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Lö­sungs­hin­wei­se zu den ein­zel­nen Se­quen­zen

Die DDR auf 79 m2: Ana­ly­se der Hand­lung

Lö­sungs­hin­wei­se zum Le­xi­ko­nein­trag „GOOD BYE, LENIN!“

  • Re­pu­blik­flucht des ost­deut­schen Arz­tes Ro­bert Ker­ner im Som­mer 1978
  • Mut­ter bleibt mit Sohn Alex (11 Jahre) und Toch­ter Aria­ne (13 Jahre) al­lein in Ost­ber­lin zu­rück, zieht sie al­lei­ne groß
  • Stasi be­grün­det Flucht mit der Liebe des Va­ters zu einer an­de­ren Frau
  • Sig­mund Jähn fliegt als Ost­deut­scher ins All; gro­ßes Vor­bild für Alex
  • Zu­sam­men­bruch der Mut­ter; wird an­schlie­ßend zur per­fek­ten So­zia­lis­tin
  • Jahre spä­ter: Mut­ter be­ob­ach­tet zu­fäl­lig Alex’ Ver­haf­tung bei einer De­mons­tra­ti­on; er­lei­det Herz­in­farkt; fällt ins Koma
  • Im Kran­ken­haus lernt Alex Lern­schwes­ter Lara ken­nen; sie wer­den ein Paar
  • Chris­tia­ne „ver­schläft“ den Fall der Mauer und die Wie­der­ver­ei­ni­gung
  • Aria­ne ar­bei­tet in­zwi­schen bei Bur­ger King; ihr west­deut­scher Freund Rai­ner zieht bei Ker­ners ein; Alex fin­det eine neue Stel­le als Fern­sehmon­teur
  • Mut­ter wacht nach acht Mo­na­ten über­ra­schend auf; Kin­der holen sie nach Hause; ver­schwei­gen po­li­ti­sche Er­eig­nis­se, da sie noch zu in­sta­bil ist
  • In der Woh­nung las­sen sie die DDR „auf­er­ste­hen“; spie­len „heile Welt“
  • Dies wird immer schwie­ri­ger (z. B. Ost-Pro­duk­te; neues Geld; Fern­seh­wunsch ...)
  • Alex filmt mit sei­nem Kol­le­gen Denis „fake news“ – fik­ti­ve Sen­dun­gen der „Ak­tu­el­len Ka­me­ra“
  • Zahl­rei­che kri­ti­sche Sze­nen, bei denen der Schwin­del bei­na­he auf­fliegt
  • Das Lü­gen­kon­strukt wird immer ver­wor­re­ner, immer ge­wag­ter
  • Aria­ne er­war­tet ihr zwei­tes Kind; will mit Rai­ner aus­zie­hen
  • Alex will mit aller Ge­walt sein Lü­gen­ge­bil­de auf­recht­er­hal­ten
  • Aus­flug zur Dat­sche der Fa­mi­lie Ker­ner; Mut­ter ge­steht, dass sie sich nicht ge­traut hat, mit den Kin­dern einen Aus­rei­se­an­trag zu stel­len; hat den Kin­dern un­zäh­li­ge Brie­fe vom Vater vor­ent­hal­ten
  • Ge­sund­heit­li­cher Ein­bruch bei der Mut­ter; will den Vater noch ein­mal sehen
  • Alex sucht ihn auf; Aria­ne schafft es nicht, bit­tet aber Alex darum
  • Wie­der­ver­ei­ni­gung als Um­kehr der Ge­schich­te ge­filmt; Ta­xi­fah­rer Sig­mund Jähn als neues Staats­ober­haupt
  • Mut­ter stirbt in dem Glau­ben an diese Uto­pie; Lara hat sie al­ler­dings vorab über die wah­ren Er­eig­nis­se auf­ge­klärt, was Alex aber nicht weiß
  • Offen bleibt, wie die Mut­ter diese „Auf­klä­rung“ tat­säch­lich auf­ge­nom­men hat und wie sie zum Lü­gen­kon­strukt ihrer Kin­der steht

 

Die Ker­ners: Ana­ly­se der Fi­gu­ren/Fi­gu­ren­kon­stel­la­ti­on

Alex Ker­ner

Alex ist 11 Jahre alt, als der Vater die Fa­mi­lie 1978 ver­lässt. Er scheint da­nach auf die Mut­ter fi­xiert zu sein, was sich daran zeigt, dass er alles Mög­li­che ver­sucht, um sie auf­zu­hei­tern, aus ihrer Le­thar­gie zu rei­ßen. Spä­ter teilt er ihre po­li­ti­sche Über­zeu­gung kei­nes­falls, er nimmt im Herbst 1989 an den Mon­tags­de­mons­tra­tio­nen teil. Als es dort zur Ka­ta­stro­phe kommt, weil Chris­tia­ne einen Herz­in­farkt er­lei­det und ins Kran­ken­haus kommt, macht er sich wie seine Schwes­ter Aria­ne große Sor­gen um die Mut­ter, scheint aber die Si­tua­ti­on we­ni­ger rea­lis­tisch sehen zu wol­len als Aria­ne – nach dem Motto: Es kann nicht sein, was nicht sein darf.

Und doch: Chris­tia­ne Ker­ner liegt im Koma, ob sie dar­aus er­wa­chen wird, ist un­klar. Die Mo­na­te im Koma be­glei­tet Alex ge­wis­sen­haft, er kommt re­gel­mä­ßig ins Kran­ken­haus, auch wenn er seine Be­su­che in­zwi­schen auf die Ar­beits­zei­ten der rus­si­schen Lern­schwes­ter Lara ab­ge­stimmt hat. Als die Mut­ter aus dem Koma er­wacht und sie Mau­er­fall und Wende nicht mit­be­kom­men hat, sich aber kei­nes­falls auf­re­gen darf, be­schließt Alex, die Bett­lä­ge­ri­ge auf ihren Wunsch hin nach Hause zu holen – gegen den Wi­der­stand der Ärzte, sei­ner Schwes­ter und deren Freund Rai­ner und von Lara, die Alex’ Idee eben­falls für un­sin­nig zu hal­ten scheint. Den­noch spie­len alle im fa­mi­liä­ren Um­feld mit, schließ­lich muss der Schein nur im Schlaf­zim­mer von Chris­tia­ne ge­wahrt wer­den. Alex setzt sich durch und dul­det kei­nen Wi­der­spruch, was sich auch bei der Dia­logana­ly­se zeigt (vgl. AB 8).

Dass das Kon­zept nicht so ein­fach auf­ge­hen kann, liegt für den Zu­schau­er schnell auf der Hand, ko­misch und tra­gisch zu­gleich wir­ken die un­zäh­li­gen Ver­su­che, die DDR wei­ter­le­ben zu las­sen – von der fie­ber­haf­ten Suche nach Spree­wald­gur­ken über fa­den­schei­ni­ge Be­grün­dun­gen für Si­tua­tio­nen, in denen der Schwin­del bei­na­he auf­fliegt (vgl. Coca-Cola-Ban­ner) bis hin zu den ge­stell­ten Sen­dun­gen der „Ak­tu­el­len Ka­me­ra“, in denen die West­deut­schen zu Staats­flücht­lin­gen er­klärt wer­den. Da­durch sowie mit Alex’ oft iro­nisch-kri­ti­schen Kom­men­ta­ren aus dem Off wird das Bild der sich ra­sant ver­än­dern­den Le­bens­welt in der ehe­ma­li­gen DDR ge­zeich­net, mit dem ein­zel­nen (Neben-)Fi­gu­ren un­ter­schied­lich zu­recht­kom­men/um­ge­hen. Alex Ker­ner nutzt dies auch für seine Zwe­cke aus (z. B. als er Klapp­rath ge­ra­de­zu er­presst, zum Ge­burts­tag sei­ner Mut­ter zu kom­men).

Chris­tia­ne cha­rak­te­ri­siert ihren Sohn selbst als „Stur­kopf“ (vgl. Ge­burts­tags­sze­ne) und dies be­stä­tigt sich an der un­er­bitt­li­chen Ve­he­menz, mit der Alex alle an­de­ren dazu an­treibt, bei sei­nem Plan mit­zu­spie­len. Er geht sogar so weit, dass er seine Be­zie­hung zu Lara aufs Spiel setzt, da sie alles an­de­re als be­geis­tert von Alex’ Lü­gen­kon­strukt ist, bei dem er un­nö­ti­ger­wei­se sogar Laras Fa­mi­lie mit hin­ein­zieht – nur um seine Mut­ter zu er­freu­en. Für Alex steht dies an ers­ter Stel­le, Laras In­ter­es­sen (vgl. Szene, als sie an Alex das An­le­gen von Gips­ver­bän­den übt) wer­den von ihm zu­rück­ge­stellt.

Lara

Lara hält zu Alex, auch wenn sie (s. o.) sein Vor­ge­hen oft nicht gut­hei­ßen kann. Dass sie ihm sogar ver­zeiht, dass er Lügen über ihren Vater er­zählt hat, ist ein Indiz für ihre wahre Liebe, denn ei­gent­lich ist Lara ein Mensch, der sich sehr für einen ehr­li­chen Um­gang un­ter­ein­an­der ein­setzt. Ge­mein­sam ent­de­cken die bei­den jun­gen Men­schen aber auch die Frei­hei­ten, die sich ihnen in Ost­ber­lin so kurz nach der Wende bie­ten. Hier un­ter­schei­den sich die bei­den kaum von an­de­ren jun­gen Paa­ren. Gleich­zei­tig nimmt Lara ihre Aus­bil­dung sehr ernst, hier­für ist sie of­fen­sicht­lich ohne ihre Fa­mi­lie nach Deutsch­land ge­kom­men.

Bei der Dat­sche ver­sucht Lara Alex mit vie­len klei­nen Ges­ten dazu zu brin­gen, sei­ner Mut­ter end­lich rei­nen Wein ein­zu­schen­ken (vgl. auch Sze­nen­in­ter­pre­ta­ti­on AB 9). In dem Mo­ment, als Alex tat­säch­lich etwas sagen will, kommt ihm seine Mut­ter zuvor und „beich­tet“ ihren Kin­dern die Wahr­heit über die Re­pu­blik­flucht des Va­ters. Beide Kin­der re­agie­ren wie pa­ra­ly­siert und ent­setzt zu­gleich, Alex läuft davon und Lara trös­tet ihn mit gro­ßem Ein­füh­lungs­ver­mö­gen.

Nur am Ende wi­der­setzt sich Lara Alex’ „Spiel“ und Lü­gen­ge­bil­de. Kurz vor ihrem Tod er­zählt Lara Chris­tia­ne of­fen­sicht­lich von den wah­ren po­li­ti­schen Er­eig­nis­sen. Wie Chris­tia­ne auf diese „Ent­hül­lung“ re­agiert, er­fährt der Zu­schau­er nicht. Ob die Auf­re­gung der ei­ge­nen Le­bens­beich­te, das Wie­der­se­hen mit Ex­mann Ro­bert oder auch Laras Of­fen­ba­rung zur ex­tre­men Ver­schlech­te­rung ihres Ge­sund­heits­zu­stands ge­führt bzw. bei­ge­tra­gen haben, bleibt offen. Alex bleibt in dem Glau­ben, dass seine Mut­ter glück­lich ge­stor­ben ist, weil sich die DDR, so wie er sie noch ein­mal hat auf­er­ste­hen las­sen, in ein Land ent­wi­ckelt hat, wie Chris­tia­ne Ker­ner es gerne ge­habt hätte. Und wahr­schein­lich nicht nur sie ...

Aria­ne Ker­ner und Rai­ner

Die äl­te­re Schwes­ter von Alex hat dem Vater of­fen­sicht­lich nicht ver­zie­hen, dass er die Fa­mi­lie ver­las­sen hat. Dies stellt sich aber erst her­aus, als sie be­reits er­wach­sen und selbst Mut­ter ist. Die erste Be­geg­nung wird vom Vater selbst nicht be­merkt, Aria­ne be­dient ihn am Au­to­schal­ter bei Bur­ger King. Dort ar­bei­tet sie, seit sie ihr Stu­di­um ge­schmis­sen hat. Sie re­gis­triert sehr wohl die bei­den jün­ge­ren Kin­der auf der Rück­bank und das Ber­li­ner Num­mern­schild. Spä­ter be­rich­tet sie Alex davon und man merkt ihr an, wie sehr sie das Wie­der­se­hen emo­tio­nal aus der Bahn ge­wor­fen hat (sie lässt eine Fla­sche Coca-Cola fal­len, hat Na­sen­blu­ten, weint). Alex, der auch bis­her das Vor­ge­hen in der Fa­mi­lie be­stimmt hat (die Mut­ter liegt im Zim­mer ne­ben­an), trös­tet seine Schwes­ter. Rai­ner kommt hinzu und re­agiert eben­falls em­pa­thisch. Hier lernt man eher einen für­sorg­li­chen Rai­ner ken­nen, der an­sons­ten immer etwas „ein­fach ge­strickt“ dar­ge­stellt wird (z. B. als er kaum in der Lage ist, sich seine ihm von Alex zu­ge­dach­te Bio­gra­fie zu mer­ken). Rai­ner ist eher eine Kon­trast­fi­gur, der die pro­ble­ma­ti­schen „Ossis-Wes­sis-Kon­flik­te“ sym­bo­li­siert (vgl. stän­di­ge dies­be­züg­li­che „Kab­be­lei­en“ zwi­schen Rai­ner und Alex), aber durch­aus auch von der Wende und dem bil­li­gen Leben in Ost­ber­lin pro­fi­tiert.

Auch nach­dem Aria­ne sämt­li­che Brie­fe des Va­ters, die ihre Mut­ter ver­steckt hatte, ge­le­sen hat, ist sie noch immer nicht in der Lage, ihren Vater zu tref­fen. Bei sei­nem Weg­gang wird sie be­reits in der Pu­ber­tät ge­we­sen sein. Wenn Alex of­fen­sicht­lich ein „Ma­ma­kind“ ge­we­sen ist, so liegt die These nahe, dass Aria­ne eher ein „Pa­pa­kind“ war. Sie bit­tet Alex, den Vater auf­zu­su­chen, um Chris­tia­nes letz­ten Wunsch, Ro­bert noch ein­mal zu sehen, zu er­fül­len. Sie schafft es selbst nicht.

Die zwei­te Be­geg­nung von Aria­ne und Ro­bert fin­det eher un­frei­wil­lig und un­ge­plant im Kran­ken­haus statt. Aria­ne weicht einem Ge­spräch aus und läuft davon. Ro­bert Ker­ner ist davon sicht­lich be­trof­fen (der Zu­schau­er weiß in­zwi­schen, dass der Vater 1978 keine Ge­lieb­te hatte, un­zäh­li­ge Brie­fe ge­schrie­ben und sehr unter der Tren­nung von sei­ner Fa­mi­lie ge­lit­ten hat), hält Aria­ne aber auch nicht auf. Das letz­te Tref­fen der bei­den fin­det bei der „Trau­er­fei­er“ auf dem Dach statt. Ob es durch den Tod der Mut­ter zu einer tat­säch­li­chen An­nä­he­rung zwi­schen Vater und Toch­ter ge­kom­men ist, bleibt al­ler­dings offen.

Chris­tia­ne Ker­ner

Chris­tia­ne Ker­ner hat ge­wusst (vgl. Dat­sche-Szene), wie sehr ihr Mann unter den Be­din­gun­gen in der DDR ge­lit­ten hat, da er kein Par­tei­mit­glied sein woll­te. Hel­fen habe sie ihm nicht kön­nen, sagt sie im Nach­hin­ein. Den­noch stimmt sie dem Plan zu, dass ihr Mann bei einem Ärz­te­kon­gress in West­ber­lin bleibt und ver­spricht, mit den Kin­dern nach­zu­kom­men. Doch genau das schafft sie nicht, zu groß ist ihre Angst, dass man ihr die Kin­der weg­neh­men könn­te. Das Di­lem­ma, zwi­schen der Liebe zu ihrem Mann und ihren Kin­dern ent­schei­den zu müs­sen, lässt sie zu­nächst zu­sam­men­bre­chen. Erst nach acht Wo­chen kehrt sie aus der Psych­ia­trie zur Fa­mi­lie zu­rück und scheint wie aus­ge­wech­selt zu sein: „Wir spra­chen nie mehr von Vater. Meine Mut­ter hat sich von die­ser Zeit an mit un­se­rem so­zia­lis­ti­schen Va­ter­land ver­hei­ra­tet.“ (Kom­men­tar aus dem Off von Alex Ker­ner).

Die Ur­sa­che für die­sen Wan­del könn­te darin lie­gen, dass die Angst um die Kin­der zu­nächst so groß ge­we­sen ist, dass Chris­tia­ne Ker­ner beim Staat und mög­li­chen Stasi-Spit­zeln über jeden Zwei­fel, sie könne von den Flucht­plä­nen ihres Man­nes ge­wusst haben, er­ha­ben sein woll­te. Dass sie dar­aus ihren Le­bens­in­halt ge­macht hat und sie sogar den Vater aus dem fa­mi­liä­ren Ge­dächt­nis streicht, ist damit al­ler­dings kaum noch zu be­grün­den. Es ist mög­li­cher­wei­se die ein­zi­ge Art ge­we­sen, wie Chris­tia­ne Ker­ner mit der neuen Si­tua­ti­on als al­lein­er­zie­hen­de Mut­ter um­ge­hen konn­te: Ihre (neue) po­li­ti­sche Ein­stel­lung gibt ihr den nö­ti­gen Halt. Was sie mit die­ser Le­bens­lü­ge ihren Kin­dern den­noch an­ge­tan hat, er­fährt man erst am Ende des Films. Ob die Kin­der ihrer Mut­ter dies ver­zei­hen kön­nen, bleibt eine Leer­stel­le im Film.

Doch nicht nur für ihre Kin­der op­fert sich Chris­tia­ne Ker­ner auf. Auch für ihren Beruf, ihre Freun­de und Nach­barn setzt sie sich mit aller Kraft ein, ver­sucht bei­spiels­wei­se, mit ihren schrift­li­chen Ein­ga­ben klei­ne Ver­bes­se­run­gen im All­tag der Men­schen zu er­zie­len. Dies tut sie spä­ter vom Kran­ken­bett aus wie­der. Die Iro­nie dabei ist, dass sich die Nach­ba­rin an schö­ne alte Zei­ten er­in­nert fühlt, das Er­geb­nis aber ganz prag­ma­tisch als Be­schwer­de­brief für den Otto-Ver­sand nutzt.

In der Dar­stel­lung der treu­sor­gen­den Mut­ter und über­zeug­ten So­zia­lis­tin zei­gen sich al­ler­dings auch Wi­der­sprü­che. So traut sie bei­spiels­wei­se ihren Kin­dern nicht auf An­hieb, als diese von ihr eine Bank­voll­macht wol­len. Und es stellt sich her­aus, dass sie auch der Bank ihr Geld nicht an­ver­traut hat: Of­fen­sicht­lich hat sie sich in all den Jah­ren nur noch auf sich selbst ver­las­sen. Auf der an­de­ren Seite scheint sie Alex’ Lügen und Aus­re­den be­reit­wil­lig Glau­ben zu schen­ken, ohne miss­trau­isch zu wer­den (z. B. als sie Fern­se­hen will oder die Er­klä­run­gen ihrer Kin­der zu den Flücht­lin­gen aus dem Wes­ten nicht hin­ter­fragt). Dass sie ihrem Mann nicht ge­folgt ist und die Kin­der an­ge­lo­gen hat, be­zeich­net sie als den größ­ten Feh­ler ihres Le­bens.

Ro­bert Ker­ner

Der Arzt Ro­bert Ker­ner ist zu­nächst nur eine Figur, die gro­ßes Leid in der Fa­mi­lie aus­ge­löst hat, selbst aber nicht in Er­schei­nung tritt, son­dern höchs­tens auf Bil­dern oder Film­auf­nah­men zu sehen ist. Zur glei­chen Zeit, als Alex’ per­sön­li­cher Held, Sig­mund Jähn, im Som­mer 1978 als ers­ter Deut­scher ins All fliegt, wird die Mut­ter von Stasi-Be­am­ten zu den West­kon­tak­ten ihres Man­nes be­fragt. Sie schweigt be­harr­lich. Der Vater taucht nie wie­der auf.

Erst nach dem Mau­er­fall er­fah­ren seine Kin­der, dass er of­fen­sicht­lich noch immer in Ber­lin lebt – mit einer neuen Fa­mi­lie. Alex’ Vor­stel­lun­gen, dass der Vater zum schwer­rei­chen, fet­ten Ka­pi­ta­lis­ten mit Villa und Swim­ming­pool mu­tiert ist, wer­den re­vi­diert, als er den Vater tat­säch­lich auf­sucht und dabei seine bei­den Halb­ge­schwis­ter ken­nen­lernt. Der Vater er­kennt den ei­ge­nen Sohn zu­nächst nicht, was beide, Vater und Sohn, sicht­lich mit­nimmt. Den­noch be­kommt das Bild des un­zu­ver­läs­si­gen Va­ters, der sich ein­fach aus dem Staub ge­macht hat, nach Chris­tia­nes Le­bens­beich­te Risse. Er über­nimmt in­so­fern Ver­ant­wor­tung, dass er so­fort be­reit ist, den letz­ten Wunsch sei­ner Frau zu er­fül­len und zu ihr ins Kran­ken­haus zu kom­men. Alex nö­tigt ihn dazu, dass auch Ro­bert das Spiel mit­spielt. Ob­wohl sich Ro­bert der Sinn nicht wirk­lich er­schließt, lässt auch er sich von sei­nem Sohn über­re­den. Die Aus­spra­che der bei­den Ehe­part­ner Ro­bert und Chris­tia­ne dau­ert lange, doch auch hier lässt der Film offen, wie diese in­halt­lich ver­läuft. Am Ende ist je­doch Ro­bert mit dabei, als die Fa­mi­lie Chris­tia­nes Asche mit einer Ra­ke­te in den nächt­li­chen Him­mel über Ber­lin schießt.

Lö­sungs­hin­wei­se zur Dia­logana­ly­se

Vor allem der Kon­flikt zwi­schen „Ossis“ und „Wes­sis“ (Alex und Rai­ner, die beide in ihrer Wort­wahl kei­nen Hehl aus ihrer ge­gen­sei­ti­gen Ab­nei­gung ma­chen; dies zeigt sich eben­falls am Ton­fall und der Mimik/Ges­tik) soll­te hier her­aus­ge­ar­bei­tet wer­den sowie die Tat­sa­che, dass Aria­ne zwi­schen den Stüh­len zu sit­zen scheint. Ei­ner­seits ist sie gegen Alex’ Plan, an­de­rer­seits ak­zep­tiert sie, dass er in der Woh­nung/in der Fa­mi­lie jetzt das Sagen über­nom­men hat und eben nicht Rai­ner, der zwar die (ge­ring­fü­gi­ge) Miete zahlt, sich aber in den Augen von Alex (vgl. auch seine Kom­men­ta­re aus dem Off) eher bei den Ker­ners un­ge­fragt ein­ge­nis­tet zu haben scheint. Alex setzt sich durch, ge­gen­über sei­ner Schwes­ter und ihrem Freund tritt er hier kom­pro­miss­los auf; die­sen Ego­is­mus an­de­ren ge­gen­über, mit dem er sei­nen Plan un­be­irr­bar durch­zieht, zeigt er bei sich selbst nicht; um seine Mut­ter vor einem neuen „Schock“ zu be­schüt­zen und um sie vor einem wei­te­ren Herz­in­farkt zu be­wah­ren, ver­langt er sich alles Mög­li­che ab, schränkt nicht zu­letzt seine Frei­zeit da­durch enorm ein.

Lö­sungs­hin­wei­se zur Sze­nen­in­ter­pre­ta­ti­on/Haus­auf­ga­be

  • Eine ge­lun­ge­ne Über­ra­schung: Chris­tia­ne darf das „neue Auto“ sehen und ist of­fen­sicht­lich seit lan­ger Zeit erst­mals wie­der bei der Dat­sche/im Gar­ten
  • Sze­nen zei­gen ein in­ni­ges Ver­hält­nis von Mut­ter und Sohn, ent­spre­chend mit einem Kla­vier­stück un­ter­malt (vgl. Film­mu­sik von Yann Tier­sen)
  • Mut­ter er­in­nert an einen Streich von Alex in jun­gen Jah­ren, alle la­chen; die bei­den Paare Alex-Lara und Aria­ne-Rai­ner wer­den glück­lich ge­zeigt, das per­fek­te Fa­mi­li­en­idyll
  • Chris­tia­ne seufzt plötz­lich tief, lehnt den Kopf zu­rück und fragt nach der Zeit, in der sie im Koma ge­le­gen habe; was wirk­lich pas­siert sei; mit den vier Sei­ten einer Nach­richt lässt sich diese Frage un­ter­schied­lich in­ter­pre­tie­ren
  • Lara nimmt dies zum An­lass, Alex’ zu drän­gen, end­lich die Wahr­heit zu sagen; sie lässt nicht lo­cker, mit zahl­rei­chen klei­nen Ges­ten und mit ihrer Mimik
  • Alex setzt ge­ra­de an, etwas zu sagen, als die Mut­ter ihre Frage selbst be­ant­wor­tet und damit von der Sa­ch­ebe­ne (was ist pas­siert?) und der Ap­pell­sei­te (was ist wirk­lich pas­siert) zur Selbst­kund­ga­be zu wech­seln (ich habe Euch nicht immer die Wahr­heit ge­sagt)
  • auf der Be­zie­hungs­sei­te kann dies so ver­stan­den wer­den: Ihr seid jetzt er­wach­sen und ich bin schwer krank; jetzt ist die Stun­de der Wahr­heit
  • die Ka­me­ra­ein­stel­lung un­ter­stützt diese Er­geb­nis­se: die Re­ak­tio­nen von Chris­tia­ne wer­den wäh­rend des Mo­no­logs in den Fokus ge­rückt (Nah- und Groß­auf­nah­me), Ge­sichts­aus­druck und ihre Hände am Glas ver­ra­ten ihre Ner­vo­si­tät, die große An­span­nung, unter der sie zu ste­hen scheint
  • unter Trä­nen bit­tet sie um Ver­zei­hung für den größ­ten Feh­ler ihres Le­bens
  • die Ka­me­ra ver­folgt auch die Re­ak­ti­on der Kin­der auf diese Beich­te sowie die Recht­fer­ti­gungs­ver­su­che („Ihr wisst ja nicht, wie das ist“), sie schwenkt eben­falls in einer Halb­nah- bzw. Nah­auf­nah­me mal auf Lara und Alex (zeigt die selbe Hand­hal­tung am Glas wie die Mut­ter), mal auf Aria­ne (mit Rai­ner); emo­tio­nal nimmt Lara eben­falls An­teil (sie hat die ganze Zeit schon Mit­leid mit Chris­tia­ne), wäh­rend Rai­ner eher wie­der einen etwas un­be­tei­ligt-un­be­rühr­ten Ein­druck er­weckt, als gehe ihn das Ganze nichts an
  • Wut, Ent­set­zen oder Ver­zweif­lung blei­ben als Re­ak­ti­on von Sei­ten der Kin­der zu­nächst ein­mal schein­bar aus
  • Al­ler­dings läuft Alex wort­los weg, an den See, wäh­rend die Fol­gen bei Aria­ne erst spä­ter sicht­bar wer­den (vgl. wilde Suche nach den alten Brie­fen den Va­ters)

 

Film­spra­che in „GOOD BYE, LENIN!“: Ana­ly­se der Bau­form

Grup­pe 1: 40 Jahre DDR und Coca-Cola-Ban­ner

Auf­fal­lend ist die Farb­ge­stal­tung, das Rot der Fahne zur Feier des 40jäh­ri­gen Be­ste­hens der DDR und der blaue Him­mel, der hier ein idea­lis­ti­sches Sze­na­rio sug­ge­riert. Bes­tes Ge­burts­tags­wet­ter. Der Plat­ten­bau wird von unten ge­filmt, was auch ein Zei­chen der staat­li­chen Macht dar­stellt.

Die Coca-Cola-Wer­bung auf dem zwei­ten Frame, iro­ni­scher­wei­se eben­falls leuch­tend rot und damit in der wohl stärks­ten Si­gnal­far­be ge­hal­ten, steht als Sinn­bild für die ra­san­te Ver­west­li­chung nach dem Mau­er­fall und ist um ei­ni­ges grö­ßer als die erste Fahne. Dies könn­te von den Schü­lern auch als Dar­stel­lung der Macht eines Kon­zerns in­ter­pre­tiert wer­den. Beide Fah­nen hän­gen schein­bar am sel­ben Plat­ten­bau, wobei Alex hier mit der Wer­bung na­he­zu „auf Au­gen­hö­he“ ge­zeigt wird. Den­noch geht für ihn in die­sem Mo­ment die grö­ße­re Ge­fahr von der Wer­bung aus, da damit sein Lü­gen­ge­bil­de auf­zu­flie­gen droht. Für die­ses steht hier die alt­ba­cke­ne Gar­di­ne, die nach Chris­tia­nes Kran­ken­haus­auf­ent­halt wie­der aus dem Kel­ler ge­holt wor­den ist. Alex’ Blick geht also vom iso­lier­ten Mi­kro­kos­mos in Chris­tia­nes Zim­mer nach drau­ßen Rich­tung „Frei­heit“, neue Zeit. Ar­gu­men­tie­ren könn­ten die Schü­ler aber auch damit, dass er re­la­tiv zu Be­ginn des Fil­mes auch bei den Mon­tags­de­mons­tra­tio­nen aktiv dabei ge­we­sen ist und bei sei­ner Ver­haf­tung die Staats­macht am ei­ge­nen Leib zu spü­ren be­kom­men hat.

Grup­pe 2: Chris­tia­ne und der Ab­trans­port der Le­n­in­sta­tue

Er­war­tet wird, dass die Schü­ler Ka­me­ra­be­we­gung, Ein­stel­lungs­grö­ßen, Bild­ebe­nen, Mon­ta­ge und Ein­satz von Ton und Film­mu­sik ex­em­pla­risch auf­zei­gen, be­schrei­ben und funk­tio­nal deu­ten. Als Chris­tia­ne aus dem Haus kommt, wird mit einer so ge­nann­ten Kon­ti­nui­täts­mon­ta­ge („hi­d­den cuts“) die Si­tua­ti­on ver­lang­samt dar­ge­stellt, pas­send auch zur kör­per­li­chen wie emo­tio­na­len An­stren­gung, die Chris­tia­ne mit Si­cher­heit nach Mo­na­ten im Bett in die­sem Mo­ment er­lebt. Dann zoomt die Ka­me­ra an Chris­tia­ne heran, ihre Ver­wir­rung wird immer deut­li­cher sicht­bar. Die Um­ge­bung, in der west­li­che Wer­bung (z.B. von Ikea) und bis dato un­be­kann­te Un­ter­neh­men (z.B. ein Auto-Händ­ler) Ein­zug ge­hal­ten haben, wird mit Hilfe von Ka­me­ra­fahr­ten ge­zeigt.

Die Span­nung stei­gert sich zu­neh­mend: Ei­ner­seits durch die Bild-Bild­kom­bi­na­ti­on (Chris­tia­ne, die in­zwi­schen völ­lig über­for­dert und noch ge­schwäch­ter ge­zeigt wird, und der par­al­lel statt­fin­den­de Ab­trans­port der Le­n­in­sta­tue), an­de­rer­seits durch die Par­al­lel­mon­ta­ge Alex – Chris­tia­ne – Aria­ne. Un­ter­stri­chen wird dies durch immer lau­ter wer­den­de Musik und das Dröh­nen der Ro­tor­blät­ter des Hub­schrau­bers, bis es schließ­lich zur Auf­lö­sung kommt: Lenin ist weg und die Kin­der tref­fen fast zeit­gleich aus un­ter­schied­li­chen Rich­tun­gen her kom­mend auf Chris­tia­ne und füh­ren sie zu­rück ins Haus. Dem Zu­schau­er wird klar: Die­ses Er­leb­nis wird Alex kaum noch plau­si­bel er­klä­ren kön­nen. Die Span­nung liegt greif­bar in der Luft: Wie will er dies schaf­fen und ge­lingt es ihm auch?

Grup­pe 3: Ex­em­pla­ri­sche Kom­men­ta­re aus dem Off

Alex’ Kom­men­ta­re brin­gen ei­ner­seits den Gang der Hand­lung voran, indem sie mit­un­ter als eine Art Zeit­raf­fer fun­gie­ren, an­de­rer­seits lie­fern sie In­for­ma­tio­nen, die im Bild nur sehr schwer dar­zu­stel­len wären bzw. zu viel Zeit bräuch­ten (z. B. „Wir spra­chen nie mehr von Vater.“ oder „[...] ver­ein­te ein klei­ner run­der Ball die ge­sell­schaft­li­che Ent­wick­lung der ge­teil­ten Na­ti­on [...].“) In ihrer sprach­li­chen Aus­ge­stal­tung (z. B. mit An­ti­the­sen, Eu­phe­mis­men, Hy­per­beln) sowie in Kom­bi­na­ti­on mit den je­weils ge­zeig­ten Bil­dern wir­ken die Kom­men­ta­re zudem oft iro­nisch-sar­kas­tisch, schil­dern Alex’ Sicht auf ge­sell­schaft­li­che wie fa­mi­li­är-per­sön­li­che Ent­wick­lun­gen und Er­eig­nis­se.

 

„Al­ter­na­ti­ve Fak­ten“: Ana­ly­se der Nor­men und Werte

Das Di­lem­ma, in dem Alex sich be­fin­det, liegt auf der Hand. Sagt er die Wahr­heit, so ge­fähr­det er mas­siv die Ge­sund­heit sei­ner Mut­ter, lügt er, so zieht er an­de­re mit in diese Schein­welt hin­ein und ver­schweigt einer er­wach­se­nen Frau die ak­tu­el­le po­li­ti­sche Lage. Er ent­mün­digt sie auf eine ge­wis­se Art, da er ihr auch ge­zielt In­for­ma­tio­nen vor­ent­hält und ihr in die­ser Ge­ne­sungs­pha­se „vor­schreibt“, was sie darf und was nicht.

Un­strit­tig dürf­te bei den Schü­lern sein, dass Alex damit ein nicht zu ver­ur­tei­len­des Ziel ver­folgt: Er möch­te seine Mut­ter vor einem wei­te­ren Herz­in­farkt be­wah­ren und damit ihr Leben schüt­zen. Auf wel­cher Stufe der Mo­ra­l­ent­wick­lung nach Kohl­berg die Schü­ler Alex’ Ver­hal­ten ein­schät­zen, kann in­di­vi­du­ell un­ter­schied­lich sein, soll­te aber gut be­grün­det wer­den und bie­tet si­cher­lich An­lass für span­nen­de Dis­kus­sio­nen. Ob er seine Be­dürf­nis­se („Meine Mut­ter darf auf kei­nen Fall ster­ben.“) be­frie­di­gen will (vgl. prä­kon­ven­tio­nel­les Sta­di­um, Stufe 2) oder sich eher be­reits im kon­ven­tio­nel­lem Sta­di­um be­fin­det (vgl. als guter Junge tut er alles für die kran­ke Mut­ter), muss auch nicht ab­schlie­ßend ge­klärt wer­den. Ent­schei­den­der ist die Dis­kus­si­on um mo­ra­li­sches Han­deln, die sich hier­aus im Kurs er­gibt.

Im Sinne Max We­bers könn­te man Alex als einen „Ver­ant­wor­tungs­ethi­ker“ be­zeich­nen, der das Lügen ganz be­wusst in Kauf nimmt. Als ein „Ge­sin­nungs­ethi­ker“ würde er mit gro­ßer Wahr­schein­lich­keit keine al­ter­na­ti­ven Fak­ten schaf­fen, weil seine ab­so­lu­te Ethik ihm das Lügen ver­bie­ten würde.

Dif­fe­ren­zier­te Er­geb­nis­se bringt auch die Frage, wel­che Fol­gen Alex’ Ent­schei­dung auf die Freun­de und die Fa­mi­li­en­mit­glie­der hat. Lara bringt Alex in immer grö­ße­re Kon­flik­te mit ihrem ei­ge­nen Ge­wis­sen und ihrer Vor­stel­lung davon, wie man mit der Wahr­heit um­zu­ge­hen hat. Sie bricht aus dem Kon­strukt in­so­fern aus, als sie am Ende Chris­tia­ne die Wahr­heit er­zählt.

Aria­ne und Rai­ner sind gegen Ende auch nicht mehr be­reit, das Spiel mit­zu­spie­len, wenn auch aus an­de­ren Grün­den. Sie wol­len ein ei­ge­nes Fa­mi­li­en­le­ben haben und in eine grö­ße­re Woh­nung zie­hen, zumal das zwei­te Kind un­ter­wegs ist.

Ro­bert Ker­ner sieht zwar nicht wirk­lich den Sinn in Alex’ Lü­gen­kon­strukt, ist aber auch be­reit, die­ses nicht auf­flie­gen zu las­sen. Über seine Mo­ti­ve kann nur spe­ku­liert wer­den. Al­ler­dings klingt es plau­si­bel, wenn die Schü­ler damit ar­gu­men­tie­ren, dass er sei­nem Sohn ge­gen­über ein schlech­tes Ge­wis­sen hat, weil er ihn nicht so­fort er­kannt hat. Zudem dürf­te das be­vor­ste­hen­de Wie­der­se­hen mit Chris­tia­ne auch eine große emo­tio­na­le Be­las­tung dar­stel­len, so dass er even­tu­ell zu die­sem Zeit­punkt nicht die Kraft auf­bringt, sich dem Drän­gen Alex’ zu wi­der­set­zen.

Denis, Alex’ Ar­beits­kol­le­ge, träumt von der ei­ge­nen Kar­rie­re als Fil­me­ma­cher. Er ist des­halb gerne be­reit, als Pro­du­zent der „Ak­tu­el­len Ka­me­ra 2.0“ zu fun­gie­ren, stellt Alex damit sein Fach­wis­sen in Sa­chen Film­schnitt und sein tech­ni­sches Equip­ment zur Ver­fü­gung. Es dürf­te aber auch schlicht die Freund­schaft zwi­schen den bei­den sein, die Denis dazu bringt, Alex zu hel­fen.

Kin­der als „Pio­nie­re“, Nach­barn und ehe­ma­li­ge Kol­le­gen spie­len das Spiel aus un­ter­schied­li­chen Grün­den mit: teils trau­ern sie der DDR eben­falls nach oder kom­men mit den neuen Le­bens­be­din­gun­gen nicht zu­recht (vgl. Ar­beits­lo­sig­keit), teils pro­fi­tie­ren sie von Chris­tia­ne im Kran­ken­bett (vgl. Ein­ga­ben für den Otto-Ver­sand), teils las­sen sich sie be­ste­chen (sin­gen­de Pio­nie­re), teils er­pres­sen (vgl. Klapp­rath-Sze­nen im Vor­feld). Und wäh­rend Alex selbst ohne Rück­sicht auf Ver­lus­te alles tut, um sein Kon­strukt selbst in den kri­tischs­ten Si­tua­tio­nen zu ret­ten, nimmt er auf seine ei­ge­ne Per­son kaum Rück­sicht. Von einem jun­gen Mann in sei­nem Alter könn­te man auch er­war­ten, dass er an­de­re (auch ego­is­ti­sche­re) Ziele ver­folgt.

 

GOOD BYE, LENIN! - Kon­zep­ti­on: Her­un­ter­la­den [docx][448 KB]

GOOD BYE, LENIN! - Kon­zep­ti­on: Her­un­ter­la­den [pdf][830 KB]

 

Wei­ter zu Ma­te­ria­li­en / Ar­beits­blät­ter