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Liebe als „an­de­rer Zu­stand“ - Ein zen­tra­les Motiv in­ter­pre­tie­ren

Beschreibung

Ab­bil­dung :ZPG Deutsch

Beschreibung

Ab­bil­dung :ZPG Deutsch

Ar­beits­auf­trä­ge

Der Wahl­spruch der Eich­hörn­chen – Sag es nie­mand – be­zieht sich auf Goe­thes Ge­dicht Se­li­ge Sehn­sucht. Die­ses Ge­dicht lässt sich als eine Pa­ra­bel auf die Liebe lesen.

  1. Dis­ku­tie­ren Sie, zu wel­cher der fünf von Tim Lomas zu­sam­men­ge­stell­ten Arten der Liebe das Ge­dicht passt.
  2. Ord­nen Sie den ver­schie­de­nen Pha­sen der Be­zie­hung zwi­schen Jan und Jen­ni­fer je­weils pas­sen­de „Arten der Liebe“ zu. Be­le­gen Sie Ihre Zu­ord­nung mit Text­bei­spie­len. Ach­ten Sie dabei be­son­ders auf cha­rak­te­ris­ti­sche Bil­der, Mo­ti­ve und Sprech­wei­sen.
    Das ra­di­ka­le Aus­bruchs­be­geh­ren der Lie­ben­den („Ich möch­te nur aus­bre­chen aus allen Jah­ren und allen Ge­dan­ken aus allen Jah­ren“, Werke I, S. 310) be­zieht sich im We­sent­li­chen auf vier Di­men­sio­nen:
    • Es ist ein Auf­be­geh­ren gegen ge­sell­schaft­li­che Kon­ven­tio­nen und Ver­pflich­tun­gen.
    • Es ist ein Ver­such der Auf­he­bung der Zeit.
    • Es wen­det sich gegen die Gren­zen der Spra­che.
    • Es er­probt eine Aus­lö­schung der Ge­schlech­ter­dif­fe­renz.

    Chris­ti­ne Lub­koll (2002): Uto­pie und Kri­tik. In­ge­borg Bach­manns Der gute Gott von Man­hat­tan; in: Ma­thi­as Mayer (Hrsg.): Werke von In­ge­borg Bach­mann, Stutt­gart: Re­clam, S. 122-139.

  3. Mar­kie­ren Sie in dem Text­aus­zug aus dem letz­ten Ge­spräch zwi­schen Jan und Jen­ni­fer Be­leg­stel­len für die vier Di­men­sio­nen des Aus­bruchs­be­geh­rens der Lie­ben­den.


    Text­stel­le (S. 85)

    Di­men­sio­nen des Aus­bruchs­be­geh­rens
    (Kon­ven­tio­nen, Zeit, Spra­che, Ge­schlech­ter­dif­fe­renz)

    JAN Ich weiß nichts wei­ter, nur daß ich hier leben und ster­ben will mit dir und zu dir reden in einer neuen Spra­che; daß ich kei­nen Beruf mehr haben und kei­nem Ge­schäft nach­ge­hen kann, nie mehr nütz­lich sein und bre­chen werde mit allem, und daß ich ge­schie­den sein will von allen an­dern. Und soll­te mir der Ge­schmack an der Welt nie mehr zu­rück­kom­men, so wird es sein, weil ich dir und dei­ner Stim­me hörig bin. Und in der neuen Spra­che, denn es ist ein alter Brauch, werde ich dir meine Liebe er­klä­ren und dich „meine Seele“ nen­nen. Das ist ein Wort, das ich noch nie ge­hört und jetzt ge­fun­den habe, und es ist ohne Be­lei­di­gung für dich.

    JEN­NI­FER Oh, sag es nie­mand.

    JAN Mein Geist, ich bin wahn­sin­nig vor Liebe zu dir, und wei­ter ist nichts. Das ist der An­fang und das Ende, das Alpha und Omega …

     

Lö­sungs­hin­wei­se

Be­griff und Kon­zept des „an­de­ren Zu­stands“ hat In­ge­borg Bach­mann dem Roman Der Mann ohne Ei­gen­schaf­ten von Ro­bert Musil ent­nom­men. Die Vor­stel­lun­gen einer „neuen Spra­che“ sowie der Spra­che als Spiel be­ru­hen auf der Sprach­phi­lo­so­phie Lud­wig Witt­gen­steins. Be­zeich­nen­der­wei­se endet das Hör­spiel mit dem­sel­ben Wort wie Witt­gen­steins Trac­ta­tus Lo­gi­co-Phi­lo­so­phi­cus: „Schwei­gen“. In einer Un­ter­richts­ein­heit für das Ba­sis­fach müs­sen diese kom­ple­xen in­ter­tex­tu­el­len Be­zü­ge nicht the­ma­ti­siert wer­den. Als Hil­fe­stel­lung zum Ver­ständ­nis des vor­aus­set­zungs­rei­chen und zu­nächst si­cher be­fremd­li­chen Lie­bes­kon­zepts wer­den den SuS da­ge­gen In­ter­pre­ta­ti­ons­the­sen aus der Se­kun­där­li­te­ra­tur an die Hand ge­ge­ben.

  • zu a) Das Ge­dicht passt zur „schick­sal­haf­ten Liebe“. Be­reits bei Goe­the ist „die Vi­si­on der Ver­schmel­zung und Selbst­auf­lö­sung in der gren­zen­spren­gen­den Liebe un­aus­weich­lich an den Tod ge­bun­den“ (Lub­koll 2002: 127).
  • zu b)
    • Die Be­zie­hung be­ginnt als „spie­le­ri­sche Liebe“; ein Bei­spiel hier­für ist die spie­le­ri­sche Ein­füh­rung der „Eich­hörn­chen“ als Lie­bes­bo­ten (S. 19). Im 7. Stock­werk „waren sie beim Spie­len. Spiel­ten: Liebe.“ (S. 40)
    • Die „spie­le­ri­sche Liebe“ geht pha­sen­wei­se über in „lei­den­schaft­li­che Liebe“; im Hin­blick auf Jan lässt sich teil­wei­se auch von „be­sitz­er­grei­fen­der Liebe“ spre­chen. Die erste ge­mein­sa­me Nacht ver­brin­gen Jan und Jen­ni­fer be­zeich­nen­der­wei­se in einem „Stun­den­ho­tel“. Diese Pha­sen „lei­den­schaft­li­cher Liebe“ sind auf der Seite Jans ge­prägt durch eine sehr ex­pli­zi­te, rück­sichts­lo­se Sprech­wei­se: „Zieh dich aus! […] Du bist sehr süß, Jen­ni­fer. Denk nicht daran, mach die Augen zu.“ (S. 26 f.)
    • Mit dem Umzug ins 30. Stock­werk wan­deln sich „spie­le­ri­sche“ und „lei­den­schaft­li­che Liebe“ zu „schick­sal­haf­ter Liebe“. Zu Be­ginn der Sze­nen­fol­ge im 30. Stock­werk wird das Motiv des „Flam­men­to­des“ auf­ge­grif­fen, das auch im Zen­trum von Se­li­ge Sehn­sucht steht (S. 61 f.). Das ver­wand­te Hitze-Motiv durch­zieht das ge­sam­te Hör­spiel.
  • zu c)


    Text­stel­le (S. 85)

    Di­men­sio­nen des Aus­bruchs­be­geh­rens

    JAN Ich weiß nichts wei­ter, nur daß ich hier leben und ster­ben will mit dir und zu dir reden in einer neuen Spra­che; daß ich kei­nen Beruf mehr haben und kei­nem Ge­schäft nach­ge­hen kann, nie mehr nütz­lich sein und bre­chen werde mit allem, und daß ich ge­schie­den sein will von allen an­dern. Und soll­te mir der Ge­schmack an der Welt nie mehr zu­rück­kom­men, so wird es sein, weil ich dir und dei­ner Stim­me hörig bin. Und in der neuen Spra­che, denn es ist ein alter Brauch, werde ich dir meine Liebe er­klä­ren und dich „meine Seele“ nen­nen. Das ist ein Wort, das ich noch nie ge­hört und jetzt ge­fun­den habe, und es ist ohne Be­lei­di­gung für dich.

    JEN­NI­FER Oh, sag es nie­mand.

    JAN Mein Geist, ich bin wahn­sin­nig vor Liebe zu dir, und wei­ter ist nichts. Das ist der An­fang und das Ende, das Alpha und Omega

     

    Spra­che
    Kon­ven­tio­nen

     

    Spra­che
    Ge­schlech­ter­dif­fe­renz
    Spra­che

     

     

    Ge­schlech­ter­dif­fe­renz
    Zeit

Der gute Gott von Man­hat­tan: Her­un­ter­la­den [docx][4 MB]

 

Wei­ter zu „Fünf der Schöns­ten Lie­bes­ge­schich­ten der Welt“