Anmerkungen
Vorbemerkungen
Im Gegensatz zum ersten Vorschlag folgt diese Unterrichtseinheit größtenteils der Chronologie des Ausgangstextes. Dadurch, dass die Literaturverfilmung an den Beginn der Einheit gesetzt ist und die Schüler den gesamten Inhalt des Dramas schon vor Beginn der Lektüre kennen, sind dennoch jederzeit aspektorientierte Ansätze möglich. Die einzelnen Stundenthemen können gut in Bezug zum Gesamtinhalt des Dramas gesetzt werden. Gleichzeitig bietet die chronologische Vorgehensweise gerade schwächeren und in der Lektüre von Dramen ungeübten Schülern die Möglichkeit, die Zusammenhänge leichter zu erfassen. Der Schwerpunkt der Unterrichtseinheit liegt hier, anders als bei Vorschlag 1, auf der Gelehrtentragödie. Die Thematik bietet eine Vielzahl von Gelegenheiten zum Transfer, zur kritischen Diskussion und zum Einüben erörternder Formate.
Anmerkungen zu I
Der Einstieg über die Verfilmung ermöglicht den Schülern einen generell einfacheren Zugang zum Text als die alleinige Lektüre. Dabei muss allerdings in Kauf genommen werden, dass durch die Inszenierung quasi schon eine Interpretation vorweggenommen wird. Die Lektüre des Textes erfolgt unweigerlich unter dem Eindruck der gezeigten Aufführung. Aus diesem Grund wurde bei der Konzeption des zweiten Vorschlags der Schwerpunkt auf genaue Textarbeit gelegt. Im Laufe der Unterrichtseinheit sollte immer wieder ein kritischer Bezug zu der gezeigten Aufführung hergestellt werden.
Anmerkungen zu II und V
Die Tatsache, dass im Prolog im Himmel der Herr als handelnde Figur auftritt, war zu Goethes Zeit unüblich. Er schließt hier an die Aufführungspraxis des 16. Jahrhunderts an, die Zeit, in der auch die Handlung des Faust I angesiedelt ist. Schon aus diesem Grund lohnt sich eine genaue Betrachtung dieser Szene. Der Vergleich mit der Hiob-Geschichte aus dem Alten Testament zeigt den Schülern intertextuelle Bezüge auf und steuert gleichzeitig die Untersuchung der Motive des Herrn, die dann in Bezug zu Mephistopheles‘ Selbstbild gesetzt werden können. Die gesamte Dramenhandlung ist hier bereits angelegt, die Problematik von Fausts Charakter kann schon sehr genau erfasst und das Ergebnis zum Verständnis der nachfolgenden Szenen genutzt werden.
Ein Vergleich der „Wette“ aus dem Prolog im Himmel mit dem Pakt, den Faust und Mephistopheles in Studierzimmer II schließen, zeigt, dass der Gang der Handlung im Prolog im Himmel bereits angelegt ist. Anders als im Hiob-Text wird Fausts Glaube vom Herrn nicht auf die Probe gestellt, sondern Mephistopheles wird Faust als „Helfer“ an die Seite gestellt, damit dieser durch die Ablenkungsversuche des Teufels den rechten Weg findet. Betrachtet man in diesem Zusammenhang die Vereinbarung zwischen Faust und Mephistopheles, lassen sich Diskussionen zum Ende Fausts anstellen. Erörternde Formate, die eine Argumentation mit dem Text verlangen, bieten sich hier an. Da die Schüler den gesamten Text des Faust I kennen, kann zusätzlich auch das Thema „Gerechtigkeit“ aufgegriffen werden.
Anmerkungen zu III und IV
Die Konzentration auf die beiden bildlichen Darstellungen Fausts im Studierzimmer erleichtert das Verständnis der Szene. Es werden zwei unterschiedliche Momente in Fausts Monolog dargestellt, auch wenn die Bilder auf den ersten Blick recht ähnlich erscheinen. Die Beschäftigung mit den Bildern und deren Verortung im Text ermöglichen eine genaue Analyse der Gefühlslage Fausts und helfen damit seine innere Zerrissenheit zu erfassen. Die kurze Episode mit Wagner wird in einer Einzelstunde als Übung zur Textinterpretation genutzt. Eine Deutung der Szene im Gesamtzusammenhang kann von den Schülern im Anschluss an die vorangegangenen Stunden erwartet werden.
Anmerkungen zu VI
Die Doppelstunde zum Thema „Wissenschaftskritik“ bietet Möglichkeiten zum Transfer und zur Aktualisierung; es könnten beispielsweise ethische Fragen in Bezug zur Wissenschaft erörtert werden, auch eine kritische Auseinandersetzung mit der Methodenfrage wäre denkbar. Gleichzeitig werden Fausts Beweggründe für den Pakt mit Mephistopheles vertieft erarbeitet.
Anmerkungen zu VII
Die Szenen Auerbachs Keller und Hexenküche beschreiben Fausts Übertritt in die Welt jenseits der Wissenschaft. Mephistopheles testet in Auerbachs Keller, wie empfänglich Faust für weltliche Ablenkungs- und Zerstreuungsversuche ist. Nachdem er festgestellt hat, dass er bei Faust mit einfacher Ablenkung durch Amüsement nichts erreichen kann, verlegt er sich auf den Bereich der sexuellen Begierde, indem er Faust das Idealbild einer schönen Frau zeigt und ihn gleichzeitig verjüngen lässt, um der Begierde auch Erfüllung zu garantieren. Die Hexenküche dient als Schleuse, in der Faust verwandelt wird. Nach dieser Verwandlung trifft er auf Margarete, deren Anblick seine neu erwachte Sexualität verstärkt. Nach seiner ersten Begegnung mit Margarete dominiert, noch ganz unter dem Einfluss der Eindrücke in der Hexenküche, das Sexuelle Fausts Denken und Handeln.
Anmerkungen zu VIII und IX
Im weiteren Verlauf der Handlung erlebt man den Widerstreit zwischen Fausts sexueller Begierde und der tiefen Liebe, die ihn zu Margarete erfasst hat. Fast schon will er den Augenblick festhalten; die Liebe bringt ihn dazu, einen Zugang zur Natur zu finden, doch Mephistopheles treibt ihn als Widerpart Margaretes immer wieder dazu, seiner körperlichen Begierde nachzugeben. Letztendlich lässt sich Faust hinreißen, Margarete willentlich mit in den Abgrund zu ziehen (Wald und Höhle). Im Gespräch zwischen Faust und Margarete zur Frage der Religion zeigt sich Margaretes Naivität, gleichzeitig allerdings auch ihr tief in der Institution Kirche verwurzelter Glaube. Faust weicht Margaretes direkter Frage aus und formuliert seine pantheistischen Vorstellungen von Religion. Auch Margaretes Abneigung gegenüber Mephistopheles tut er als bloße „Antipathie“ ab. Zum Ende des Gesprächs hat er Margarete von der Rechtschaffenheit seiner Gefühle überzeugt, sodass sie einwilligt, ihrer Mutter den Schlaftrunk zu geben. An dieser Stelle kommt es zum Umschlag innerhalb der Gretchenhandlung. Margaretes Fall ist eingeleitet. Weil sie sich auf eine gemeinsame Nacht mit Faust einlässt, kann die Katastrophe überhaupt erst ihren Lauf nehmen. Die Erlösung Margaretes am Ende von Faust I wird dagegen nur durch das Abwenden Margaretes von Faust, der in Begleitung von Mephistopheles erschienen ist, möglich gemacht. Margarete nimmt ihre Schuld an und kann somit göttliche Vergebung erlangen. Faust ist dazu noch nicht in der Lage, ihm bleibt nur die Flucht mit Mephistopheles.
Textgrundlage
- Johann Wolfgang von Goethe: Werke. Hamburger Ausgabe in 14 Bänden, Band 3. Dramatische Dichtungen I, textkritisch durchgesehen und kommentiert von Erich Trunz, München 1986, 16. Aufl. 1996
- Johann Wolfgang von Goethe: Werke. Hamburger Ausgabe in 14 Bänden, Band 3. Dramatische Dichtungen I, textkritisch durchgesehen und kommentiert von Erich Trunz, München 1986, 16. Aufl. 1996
- Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers mit Apokryphen, Stuttgart 1999, 9. Aufl. 2008
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