­schen, der Göt­ter und der Vögel. Das zu ver­fol­gen ist zu­gleich ur­ko­misch und be­ängs­ti­gend. Die The­ma­tik kann ak­tu­el­ler gar nicht sein im Zeit­al­ter von Fake News und Fak­ten­fin­dern, in einer Epo­che der Be­dro­hung der De­mo­kra­tie durch olig­ar­chi­sche Eli­ten, in einer Zeit, in der die Welt­po­li­tik immer mehr dem bru­ta­len Recht des Stär­ke­ren un­ter­wor­fen wird. Pol­ti­sche Sa­ti­re vom Feins­ten und ein Feu­er­werk an wit­zi­gen Ein­fäl­len? Voilà die Ὄρνιθες des Aris­to­pha­nes. Meine Schü­ler haben schon viel ge­lacht!

Rein­hard Bode, Baden-Baden

 

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Wei­ter zu Di­dak­ti­sche Hin­wei­se