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Wozu ein Orientierungsrahmen?

Beim Lehren und Lernen in Schule, Aus- und Weiterbildung gewinnen digitale Medien zunehmend an Bedeutung. Es gibt kaum Seminarveranstaltungen und Klassenunterricht, in denen nicht zu irgendeinem Zeitpunkt Materialien digital bereitgestellt und Internetrecherchen aufgetragen werden. Auch die Kommunikation erfolgt ergänzend zu der unmittelbaren Ansprache zunehmend über Plattformen oder E-Mail, SMS und Facebook.

Informations- und Kommunikationsmedien gehören somit zum festen Inventar der Präsenzlehre. Der Begriff „Präsenzlehre“ bezieht sich auf Organisationsformen des Lehrens und Lernens, bei denen die Teilnehmer an festen Orten zusammenkommen und unabhängig davon, ob die Gesamtgruppe gemeinsam unterrichtet wird oder kleinere Einheiten von Sozialformen gebildet werden (Gruppenarbeit, Partnerarbeit, Einzelarbeit). In diesem Rahmen ermöglichen Informations- und Kommunikationsmedien individualisiertes Lernen, Kooperation und Kommunikation, flexible Gestaltung und Verbreitung von Lehr-/Lernmaterialien.

In Bereichen, bei denen die Lehre nicht an feste Orte gebunden ist wie dem Fernstudium kommt Informations- und Kommunikationsmedien eine Schlüsselrolle zu. Indem sie die klassischen Studienbriefe ersetzen, sind sie Träger der Arbeitsmaterialien und zugleich der – virtuelle - Ort, an dem Lernen stattfindet. Dadurch dass dieser Raum zu jeder Zeit offen steht und von überall dort angesteuert werden kann, wo ein Internetzugang besteht, ist ein Lernen möglich, das der Einzelne im hohem Maße selber organisieren kann. Das meint Lerngeschwindigkeit und –zeitpunkte ebenso wie etwa die Häufigkeit des Durchlaufens bestimmter Aufgaben.

Dieses „Distanzlernen“, das wegen der eingesetzten Mittel auch als "E-Learning" bezeichnet werden kann, bleibt durch die fortschreitende Durchdringung der Gesellschaft mit einer dafür erforderlichen technischen Ausstattung nicht auf das Fernstudium beschränkt.

Mandl/ Kopp (2006) geben zu bedenken, dass reines E-Learning nur in wenigen, klar definierten Zusammenhängen nachhaltige Lernprozesse ermögliche. Ansonsten sei E-Learning auf Präsenzlehre als wesentliche Ergänzung angewiesen, da erst in der Kombination von Beidem didaktisch ertragreiche Lehr-Lern-Angebote entstünden, die Akzeptanz bei Lehrenden und Lernenden fänden. Kritischer Punkt ist hier vor allem die Planung und Inszenierung personaler Begegnung sowie die personale Betreuung und Begleitung des Lernens.

Auch im schulischen Zusammenhang gibt es Phasen, die man als Distanzlernen bezeichnen kann. Immer dann, wenn die Lerner Hausaufgaben erledigen, Referate erarbeiten oder außerschulische Projektarbeit leisten, sind sie nicht in einem realen Raum physisch präsent und bedienen sich hier zunehmend digitaler Medien und tauschen sich untereinander z.B. über soziale Netzwerke aus.

Ein naheliegender Gedanke ist es da, dass ein Mehrwert für beide Lehr-/Lernarrangements entstünde, wenn man aus diesen jeweils die geeignetsten Elemente auswählte und sie systematisch zu einem neuen Ganzen zusammenführte. Für solche gemischten (engl. "to blend") Lehr-/Lernarrangements hat sich die Bezeichnung "Blended Learning" etabliert. Der Begriff ist zunächst inhaltsneutral und besagt nichts Anderes als die genannte Verbindung heterogener Lehr-/Lernphasen mit Präsens- und E-Learning-Elementen. Blended Learning ist folglich auch kein selbsterklärendes didaktisches Konzept, sondern es bedarf der Füllung.

„Blended Learning ist allenfalls eine breite Klammer, die zusammenhalten soll, was guten Unterricht in einer Zeit und Gesellschaft ausmacht, in der digitale Medien bereits selbstverständlich zur Information, Kommunikation und Unterhaltung genutzt werden. Bestenfalls ist Blended Learning eine Aufforderung, die Lehr-Lernpotenziale der (immer wieder neuen) digitalen Medien didaktisch sinnvoll zu nutzen. Und was didaktisch sinnvoll ist, hängt von den Zielen, Inhalten und Bildungskontexten ab.“ (Reinmann, 2011)

Zu diesem Zweck wurde dieser Orientierungsrahmen verfasst. Er soll eine schnelle, zielführende Orientierung für den Unterrichtsplaner bieten, der in der oben umrissenen Richtung seine Lehre gestalten will. Es wird dabei exemplarisch vorgegangen und keine Gesamtschau aller denkbaren Handlungsalternativen angeboten. Für weiterreichende Fragen sei auf einschlägige Literatur verwiesen. 1

Der Orientierungsrahmen folgt einer Planungslogik:

 

 


1 Hier sind v.a. zu nennen Issing et al. (2002), Niegemann et al. (2008), Klimsa et al. (2011); Prägnant, umfassend und zudem im Internet frei verfügbar; Reinmann (2011).