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Ar­beits­blatt 7a: Lern­zir­kel Sta­ti­on 1

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Ar­beits­blatt 7a: Lern­zir­kel Sta­ti­on 1

Zell­tei­lung - le­bens­wich­tig oder tod­brin­gend?

Eine all­täg­li­che Grat­wan­de­rung

„Am An­fang war das Feuer" lau­te­te ein Spiel­film­ti­tel in den 80er Jah­ren. Die Kennt­nis­se zur Feu­er­er­zeu­gung sowie deren Wei­ter­ga­be an die Nach­kom­men ist zwei­fels­oh­ne einer der Mo­to­ren der kul­tu­rel­len Ent­wick­lung des stein­zeit­li­chen Men­schen. Das Feuer der bio­lo­gi­schen Evo­lu­ti­on sind spon­ta­ne (d.h. na­tür­lich ver­ur­sacht) oder durch Mu­ta­ge­ne aus­ge­lös­te Ver­än­de­run­gen des Erb­guts. Bei­spie­le für Ver­än­de­run­gen der Erb­sub­stanz sind Ba­sen­aus­tau­sche, Ent­fer­nung (= De­le­ti­on) oder Neu­ein­fü­gung (= In­ser­ti­on) von Basen in den DNA-Strang. Sta­tis­tisch ge­se­hen kön­nen sol­che Ver­än­de­run­gen in co­die­ren­den und nicht-co­die­ren­den DNA-Ab­schnit­ten auf­tre­ten; sie kön­nen aber auch DNA-Se­quen­zen be­tref­fen, die für die Re­gu­la­ti­on und Ko­or­di­na­ti­on der Ge­n­ex­pres­si­on ver­ant­wort­lich sind (= Pro­mo­tor, En­han­cer, Si­len­cer). Sol­che Ver­än­de­run­gen im Erb­gut sind keine Aus­nah­me­er­schei­nun­gen, die nur Men­schen be­son­de­rer Ri­si­ko­grup­pen be­tref­fen, son­dern er­eig­nen sich täg­lich in un­se­rem Kör­per - bei einer Mu­ta­ti­ons­ra­te von 1 auf je 10.000 Zel­len und einer Ge­samt­zahl von etwa 4 Bil­li­ar­den Zel­len (das ist eine Zahl mit 15 Nul­len) auch nicht so ver­wun­der­lich. Im Nor­mal­fall wer­den Zel­len, die auf­grund schwer­wie­gen­der, ir­re­pa­ra­bler Mu­ta­tio­nen oder einer An­samm­lung meh­re­rer Mu­ta­tio­nen funk­ti­ons­un­tüch­tig ge­wor­den sind, in den "Zell­selbst­mord" (= Apo­pto­se ) ge­zwun­gen. Es han­delt sich hier­bei um einen ak­ti­ven Pro­zess der Zelle, der unter ge­ne­ti­scher Kon­trol­le steht: der Zell­kern zer­fällt, die Erb­sub­stanz wird zer­klei­nert, die Zelle schrumpft und zer­fällt in mem­bra­num­hüll­te Bläs­chen. Die "Ha­ra­ki­ri"-Zelle sorgt sogar noch für das Re­cy­cling der ei­ge­nen Reste, indem Nach­bar­zel­len und Fress­zel­len des Im­mun­sys­tems sti­mu­liert wer­den, die Bläs­chen auf­zu­neh­men und zu ver­wer­ten.

Bei sehr we­ni­gen Zel­len kön­nen die DNA-Schä­den weder re­pa­riert noch das Selbst­mord­pro­gramm ge­star­tet wer­den. Eine Krebs­er­kran­kung geht immer auf eine ein­zel­ne Zelle zu­rück, in deren Erb­sub­stanz sich zahl­rei­che, gra­vie­ren­de Ver­än­de­run­gen an­ge­häuft haben und die somit in ihrem Tei­lungs­ver­hal­ten nicht mehr kon­trol­lier­bar ist. Wäh­rend sich bei­spiels­wei­se nach einer Schnitt­ver­let­zung noch in­tak­te Haut­zel­len in der Wund­re­gi­on auf­grund äu­ße­rer Ein­flüs­se wie Wachs­tums­fak­to­ren nur so lange tei­len, bis die Ge­we­be­lü­cke wie­der ge­schlos­sen ist, tei­len sich Tu­mor­zel­len un­ab­hän­gig von Wachs­tums­fak­to­ren ste­tig wei­ter (= Ver­lust der Pro­li­fe­ra­ti­ons­kon­trol­le ). So­bald eine nor­ma­le Zelle mit an­de­ren Zel­len im Ge­we­be zu­sam­men­trifft, hört sie auf sich zu tei­len. Dies be­zeich­net man als Kon­tak­tin­hi­bi­ti­on. Dar­über hin­aus un­ter­schei­det sich eine Tu­mor­zel­le von Zel­len des um­lie­gen­den Ge­we­bes durch große Zell­ker­ne mit gro­ßen Nu­cleo­li. Die Zel­len haben eine an­de­re Ge­stalt und er­fül­len ihre ur­sprüng­li­che Funk­ti­on nicht mehr. Auf mo­le­ku­la­rer Ebene gibt es zahl­rei­che Ver­än­de­run­gen im Zel­lin­ne­ren, auf der Zell­ober­flä­che und hin­sicht­lich der Ab­ga­be von Stof­fen. So führt die Frei­set­zung von zahl­rei­chen Ge­we­be­fak­to­ren und En­zy­men zum einen zur Neu­bil­dung von Blut­ge­fä­ßen (= An­gio­ge­ne­se }. Sie ist not­wen­dig, um den wach­sen­den Tumor aus­rei­chend mit Sau­er­stoff und Nähr­stof­fen zu ver­sor­gen. Zum an­de­ren sind diese Stof­fe ver­ant­wort­lich dafür, dass sich ein­zel­ne Tu­mor­zel­len aus dem ur­sprüng­li­chen Zell­ver­band lösen kön­nen (= Ver­lust der Po­si­ti­ons­kon­trol­le }. We­ni­gen Tu­mor­zel­len ge­lingt es (schät­zungs­wei­se nur 1 von 10.000), über Blut- oder Lymph­ge­fä­ße im Kör­per aus­ge­brei­tet zu wer­den, die Ge­fä­ße wie­der zu ver­las­sen, sich in an­de­ren Or­ga­nen an­zu­sie­deln und sich dort zu ver­meh­ren. Es ent­ste­hen so ge­nann­te Toch­ter­ge­schwüls­te (= Me­ta­sta­sen }.

Nach neu­es­ten Er­kennt­nis­sen geht man davon aus, dass im ur­sprüng­li­chen Tu­mor­ge­we­be wie in den Me­ta­sta­sen so ge­nann­te Tu­mor­stamm­zel­len exis­tie­ren. Diese sich lang­sam tei­len­den Tu­mor­zel­len sind zur Selbst­er­neue­rung fähig, gegen die kon­ven­tio­nel­le Strah­len- und Che­mo­the­ra­pie re­sis­tent und kön­nen zu allen im Tumor vor­kom­men­den dif­fe­ren­zier­ten Zel­len aus­rei­fen.

Glos­sar:

Mu­ta­gen : Che­mi­sche Sub­stanz oder äu­ße­rer Fak­tor (Strah­len, Tem­pe­ra­tur, Viren), der erb­gut­ver­än­dernd wirkt

Pro­mo­tor : DNA-Be­reich eines Gens, der die Start­stel­le und Häu­fig­keit der Tran­skrip­ti­on fest­legt

En­han­cer : DNA-Be­reich, der die Häu­fig­keit der Tran­skrip­ti­on ver­stärkt

Si­len­cer : DNA-Be­reich, der die Häu­fig­keit der Tran­skrip­ti­on ver­min­dert

Quer­schnitt Haut

Haut1  
Haut2  
Haut3  
Haut4  

Auf­ga­ben:

  1. Ord­nen Sie kur­siv her­vor­ge­ho­be­ne Be­grif­fe und Vor­gän­ge im Text den je­wei­li­gen Sche­ma­zeich­nun­gen zu! Er­klä­ren Sie diese Be­grif­fe und Vor­gän­ge kurz mit ei­ge­nen Wor­ten!
  2. Be­rech­nen Sie die An­zahl an Mu­ta­tio­nen pro Tag im mensch­li­chen Kör­per. Er­läu­tern Sie, wes­halb trotz die­ser An­zahl die Krebs­ent­ste­hung ver­gleichs­wei­se ein sel­te­nes Er­eig­nis ist.