Abgrenzung des materialgestützten Schreibens von anderen Aufgabenarten
In der Schülerzeitung erscheint ein gut recherchierter Kommentar zu der Kampagne #FridaysForFuture. Im Seminarkurs hält eine Schülerin ein Referat zu der Frage: „Fördern Umweltsiegel tatsächlich die nachhaltige Fischerei?“ Mit einem offenen Brief an die Schulleitung wirbt die SMV für das Projekt „Schule als Staat“, liefert Hintergrundinformationen und geht dabei auch auf mögliche Einwände ein.
Die Beispiele aus dem Schulalltag weisen zentrale Merkmale des „materialgestützten Schreibens“ auf.
Die Schülerinnen und Schüler
- richten sich mit ihren Texten an konkrete Adressaten.
- verfolgen mit ihren Texten ein bestimmtes Schreibziel.
- werten für ihre Texte unterschiedliche Materialien aus.
- wählen eine der Kommunikationssituation entsprechende Textsorte (Kommentar, Referat, offener Brief), deren Besonderheiten sie berücksichtigen müssen.
Das materialgestützte Schreiben entspricht somit sowohl alltäglichen als auch fachlichen Schreibsituationen. Als Aufgabenformat für die Abiturprüfung wurde es erstmals durch die KMK-Bildungsstandards von 2012 eingeführt und gegenüber bereits etablierten Aufgabenformaten abgegrenzt:
„Im Rahmen der schriftlichen Abiturprüfung im Fach Deutsch werden
- Aufgaben gestellt, die die Rezeption und Analyse vorgegebener Texte und die erklärend-argumentierende Auseinandersetzung mit diesen in den Mittelpunkt stellen (Textbezogenes Schreiben),
- sowie Aufgaben, die keine vollständige Textanalyse erfordern, da das vorgelegte Material auf der Grundlage von Rezeption und kritischer Sichtung für eigene Schreibziele genutzt werden soll (Materialgestütztes Schreiben).“ (KMK 2012: 24)
Entscheidend für die Abgrenzung des materialgestützten vom textbezogenen Schreiben sind somit der Umgang mit den Bezugstexten (mehr als 2) sowie die Fokussierung eigener Schreibziele. Während die Formen textbezogenen Schreibens textreflexiv ausgerichtet sind, ist das materialgestützte Schreiben kommunikationsbezogen und adressatenorientiert (vgl. Abraham et al. 2015: 6).
Außerdem unterscheiden die Bildungsstandards noch zwischen dem materialgestützten Verfassen informierender und argumentierender Texte:
- „Das materialgestützte Verfassen informierender Texte besteht im Kern darin, Leser über einen Sachverhalt so zu informieren, dass sie eine Vorstellung über seine wesentlichen Aspekte entwickeln können. […]
- Das materialgestützte Verfassen argumentierender Texte besteht im Kern darin, zu strittigen oder erklärungsbedürftigen Fragen, Sachverhalten und Texten differenzierte Argumentationen zu entwickeln und diese strukturiert zu entfalten. […] Der dabei entstehende Text soll die Kontroverse sowie die Argumentation und die vom Prüfling eingenommene Position für den Adressaten des Textes nachvollziehbar machen. Argumentierende Texte enthalten immer auch erklärende und informierende Anteile.“ (KMK 2012: 25 ff.)
In der folgenden Tabelle werden die verschiedenen Aufgabenarten textbezogenen und materialgestützten Schreibens nochmals zusammengefasst. (KMK 2012: 24)
|
Textbezogenes Schreiben |
Materialgestütztes Schreiben |
||||
Aufgabenart |
Interpretation literarischer Texte |
Analyse |
Erörterung |
Erörterung pragmatischer Texte |
Materialgestütztes Verfassen informierender Texte |
Materialgestütztes Verfassen argumentierender Texte |
Diese Einteilung der abiturrelevanten Aufgabenarten liegt auch der Leistungsmessung im neuen Basisfach Deutsch zugrunde: „Bei den Klausuren sind die Aufgabenformate ‚Erörterung literarischer Texte‘, ‚Interpretation literarischer Texte‘, ‚Analyse und Erörterung pragmatischer Texte‘ und ‚Materialgestütztes Verfassen argumentierender Texte‘ zu berücksichtigen.“ (Schreiben des Kultusministeriums zur neuen Oberstufe 2021 vom 7. Januar 2019; Anlage 1b)
Materialgestütztes Argumentieren: Herunterladen [docx][1 MB]
Weiter zu Spezifische Anforderungen des materialgestützten Schreibens