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Methodisch-didaktischer Kommentar

3.0.3.1 (Selbst-) Darstellung in Medien

Die Schülerinnen und Schüler können am Beispiel medialer (Selbst‑) Darstellungen deren Wirkungen aufzeigen und erläutern. Sie können zugrundeliegende Wünsche und Interessen erfassen und in ihrer Bedeutung diskutieren. Sie können zu medialen (Selbst‑) Darstellungen im Hinblick auf einen selbstbestimmten und verantwortungsvollen Umgang Stellung nehmen.

Die Schülerinnen und Schüler können

  1. unterschiedliche Formen medialer (Selbst‑) Darstellung (zum Beispiel in sozialen Netzwerken,Foren, Spielen) beschreiben und vergleichen
  2. Wirkungen verschiedener medialer (Selbst‑) Darstellungen identifizieren und im Hinblick auf Wünsche und Interessen von Rezipienten (zum Beispiel Zugehörigkeit, Idol) untersuchen
  3. mögliche Interessen und Absichten (zum Beispiel Beliebtheit, Profit) bei der Produktion medialer (Selbst‑) Darstellungen (zum Beispiel Bildbearbeitung, Sprache) erschließen und sich damit auseinandersetzen
  4. Hinweise für einen verantwortungsvollen und selbstbestimmten Umgang mit medialen (Selbst‑)Darstellungen erarbeiten und begründen

Die Altersgrenze, ab der Jugendliche die neue Generation digitaler Medien nutzen, sinkt immer weiter (z.B. „Instagram“, „Snapchat“ etc., wohingegen „Facebook“ bereits als Medium älterer Generationen abgelehnt wird). Sie sind bereits bei Schülerinnen und Schülern der fünften und sechsten Klassen verbreitet.

Bei der Unterrichtsidee „Soziale Medien – bleiben oder aussteigen?“ werden zunächst ganz allgemein die Erfahrungen der SuS über soziale Medien eingeholt und eine vereinfachte Definition dieses Begriffes gegeben.

In einem nächsten Schritt sollen v.a. zwei Aspekte thematisiert werden: Erstens geht es darum, für das Suchtpotential dieser Medien zu sensibilisieren. Zweitens werden Beispiele dafür gegeben, dass es möglich ist, diese Medien zu verlassen ohne notwendigerweise von Peergroups völlig ausgeschlossen zu werden. Da nicht davon auszugehen ist, dass alle SuS dieser Jahrgangsstufe soziale Medien in größerem Umfang nutzen und über die entsprechenden Erfahrungen verfügen, kommen zwei Materialien zum Einsatz, in denen junge Menschen berichten, worunter sie im Umgang damit litten (z.B. Unterschied virtuelles und wirkliches Leben etwa mit Blick auf zwischenmenschliche Beziehungen, Zeitaufwand, medial auferzwungene Selbstdarstellungen etc.) und warum sie sich weitgehend aus diesen Plattformen zurückgezogen haben.

Durch das Bild der Schauspielerin Angelina Jolie, das zwar keinen drastischen, aber doch erkennbaren Unterschied in geschminktem und in ungeschminkten Zustand zeigt, wird zusätzlich visuell demonstriert, was von beiden „Aussteigern“ als Argument angeführt wird, nämlich die manipulierte Darstellung der Wirklichkeit. In einem nächsten Schritt sollen die SuS dann reflektieren, ob sie die jeweils angegebenen Gründe nachvollziehen können oder ob es für sie andere Gründe dafür gäbe bzw. dafür, sich erst gar nicht verstärkt darauf einzulassen. Zur Binnendifferenzierung folgt dann die Frage, worauf sie andererseits durch einen solchen Schritt verzichten würden.

Der folgende Unterrichtsvorschlag Ich in sozialen Medien – im richtigen Leben“ kann nur dann sinnvoll eingesetzt werden, wenn die gesamte Lerngruppe oder doch die Mehrheit bereits intensiv die sozialen Medien benutzt. Hierbei soll zunächst eine Art Bestandsaufnahme des Medienverhaltens der Schülerinnen und Schüler vorgenommen werden. Dabei sollen sie ihre eigenen Motive, die Medien zu nutzen, klären,und sich darüber Gedanken machen, inwieweit sie dabei z.B. einem Gruppendruck ausgesetzt sind.

Im Anschluss reflektieren sie darüber, ob und warum sie sich auf den Plattformen in besonderer Weise darstellen, und arbeiten ihre Identität in den Medien und im „wirklichen“ Leben kontrastiv heraus.

In dem Unterrichtsvorschlag „Influencer – normal oder ,problematisch‘?“ soll das stark verbreitete Phänomen der Influencer, die in ihren Videos für kommerzielle Produkte werben, behandelt werden. Die SuS sehen zunächst einen Clip der im Internet sehr bekannten Influencerin Bibi („Bibis Beaty Place“) an. Sie sollen über die Gründe spekulieren, warum die junge Frau dieses Video gedreht hat und ganz konkret herausfinden, welche und wieviele Produkte darin identifiziert werden können. Dann wird der Fokus auf die Art und Weise der Darstellung gelegt: welche Atmosphäre wird erzeugt bzw. wie spricht Bibi ganz konkret zu ihren Zuschauerinnen und Zuschauern?

In einem letzten Schritt sollen die SuS unter der bewusst plakativen Fragestellung „Siehst du ein Problem darin, dass es Influencer?“ gibt, in Ansätzen über das Fragwürdige dieses Phänomens reflektieren. Hier könnte es u.a. darum gehen, dass Influencer mit Hilfe einer quasi-freundschaftlichen Adressierung ihres Publikums neben anderen Gründen (z.B. Anerkennung, „Gelikt“-Werden) auch kommerzielle Interessen verfolgen.

Der Unterrichtsvorschlag „Wirklichkeit und Schein?“ legt den Schwerpunkt auf die Motive, warum sich viele Menschen in den sozialen Medien in vorteilhafter Pose darstellen. Ausgehen von zwei Bildern, einer schönen Frau sowie der Instagram-Seite des bekannten Bloggers Lulian Bam, sollen die SuS zunächst ganz konkret herausarbeiten, wie diese Personen sich darstellen, um dann über Motive zu reflektieren, warum sie das auf diese Art tun. Ausgehend von sehr wertschätzenden Kommentaren auf Bams Seite gehen die SuS dann der Frage nach, was zusätzlich zu Bewunderung, Unterhaltung usw. dazu kommen muss, damit die SuS sagen würden, sie folgten jemandem nicht nur, sondern seien mit ihm befreundet. So sind die SuS gezwungen, ihr Konzept von Freundschaft aus dieser Perspektive zu klären.

Im Anschluss wird Platons Höhlengleichnis eingesetzt: Hier kann es nicht um die dort im Zusammenhang mit den anderen Gleichnissen von Platon thematisierten gnoseologischen Fragestellungen gehen; es soll vielmehr dazu verwendet werden, den Fokus auf die (potentielle) Macht der Menschen zu legen, die die schattenwerfenden Gegenstände vorübertragen, die Realität der Gefesselten zu beeinflussen bzw. zu bestimmen. Dies geschieht aber nicht auf abstrakte, sondern konkrete Weise im Anschluss an das Zuvor behandelte: Die SuS sollen nun entweder von der Lehrerin, dem Lehrer vorgegebene oder selbst recherchierte, typisch vorteilhafte Selbstdarstellungen an die entsprechenden Stellen einer stark vereinfachten Zeichnung des Gleichnisses aufkleben. Ebenso untersuchen sie, ob auch die „Aussteiger“ und Influencer irgendeiner Stelle des Bildes zugeordnet werden können. Hier könnten sie z.B. zu der Einschätzung gelangen, die Menschen, die die Gegenstände vorüber tragen, seien Influencern vergleichbar (oder nicht, für beide Positionen können Gründe angegeben werden) oder Johannes und Essana hätten eine ähnliche Rolle wie der Mann, der in die Höhle zurückkehrt, um die Menschen vor den Schatten über ihre Situation aufzuklären.

Erst nach diesen Vorarbeiten geht es um die Frage, ob und inwieweit die Instagram-Welt mit der Situation in Platon Höhle vergleichbar ist.

Den Abschluss bildet der Unterrichtsvorschlag „Medien und Freundschaften“. Hier geht es um die Auswirkungen von Medien auf soziale Beziehungen, fokussiert auf Freundschaften. Zwar wird diese Frage später im Bildungsplan (Standard 7/8, 3.1.3.1 (1) sowie im weitesten Sinne 9/10, 3.2.3.1 (3)) thematisiert, doch kann sie auch bei der frühen Auseinandersetzung mit „(Selbst-)Darstellung in Medien“ nicht ganz außen vor bleiben.

Die Schülerinnen und Schüler analysieren zunächst, welche Rolle soziale Medien für ihre Freundschaften spielen und wie das Verhältnis von Freundschaften innerhalb und außerhalb dieser Medien bzw. deren Schnittmenge in etwa beziffert werden kann und welche Unterschiede dazwischen bestehen.

In einem nächsten Schritt kommt die ethisch-moralische Perspektive in den Blick: Sie sollen ein AB bearbeiten, in dem detailliert gefragt wird, wie man sich ihrer Meinung nach in sozialen Medien zu verhalten hat.

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