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M1 – Prag­ma­tik: Ein­füh­rung

Po­li­ti­sche Rede als Bei­spiel

Dem ehe­ma­li­gen Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter Dr. Karl-Theo­dor zu Gut­ten­berg wurde im Jahre 2011 vor­ge­wor­fen, seine Dis­ser­ta­ti­on sei ein Pla­gi­at. Diese Vor­wür­fe er­wie­sen sich letzt­end­lich als voll­kom­men be­rech­tigt. Am 18.02.2011 äu­ßer­te sich der da­ma­li­ge Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter fol­gen­der­ma­ßen zu den gegen ihn er­ho­be­nen Vor­wür­fen:

https://​www.​welt.​de/​po­li­tik/​deutsch­land/​art​icle​1258​4431/​Gut­ten­bergs-​Er­klae­rung-​im-​Wort­laut.​html20

  1. Er­klä­re, was Gut­ten­berg mit dem ers­ten Satz („Für diese Stel­lung­nah­me be­durf­te es kei­ner Auf­for­de­rung und sie gab es auch nicht.“) be­ab­sich­tigt! Lege dann dar, wel­cher Ein­druck beim Zu­hö­rer da­durch ent­steht!

  2. Er­klä­re, wel­che Stra­te­gie Gut­ten­berg im zwei­ten Teil des 1. Ab­sat­zes („Sie ist über etwa sie­ben Jahre … am un­glück­lichs­ten.“) ver­folgt! Nimm kurz zu der Frage Stel­lung, in­wie­fern diese Stra­te­gie Aus­sicht auf Er­folg hat!

  3. Er­läu­te­re, an­hand wel­cher For­mu­lie­run­gen im 2. und 3. Ab­satz („Die ein­ge­hen­de Prü­fung … wie­der füh­ren.“) be­son­ders deut­lich wird, dass Gut­ten­berg buch­stäb­lich „mit dem Rü­cken zur Wand steht“!

  4. Gut­ten­berg wehrt sich im zwei­ten Satz sei­ner Er­klä­rung ve­he­ment gegen den Pla­gi­ats­vor­wurf.

    • a) Er­klä­re, mit wel­chen sprach­li­chen Mit­teln er seine Aus­sa­ge un­ter­streicht!

    • b) Weise nach, dass er sich dies­be­züg­lich im spä­te­ren Ver­lauf sei­ner Rede ge­wis­ser­ma­ßen selbst wi­der­spricht!

  5. Er­läu­te­re, wozu im Zu­sam­men­hang mit dem Pla­gi­ats­vor­wurf der Ab­schluss von Gut­ten­bergs Rede („Die Men­schen in die­sem Land … zeigt.“) dient!

2. De­fi­ni­ti­on „Prag­ma­tik“

→ altgr. πρᾶγμα (prag­ma): ‚Sache, Hand­lung‘

Prag­ma­tik ist die Lehre vom sprach­li­chen Han­deln, die all­ge­mein ge­sagt die Be­zie­hun­gen un­ter­sucht, die zwi­schen sprach­li­chen Äu­ße­run­gen, dem je­wei­li­gen Äu­ße­rungs­kon­text sowie den ver­folg­ten Zie­len be­ste­hen. Dabei in­ter­es­sie­ren sol­che Ziele, die sich auf die Hand­lun­gen oder Ein­stel­lun­gen der Adres­sa­ten21 rich­ten. […]

Prag­ma­ti­ker gehen davon aus, dass das Ziel einer Äu­ße­rung, das mit ihr üb­li­cher­wei­se ver­folgt wird, ihren kom­mu­ni­ka­ti­ven Sinn aus­macht.22

1. Er­klä­re, warum al­ler­dings bei­spiels­wei­se die Äu­ße­rung „Drehe dich um!“ in der Regel in der Prag­ma­tik nicht un­ter­sucht wer­den wird!23

2. Fasse aus­ge­hend von den Ana­ly­se­auf­ga­ben zu Gut­ten­bergs Rede sowie der oben­ste­hen­den De­fi­ni­ti­on mit ei­ge­nen Wor­ten zu­sam­men, worin we­sent­li­che Un­ter­su­chungs­ge­gen­stän­de der Prag­ma­tik be­ste­hen!

 


20 Gut­ten­bergs Er­klä­rung im Wort­laut, dpa/sam, © Axel Sprin­ger SE; via welt.​de (18.02.2011, zu­letzt auf­ge­ru­fen am 08.09.2020).

21 Hier und in der Folge wird aus Grün­den der Les­bar­keit meist das ge­ne­ri­sche Mas­ku­li­num („Spre­cher“ und „Hörer“ bzw. „Adres­sat“, „Teil­neh­mer“ etc.) ver­wen­det. Damit sind selbst­ver­ständ­lich alle Per­so­nen gleich­be­rech­tigt an­ge­spro­chen.

22 Liedt­ke, Mo­der­ne Prag­ma­tik, S. 9.

23 Vgl. Liedt­ke, Mo­der­ne Prag­ma­tik, S. 9.

 

Hand­rei­chung Prag­ma­tik: Her­un­ter­la­den [docx][2 MB]

Hand­rei­chung Prag­ma­tik: Her­un­ter­la­den [pdf][2 MB]

 

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