Zur Haupt­na­vi­ga­ti­on sprin­gen [Alt]+[0] Zum Sei­ten­in­halt sprin­gen [Alt]+[1]

Fach­wis­sen­schaft­li­che Ori­en­tie­rung

To­po­lo­gi­sche Satz­mo­del­le des Deut­schen be­schrei­ben Wort­stel­lungs­re­gu­la­ri­tä­ten, die für deut­sche Sätze cha­rak­te­ris­tisch sind. Sie ma­chen keine Aus­sa­gen über hier­ar­chi­sche Struk­tu­ren, son­dern fo­kus­sie­ren die li­nea­re Syn­tax deut­scher Sätze. Dabei wer­den die Sätze des Deut­schen auf eine li­ne­ar ge­ord­ne­te Folge von to­po­lo­gi­schen Be­rei­chen ab­ge­bil­det, so­dass syn­tak­ti­sche Mus­ter und mög­li­che li­nea­re An­ord­nun­gen des sprach­li­chen Ma­te­ri­als kennt­lich wer­den. Für das Deut­sche lasse sich zwei grund­le­gen­de Mo­del­lie­rungs- typen un­ter­schei­den: das uni­for­me Satz­klam­mer­mo­dell und das Dif­fe­renz­mo­dell. Das uni­for­me Satz­klam- mer­mo­dell geht davon aus, dass sich sämt­li­che Sätze des Deut­schen auf ein ein­heit­li­ches Grund­mus­ter zu­rück­füh­ren las­sen (Uni­for­mi­täts­hy­po­the­se), das durch die Satz­klam­mer ge­glie­dert wird. Im Ge­gen­satz dazu geht das Dif­fe­renz­mo­dell davon aus, dass sich die Sätze des Deut­schen auf ver­schie­de­ne Satz­mus­ter zu­rück­füh­ren las­sen (Dif­fe­renz­hy­po­the­se) und die Satz­klam­mer kei­nen kon­sti­tu­ti­ven Be­stand­teil der To- po­lo­gie des Deut­schen dar­stellt.1

Die Grund­form des uni­for­men Satz­klam­mer­mo­dells hat fol­gen­de Form:

Vor­feld
(VF)
Linke Satz­klam­mer
(LSK)
Mit­tel­feld
(MF)
Rech­te Satz­klam­mer
(RF)
Nach­feld
(NF)

Nach dem uni­for­men Satz­klam­mer­mo­dell weist jeder Satz des Deut­schen eine Satz­klam­mer auf, die sich aus der lin­ken Satz­klam­mer (LSK) und der rech­ten Satz­klam­mer (RSK) zu­sam­men­setzt. Die Satz­klam­mer glie­dert dabei den Satz in das Vor­feld (VF), das Mit­tel­feld (MF) sowie das Nach­feld (NF). Das VF um­fasst den Be­reich vor LSK, das MF ist der Be­reich zwi­schen LSK und RSK, der Be­reich nach RSK bil­det schließ­lich das Nach­feld (NF).

Für die ein­zel­nen Be­rei­che las­sen sich Be­le­gungs­be­din­gun­gen an­ge­ben, die er­füllt sein müs­sen, damit ein wort­stel­lungs­mä­ßig wohl­ge­form­ter Satz ent­steht (vgl. Wöll­stein 2010: 32, 38, 40, 41, 51): Das VF ist durch genau eine Wort­grup­pe be­legt oder leer. In LSK steht das fi­ni­te Verb, eine Sub­junk­ti­on, oder LSK ist leer. Das MF kann fa­kul­ta­tiv durch be­lie­big viele Kon­sti­tu­en­ten be­legt wer­den. RSK kann ein fi­ni­tes Verb, infi- nite Ver­ben sowie einen trenn­ba­ren Ver­b­zu­satz ent­hal­ten oder leer auf­tre­ten. Im NF kön­nen fa­kul­ta­tiv be­lie­big viele Kon­sti­tu­en­ten plat­ziert wer­den. Das Ba­sis­mo­dell des Dif­fe­renz­mo­dells weist dem­ge­gen­über drei Satz­mus­ter auf:

V2-Satz VF FINIT MF VK NF
V1-Satz FINIT MF VK NF
VE-Satz COMP MF VK NF

[VF = Vor­feld, FINIT = Fi­nit­heits­po­si­ti­on, MF = Mit­tel­feld, VK = Ver­bal­kom­plex, NF = Nach­feld, COMP = Kom­ple­men­tie­rer­be­reich]

Im Un­ter­schied zum uni­for­men Satz­klam­mer­mo­dell wer­den für die Sätze des Deut­schen drei Satz­sche­ma­ta dif­fe­ren­ziert: das V₂-Sche­ma für Ver­b­zweit­sät­ze, das V₁-Sche­ma für Ver­berst­sät­ze sowie das VE-Sche­ma für Ver­bend­sät­ze.

Sätze, die nach dem V₂-Sche­ma ge­bil­det sind, wei­sen ein Vor­feld (VF), eine Po­si­ti­on für das fi­ni­te Verb (FINIT), ein Mit­tel­feld (MF) einen Be­reich für den Ver­bal­kom­plex (VK) sowie ein Nach­feld (NF) auf. Im Un­ter­schied zu V₂-Sät­zen haben V₁-Sätze kein VF. VE-Sätze wei­sen weder ein VF noch eine Fi­nit­heits­po­si­ti­on FINIT auf, son­dern be­gin­nen mit dem COMP-Be­reich für Satz­ein­lei­ter.

Im Ein­zel­nen wer­den für die to­po­lo­gi­schen Be­rei­che des Dif­fe­renz­mo­dells fol­gen­de Re­strik­tio­nen for­mu­liert: Im ob­li­ga­to­risch be­leg­ten VF steht genau eine Wort­grup­pe. In der FINIT-Po­si­ti­on, die eben­falls ob­li­ga­to­risch be­setzt ist, steht das fi­ni­te Verb. COMP be­inhal­tet eine Sub­junk­ti­on oder eine satz­ein­lei­ten­de Wort­grup­pe (z. B. Re­la­tiv- oder In­ter­ro­ga­tiv­pro­no­men). Die üb­ri­gen Be­rei­che stim­men mit den ent­spre­chen­den Be­rei­chen des uni­for­men Satz­klam­mer­mo­dells über­ein. Das MF kann fa­kul­ta­tiv durch eine be­lie­bi­ge An­zahl an Wör­tern oder Wort­grup­pen be­setzt wer­den. In VK ste­hen ana­log zur RSK fa­kul­ta­tiv be­lie­big viele Ver­b­for­men und trenn­ba­re Ver­b­zu­sät­ze. Das NF ist eben­falls fa­kul­ta­tiv durch be­lie­big viele Wort­grup­pen be­leg­bar.

Ver­gleicht man beide to­po­lo­gi­schen Mo­del­lie­rungs­va­ri­an­ten, ist zu­nächst die un­ter­schied­li­che kon­zep­ti- onel­le Grund­la­ge her­vor­zu­he­ben. Dem uni­for­men Satz­klam­mer­mo­dell liegt die Uni­for­mi­täts­hy­po­the­se zu­grun­de. Es geht davon aus, dass die Satz­klam­mer ein kon­sti­tu­ti­ver Be­stand­teil zur Er­fas­sung der to­po­lo- gi­schen Struk­tur sämt­li­cher Sätze des Deut­schen ist (+ Satz­klam­mer­hy­po­the­se). Dem­ge­gen­über be­ruht das Dif­fe­renz­mo­dell auf der Dif­fe­renz­hy­po­the­se, wel­che be­sagt, dass die Sätze des Deut­schen auf ver­schie- dene Satz­sche­ma­ta (V2-, V1- und VE-Sche­ma) zu­rück­zu­füh­ren sind. Zudem geht das Dif­fe­renz­mo­dell da- von aus, dass die Satz­klam­mer zur to­po­lo­gi­schen Be­schrei­bung deut­scher Sätze nicht kon­sti­tu­tiv ist (- Satz­klam­mer). Den­noch las­sen sich Be­zü­ge zwi­schen den to­po­lo­gi­schen Be­rei­chen LSK und RSK des uni­for­men Satz­klam­mer­mo­dells und den Be­rei­chen FINIT, COMP und VK des Dif­fe­renz­mo­dells fest­s­tel- len. Auf der Grund­la­ge der Be­le­gungs­re­strik­tio­nen wird deut­lich, dass LSK den Be­rei­chen FINIT und COMP ent­spricht und RSK mit VK iden­ti­fi­ziert wer­den kann. Eben­so stim­men das VF, das MF sowie das NF bei­der Mo­dell­va­ri­an­ten über­ein.2

uni­for­mes Satz­klam­mer­mo­dell

VF

LSK

MF

RSK

NF

Dif­fe­renz-
mo­dell

V₂-Sche­ma

VF

FINIT

MF

VK

NF

V₁-Sche­ma

 

FINIT

MF

VK

NF

VE-Sche­ma

 

COMP

MF

VK

NF

Aus die­ser un­ter­schied­li­chen Fun­die­rung der Mo­dell­va­ri­an­ten er­ge­ben sich Kon­se­quen­zen hin­sicht­lich ihrer Re­strik­ti­vi­tät und De­skrip­ti­vi­tät. Zu­nächst ist fest­zu­hal­ten, dass LSK bei uni­for­men Satz­klam­mer­mo­del­len eine Po­si­ti­ons­ka­te­go­rie für Satz­typ und / oder Satz­mo­dus spe­zi­fi­zie­ren­de Köpfe3 dar­stellt (Wöll­stein 2014: 148). Die nach­ste­hen­den Bei­spie­le zei­gen, dass die LSK-Be­le­gung zur Spe­zi­fi­zie­rung des Satz­typs bzw. des Satz­mo­dus oder des Ne­ben­satz­typs bei­trägt:4

(1)

VF FINIT MF VK NF Satz­typ Satz­mo­dus
Ne­ben­satz­typ
a. - Hast du dir denn nicht die Hände am Feuer auf­ge­wärmt? - V1-Satz Ent­schei­dungs­in­ter­ro­ga­tiv
b. Die Hände haben wir uns am Feuer auf­ge­wärmt. - V2-Satz De­kla­ra­tiv­satz
c. - dass du dir die Hände am Feuer auf­ge­wärmt hast - VE-Satz sub­jun­tio­nal ein­ge­lei­te­ter Ne­ben­satz

Ist LSK durch ein Fi­ni­tum be­legt und das VF leer, liegt ein V1-Ent­schei­dungs­in­ter­ro­ga­tiv vor. Ist das VF hin­ge­gen be­legt und LSK durch ein Fi­ni­tum be­setzt, wird der Satz als V2-De­kla­ra­tiv­satz spe­zi­fi­ziert. Steht eine Sub­junk­ti­on in LSK, ent­steht ein VE-Satz, der einen sub­junk­tio­nal ein­ge­lei­te­ten VE-Satz dar­stellt. Die Be­le­gung der LSK legt also zu­sam­men mit der VF-Be­le­gung die Wahl der mög­li­chen Satz­mo­di fest (Wöll- stein 2010: 32).5

Beim Dif­fe­renz­mo­dell steht da­ge­gen nicht die Be­schrän­kung von LSK auf funk­tio­nal mar­kier­te Köpfe im Vor­der­grund, son­dern der ka­te­go­ria­le Un­ter­schied zwi­schen fi­ni­ten Ver­ben und Satz­ein­lei­tern. Dies hat zur Folge, dass keine LSK an­ge­setzt wird, son­dern fi­ni­te Ver­ben und Satz­ein­lei­ter in un­ter­schied­li­chen to- po­lo­gi­schen Be­rei­chen FINIT und COMP ana­ly­siert wer­den.

(2)

a. V2-Satz VF FINIT MF VK NF
Die Hände haben wir uns am Feuer auf­ge­wärmt. -

(3)

b. VE-Satz COMP MF VK NF
dass du dir die Hände am Feuer auf­ge­wärmt hast. -

In FINIT des V2-Sat­zes ist das Fi­ni­tum plat­ziert, wo­hin­ge­gen die Sub­junk­ti­on im VE-Satz in COMP steht. Eine Pro­ble­ma­tik, die sich mit der An­nah­me einer Satz­klam­mer er­gibt, be­steht darin, dass für LSK je nach Satz­typ un­ter­schied­li­che Re­strik­tio­nen gel­ten. Bei V1- und V2-Sät­zen sind in LSK nur fi­ni­te Ver­ben zu­läs­sig, wo­hin­ge­gen in VE-Sät­zen nur Sub­junk­tio­nen in LSK plat­ziert wer­den kön­nen. Um diese un­ter­schied­li­chen Wort­stel­lungs­re­gu­la­ri­tä­ten bei V1- und V2-Sät­zen ei­ner­seits und VE-Sät­zen an­de­rer­seits zu er­fas­sen, liegt es nahe, je­weils un­ter­schied­li­che to­po­lo­gi­sche Be­rei­che an­zu­set­zen, wie es im Dif­fe­renz­mo­dell mit FINIT und COMP rea­li­siert ist. Mit die­ser Un­ter­schei­dung wird im Dif­fe­renz­mo­dell jeder to­po­lo­gi­sche Be­reich un­ab­hän­gig von je­wei­li­gen Satz­typ, in dem der je­wei­li­ge Be­reich vor­kommt, ein­heit­lich ver­wen­det.6

Ein wei­te­rer Un­ter­schied zwi­schen den Mo­dell­va­ri­an­ten re­sul­tiert aus der Uni­for­mi­täts­hy­po­the­se. Da­durch, dass sämt­li­che Sätze des Deut­schen auf ein Satz­mus­ter zu­rück­ge­führt wer­den, ist die Be­set­zung von VF und LSK fa­kul­ta­tiv und damit we­ni­ger re­strik­tiv als die ob­li­ga­to­risch zu be­set­zen­den Be­rei­che VF, FINIT und COMP des Dif­fe­renz­mo­dells.

(4)

VF LSK MF RSK NF Satz­typ
a. Die Hände haben wir uns am Feuer auf­ge­wärmt. - V2-Satz
b. - Hast du dir denn nicht die Hände am Feuer auf­ge­wärmt? - V1-Satz
c. der - sich die Hände am Feuer auf­wärmt - VE-Satz

Im uni­for­men Satz­klam­mer­mo­dell ist LSK bei V2- und V1-Sät­zen be­legt, bei Re­la­tiv­sät­zen je­doch leer, da das phra­sa­le Re­la­tiv­pro­no­men im VF zu plat­zie­ren ist (4). Damit kann die Be­le­gung von LSK ins­ge­samt nur als fa­kul­ta­tiv be­stimmt wer­den. Um ge­nau­er an­zu­ge­ben, wann LSK be­legt und wann LSK leer ist, muss wie beim Dif­fe­renz­mo­dell auf den je­wei­li­gen Satz­typ Bezug ge­nom­men wer­den.

(5)

a. V2-Satz VF FINIT MF VK NF
Die Hände haben wir uns am Feuer auf­ge­wärmt. -
b. V1-Satz FINIT MF VK NF
hast du dir denn nicht die Hände am Feuer auf­ge­wärmt? -
c. VE-Satz COMP MF VK NF
der sich die Hände am Feuer auf­wärmt -

Da beim Dif­fe­renz­mo­dell für jeden Satz­typ ein spe­zi­fi­sches Satz­mus­ter vor­liegt (5), sind VF und FINIT im je­wei­li­gen Satz­sche­ma ob­li­ga­to­risch zu be­set­zen. Eben­so wird das phra­sa­le Re­la­tiv­pro­no­men in COMP ana­ly­siert, womit auch die­ser Be­reich ob­li­ga­to­risch ent­we­der durch eine Sub­junk­ti­on oder durch einen phra­sa­len Satz­ein­lei­ter zu be­le­gen ist.7

Die to­po­lo­gi­sche Ana­ly­sen (4) und (5) und zei­gen au­ßer­dem, dass im uni­for­men Satz­klam­mer­mo­dell ob­li­ga­to­risch leere Be­rei­che an­ge­setzt wer­den müs­sen, was beim Dif­fe­renz­mo­dell nicht der Fall ist. V1-Sätze wei­sen im uni­for­men Satz­klam­mer­mo­dell eben­so wie sub­junk­tio­nal ein­ge­lei­te­te VE-Sätze ein lee­res VF auf, VE-Sätze mit phra­sa­lem Satz­ein­lei­ter eine leere LSK. Das Dif­fe­renz­mo­dell ver­mei­det ob­li­ga­to­risch leere Be­rei­che, indem bei V1-Sät­zen und VE-Sät­zen kein VF an­ge­setzt wird und bei VE-Sät­zen nicht zwi­schen phra­sa­len und nicht­phra­sa­len Satz­ein­lei­tern un­ter­schie­den wird.

Al­ler­dings kann durch die Satz­klam­mer­kon­zep­ti­on des uni­for­men Satz­klam­mer­mo­dells eine strik­te Tren­nung von Fel­dern (VF, MF, NF), in denen Wort­grup­pen ste­hen kön­nen, und Po­si­tio­nen (LSK, RSK), die nicht­phra­sa­le Ein­hei­ten ent­hal­ten, er­reicht wer­den. Dies ist beim Dif­fe­renz­mo­dell nicht mög­lich, da mit COMP ein Be­reich vor­liegt, in dem so­wohl nicht­phra­sa­le Satz­ein­lei­ter wie Sub­junk­tio­nen und phra­sa­le Satz­ein­lei­ter wie Re­la­tiv­pro­no­men ana­ly­siert wer­den.8

Hin­sicht­lich des de­skrip­ti­ven Po­ten­ti­als der Mo­dell­va­ri­an­ten ist zu­nächst fest­zu­hal­ten, dass mit dem uni­for­men Satz­klam­mer­mo­dell die kom­ple­men­tä­re Ver­tei­lung von fi­ni­ten Ver­ben und Sub­junk­tio­nen er­fasst wer­den kann. LSK ist ent­we­der durch ein fi­ni­tes Verb oder eine Sub­junk­ti­on be­setz­bar. Wird LSK durch ein fi­ni­tes Verb be­legt, steht kein wei­te­rer to­po­lo­gi­scher Be­reich zur Ver­fü­gung, in dem eine Sub­junk­ti­on auf­tre­ten könn­te. Wird LSK an­de­rer­seits durch eine Sub­junk­ti­on be­legt, kann das Fi­ni­tum nach RSK aus­wei­chen. Im Dif­fe­renz­mo­dell kann die kom­ple­men­tä­re Ver­tei­lung von fi­ni­ten Ver­ben und Sub­junk­tio­nen nicht auf die al­ter­nie­ren­de Be­le­gung eines to­po­lo­gi­schen Be­reichs zu­rück­ge­führt wer­den. Diese wird hier durch die Un­ter­schei­dung von selb­stän­di­gen F-Sät­zen (Sätze mit FINIT-Po­si­ti­on) und un­selb­stän­di­gen VE- Sät­zen ein­sich­tig. Da selb­stän­di­ge F-Sätze eine Fi­ni­t­ums­po­si­ti­on, aber kein COMP auf­wei­sen und VE-Sätze um­ge­kehrt kein FINIT, aber COMP be­inhal­ten, wird das kom­ple­men­tä­re Auf­tre­ten fi­ni­ter Ver­ben und Sub­junk­tio­nen auch im Dif­fe­renz­mo­dell mo­del­liert. Hinzu kommt, dass die to­po­lo­gi­sche Un­ter­schei­dung zwi­schen selb­stän­di­gen F-Sät­zen und un­selb­stän­di­gen VE-Sät­zen beim uni­for­men Satz­klam­mer­mo­dell durch die ein­heit­li­che Po­si­ti­on LSK nicht er­fasst wird.

Al­ler­dings dif­fe­ren­ziert das uni­for­me Satz­klam­mer­mo­dell zwi­schen phra­sa­len Satz­ein­lei­tern wie z. B. Re­la­tiv­pro­no­men und nicht­phra­sa­len Satz­ein­lei­tern wie z. B. Sub­junk­tio­nen, die im Dif­fe­renz­mo­dell sämt­lich in COMP ana­ly­siert wer­den. Für eine ge­mein­sa­me Ana­ly­se in COMP spricht je­doch ihr iden­ti­sches Stel­lungs­ver­hal­ten. So­wohl Sub­junk­tio­nen als auch Re­la­tiv­pro­no­men kön­nen nicht im MF plat­ziert wer­den, son­dern müs­sen am Be­ginn des Sat­zes ste­hen. Damit hängt zu­sam­men, dass das uni­for­me Satz­klam­mer­mo­dell in Ab­hän­gig­keit vom je­wei­li­gen Satz­ein­lei­ter zwei un­ter­schied­li­che VE-Satz­ana­ly­sen an­setzt,wo­hin­ge­gen das Dif­fe­renz­mo­dell eine ein­heit­li­che VE-Satz­ana­ly­se vor­nimmt.

(6)

VF LSK MF RSK NF Satz­typ
a. - dass du dir die Hände am Feuer auf­ge­wärmst - VE-Satz
b. der - sich die Hände am Feuer auf­ge­wärmt - VE-Satz

Im sub­junk­tio­nal ein­ge­lei­te­ten VE-Satz ist die Sub­junk­ti­on in LSK plat­ziert, das VF ist leer. Im Ge­gen­satz dazu steht das Re­la­tiv­pro­no­men im VF, wobei LSK leer an­ge­setzt wird.

(7)

a. VE-Satz COMP MF VK NF
dass du dir die Hände am Feuer auf­ge­wärmst -
der sich die Hände am Feuer auf­wärmt -

Die to­po­lo­gi­sche Ana­ly­se der VE-Sätze nach dem Dif­fe­renz­mo­dell zeigt, dass so­wohl die Sub­junk­ti­on als auch das Re­la­tiv­pro­no­men in COMP ste­hen.

Fer­ner ma­chen die to­po­lo­gi­schen Ana­ly­sen deut­lich, dass im Dif­fe­renz­mo­dell die drei Satz­ty­pen V1-, V2- und VE-Satz ex­pli­zit durch die drei Satz­sche­ma­ta dif­fe­ren­ziert wer­den, wäh­rend das uni­for­me Satz­klam­mer­mo­dell ein ein­heit­li­ches Sche­ma für sämt­li­che Satz­ty­pen an­setzt, so­dass die un­ter­schied­li­chen Wort­stel­lungs­re­gu­la­ri­tä­ten der drei Satz­ty­pen nicht di­rekt an­hand des toplo­gi­schen Sche­mas ab­les­bar sind.

Da­durch, dass das uni­for­me Satz­klam­mer­mo­dell mit dem VF bei VE-Sät­zen ein zu­sätz­li­ches Feld be­reit­stellt, las­sen sich z.B. dia­lek­ta­le Nicht-Stan­dard-Mus­ter er­fas­sen, was mit dem Dif­fe­renz­mo­dell nicht ohne Wei­te­res mög­lich ist.9

(8)

VF LSK MF RSK NF Satz­typ
mit wem dass sie zu tun haben10 - VE-Satz

Das Bei­spiel ver­deut­licht, dass VF und LSK bei VE-Sät­zen auch gleich­zei­tig be­legt wer­den kön­nen. Die nach­ste­hen­de Ta­bel­le gibt den Mo­dell­ver­gleich im Über­blick wie­der:

uni­for­mes Satz­klam­mer­mo­dell Dif­fe­renz­mo­dell
kon­zep­tio­nel­le Grund­la­ge
  • Uni­for­mi­täts­hy­po­the­se

  • Satz­klam­mer­hy­po­the­se (LSK, RSK)

  • Dif­fe­renz­hy­po­the­se

  • keine Satz­klam­mer (LSK = FINIT / COMP, RSK = VK)

Re­strik­ti­vi­tät Linke Satz­klam­mer (LSK): Po­si­ti­ons­ka­te­go­rie für Satz­typ und/oder Satz­mo­dus spe­zi­fi­zie­ren­de Köpfe FINIT vs. COMP: Be­rück­sich­ti­gung der ka­te­go­ria­len Un­ter­schei­dung zwi­schen fi­ni­ten Ver­ben und Satz­ein­lei­tern
Für LSK gel­ten je nach Satz­typ un­ter­schied­li­che Re­strik­tio­nen, was für zwei un­ter­schied­li­che to­po­lo­gi­sche Be­rei­che spricht (Satz­klam­mer­pro­ble­ma­tik) Ein­heit­li­che Kon­zep­ti­on der to­po­lo­gi­schen Be­rei­che un­ab­hän­gig vom je­wei­li­gen to­po­lo­gi­schen Satz­typ

fa­kul­ta­ti­ve Be­set­zung von VF und LSK

(Uni­for­mi­täts­pro­ble­ma­tik)

ob­li­ga­to­risch zu be­set­zen­des VF, FINIT bzw. COMP

ob­li­ga­to­risch leere Fel­der (VF bei V₁- und VE-Sät­zen, LSK bei phra­sal ein­ge­lei­te­ten VE-Sät­zen, wie z. B. Re­la­tiv­sät­zen)

(Uni­for­mi­täts­pro­ble­ma­tik)

  • Kein VF bei V₁- und VE-Sät­zen

  • keine ob­li­ga­to­risch leere Po­si­ti­on bei VE-Sät­zen

strik­te Tren­nung von Fel­dern und Klam­mer­po­si­tio­nen: Fel­der be­inhal­ten Phra­sen, Klam­mer­po­si­tio­nen nicht COMP als Be­reich, der so­wohl phra­sa­le Ele­men­te (z. B. Re­la­tiv­pro­no­men) als auch nicht­phra­sa­le Ein­hei­ten um­fasst (Sub­junk­tio­nen)
De­skrip­ti­vi­tät Kom­ple­men­tä­re Ver­tei­lung von fi­ni­tem Verb und Sub­junk­tio­nen durch al­ter­nie­ren­de Be­le­gungs­mög­lich­keit der LSK Dif­fe­ren­zie­rung selb­stän­di­ger F-Sätze (Sätze mit FINIT-Po­si­ti­on) und un­selb­stän­di­ger VE-Sätze
Er­fasst Dis­tanz­stel­lung von Ver­ben bei mehr­glied­ri­gem Ver­bal­kom­plex Er­fasst Dis­tanz­stel­lung von Ver­ben bei mehr­glied­ri­gem Ver­bal­kom­plex
Dif­fe­ren­zie­rung zwi­schen Sub­junk­tio­nen und phra­sa­len Satz­ein­lei­tern wie z. B. Re­la­tiv­pro­no­men Ein­heit­li­che Ana­ly­se von Satz­ein­lei­tern in COMP
Un­ter­schied­li­che Ana­ly­se von pro­no­mi­nal ein­ge­lei­te­ten VE-Sät­zen und sub­junk­tio­nal ein­ge­lei­te­ten VE-Sät­zen Ein­heit­li­che Ana­ly­se von VE-Sät­zen
Ein­heit­li­che Ana­ly­se sämt­li­cher Satz­ty­pen Toplo­gi­sche Un­ter­schei­dung der drei Satz­ty­pen V₁-, V₂- und VE-Satz
Ana­ly­se von Nicht-Stan­dard-Mus­tern nicht ohne Wei­te­res mög­lich
Weder das uni­for­me Satz­klam­mer­mo­dell noch das Dif­fe­renz­mo­dell rei­chen in ihrer bis­he­ri­gen Form aus, sämt­li­che Sätze des Deut­schen ana­ly­sie­ren zu kön­nen. Um Links­ver­set­zun­gen, Dis­kurs­mar­ker oder Koor- di­na­ti­ons­struk­tu­ren er­fas­sen zu kön­nen, wird das Dif­fe­renz­mo­dell daher um das An­schluss­feld AN und das To­pik­feld TF sowie um das Ko­or­di­na­ti­ons­sche­ma KS er­wei­tert (Pafel 2011: 100 f.).11

Er­wei­ter­tes Dif­fe­renz­mo­dell

V₂-Satz AN TF VF FINIT MF VK NF
V₁-Satz AN TF FINIT MF VK NF
VE-Satz AN TF COMP MF VK NF

[AN = An­schluss­po­si­ti­on, TF = To­pik­feld, VF = Vor­feld, FINIT = Fi­nit­heits­po­si­ti­on, MF = Mit­tel­feld, VK = Ver­bal­kom­plex, NF = Nach­feld, COMP = Kom­ple­men­tie­rer­be­reich]

Ko­or­di­na­ti­ons­sche­ma KS KOORD1 K1 KOORD2 K2 KOORDn Kn

[KOORD = Kon­junk­ti­ons­po­si­ti­on, K = Kon­junkt­feld]

In der An­schluss­po­si­ti­on wer­den Dis­kurs­mar­ker wie denn, aber, und, nein oder also ana­ly­siert. Sie haben die Funk­ti­on, den in­halt­li­chen Bezug zum vor­an­ge­gan­ge­nen Dis­kurs an­zu­zei­gen, ohne dass eine syn­tak­ti­sche Ko­or­di­na­ti­on vor­liegt. Dis­kurs­mar­ker sind daher von gleich­lau­ten­den Kon­junk­tio­nen zu un­ter­schei­den.

Das To­pik­feld ent­hält einen Aus­druck wie z. B. eine Links­ver­set­zung12, der das Thema des Sat­zes vor­gibt, d. h. er legt den Sach­ver­halt fest, um den es im Satz geht.

Mit den vor­ge­nom­me­nen Er­wei­te­run­gen las­sen sich jetzt Sätze mit An­schluss­par­ti­kel und Links­ver­set­zung er­fas­sen:13

(9)

V2-Sche­ma AN TF VF FINIT MF VK NF
Und an so einem Tag, da geht ein­fach alles schief -

Die Dis­kurspar­ti­kel und knüpft den Satz an den vor­her­ge­hen­den Dis­kurs an und si­gna­li­siert eine the­ma­ti­sche Wei­ter­füh­rung. Durch die Links­ver­set­zung in TF wird der im Satz be­han­del­te Sach­ver­halt aus­ge­drückt, wel­cher durch das ana­pho­ri­sche Ad­verb im VF wie­der auf­ge­nom­men wird.

Ko­or­di­na­ti­ons­struk­tu­ren14 kön­nen mit dem Ko­or­di­na­ti­ons­sche­ma wie folgt ana­ly­siert wer­den:15

(10)

[S0 [S1 Das Licht ist aus­ge­gan­gen] und [S2 die Wände haben ge­wa­ckelt]]16

KS KOORD1 K1 KOORD2 K2
S0 - S1 Das Licht ist aus­ge­gan­gen und S2 die Wände haben ge­wa­ckelt
V2 VF FINIT MF VK NF
S1 Das Licht ist - aus­ge­gan­gen -
V2 VF FINIT MF VK NF
S2 die Wände haben - ge­wa­ckelt -

Im Ko­or­di­na­ti­ons­sche­ma KS wird das erste Kon­junkt in K1 und das zwei­te Kon­junkt in K2 ana­ly­siert. Die ko­or­di­nie­ren­de Kon­junk­ti­on steht in der Kon­junk­ti­ons­po­si­ti­on KO­OR­D2.17 Beide Kon­junk­te bil­den zu­sam­men mit der Kon­junk­ti­on die Satz­rei­he S0. Die satz­wer­ti­gen Kon­junk­te S1 und S2 las­sen sich in einem zwei­ten Ana­ly­se­schritt eben­falls to­po­lo­gisch ana­ly­sie­ren. Es wird deut­lich, dass es sich bei den Kon­junk­ten um V2-Sätze han­delt.

Neben fi­ni­ten Sät­zen kön­nen auch satz­wer­ti­ge In­fi­ni­tiv­kon­struk­tio­nen to­po­lo­gisch er­fasst wer­den. Für die to­po­lo­gi­sche Ana­ly­se ist die Ein­sicht zen­tral, dass die funk­tio­na­len Ein­hei­ten in COMP die Form des Verbs im VE-Satz be­stim­men.

(11)

VE COMP MF VK NF
a. dass man hier gut leben kann -
b. um sich nicht zu ver­ra­ten -
c. sich noch von den Gäs­ten zu ver­ab­schie­den -

Die Sub­junk­ti­on dass for­dert ein fi­ni­tes Verb, wo­hin­ge­gen die Sub­junk­ti­on um ein in­fi­ni­tes Verb se­le­giert. Damit stellt sich die Frage, wo­durch in Satz (11c) die in­fi­ni­te Ver­b­form zu ver­ab­schie­den fest­ge­legt wird. Es wird an­ge­nom­men, dass COMP eine stum­me Sub­junk­ti­on ∅ ent­hält, die zwar keine pho­ne­ti­sche oder gra­phi­sche Ge­stalt hat, aber ein Va­lenz­trä­ger ist, der eine in­fi­ni­te Ver­b­form for­dert.

Eine wei­te­re spe­zi­el­le Kon­struk­ti­on, die sich neben satz­wer­ti­gen In­fi­ni­ti­ven to­po­lo­gisch ana­ly­sie­ren lässt, sind Par­ti­kel-Verb-Kon­struk­tio­nen. Par­ti­kel-Verb-Kon­struk­tio­nen las­sen sich to­po­lo­gisch von Prä­fix­ver­ben ab­gren­zen:18

(12)

V2 VF FINIT MF VK NF
a. *Sie ab­wen­den sich von der Bühne - -
b. Sie wen­den sich von der Bühne ab -
c. Sie be­la­den das Auto - -
d. *Sie laden das Auto be -

Bei Par­ti­kel-Verb-Kon­struk­tio­nen lässt sich die Ver­bpar­ti­kel ab nicht zu­sam­men mit dem Verb wen­den in FINIT ana­ly­sie­ren (12a). Statt­des­sen ist die Ver­bpar­ti­kel ab ge­trennt vom Fi­ni­tum in VK zu plat­zie­ren (12b). Im Ge­gen­satz dazu steht das nicht ab­trenn­ba­re Ver­bprä­fix be- zu­sam­men mit dem Verb laden in FINIT und kann nicht se­pa­rat in VK ste­hen (12d). Um klar zwi­schen Ver­ben mit ab­trenn­ba­rer Ver­bpar­ti­kel und Ver­ben mit nicht­ab­trenn­ba­ren Prä­fi­xen zu dif­fe­ren­zie­ren, spricht man auch von Par­ti­kel­ver­ben im Un­ter­schied zu Prä­fix­ver­ben.19

Schließ­lich lässt sich die to­po­lo­gi­sche Struk­tur des Ver­bal­kom­ple­xes VK näher be­leuch­ten. Auf der Grund­la­ge von Bech kann VK, der bei Bech als Schluss­feld be­zeich­net wird, wei­ter in ein Ober- und Un­ter­feld dif­fe­ren­ziert wer­den:

V₂-Sche­ma AN TF VF FINIT MF VK = Schluss­feld NF
Ober­feld Un­ter­feld
V₁-Sche­ma AN TF FINIT MF VK = Schluss­feld NF
Ober­feld Un­ter­feld
VE-Sche­ma AN TF COMP MF VK = Schluss­feld NF
Ober­feld Un­ter­feld

Für die Ab­fol­ge der Ver­ben im Un­ter­feld gilt, dass auf ein Verb das­je­ni­ge Verb folgt, von dem es se­le­giert wird.20

(13)

VE AN TF COMP MF VK NF
Ober­feld Un­ter­feld
- - ob sie da noch - la­chen3 kön­nen2 wird1 -
V3 V2 V₁
Das Voll­verb la­chen wird vom Mo­dal­verb kön­nen se­le­giert und steht damit vor die­sem. Das Mo­dal­verb kön­nen wird sei­ner­seits durch das fi­ni­te Au­xi­l­i­ar wird se­le­giert, so­dass kön­nen vor wird steht. Drückt man die Se­lek­ti­ons­ver­hält­nis­se mit Zah­len aus und se­le­giert ein Verb das­je­ni­ge Verb mit der nächst­grö­ße­ren Zahl, dann er­gibt sich für die Ab­fol­ge im Un­ter­feld fol­gen­des Sche­ma: V3 V2 V1. Für die Be­set­zung des Ober­felds, so­ge­nann­te Ober­feld­kon­struk­tio­nen, gel­ten be­son­de­re Be­din­gun­gen: Als fi­ni­te Ver­ben kön­nen im Ober­feld nur fi­ni­te For­men der Hilfs­ver­ben wer­den und haben ste­hen. Zudem müs­sen min­des­tens zwei in­fi­ni­te Ver­ben auf­tre­ten.

(14)

VE AN TF COMP MF VK NF
Ober­feld Un­ter­feld
- - ob sie da noch wird1 la­chen3 kön­nen2 -
V₁ V3 V2

Das Ober­feld ist durch das fi­ni­te Au­xi­l­i­ar wird be­setzt. Die In­fi­ni­ti­ve la­chen und kön­nen ver­blei­ben im Un­ter­feld. Tre­ten meh­re­re Ele­men­te im Ober­feld auf, wer­den sie genau ge­gen­sätz­lich zum Un­ter­feld an­ge­ord­net: Das se­le­gier­te Verb folgt auf das Verb, von dem es se­le­giert wird.

(15)

VE AN TF COMP MF VK NF
Ober­feld Un­ter­feld
- - ob man ihn hier wird1 las­sen2 lie­gen4 blei­ben3 -
V₁ V2 V4 V3

Im Ober­feld steht das fi­ni­te Au­xi­l­i­ar wird vor dem se­le­gier­ten Mo­dal­verb las­sen, wo­hin­ge­gen im Un­ter­feld das se­le­gier­te Voll­verb lie­gen vor dem se­le­gie­ren­den Mo­dal­verb blei­ben steht.

 


1 Für eine wei­ter­füh­ren­de Ka­te­go­ri­sie­rung to­po­lo­gi­scher Mo­del­le vgl. Fro­emel (2020: Kap. 2).

2 Zu be­ach­ten ist, dass das VF des uni­for­men Satz­klam­mer­mo­dells nur bei V2-Sät­zen mit dem VF des Dif­fe­renz­mo­dells über­ein­stimmt, da bei V1- und VE-Sät­zen im Dif­fe­renz­mo­dell kein VF vor­han­den ist. Zudem wei­chen LSK und COMP bei VE-Sät­zen ab, da phra­sa­le Satz­ein­lei­ter wie bei­spiels­wei­se Re­la­tiv­pro­no­men zwar in COMP, nicht aber in LSK ana­ly­siert wer­den. Im uni­for­men Satz­klam­mer­mo­dell wer­den phra­sa­le Satz­ein­lei­ter im VF plat­ziert.

3 Als Kopf oder Kern wird eine ob­li­ga­to­ri­sche Ein­heit einer Wort­grup­pe be­zeich­net, von der wei­te­re Be­stand­tei­le der Wort­grup­pe ab­hän­gen kön­nen (z. B. sind Köpfe Va­lenz­trä­ger und be­stim­men die Form des ge­for­der­ten Be­stand­teils). Dem­entspre­chend bil­den Ver­ben den Kopf von Ver­bal­grup­pen.

4 Bsp. mod. nach Wöll­stein (2010: 28, 29, 30).

5 Wei­te­re Fak­to­ren wie Ver­b­mo­dus und In­to­na­ti­on blei­ben hier aus­ge­spart. Zen­tral ist, dass die LSK-Be­le­gung einen Fak­tor zur Fest­le­gung des Satz­mo­dus dar­stellt.

6 Dies gilt auch für das VF. In­ner­halb des uni­for­men Satz­klam­mer­mo­dells wird das VF un­ter­schied­lich ver­wen­det. Bei V2-Sät­zen steht in VF genau eine Wort­grup­pe, bei V1- und sub­junk­tio­nal ein­ge­lei­te­ten VE-Sät­zen ist es leer, wo­hin­ge­gen es bei Re­la­tiv­sät­zen oder in­ter­ro­ga­ti­ven Ne­ben­sät­zen aus­schließ­lich durch­den phra­sa­len Satz­ein­lei­ter be­setzt ist. Das Dif­fe­renz­mo­dell setzt hin­ge­gen nur bei V2-Sät­zen ein VF an.

7 Bei un­ein­ge­lei­te­ten, satz­wer­ti­gen In­fi­ni­tiv­grup­pen kann COMP auch leer sein, so­fern man keine lee­ren Ele­men­te an­nimmt, die dann in COMP zu plat­zie­ren wären (vgl. Fro­emel 2020: 26, 31 f.).

8 Eine Mög­lich­keit, auch in Dif­fe­renz­mo­del­len eine strik­te Tren­nung von Fel­dern und Po­si­tio­nen zu ge­währ­leis­ten, wird in Fro­emel (2020: 45 f.) dis­ku­tiert.

9 Für die Er­fas­sung von Nicht-Stan­dard-Mus­tern im Dif­fe­renz­mo­dell vgl. Fro­emel (2020: 46).

10 Bsp. mod. nach Wöll­stein (2010: 35).

11 Laut Bil­dungs­plan (Mi­nis­te­ri­um für Kul­tus Ju­gend und Sport Baden-Würt­tem­berg 2019: 4) steht das Dif­fe­renz­mo­dell im Vor­der­grund, so­dass ich mich im Fol­gen­den auf das Dif­fe­renz­mo­dell fo­kus­sie­re. Es ist je­doch zu be­mer­ken, dass die durch­ge­führ­ten Er­wei­te­run­gen auch beim uni­for­men Satz­klam­mer­mo­dell an­ge­wen­det wer­den kön­nen (vgl. Fro­emel 2020: Kap. 4). Die fol­gen­den Aus­füh­run­gen und mo­di­fi­zier­ten Bei­spie­le gehen im We­sent­li­chen auf Pafel (2011) zu­rück

12 Unter einer Links­ver­set­zung wird eine Wort­grup­pe ver­stan­den, die von einem ana­pho­ri­schen Aus­druck im Satz wie­der auf­ge­grif­fen wird und mit die­sem in Kasus, Genus und Nu­me­rus kongru­iert.

13 Bsp. mod. nach Pafel (2011: 72).

14 Bei einer Ko­or­di­na­ti­on wer­den min­des­tens zwei syn­tak­ti­sche Ein­hei­ten der­sel­ben Art mit oder ohne Kon­junk­ti­on ver­bun­den.

15 Zu be­ach­ten ist, dass das Dif­fe­renz­mo­dell ein Ko­or­di­na­ti­ons­sche­ma und keine Ko­or­di­na­ti­ons­po­si­ti­on in­ner­halb der Satz­sche­ma­ta an­setzt. Da­durch wird ge­währ­leis­tet, dass die ge­sam­te Ko­or­di­na­ti­ons­struk­tur als Satz er­fass­bar ist, wo­durch auch Satz­rei­hen to­po­lo­gisch ana­ly­siert wer­den kön­nen (vgl. Fro­emel 2020: Kap. 6.3).

16 Bsp. mod. nach Pafel (2011: 90).

17 Die Kon­junk­ti­ons­po­si­ti­on KOORD1 ist bei paa­ri­gen Kon­junk­tio­nen wie ent­we­der oder durch den ers­ten Kon­junk­ti­ons­teil, z. B. ent­we­der, be­setzt.

18 Bsp. mod. nach Pafel (2011: 58).

19 Nach Pafel (2011: 59 f.) han­delt es sich bei ab­trenn­ba­ren Ver­bpar­ti­keln wie ab um ei­ge­nen Wör­ter. Dafür spricht, dass sie nicht in FINIT auf­tre­ten kön­nen und daher nicht zum fi­ni­ten Verb ge­hö­ren. Zudem weicht auch die Bil­dung des zu-In­fi­ni­tivs sowie die Bil­dung des Par­ti­zips Per­fekt von der all­ge­mei­nen Bil­dungs­re­gel ab. Beim zu-In­fi­ni­tiv wird das zu nicht vor­an­ge­stellt, son­dern in das Verb ein­ge­fügt (z. B. ab­zu­la­den). Eben­so tritt die ab­trenn­ba­re Ver­bpar­ti­kel ab ent­ge­gen dem all­ge­mei­nen Bil­dungs­mus­ter bei der Bil­dung des Par­ti­zips Per­fekt vor dem Fle­xi­ons­prä­fix ge- auf (z. B. ab­ge­la­den). Dies ist er­klär­bar, wenn es sich bei der Ver­bpar­ti­kel ab um ein ei­gen­stän­di­ges Wort han­delt: Die Prä­fi­xe zu- und ge- ste­hen nach der Ver­bpar­ti­kel di­rekt vor dem Verb, da sie sich als Ver­bal­prä­fi­xe di­rekt mit dem je­wei­li­gen Verb ver­bin­den.

20 Bsp. mod. nach Pafel (2011: 67).

 

Fach­li­che und di­dak­ti­sche-me­tho­di­sche Hin­wei­se: Her­un­ter­la­den [pdf][956 KB]

 

Wei­ter zu Di­dak­tisch-me­tho­di­sche Hin­wei­se