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„Al­ter­na­ti­ve Fak­ten“

Ana­ly­se der Nor­men und Werte

Di­dak­ti­scher Kom­men­tar

Der letz­te Bau­stein der Un­ter­richts­ein­heit steht unter der Leit­fra­ge, in­wie­weit „al­ter­na­ti­ve Fak­ten/fake news“ ge­recht­fer­tigt sind. Wahr­heit und Lüge the­ma­ti­siert der Film auf den un­ter­schied­lichs­ten Ebe­nen: an­ge­fan­gen vom Um­gang des Staa­tes mit sei­nen Bür­gern (v. a. zu Be­ginn des Films) über die fa­mi­liä­re Ebene bis hin zum Um­gang mit der ei­ge­nen Freun­din (Alex’ Ver­hal­ten ge­gen­über Lara) bzw. mit dem ei­ge­nen Ar­beits­kol­le­gen/Freund (Denis’ und Alex’ Pro­duk­ti­on der fik­ti­ven Fol­gen der „Ak­tu­el­len Ka­me­ra“ als Win-win-Si­tua­ti­on?).

Ro­bert Ker­ners Le­bens­si­tua­ti­on, die 1978 vor allem von staat­li­chen Zwän­gen be­stimmt wird, ist zu­nächst Aus­lö­ser für die fa­mi­liä­re Ka­ta­stro­phe. In Folge sei­ner Re­pu­blik­flucht kommt es zur gro­ßen Le­bens­lü­ge Chris­tia­nes (späte Auf­lö­sung, nimmt fast schon iro­ni­sche Züge an). Diese Lüge ist al­ler­dings keine Ein­bahn­stra­ße. Auch Alex und somit alle an­de­ren Fi­gu­ren täu­schen Chris­tia­ne im gro­ßen Stil, um sie zu schüt­zen. Die­ses Ziel prägt die Haupt­hand­lung des Films maß­geb­lich. Alex’ Ent­schei­dung und auch sein Vor­ge­hen sol­len von den Schü­lern nun dif­fe­ren­ziert be­leuch­tet, kri­tisch hin­ter­fragt und schließ­lich im Ple­num zur Dis­kus­si­on ge­stellt wer­den. Zur Be­grün­dung der ei­ge­nen Mei­nung wird er­war­tet, dass die Schü­ler in die­sem Zu­sam­men­hang auch ge­zielt ein­zel­ne Film­se­quen­zen her­an­zie­hen.

Um­set­zung im Un­ter­richt

Als Im­puls wird noch ein­mal die Ge­burts­tags­fei­er-Szene ge­zeigt (DVD-Ka­pi­tel 17 oder auch von 55:44 bis 1:02:02 (Zeit­an­ga­ben be­zie­hen sich auf das Ab­spie­len mit dem VCL-Media-Play­er). Im An­schluss wer­den zu­nächst ein­mal spon­ta­ne Ideen ge­sam­melt, in­wie­fern und auch wann In­for­ma­tio­nen vor­ent­hal­ten, ver­fälscht oder gänz­lich neu er­fun­den wer­den dür­fen. Der Bezug zum Film steht hier noch nicht im Vor­der­grund.

Die Schü­ler er­ar­bei­ten sich in PA dann die Sach­t­ex­te zur mo­ra­li­schen Ent­wick­lung nach Kohl­berg sowie zum Thema Ge­sin­nungs- ver­sus Ver­ant­wor­tungs­ethik (nach Max Weber). Je nach Kurs kann es auch sinn­voll sein, das Thema „Mo­ra­li­sche Ent­wick­lung“ ge­mein­sam mit den Schü­lern zu er­ar­bei­ten, am Bei­spiel von Kohl­bergs vor­ge­ge­be­ner Di­lem­ma-Si­tua­ti­on, in der sich Heinz be­fin­det, der für seine tot­kran­ke Frau drin­gend ein Me­di­ka­ment be­nö­tigt, das er sich fi­nan­zi­ell nicht leis­ten kann.17

Al­ter­na­tiv zu die­sem Ar­beits­blatt (vgl. 3.4, AB 1) könn­te Kohl­berg und Di­lem­ma-Si­tua­tio­nen auch als Re­fe­rats­the­ma ver­ge­ben wer­den (als Vor­be­rei­tung ist es sinn­voll, den oder die Schü­ler auf den In­ter­net­auf­tritt der Bun­des­zen­tra­le für po­li­ti­sche Bil­dung zu ver­wei­sen, www.​bpb.​de; hier ins­be­son­de­re auch auf Mar­schall, Ste­fan: Lügen und Po­li­tik im „post­fak­ti­schen Zeit­al­ter“. Ar­ti­kel vom 24.03.17).

Be­ste­hen noch Ver­ständ­nis­fra­gen (womit bei einer stil­len Be­schäf­ti­gung mit dem AB, even­tu­ell aber auch nach einem Re­fe­rat zu rech­nen ist), wer­den diese im Un­ter­richts­ge­spräch ge­klärt. Auch Kants Ka­te­go­ri­scher Im­pe­ra­tiv18 kann hier noch ge­winn­brin­gend mit an­ge­führt und be­spro­chen wer­den.

Für die Be­ur­tei­lung von Alex’ Ent­schei­dung, al­ter­na­ti­ve Fak­ten zu schaf­fen, soll ein Kom­men­tar in Ein­zel­ar­beit ver­fasst wer­den. Die Aus­wir­kun­gen die­ser Ent­schei­dung auf Freun­de und Fa­mi­lie müs­sen hier­bei ge­zielt in den Blick ge­nom­men wer­den, das Ma­te­ri­al des ABs soll in die Über­le­gun­gen mit ein­be­zo­gen wer­den. Sich nicht nur im Un­ter­richts­ge­spräch, son­dern sich zudem ex­pli­zit schrift­lich mit die­sem Thema aus­ein­an­der­zu­set­zen, be­deu­tet, eine klare Ar­gu­men­ta­ti­ons­stra­te­gie ent­wi­ckeln zu müs­sen und för­dert damit eine noch in­ten­si­ve­re Be­schäf­ti­gung mit der Frage nach Nor­men und Wer­ten. Span­nend dürf­te hier auch die Frage sein, ob sich die Figur Alex ent­wi­ckelt hat und woran diese Ent­wick­lung fest­zu­ma­chen ist.

Nach­dem Er­geb­nis­se die­ser Ar­beits­pha­se ex­em­pla­risch vor­ge­tra­gen, be­spro­chen und auch ge­wür­digt wur­den, kann die Dis­kus­si­on auf wei­te­re The­men aus­ge­wei­tet wer­den, ab­hän­gig even­tu­ell von der Zeit, die noch zur Ver­fü­gung steht. „GOOD BYE, LENIN!“ be­sitzt nach wie vor ein gro­ßes Maß an Ak­tua­li­tät, die an The­men fest­ge­macht wer­den, die der Film an­spricht. Fa­mi­li­en­bil­der im All­ge­mei­nen, die Be­deu­tung von fes­ten so­zia­len Bin­dun­gen (Freund­schaft und Fa­mi­lie) für die Resi­li­enz, die Frage nach dem Recht auf Fa­mi­li­en­nach­zug (vgl. Flücht­lings­kri­se; in Deutsch­land oder auch glo­bal be­trach­tet), De­mo­kra­tie­vor­stel­lun­gen (auch vor der „his­to­ri­schen“ Folie der DDR; vgl. Szene mit dem fik­ti­ven Sig­mund Jähn als neuem Staats­ober­haupt): All diese The­men kön­nen ge­winn­brin­gend in einer ab­schlie­ßen­den Dis­kus­si­on mit den Schü­lern be­spro­chen wer­den oder auch nur als Im­pul­se für eine sol­che Dis­kus­si­on die­nen.

Das Zitat des Pro­du­zen­ten Ste­fan Arndt, mit dem er sich in „Das ver­ges­se­ne Jahr“ selbst po­li­tisch zur Wie­der­ver­ei­ni­gung po­si­tio­niert (vgl. Kap. 1, An­mer­kung 3), eig­net sich eben­falls als so ge­nann­ter Au­ßen­text, mit dem eine Ab­schluss­dis­kus­si­on ein­ge­lei­tet wer­den kann.

 

17 vgl. Num­mer-Wink­ler, Ger­trud: Moral. In: Schnei­der, Wolf­gang/Lin­den­ber­ger, Ulman (Hrsg.): Ent­wick­lungs­psy­cho­lo­gie. Mün­chen 2012, 7., voll­stän­dig über­ar­bei­te­te Auf­la­ge, S. 527ff

18 vgl. Fi­scher, Peter: Ein­füh­rung in die Ethik. Mün­chen 2003, S. 152

 

GOOD BYE, LENIN! - Kon­zep­ti­on: Her­un­ter­la­den [docx][448 KB]

GOOD BYE, LENIN! - Kon­zep­ti­on: Her­un­ter­la­den [pdf][830 KB]

 

Wei­ter zu Ex­em­pla­ri­scher Stoff­ver­tei­lungs­plan