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In­di­rek­te Be­wei­se

In der sechs­ten Stun­de ste­hen Übun­gen zum Be­wei­sen durch Be­weis der Kon­tra­po­si­ti­on an, die in der er­wei­ter­ten Va­ri­an­te durch Übun­gen zu Wi­der­spruchs­be­wei­sen er­gänzt wer­den kön­nen.
Als Über­schrift des Ar­beits­blat­tes wurde daher "In­di­rek­te Be­wei­se" ge­wählt. Falls Ihnen das für Ihre Lern­grup­pe zu weit gehen soll­te, kön­nen Sie die Über­schrift an­pas­sen und die Auf­ga­ben 4, 5 und 6 über­sprin­gen oder nur zur Dif­fe­ren­zie­rung in­di­vi­du­ell ein­set­zen.

Der Stun­den­schwer­punkt soll­te auf dem Be­weis der Um­keh­rung des Sat­zes des Tha­les lie­gen, der in Auf­ga­be 1 ("Tha­les & Co: Im­pli­ka­ti­on oder Äqui­va­lenz?") an­ge­bo­ten wird. Eine aus­führ­li­che Do­ku­men­ta­ti­on ver­schie­de­ner Be­weis­va­ri­an­ten des Kehr­sat­zes des Sat­zes des Tha­les fin­det man im Hin­ter­grund­ma­te­ri­al der Klas­se 81. Dort wurde der Kehr­satz be­reits auf di­rek­tem Weg be­wie­sen, woran man nun bei der Be­hand­lung des Be­wei­ses durch Kon­tra­po­si­ti­on an­knüp­fen kann. Falls aus­rei­chend Zeit vor­han­den ist, könn­te man vorab auch eine der an­de­ren Be­weis­va­ri­an­ten wie­der­ho­len und dabei z.B. die zen­tri­sche Stre­ckung oder den Um­kreis­mit­tel­punkt ein­bin­den, um durch den Ver­gleich den Vor­teil des Be­wei­ses der Kon­tra­po­si­ti­on her­aus­zu­ar­bei­ten. Eine wei­te­re loh­nens­wer­te Ver­tie­fung wäre die Wie­der­ho­lung des Um­fangs­win­kel­sat­zes aus Klas­se 9 als Ver­all­ge­mei­ne­rung des Sat­zes des Tha­les.

Die un­ter­richt­li­che Um­set­zung kann fle­xi­bel an­ge­passt wer­den, denk­bar wäre z.B.:

  • Freie Be­weis­füh­rung ohne Tipps
  • Frei­er Be­weis, mit vor­he­ri­gem Hin­weis zur Fall­un­ter­schei­dung (wie vor­ge­se­hen)
  • Ge­mein­sa­me Er­ar­bei­tung eines Fal­les, Be­weis des an­de­ren als An­schluss­auf­trag
  • Dif­fe­ren­zier­te Hilfe durch Info-Kar­ten (z.B. mit Teil­pas­sa­gen der Mus­ter­lö­sung, ggf. auch in Form eines Be­wei­s­puz­zles für Fall 1, auf des­sen Basis dann Fall 2 be­ar­bei­tet wer­den kann)
  • Keine Vi­sua­li­sie­run­gen vor­ge­ben und diese ggf. selbst fin­den las­sen

Un­ter­schei­dung zwi­schen Im­pli­ka­ti­on und Äqui­va­lenz

Nach­dem die Um­keh­rung im d)-Teil durch Kon­tra­po­si­ti­on be­wie­sen wurde, soll­te die Ge­le­gen­heit noch ge­nutzt wer­den, um im e)-Teil auf die die Un­ter­schei­dung zwi­schen einer Im­pli­ka­ti­on und Äqui­va­lenz ein­zu­ge­hen du auch deren sprach­li­che For­mu­lie­rung zu be­spre­chen.

Auf­ga­be 2 ("Teil­bar­keit durch 3") und Auf­ga­be 3 ("Voll­stän­dig ge­kürzt?") bie­ten zwei wei­te­re Übungs­be­wei­se, bei denen eben­falls sorg­fäl­tig zwi­schen Vor­aus­set­zung und Be­haup­tung sowie Um­keh­rung und Kon­tra­po­si­ti­on un­ter­schie­den wer­den muss. Bei der Be­hand­lung von Auf­ga­be 2 könn­te zu­sätz­lich auf das Be­wei­s­prin­zip der voll­stän­di­gen Fall­un­ter­schei­dung hin­ge­wie­sen wer­den, das bei den wei­te­ren Auf­ga­ben in ei­ni­gen Be­wei­sen ein­geht. Man könn­te es auch als Be­weis­ver­fah­ren be­zeich­nen, das oft in Kom­bi­na­ti­on mit an­de­ren Be­weis­ver­fah­ren ge­nutzt wird.

Auf der zwei­ten Seite kann mit Auf­ga­be 4 ("Ir­ra­tio­na­li­tät von ") ein Klas­si­ker der Wi­der­spruchs­be­wei­se aus Klas­se 8 wie­der­holt wer­den, um das Be­wei­s­prin­zip an einem be­kann­ten, aber wohl in Ver­ges­sen­heit ge­ra­te­nen Bei­spiel zu ak­ti­vie­ren. Der dabei ein­ge­bun­de­ne Be­weis­schritt zur glei­chen Pa­ri­tät von n2 und n wurde in der vor­an­ge­gan­ge­nen Stun­de vor­be­rei­tend be­wie­sen2.

Ver­tie­fung zu den Wi­der­spruchs­be­wei­sen: "Satz von Eu­klid"

Zur Vor­be­rei­tung des Klas­si­kers schlecht­hin unter den Wi­der­spruchs­be­wei­sen kann zu­nächst die Be­weis­übung in Auf­ga­be 5 ("Kleins­ter ech­ter Tei­ler") ge­nutzt wer­den, in der durch Fall­un­ter­schei­dung und Wi­der­spruch be­wie­sen wird, dass der kleins­te von 1 ver­schie­de­ne Tei­ler einer na­tür­li­chen Zahl stets eine Prim­zahl ist. Die­ser Be­weis wird den SuS mit vor­struk­tu­rier­ten Be­weis­schrit­ten vor­ge­legt, so dass die zu er­gän­zen­den Be­grün­dun­gen im Mit­tel­punkt ste­hen.

Dann bie­tet es sich an, ein­lei­tend die Frage nach der An­zahl der Prim­zah­len auf­zu­wer­fen und un­ter­su­chen zu las­sen. Zwi­schen 1 und 10 sind mit 2, 3, 5, 7 statt­li­che 40% der Zah­len prim, zwi­schen 1 und 100 sind es da­ge­gen nur noch 25%. Nach ers­ten Un­ter­su­chun­gen könn­te den SuS die fol­gen­de Über­sicht3 prä­sen­tiert wer­den:

Na­tür­li­che
Zah­len
1−10 1−100 1−1000 1−10.000 1−100.000 1−1.000.000
Prim­zahl­an­teil
in %
40 25 16,8 12,3 9,6 7,8

Die Ant­wort auf die na­he­lie­gen­de Frage, ob die Prim­zah­len ir­gend­wann ganz auf­hö­ren, dürf­te be­kannt sein, trotz­dem könn­te man hier fol­gen­des ein­fa­che Ar­gu­ment an­füh­ren: "Je grö­ßer eine na­tür­li­che Zahl ist, desto mehr klei­ne­re Zah­len gibt es, die alle Tei­ler die­ser Zahl sein könn­ten."

"Das Fas­zi­nie­ren­de am Be­weis von Satz 2 [Satz des Eu­klid] ist, dass er ge­ni­al ein­fach ist und zu­gleich ex­em­pla­risch sehr gut die Stär­ken ma­the­ma­ti­scher Ar­gu­men­ta­ti­on auf­zeigt. Selbst im ge­gen­wär­ti­gen Com­pu­ter­zeit­al­ter kön­nen wir näm­lich die­sen Satz durch noch so sys­te­ma­ti­sches Aus­pro­bie­ren mit den leis­tungs­stärks­ten Com­pu­tern nicht be­wei­sen. Wir kön­nen so zwar im Laufe der Zeit – nach un­se­ren bis­he­ri­gen Er­fah­run­gen – ver­mut­lich eine grö­ße­re Prim­zahl fin­den, wir kön­nen aber so nicht be­grün­den, dass es keine größ­te Prim­zahl gibt."4

In Auf­ga­be 6 ("Satz von Eu­klid") kann dann der zeit­los schö­ne Satz be­wie­sen wer­den, dazu wurde wie bei Auf­ga­be 5 ein vor­struk­tu­rier­ter Be­weis ein­ge­bun­den.

An­mer­kung

Den Be­weis gibt es in zahl­rei­chen Va­ri­an­ten. U.a. könn­te man hier auch die di­dak­tisch stark re­du­zier­te Va­ri­an­te nach5 ein­set­zen, die für 8-Kläss­ler ge­dacht ist und im An­schluss an die Lö­sun­gen zu Auf­ga­be 6 ein­ge­bun­den wurde:

Be­weis: Satz des Eu­klid

Da 2 eine Prim­zahl ist, gibt es min­des­tens eine Prim­zahl. An­ge­nom­men, es gäbe nur end­lich viele Prim­zah­len p 1 , , p n mit n 1 . Dann be­trach­ten wir die ganze Zahl m := p 1 p 2 p n + 1 .

Da 2 eine Prim­zahl ist, ist m 1 und be­sitzt somit min­des­tens einen Prim­tei­ler. Da m nach Kon­struk­ti­on nicht durch p 1 , , p n teil­bar ist, muss es außer p 1 , , p n noch wei­te­re Prim­zah­len geben, im Wi­der­spruch zur An­nah­me. Also gibt es un­end­lich viele Prim­zah­len. □

Hier wird die Exis­tenz des Prim­tei­lers nicht be­wie­sen, son­dern "in­tui­tiv" an­ge­nom­men. Die For­mu­lie­rung "nach Kon­struk­ti­on" re­du­ziert die Ar­gu­men­ta­ti­on eben­so, da nicht hin­ter­fragt wird, warum m nicht durch eine der end­lich vie­len Prim­zah­len p 1 , , p n teil­bar ist. Schließ­lich wird am Ende be­reits von wei­te­ren Prim­zah­len im Plu­ral ge­spro­chen, ob­wohl vor­her nur von min­des­tens einer wei­te­ren Prim­zahl die Rede war.

Und den­noch ist der Kern der ge­ni­al ein­fa­chen Ar­gu­men­ta­ti­on er­kenn­bar, eben di­dak­tisch re­du­ziert. Even­tu­ell könn­te man diese For­mu­lie­rung den SuS vor oder nach dem Be­weis geben, um of­fe­ne Fra­gen for­mu­lie­ren zu las­sen, die dann mit einem aus­führ­li­che­ren Be­weis be­ant­wor­tet wer­den könn­ten.

Auf­ga­be 7 ("Ge­ra­de Ein­er­zif­fer") hält ab­schlie­ßend eine wei­te­re klei­ne Be­weis­übung zur Kon­tra­po­si­ti­on6 be­reit, die u.a. für die Vor­be­rei­tung auf wei­te­re ty­pi­sche Wett­be­werbs­auf­ga­ben ge­nutzt wer­den könn­te, bei denen Zahldar­stel­lun­gen im Zeh­ner­sys­tem eine Rolle spie­len.

Bei der Kon­zep­ti­on der ab­schlie­ßen­den Stun­den der Ein­heit wur­den neben ge­eig­ne­ten ein­füh­ren­den Auf­ga­ben auch di­ver­se Wett­be­werbs­auf­ga­ben zu Zah­len­sum­men und Prim­zah­len ein­ge­bun­den.

 

Un­ter­richts­ver­lauf: Her­un­ter­la­den [odt][320 KB]

Un­ter­richts­ver­lauf: Her­un­ter­la­den [pdf][215 KB]

 

1 Klas­se 8, Stun­de 3 "Satz des Tha­les - Be­weis des Kehr­sat­zes", in Datei "01_­geo_hin­ter­grund.odt", im Ma­te­ri­al­pa­ket der Klas­se 8 unter M03_­geo/1_hin­ter­grund

2 Auf­ga­be 3 ("Ge­ra­de Qua­drat­zahl"), AB Be­weis­ver­fah­ren, in der Datei M10au­g05_­Be­weis­ver­fah­ren.odt

3 nach [PAD], 2008, Kap. III, 2 Prim­zah­len – An­zahl, S.37 ff

4[PAD], a.a.O., S. 38

5[LOE], Kap. 2 "Von der Idee zum Be­weis", S. 10 ff.

6[GLO], Kap 2 Be­weis­me­tho­den, Auf­ga­be 2.7, S. 27

 

Wei­ter zu Ver­blüf­fen­de Sum­men