Didaktischer Kommentar
Im Bildungsplan 2016 ist einerseits mit der Leitperspektive „Medienbildung“ die Vorgabe, sich mit Medien aller Art in allen Fächern und auf allen Jahrgangsstufen zu beschäftigen, fest verankert worden. Die Medienvielfalt hat dazu geführt, dass im Fach Deutsch längst von einem erweiterten Textbegriff ausgegangen wird: Medienprodukte aller Art zählen dazu. Der Film, aber auch Storyboards, Drehbücher oder Videoclips haben im Vergleich zum Bildungsplan 2004 neben den traditionellen literarischen Formen einen deutlich ausgeweiteten Stellenwert für das Fach Deutsch erhalten: „Die Leitperspektive Medienbildung ist für das Fach Deutsch von großer Bedeutung und im Bildungsplan Deutsch repräsentativ verankert: Nicht nur die Standards des Teilbereichs ‚Medien’, sondern viele weitere Fachkompetenzen tragen der Bedeutung der Medienbildung und Medienkompetenz als Schlüsselqualifikation in einer multimedial geprägten Gesellschaft Rechnung. Sie sollen sicherstellen, dass sich die Schülerinnen und Schüler in einer technisch beschleunigten und zunehmend komplexer werdenden Lebenswelt orientieren können und zu einem selbstbestimmten, verantwortungsbewussten und selbstregulativen Mediengebrauch finden. Medienbildung bedeutet im Deutschunterricht darüber hinaus immer auch, dass die Medien und ihre spezifischen Inhalte, Vermittlungsleistungen und ästhetischen Qualitäten zu einem Gegenstand des Unterrichts werden.“7
Die prozessbezogene curriculare Beschäftigung mit dem Medium Film beginnt bereits in Klasse 5 und endet mit umfassenden Analyse- und Interpretationskompetenzen, die Schüler der Kursstufe am Ende ihre Schulzeit auch auf der Inhaltsebene erworben haben müssen. Dass damit das Wissen um Fachbegriffe zur Filmanalyse sowie um methodisches Vorgehen beim „Lesen“ von audiovisuellen Medien einhergeht, versteht sich von selbst. Auf ein Glossar rund um das Fachvokabular zur Filmanalyse wird an dieser Stelle bewusst verzichtet. Die Fortbildungen zum Bildungsplan Deutsch, Standardstufe 10 (vgl. z. B. Modul 2), haben ein solches bereits vorgelegt.8 Da die Schüler, die im Schuljahr 2019/20 erstmals das Basisfach Deutsch wählen, bislang nach dem Bildungsplan 2004 unterrichtet wurden, muss eventuell beachtet werden, dass noch nicht sämtliche inhaltsbezogenen Kompetenzen rund um das Thema Film erworben wurden. Hier gilt es bei Bedarf nachzuarbeiten.
Am Ende der vier Kurshalbjahre im Basisfach Deutsch steht für jeden Schüler verbindlich eine mündliche Abiturprüfung. Ziel der vorliegenden Unterrichtskonzeption ist es deshalb, den Schwerpunkt auf die Mündlichkeit im Deutschunterricht zu legen, sei es mit vorab vergebenen Referaten, bei der Ergebnissicherung von Einzel-, Partner- und Gruppenarbeit sowie mit Diskussionsrunden (vgl. auch BP Gym D, 2016, 3.n.2.2 Funktion von Äußerungen). Dieses Ziel sollte mit den Schülern immer wieder thematisiert werden. Auch mit schriftlichen Arbeitsaufträgen werden Argumentationsstrategien und die Strukturierung von Ergebnissen vertiefend geübt. Konkretere Hinweise hierzu finden sich jeweils in den einzelnen Bausteinen.
Da für die vier vorgeschriebenen Klausuren im Basisfach Deutsch bestimmte Formate abzudecken sind, ist für die Unterrichtseinheit „GOOD BYE, LENIN!“ bewusst keine Klausur vorgesehen und konzipiert. Sehr wohl aber kann und soll auch der Bereich der Beschäftigung mit AV-Medien im mündlichen Abitur abgedeckt werden. So kann einerseits mit der Einheit ein gezieltes Training rhetorischer Kompetenzen und Arbeitsmethoden zum Umgang mit mündlich gut strukturierten Beiträgen verknüpft werden, andererseits können mögliche Prüfungsthemen für das Abitur aus der Einheit heraus entwickelt werden. Exemplarisch wird eine solche Aufgabe (inklusive Erwartungshorizont) hier vorgestellt werden (vgl. Kap. 5). Es ist durchaus denkbar, auch am Ende dieser Unterrichtseinheit mit den Schülern eine Probeprüfung zu gestalten. Allerdings muss eine solche Prüfung zeitlich zur vorgelegten Konzeption hinzugerechnet werden.
Eine mit zwölf Unterrichtsstunden veranschlagte Einheit kann niemals alle Themenbereiche umfassend abdecken. Die hier vorgestellte Auswahl und Schwerpunktsetzung ist als eine exemplarische zu verstehen. Die Kompetenzdifferenzierung Basisfach-Leistungsfach ist hier nicht in erster Linie bei den prozessbezogenen Kompetenzen zu sehen. Es gilt für das Basisfach und das Leistungsfach Deutsch gleichermaßen, dass zentrale Einsichten in fachspezifische Sachverhalte und Problemstellungen vermittelt werden (vgl. Vorbemerkung der Ergänzungen zum Basisfach Deutsch Oberstufe9). Quantitativ wie qualitativ übersteigen die Anforderungen im Leistungsfach die des Basisfachs: Dies gilt beispielsweise für die Komplexität der Themen und Aufgabenstellungen bei den inhaltsbezogenen Kompetenzen, aber auch für die erwartete Durchdringungstiefe sowie den Grad der Selbstständigkeit bei der Anwendung fachlicher Methoden. Auf diesen Ebenen ist die Kompetenzdifferenzierung in vorliegender Unterrichtskonzeption vor allem zu sehen.
7 Vgl. http://www.bildungsplaene-bw.de/site/bildungsplan/get/documents/lsbw/export-pdf/depot-pdf/ALLG/BP2016BW_ALLG_GYM_D.pdf (im Folgenden BP Gym D), S. 4f
8 Vgl. https://lehrerfortbildung-bw.de/u_sprachlit/deutsch/gym/bp2016/fb6/5_film/3_glossar/ (letzter Zugriff am 29.01.19)
9 vgl. https://www.km-bw.de/,Lde/Startseite/Schule/Neue+Oberstufe+21 (letzter Zugriff am 29.01.19)
GOOD BYE, LENIN! - Konzeption: Herunterladen [docx][448 KB]
GOOD BYE, LENIN! - Konzeption: Herunterladen [pdf][830 KB]
Weiter zu Das Grundmodell der Filmanalyse