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Film­spra­che

Ana­ly­se der Bau­form

Für Max Sklad­a­now­sky, der Ende des 19. Jahr­hun­derts und un­ge­fähr zur sel­ben Zeit wie die Ge­brü­der Lumière16 eine Tech­nik ent­wi­ckelt hatte, die Bil­der „zum Lau­fen“ brach­te, galt ein Bild als tot, weil es sich nicht be­weg­te. Die erste öf­fent­li­che Film­vor­füh­rung der Brü­der Lu­mie­re, die im De­zem­ber 1895 in Paris statt­fand, galt als tech­ni­sche Re­vo­lu­ti­on, mit der schluss­end­lich auch der Grund­stein und der rie­si­ge Er­folg des Kinos ge­legt wurde. Doch die bei­den Brü­der er­fan­den nicht nur die Tech­nik, son­dern lie­fer­ten auch das not­wen­di­ge Vo­ka­bu­lar dazu. Dies ist auch heute noch un­ver­zicht­bar: Eine Film­ana­ly­se als Pro­dukt­ana­ly­se be­darf – wie be­reits oben er­läu­tert – eines sys­te­ma­tisch-ana­ly­ti­schen, me­tho­disch re­flek­tier­ten In­stru­men­ta­ri­ums, um zu einer ob­jek­tiv über­prüf­ba­ren In­ter­pre­ta­ti­on ge­lan­gen zu kön­nen. Bei au­dio­vi­su­el­len Me­di­en, zu denen ein Ein­zel­pro­dukt wie „GOOD BYE, LENIN!“ zu zäh­len ist, gilt es, die so ge­nann­te „Film­spra­che“ lesen zu kön­nen. Er­zählt wird vor allem auch mit Hilfe einer tech­nisch ge­ne­rier­ten Pluri- und Sym­me­dia­li­tät, der Re­zi­pi­ent wird mit allen Sin­nen in Be­schlag ge­nom­men. Das liegt nicht zu­letzt daran, dass die Struk­tur eines Fil­mes sich aus nar­ra­ti­ven Ele­men­ten (Dra­ma­tur­gie, Er­zäh­ler, Mon­ta­ge), aus vi­su­el­len Ele­men­ten (Mon­ta­ge, Pro­dukt­ge­stal­tung, Bild­ge­stal­tung, Schau­spiel) und akus­ti­schen Ele­men­ten (Schau­spiel, Ton, Film­mu­sik) zu­sam­men­setzt. Bei der Ana­ly­se die­ser Struk­tu­ren sind Über­schnei­dun­gen eben­falls zu be­rück­sich­ti­gen.

Di­dak­ti­scher Kom­men­tar

Der Bil­dungs­plan 2016 for­dert, dass die Schü­ler, die das Ba­sis­fach Deutsch be­legt haben, unter der Be­rück­sich­ti­gung eines er­wei­ter­ten Text­be­griffs in der Lage sind, sich mit­hil­fe von ent­spre­chen­den Fach­be­grif­fen und Me­tho­den die funk­tio­na­len, kom­mu­ni­ka­ti­ven und äs­the­ti­schen Di­men­sio­nen von au­dio­vi­su­el­len Me­di­en er­schlie­ßen kön­nen (vgl. BP 2016, 3.n.1.3. Me­di­en). Eben­so be­grei­fen sie das me­di­al Dar­ge­stell­te als Kon­strukt: Die Ana­ly­se der Bau­form eines Films ist daher un­er­läss­lich.

Um­set­zung im Un­ter­richt

Ex­em­pla­risch er­ar­bei­ten sich die Schü­ler dies in Grup­pen­ar­beit, indem sie die Mach­art und Wir­kung von Alex’ Kom­men­ta­ren aus dem Off be­schrei­ben und ihre Be­deu­tung er­läu­tern. Eine wei­te­re Grup­pe un­ter­sucht an einer zen­tra­len Szene Ka­me­ra­be­we­gung und -ein­stel­lung, Schnitt, Mon­ta­ge, Ton und Film­mu­sik und nutzt die er­ziel­ten Er­geb­nis­se funk­tio­nal für die In­ter­pre­ta­ti­on der Film­se­quenz. Die drit­te Grup­pe ar­bei­tet mit Frames und der mise-en-scène. Hier­bei muss vor allem auf eine ge­naue, de­tail­lier­te Bild­be­schrei­bung, die Bild­kom­po­si­ti­on, die Ka­me­ra­ein­stel­lung sowie die Farb­ge­bung ge­ach­tet wer­den. Zudem sol­len die bei­den Frames in ihrer Kern­aus­sa­ge mit­ein­an­der ver­gli­chen wer­den.

Fil­mi­sche Fach­be­grif­fe kön­nen dem Kurs mit einem so ge­nann­ten Er­klär­film ver­mit­telt wer­den, der im Vor­feld als Re­fe­rats­er­satz ver­ge­ben wurde. Hier­bei set­zen sich die Schü­ler so­wohl mit theo­re­ti­schen Grund­la­gen der Film­ana­ly­se als auch mit einem pro­duk­ti­ven Um­gang mit dem Me­di­um Film aus­ein­an­der. Bei­des for­dert der Bil­dungs­plan 2016, wobei die ers­ten Ba­sis­fach­schü­ler noch nicht mit den In­hal­ten des Bil­dungs­plans 2016 „hoch­ge­wach­sen“ sind, hier mit Si­cher­heit von der Lehr­kraft In­hal­te nach­ge­reicht wer­den müs­sen. Auf wel­chem Wis­sens­stand in Sa­chen Film­ana­ly­se die Schü­ler ste­hen, muss dem­zu­fol­ge spä­tes­tens hier ge­klärt wer­den.

Im An­schluss an die Grup­pen­ar­beit wer­den die Er­geb­nis­se im Ple­num prä­sen­tiert: Es ist un­er­läss­lich, dass den Schü­lern zu Be­ginn der Grup­pen­ar­beit noch ein­mal deut­lich ge­macht wurde, dass diese Er­geb­nis­se struk­tu­riert und as­pek­t­ori­en­tiert vor­ge­tra­gen wer­den sol­len. Zudem sol­len sie ihre Er­geb­nis­se so schrift­lich fi­xie­ren, dass diese den Mit­schü­lern der je­weils an­de­ren Ar­beits­grup­pen als wei­te­re Er­geb­nis­si­che­rung (mit Blick auf die spä­te­re ei­gen­stän­di­ge Vor­be­rei­tung auf das münd­li­che Ab­itur) in ge­eig­ne­ter Weise (z.B. als Scan oder Kopie) zur Ver­fü­gung ge­stellt wer­den kön­nen. Diese Hin­wei­se wer­den im Un­ter­richts­ge­spräch ver­mit­telt, sie sind nicht Be­stand­teil der je­wei­li­gen Ar­beits­blät­ter. Of­fe­ne Fra­gen kön­nen so gleich ge­klärt wer­den.

 

16 vgl. auch https://​info.​arte.​tv/​de/​die-​brue­der-​lu­mie­re-​und-​die-​er­fin­dung-​des-​kinos (letz­ter Zu­griff am 19.01.19)

 

GOOD BYE, LENIN! - Kon­zep­ti­on: Her­un­ter­la­den [docx][448 KB]

GOOD BYE, LENIN! - Kon­zep­ti­on: Her­un­ter­la­den [pdf][830 KB]

 

Wei­ter zu „Al­ter­na­ti­ve Fak­ten“