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Die Ent­de­ckung ex­tra­so­la­rer Pla­ne­ten

Vor­be­rei­tung (Stun­den 5 und 6 von 6):

http://​www.​mabo-​phy­sik.​de/​tra​nsit​meth​ode.​html

Ko­pie­ren des Ar­beits­blatts
10_eu­w_a­b_­tran­sit­me­tho­de.docx

Unter an­de­rem um die Ster­ne 55 Can­cri A, 51 Pe­gasi, HD 40307 HD 189733, HD 93083 wur­den die Exo­pla­ne­ten in Klas­se 9 an­ge­spro­chen. Be­reits in Klas­se 8 wur­den die ak­tu­el­len Zah­len von Pla­net­quest (NASA) (https://​exo­pla­nets.​nasa.​gov/) be­züg­lich der ent­deck­ten Exo­pla­ne­ten an­ge­schaut. Zeit für eine Ak­tua­li­sie­rung!

Die zur­zeit (Stand 04/2020) ef­fi­zi­en­tes­te Me­tho­de, die Tran­sit­me­tho­de (76,7 % der Ent­de­ckun­gen), sol­len die Schü­ler nun ken­nen­ler­nen und er­klä­ren.

An­mer­kung: Der erste Exo­pla­net ist 1995 al­ler­dings mit der Ra­di­al­ge­schwin­dig­keits­me­tho­de (op­ti­scher Dopp­ler­ef­fekt) von Mi­chel Mayor vom De­par­te­ment für As­tro­no­mie der Uni­ver­si­tät Genf und sei­nem Mit­ar­bei­ter Di­dier Que­loz ent­deckt wor­den (No­bel­preis 2019!).

Die grund­le­gen­de Vor­aus­set­zung für die Tran­sit­me­tho­de ist der Fall, dass die Pla­ne­ten­bahn in der glei­chen Ebene lie­gen muss wie die Ver­bin­dungs­li­nie Erde-Stern. Be­ob­ach­tet wird die Ge­samt­in­ten­si­tät I0 des Stern-Pla­ne­ten­sys­tems.

Ach­tung Buch­sta­ben­viel­falt (ich kann nichts dafür): Die Strah­lungs­leis­tung P eines Sterns wird auch Leucht­kraft L ge­nannt. Was hier auf der Erde an­kommt ist die In­ten­si­tät I: Die In­ten­si­tät I eines Sterns ent­spricht dem, was in un­se­rem Son­nen­sys­tem (be­züg­lich der Sonne) So­lar­kon­stan­te S ge­nannt wird.

Kurz: Der Stern gibt eine Strah­lungs­leis­tung P (bzw. L) auf eine be­lie­big ge­dach­te Kugel mit Ra­di­us r ab (vgl. IMP 9, I. Das Licht der Sonne - 3. Die Strah­lungs­leis­tung der Sonne, S: 8).

Im Ab­stand r zu uns mes­sen wir pro m2 die In­ten­si­tät I:

I = P 4 π r 2

Das Ver­hält­nis der In­ten­si­tä­ten ITr / IS gibt hier­bei nichts an­de­res an, als das Ver­hält­nis der ab­ge­strahl­ten Leis­tung wäh­rend des Tran­sits PTr und ohne des Tran­sits PS (bzw. dem Ver­hält­nis der je­wei­li­gen „So­lar­kon­stan­ten“):

I Tr I S = P Tr P S

Ein In­ten­si­täts­dia­gramm kann z.B. fol­gen­der­ma­ßen aus­se­hen:

Intensitätsdiagramm

Ab­bil­dung 10: S. Hans­sen

An­hand der Licht­kur­ve kann man ei­ni­ges ab­le­sen, bei­spiels­wei­se: Um­lauf­dau­er, At­mo­sphär­en­ei­gen­schaf­ten, Fle­cken auf dem Zen­trals­tern, Pla­ne­ten­ra­di­us, Ober­flä­chen­tem­pe­ra­tur.

Hier ein paar grund­sätz­li­che Über­le­gun­gen an­hand die­ses Dia­gramms:

Um­lauf­dau­er T: Man er­kennt (neben dem Rau­schen) zu­nächst zwei Mi­ni­ma: Das erste Mi­ni­mum (①) rührt daher, dass der Pla­net di­rekt vor dem Stern steht und ihn ver­dun­kelt. Der Pla­net hat eine Al­be­do: Er strahlt selbst auch ab und zwar umso mehr, je mehr man von sei­ner Tag­sei­te sieht (s. Abb.: Hier führt das etwa bis zu + 0,5%). Be­fin­det er sich hin­ter dem Stern, trägt diese nicht mehr zur In­ten­si­tät bei, das zwei­te Mi­ni­mum (②) ent­steht.
Zwi­schen die­sen Mi­ni­ma ist die halbe Um­lauf­dau­er ½ T (hier ca. 1,4 d) ab­les­bar. Sieht man das zwei­te Mi­ni­mum, auf­grund der ge­rin­gen In­ten­si­tät oder des Si­gnal­rau­schens, nicht, kann man na­tür­lich auch bis zum nächs­ten Tran­sit war­ten.

At­mo­sphär­en­ei­gen­schaf­ten: Hat der Pla­net eine At­mo­sphä­re, so las­sen sich aus dem be­kann­ten Spek­trum des Sterns wäh­rend des Tran­sits wei­te­re Ab­sorp­ti­ons­li­ni­en er­ken­nen und somit Rück­schlüs­se auf Stof­fe in der Pla­ne­ten­at­mo­sphä­re ge­win­nen.
Dass ein Pla­net eine At­mo­sphä­re hat, macht eine klei­ne Be­son­der­heit im In­ten­si­täts­dia­gramm deut­lich, das klei­ne Ma­xi­mum exakt in der Mitte des ers­ten Mi­ni­mums:
Es rührt daher, dass sich das Licht des Sterns in der At­mo­sphä­re des Pla­ne­ten streut und bricht. Licht das uns nor­ma­ler­wei­se nicht er­rei­chen würde, wird nun doch in un­se­re Rich­tung ge­schickt und sorgt somit für eine In­ten­si­täts­er­hö­hung. Ein Pla­net ohne At­mo­sphä­re er­zeugt kein Zwi­schen­ma­xi­mum.

Stern­fle­cken: Hat der Stern Fle­cken und wan­dert der Pla­net in der Sicht­li­nie vor die­sen vor­über, so wird ein ab­ge­schwäch­ter Be­reich ver­deckt und die Hel­lig­keit des Ge­samt­sys­tems wird grö­ßer. Klei­ne Zwi­schen­ma­xi­ma im Mi­ni­mum der Tran­sit­pha­se deu­ten auf Stern­fle­cken hin, so­fern sie nicht exakt in der Mitte des Mi­ni­mums lie­gen. Ist dies der Fall, muss zum Bei­spiel über Ab­sorp­ti­ons­spek­trums­ver­glei­che ge­prüft wer­den, ob die Ur­sa­che ein Stern­fleck oder, wie oben be­schrie­ben, eine At­mo­sphä­re des Pla­ne­ten ist.

Mög­li­cher Ta­fel­an­schrieb:

Transitmethode

Ab­bil­dung 11: S. Hans­sen

Mit dem Ar­beits­blatt 10_eu­w_a­b_­tran­sit­me­tho­de kön­nen sich die Schü­ler nun selb­stän­dig zu­nächst Ge­dan­ken zum Hel­lig­keits­ver­lauf ver­schie­de­ner Ob­jek­te ma­chen und die Kur­ven den Pla­ne­ten­ei­gen­schaf­ten (bzw. im drit­ten Fall der Ster­nei­gen­schaft) zu­ord­nen.

Zur Ve­ri­fi­zie­rung ihrer Er­geb­nis­se kön­nen die Schü­ler mit dem Si­mu­la­ti­ons­pro­gramm http://​www.​mabo-​phy­sik.​de/​tra​nsit​meth​ode.​html von Mat­thi­as Bor­chardt diese, bzw. ähn­li­che Kur­ven­ver­läu­fe nach­stel­len und an­de­re Op­tio­nen prü­fen. Die Kur­ven auf dem Ar­beits­blatt stam­men aus die­sem Pro­gramm.

Fort­set­zung Ta­fel­an­schrieb:

Fortsetzung Tafelanschrieb

Ab­bil­dung 12: S. Hans­sen

Wei­te­re Dinge, die man aus einer sol­chen Kurve ab­le­sen kann, sind äu­ßerst in­ter­es­sant. Die fach­li­chen Dinge, die ich hier nur meine, wer­den wohl nur bei leis­tungs­stär­ke­ren Klas­sen An­klang fin­den, wenn man ins De­tail geht:

Dass man auf­grund der Ver­dunk­lung auf die Größe des Pla­ne­ten schlie­ßen kann, ist plau­si­bel und kann zu­nächst allen Schü­lern ver­mit­telt wer­den. Dies­be­züg­lich sei auch auf das Ar­beits­blatt ver­wie­sen. Die hier im Fol­gen­den ge­nann­ten De­tails müs­sen nicht be­spro­chen wer­den und wer­den auch nicht er­war­tet! Sie sind hier als Hin­ter­grund­in­for­ma­ti­on be­schrie­ben und für leis­tungs­stär­ke­re Schü­ler si­cher in­ter­es­sant!

Ein wei­ter­füh­ren­der Ta­fel­an­schrieb mit der fol­gen­den Ver­tie­fung könn­te sich an­hand des fol­gen­den Tex­tes und der For­meln ori­en­tie­ren.

Pla­ne­ten­ra­di­us: Geht man bei dem Stern wie­der von einem Schwarz­kör­per­strah­ler aus, greift das Ste­fan- Ste­fan-Boltz­mann-Ge­setz P = A · σ · T4
(vgl. IMP 9, II. Leben im Son­nen­sys­tem - 3. Mitt­le­re Ober­flä­chen­tem­pe­ra­tu­ren, S: 13).

Ist AS die ab­strah­len­de Flä­che des Sterns und AP die ab­de­cken­de Flä­che des Pla­ne­ten, so kürzt sich in der Ver­hält­nis­glei­chung σ und T4. Es bleibt:

I Tr I S = P Tr P S = ( A S - A P ) · σ · T 4 A S · σ · T 4 = A S - A P A S = 1 - A P A S

AP/AS wird „Tran­sit­tie­fe“ ΔF ge­nannt, sie ist im obi­gen Dia­gramm als Tiefe der Kurve ab­les­bar.

Hat man also die Tran­sit­tie­fe ΔF ge­mes­sen, so hat man prin­zi­pi­ell das Flä­chen­ver­hält­nis und somit auch das Ra­di­en­ver­hält­nis von Pla­net und Stern

Δ F = A P A S = π R P 2 π R S 2

Kennt man den Stern­ra­di­us RS , so kann man damit den Pla­ne­ten­ra­di­us be­stim­men:

R P = R S · Δ F

Ober­flä­chen­tem­pe­ra­tur: Für die Be­stim­mung der Tem­pe­ra­tur des Pla­ne­ten greift eben­falls das Ste­fan-Boltz­mann-Ge­setz. Sind beide Him­mels­kör­per sicht­bar, so ad­die­ren sich ihre In­ten­si­tä­ten:

I ges = I S + I P = σ ( A S · T S 4 + A P · T S 4 ) 4 π r 2 = c 1 ( A S · T S 4 + A P · T S 4 )

So­wohl σ als auch 4πr2 sind Kon­stan­ten, die jetzt als c1 zu­sam­men­ge­fasst sind (das „r“ im Nen­ner ist hier wie­der der Ab­stand des Sys­tems zu uns, spielt aber gleich keine Rolle mehr). Schreibt man für AS=πRS2 und für AP=πRP2 kann man π eben­falls aus­klam­mern, zu c1 hin­zu­fü­gen und c1 wird zu c2 (spielt auch gleich keine Rolle mehr):

I ges = c 2 ( R S 2 · T S 4 + R P 2 · T S 4 )

All­ge­mein gilt für die In­ten­si­tät des Sterns

I ges = c 2 · R S 2 · T S 4

Die In­ten­si­tät des Sterns selbst ist 0,5% ge­rin­ger als die Ge­samt­in­ten­si­tät Iges (Ab­bil­dung 8):

I ges = 0,995 · I ges = 0,995 · c 2 ( R S 2 · T S 4 + R P 2 · T S 4 )

Damit haben wir zwei Glei­chun­gen, man er­hält für TP4:

T P 4 = ( 1 0,995 - 1 ) R S 2 R P 2 · T S 4

...​vier­te Wur­zel und man hat die Ober­flä­chen­tem­pe­ra­tur. Das „c2“ ist wie ver­spro­chen weg 😀.

 

Un­ter­richts­ver­lauf: Her­un­ter­la­den [docx][433 KB]

Un­ter­richts­ver­lauf: Her­un­ter­la­den [pdf][2 MB]

 

Wei­ter zu Ko­pier­vor­la­gen