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Fi­gu­ren und Fi­gu­ren­kon­stel­la­ti­on

Di­dak­ti­scher Kom­men­tar

Um bei einer Fi­gu­ren­ana­ly­se/-cha­rak­te­ri­sie­rung um­fas­sen­de Er­geb­nis­se in re­la­tiv knapp be­mes­se­ner Zeit er­zie­len zu kön­nen, könn­te hier ar­beits­tei­lig vor­ge­gan­gen wer­den – auf der einen Seite nach dem Prin­zip der wach­sen­den Grup­pe, auf der an­de­ren Seite nach dem eines Grup­pen­puz­zles. So wer­den die ein­zel­nen Fi­gu­ren auf­ge­teilt, die Schü­ler er­hal­ten ent­spre­chen­de Ar­beits­auf­trä­ge. Nach einer ers­ten Er­ar­bei­tungs­pha­se tau­schen sich die Ex­per­ten erst un­ter­ein­an­der aus (wach­sen­de Grup­pe), bevor sich neue Grup­pen bil­den, zum ge­gen­sei­ti­gen Er­geb­nis­aus­tausch (Grup­pen­puz­zle). Al­ler­dings ist hier­bei dar­auf zu ach­ten, dass alle Schü­ler ihren Wis­sens­stand schrift­lich fi­xie­ren (→ spä­te­re Prü­fungs­vor­be­rei­tung, münd­li­ches Ab­itur). Zudem soll ein wei­te­rer Auf­trag das Thema Münd­lich­keit in den Fokus rü­cken: Eine Grup­pe prä­sen­tiert am Ende ex­em­pla­risch eine Vi­sua­li­sie­rung der Fi­gu­ren­kon­stel­la­ti­on, die struk­tu­riert vor­ge­tra­gen wer­den soll. Eine Dis­kus­si­on über den Vor­schlag der Prä­sen­ta­ti­ons­grup­pe bie­tet sich an, um ver­tie­fend auf die Kon­flikt­li­ni­en zwi­schen den ein­zel­nen Fi­gu­ren/Fi­gu­ren­grup­pen ein­zu­ge­hen und um die An­knüp­fung an das Thema „Grund­kon­flikt“ zu ge­währ­leis­ten.

Al­ter­na­tiv kann ent­spre­chend mehr Un­ter­richts­zeit ein­ge­plant wer­den, so dass sich alle Schü­ler glei­cher­ma­ßen mit dem Er­zäh­ler und Ci­pol­la als zen­tra­len Fi­gu­ren aus­ein­an­der­set­zen. Die Be­schäf­ti­gung mit dem Kell­ner Mario schließt sich hier­an an. Der Vor­teil die­ser Va­ri­an­te liegt darin, dass die Schü­ler da­durch eine grö­ße­re Si­cher­heit im Um­gang mit den Fi­gu­ren ge­win­nen und im Sinne der Schreib­di­dak­tik be­reits erste schrift­li­che Ar­beits­auf­trä­ge ab­sol­vie­ren (vgl. Haus­auf­ga­be, Cha­rak­te­ri­sie­rung des Er­zäh­lers). Diese Va­ri­an­te wurde im Un­ter­richt er­probt und wird des­halb nach­fol­gend vor­ge­stellt.

Um­set­zung im Un­ter­richt

Der Er­zäh­ler  und seine Funk­ti­on

Mit dem Er­zäh­ler be­fas­sen sich die Schü­ler noch am Ende der zwei­ten Stun­de: Ziel ist es, zu er­ör­tern, wel­che Grün­de den Er­zäh­ler und seine Fa­mi­lie zum Blei­ben be­we­gen, ob­wohl immer wie­der Über­le­gun­gen im Raum ste­hen, vor­zei­tig ab­zu­rei­sen. „Hät­ten wir nicht ab­rei­sen sol­len? Hät­ten wir es nur getan!“ (Mann, Tho­mas, Mario und der Zau­be­rer, S. 29). Als Hil­fe­stel­lung kann den Schü­lern auch der Text von S. 76 – 79 als Grund­la­ge ge­ge­ben wer­den.
Haus­auf­ga­be ist es, auf die­ser Basis eine Cha­rak­te­ri­sie­rung des Er­zäh­lers zu ver­fas­sen. Hier­bei ste­hen zu­nächst die pro­zess­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen rund um das Schrei­ben im Mit­tel­punkt. Al­ler­dings be­kom­men die Schü­ler gleich­zei­tig den Auf­trag, diese Haus­auf­ga­be in der Fol­ge­stun­de münd­lich vor­tra­gen zu kön­nen, indem sie sich in die Rolle des Er­zäh­lers ver­set­zen und vor den Mit­schü­lern mit Ich-Aus­sa­gen ein Bild des Ur­lau­bers zeich­nen und dar­über „sin­nie­ren“, warum er nicht ab­reist.
Wich­tig ist bei die­sem Vor­trag zudem, dass die Schü­ler ver­su­chen, auch mit der ei­ge­nen Ges­tik und Mimik den Er­zäh­ler ver­kör­pern, um ihrem münd­li­chen Bei­trag mehr „Ge­wicht“ zu ver­lei­hen.
Den Schü­lern kön­nen fol­gen­de Im­pul­se als Leit­fra­gen die­nen: Wel­che Hal­tung, wel­chen Stand­punkt nimmt der Er­zäh­ler ein, wie er­zählt er, wie weckt er das In­ter­es­se des Le­sers?

Lö­sungs­hin­wei­se

„Merk-wür­dig“ kann für die Vor­stel­lung des Er­zäh­lers als Schlag­wort an die Tafel ge­schrie­ben wer­den. Ziel ist es zudem, dar­aus auch seine Funk­ti­on in­ner­halb der No­vel­le ab­lei­ten zu kön­nen.
Mit die­sem Wort­spiel wer­den zu­nächst ein­mal im Un­ter­richts­ge­spräch Nach­rich­ten­wer­te1 the­ma­ti­siert. Woran er­in­nern sich Men­schen, was in­ter­es­siert sie be­son­ders, was ist merk-wür­dig im wahrs­ten Sinne des Wor­tes (z. B. Pro­mi­nenz, Ku­rio­si­tät, geo­gra­fi­sche oder kul­tu­rel­le Nähe, Be­trof­fen­heits­grad, Human In­te­rest)?
Im An­schluss geht es um den Er­zäh­ler selbst. Wich­tig ist, dass die Schü­ler die Dop­pel­rol­le er­ken­nen, die der Er­zäh­ler ein­nimmt. Als er­in­nern­des Ich er­zählt er Epi­so­den aus einem ver­gan­ge­nen Ur­laub, es ist nicht ge­si­chert, wie exakt seine Er­in­ne­rung ist und gleich­zei­tig muss deut­lich wer­den, dass er sub­jek­tiv Er­leb­nis­se wahr­nimmt und wie­der­gibt. Gleich­zei­tig tritt der Er­zäh­ler als Ak­teur sei­ner ei­ge­nen Ge­schich­te auf, kann somit auch als eine der Haupt­fi­gu­ren be­trach­tet wer­den.
Über sein Aus­se­hen, seine Her­kunft, sein Alter, sei­nen Beruf und sei­nen Namen er­fährt der Leser so gut wie nichts. Er stammt aus Deutsch­land und ist mit Ehe­frau, Toch­ter und Sohn an­ge­reist. Le­dig­lich aus sei­ner Art zu spre­chen las­sen sich Rück­schlüs­se dar­auf zie­hen, dass der Er­zäh­ler ziem­lich ge­bil­det zu sein scheint. Be­stärkt wird diese These von der Tat­sa­che, dass das Re­fle­xi­ons­ni­veau des Er­zäh­lers re­la­tiv hoch ist. Den­noch dreht sich alles um seine ei­ge­nen Ge­dan­ken: Da­durch wirkt er re­la­tiv ar­ro­gant und ich-be­zo­gen. Seine Frau ist höchs­tens schmü­cken­des Bei­werk, ob­wohl er lange von „wir“ spricht. Dass er zudem in der Lage ist, sei­ner Fa­mi­lie einen län­ge­ren Fe­ri­en­auf­ent­halt im Süden zu fi­nan­zie­ren, passt ins Bild, wenn die Schü­ler den Er­zäh­ler einer ge­ho­be­nen ge­sell­schaft­li­chen Schicht zu­ord­nen. Ein wei­te­rer mög­li­cher Text­be­leg hier­für ist die pi­kier­te Re­ak­ti­on des Er­zäh­lers dar­auf, dass er in der ers­ten Un­ter­kunft als Ho­tel­gast zwei­ter Klas­se be­han­delt wird. Dass er eben nicht ab­reist, auch wenn er wie­der­holt be­tont, dass eine sol­che Ent­schei­dung bes­ser ge­we­sen wäre, liegt an sei­nem ei­ge­nen (na­tio­na­len?) Stolz, an sei­ner Neu­gier ei­ner­seits (vgl. Nach­rich­ten­wer­te, s. o.) und sei­ner Träg­heit an­de­rer­seits.
Denn auf eine ge­wis­se Art wirkt der Er­zäh­ler pas­send zu die­ser Träg­heit auch kon­tu­ren­los. Er bleibt trotz wid­ri­ger Um­stän­de am Ur­laubs­ort, wi­der­setzt sich Ci­pol­la spä­ter nur in Ge­dan­ken, mit­un­ter kann er sogar seine Be­wun­de­rung für den Zau­be­rer kaum ver­heh­len. Damit nimmt der Er­zäh­ler kei­nes­wegs die neu­tra­le Po­si­ti­on eines Be­ob­ach­ters ein, wie es zu Be­ginn noch den An­schein hat. Wäh­rend der Abend­ver­an­stal­tung gibt der Er­zäh­ler nach und nach seine kri­tisch-dis­tan­zier­te Hal­tung auf und wird Teil der Masse.
Hätte er nicht doch lie­ber ab­rei­sen sol­len? Der Vor­wand, den Kin­dern zu­lie­be (wider bes­se­res Wis­sen) bis zum Schluss der Abend­vor­stel­lung bei­ge­wohnt zu haben, kommt dem Leser in sei­ner Be­grün­dung ge­ra­de­zu fa­den­schei­nig vor.

Um­set­zung im Un­ter­richt

Ci­pol­la – „die Zwie­bel“

Der Name des Zau­be­rers ist nicht zu­letzt Pro­gramm: Eine Zwie­bel (ita­li­ei­nisch: ci­pol­la) be­steht aus meh­re­ren Schich­ten, ist scharf. Dies passt zur am­bi­va­len­ten Fi­gu­ren­kon­zep­ti­on des Künst­lers. Als Über­lei­tung sol­len des­halb zu­nächst in Ein­zel­ar­beit, dann im Ple­num Ad­jek­ti­ve in einer Mind­map ge­sam­melt wer­den, die den Schü­lern tref­fend er­schei­nen, um Ci­pol­las Wesen zu be­schrei­ben. Die ei­ge­ne Aus­wahl muss dabei be­grün­det wer­den.

Lö­sungs­hin­wei­se

Bei­spiels­wei­se könn­ten fol­gen­de Be­grif­fe an­ge­führt wer­den: häss­lich, krank, mäch­tig, künst­le­risch, über­zo­gen, ab­sto­ßend, un­heim­lich, ge­schickt, dä­mo­nisch, ma­ni­pu­la­tiv, ge­fühls­kalt, nicht fähig zur Em­pa­thie, ge­häs­sig, ar­ro­gant, her­ab­las­send, pro­vo­kant, feind­se­lig, igno­rant, scha­den­froh, hoch­nä­sig, furcht­ein­flö­ßend, über­heb­lich.
Text­be­le­ge las­sen sich im zwei­ten Teil der No­vel­le fin­den, in den Be­schrei­bun­gen des Zau­be­rers durch den Er­zäh­ler eben­so wie im Ver­hal­ten Ci­pol­las bzw. in sei­nen ei­ge­nen Äu­ße­run­gen.

Wei­te­rer Ver­lauf und di­dak­ti­sche Hin­wei­se

Die Schü­ler sol­len sich vor­zu­stel­len, als Re­gis­seur „Mario und der Zau­be­rer“ ver­fil­men zu wol­len:
Ar­beits­auf­trag: Ver­fasst auf Basis der Text­grund­la­ge eine Rol­len­bio­gra­fie und geht dabei auch auf die Sym­bo­lik ein, mit der Ci­pol­las Wesen immer wie­der in Zu­sam­men­hang ge­bracht wird.
Als hilf­reich und ge­winn­brin­gend für das Er­geb­nis hat sich zudem der Hin­weis er­wie­sen, dass sich die Schü­ler auch Ge­dan­ken dar­über ma­chen sol­len, wie sie Ci­pol­la mit Kos­tü­men und Re­qui­si­ten aus­stat­ten wür­den, um den Ein­druck noch zu un­ter­stüt­zen, den sie von Ci­pol­la ge­won­nen haben. Diese Phase be­nö­tigt aus­rei­chend Zeit, da ge­zielt mit der li­te­ra­ri­schen Vor­la­ge ge­ar­bei­tet wer­den und gleich­zei­tig ein ei­ge­ner Text for­mu­liert wer­den muss. Bei Be­darf wird ein Teil die­ser Auf­ga­be als Haus­auf­ga­be aus­ge­la­gert.

Im An­schluss wer­den ex­em­pla­risch Schü­ler­ar­bei­ten vor­ge­tra­gen und im Ple­num dis­ku­tiert. Hier kann die Si­mu­la­ti­on eines Kol­lo­qui­ums in­te­griert wer­den. In die­sem Fall würde sich ein Schü­ler be­reit er­klä­ren, im An­schluss an sei­nen Vor­trag (vgl. Rol­len­bio­gra­fie Ci­pol­las) Rede und Ant­wort zu ste­hen. Dies ge­zielt mit den Schü­lern zu trai­nie­ren, so dass auch alle Kurs­teil­neh­mer im Lauf der vier Halb­jah­re in den Ge­nuss die­ser Übung kom­men, emp­fiehlt sich bei den meis­ten Un­ter­richts­ein­hei­ten im Ba­sis­fach Deutsch. Un­ver­zicht­bar scheint dies je­doch bei den Ein­hei­ten zu den aus­ge­wähl­ten Pflicht­lek­tü­ren zu sein. Letz­te­re sind auch allen Prü­fungs­vor­sit­zen­den im Vor­feld be­kannt und soll­ten von der The­men­stel­lung zwin­gend auch Teil der vor­zu­le­gen­den Prü­fungs­auf­ga­ben sein.
Po­ten­zi­el­le An­schluss­fra­gen an den Vor­trag bzw. auch für das Un­ter­richts­ge­spräch könn­ten fol­gen­der­ma­ßen lau­ten:
Wie re­agiert das Pu­bli­kum auf Ci­pol­la am Abend der Vor­stel­lung? Wie er­klärst du dir eine sol­che Re­ak­ti­on? Wel­che Ge­füh­le löst die Schil­de­rung der Abend­ver­an­stal­tung bei dir selbst aus?
Hier kom­men si­cher­lich die ge­misch­ten Ge­füh­le zum Aus­druck, mit denen das Pu­bli­kum und si­cher auch ei­ni­ge Schü­ler re­agie­ren. Man fühlt sich un­be­hag­lich, ein­ge­schüch­tert, ist ver­wirrt, will manch­mal auch ein­fach nur la­chen.
Wird ein Kol­lo­qui­um trai­niert, so könn­te der Ho­ri­zont er­wei­tert wer­den und die Frage ge­stellt wer­den (vor­aus­ge­setzt, es ist ge­si­chert, dass Süs­kinds „Das Par­fum“ in Klas­se 10 be­han­delt wor­den ist), ob an­de­re li­te­ra­ri­schen Texte be­kannt sind, die eben­falls das Phä­no­men des Mas­sen­wahns the­ma­ti­sie­ren. Der Schritt zur li­te­ra­ri­schen Er­ör­te­rung (inkl. Werk­ver­gleich) ist hier­mit getan.
Als wei­te­re Ver­tie­fung dient die Aus­ein­an­der­set­zung mit der These des Li­te­ra­tur­wis­sen­schaft­lers Hel­mut Ko­op­mann, der Ci­pol­la ei­ner­seits als Künst­ler, an­de­rer­seits als Ver­bre­cher be­zeich­net (vgl. AB 2 Ci­pol­la, Ar­beits­auf­trag 1). Mit dem zwei­ten Teil des ABs sol­len sich die Schü­ler erst zu einem spä­te­ren Zeit­punkt be­schäf­ti­gen (vgl. Kap. 3.8).

Lö­sungs­hin­wei­se

Hel­mut Ko­op­manns These von Ci­pol­la als Ver­bre­cher kann mit fol­gen­den Ar­gu­men­ten und Text­be­le­gen zu­ge­stimmt wer­den: In einem ju­ris­ti­schen Sinne macht sich Ci­pol­la wohl kaum straf­bar, da er sein Pu­bli­kum nicht über seine Ab­sich­ten im Un­kla­ren lässt. Somit kann durch­aus von einer Frei­wil­lig­keit ge­spro­chen wer­den, dass sich das Pu­bli­kum auch sei­nen Sug­ges­tio­nen und Hyp­no­se-Ver­su­chen aus­setzt. Im mo­ra­li­schen Sinn kann Ci­pol­la durch­aus ver­ur­teilt wer­den, da er die Würde des Ein­zel­nen ge­ne­rell nicht ach­tet, Men­schen für seine Zwe­cke miss­braucht und sie damit der Lä­cher­lich­keit an­heim gibt. Zu­gu­te hal­ten könn­te man ihm, dass er ja letzt­lich genau das macht, was die Zu­schau­er von ihm er­war­ten. Sie amü­sie­ren sich sehr wohl gerne auf Kos­ten an­de­rer, sie wol­len eine Show sehen. Ihnen ist damit eine Mit­schuld im mo­ra­li­schen Sinne zu­zu­spre­chen, pha­sen­wei­se sind sie min­des­tens eben­so kalt­her­zig wie Ci­pol­la selbst. Auch der Er­zäh­ler kann sich einer ge­wis­sen Be­wun­de­rung für den Künst­ler nicht ent­zie­hen.
Damit wäre be­reits der zwei­te Teil der These an­ge­spro­chen, dass Ci­pol­la als Künst­ler be­zeich­net wer­den kann. Er nutzt in­tui­tiv sein psy­cho­lo­gi­sches Kön­nen aus, um auf der Bühne Wir­kung zu er­zie­len. Dabei ist er gna­den­los ab­hän­gig von der Gunst der Zu­schau­er, was sich an sei­ner ei­ge­nen La­bi­li­tät und Ner­vo­si­tät ma­ni­fes­tiert.
Der zwei­te Ar­beits­auf­trag des Ar­beits­blat­tes soll erst zu einem spä­te­ren Zeit­punkt be­ar­bei­tet wer­den. Zur Be­ar­bei­tung nötig ist dazu auch das Wis­sen um die Bio­gra­phie Manns. Nä­he­re An­ga­ben dazu: vgl. Kap. 3.8.

Mario, der Kell­ner

Di­dak­ti­scher Kom­men­tar

Mario er­hält schon durch die Nen­nung im Titel der No­vel­le einen be­son­de­ren Stel­len­wert. Im Text selbst spielt er je­doch zu­nächst keine tra­gen­de Rolle, das Ende mit Schre­cken hebt ihn je­doch zwangs­läu­fig in die Riege der Haupt­fi­gu­ren, wes­halb eine aus­führ­li­che­re Be­schäf­ti­gung mit eben jener Mario-Epi­so­de zum Schluss un­er­läss­lich ist. Eine in­ten­si­ve Text­ar­beit wird in allen drei Ar­beits­auf­trä­gen (vgl. AB 3) vor­aus­ge­setzt, was wie­der­um der Schreib­di­dak­tik dient und als Vor­be­rei­tung auf die Klau­sur be­trach­tet wer­den kann. Nicht zu­letzt muss hier­bei kor­rek­tes Zi­tie­ren trai­niert wer­den, um die ei­ge­ne Ar­gu­men­ta­ti­on tref­fend am Text be­le­gen zu kön­nen.
Als ab­schlie­ßen­der Im­puls könn­te im An­schluss an die Er­ar­bei­tungs­pha­se und die Er­geb­nis­si­che­rung die Frage ge­stellt wer­den, warum der Er­zäh­ler das Ende mit Schre­cken als be­frei­end emp­fin­det (vgl. Mario und der Zau­be­rer, S. 107). Die Dis­kus­si­on, die sich hier­bei ent­wi­ckeln dürf­te, schlägt noch ein­mal den Bogen zu den bei­den an­de­ren Fi­gu­ren, mit denen sich die Schü­ler nun in­ten­siv be­schäf­tigt haben. As­pek­te wie Ge­rech­tig­keit, Schuld, Gut und Böse spie­len bei der Be­ant­wor­tung diese Frage mit Si­cher­heit eine tra­gen­de Rolle.

Lö­sungs­hin­wei­se

Auch wenn sich die Schü­ler erst noch mit  den The­men­be­rei­chen Hyp­no­se, frei­er Wille und Sug­ges­ti­on aus­ein­an­der­set­zen wer­den, so spie­len diese be­reits bei der Be­schäf­ti­gung mit dem Kell­ner Mario eine Rolle und kom­men mit Si­cher­heit zur Spra­che. Ziel soll­te aber zu­nächst die kon­kre­te Text­ar­beit sein, auf deren Basis die Schü­ler Mario und seine Tat be­wer­ten.
Zu 1) Da­mi­an Har­dung, Emi­lio Sa­kra­ya, Sam Claf­lin... Die Liste po­ten­zi­el­ler Schau­spie­ler lässt sich leicht fort­set­zen und fällt je nach Kurs mit Si­cher­heit an­ders aus. Für alle aber gilt: Der Er­zäh­ler be­schreibt Mario ziem­lich aus­führ­lich (vgl. Mann, Tho­mas: Mario und der Zau­be­rer, S. 95f.), so dass die Dis­kus­si­on über mög­li­che Be­set­zun­gen leb­haft aus­fal­len dürf­te. Ideal ist hier ein Klas­sen­zim­mer mit PC und In­ter­net­zu­gang, so dass die Schü­ler dem Kurs je­weils Bil­der der mög­li­chen Kan­di­da­ten zei­gen kön­nen.  
Zu 2) Als ma­ka­ber dürf­te der Er­zäh­ler die Si­tua­ti­on emp­fin­den, da er wie alle im Saal genau mit­ver­fol­gen kann, wie Mario unter Hyp­no­se Ci­pol­la nicht mehr als Ci­pol­la, son­dern als seine An­ge­be­te­te wahr­nimmt. Dies wird zu­sätz­lich da­durch ver­stärkt, dass Ci­pol­las Häss­lich­keit (schie­fe Schul­tern, splitt­ri­ge Zähne, etc.) dem Leser kurz zuvor noch ein­mal vor Augen ge­führt wird. Zum kalt­her­zi­gen Cha­rak­ter Ci­pol­las kommt noch das ab­sto­ßen­de Äu­ße­re hinzu, das den Zu­schau­ern das La­chen im Halse ste­cken blei­ben lässt – al­lein schon bei der Vor­ah­nung des­sen, was gleich auf der Bühne pas­sie­ren wird. Ma­ri­os zärt­li­cher Kuss wird scharf kon­tras­tiert mit dem „ab­scheu­li­chen Fleisch“ (S. 105). Damit spielt Mann mit den Mit­teln der Gro­tes­ke, das Über­zeich­ne­te zeigt wie­der­um die zwie­späl­ti­gen Ge­füh­le, die der Zau­be­rer bei den Men­schen aus­löst (vgl. Gio­va­not­tos scha­den­fro­hes, bru­ta­les La­chen und gleich­zei­tig Aus­ru­fe, die das Mit­ge­fühl mit Mario zum Aus­druck brin­gen) und eben­so den Grund­kon­flikt in einer ge­ra­de­zu grau­sa­men Form.
Zu 3) Für Mario dürf­te spre­chen, dass jeder im Saal be­zeu­gen könn­te, wie er von Ci­pol­la ma­ni­pu­liert wurde und wie er unter Hyp­no­se nicht mehr zu wis­sen schien, wen er vor sich hatte. Das Plä­doy­er könn­te auf Tot­schlag im Af­fekt lau­ten, ein ge­plan­ter Mord ist es si­cher­lich nicht. Un­klar bleibt, woher plötz­lich die Waffe kommt, die Mario mit sich führ­te. Dies könn­te sich noch ne­ga­tiv aus­wir­ken. Al­ler­dings könn­te als Ge­gen­ar­gu­ment an­ge­führt wer­den, dass sich Ci­pol­la wis­sent­lich einer grund­sätz­li­chen Ge­fahr aus­ge­setzt hat, als er die Gren­zen mehr als deut­lich über­schritt und Mario de­mü­tig­te, ja miss­brauch­te (vgl. S. 106). Hinzu kommt bei Mario even­tu­ell ein über­höh­tes Emp­fin­den von Schan­de und Schmach, das vom to­sen­den Ap­plaus des Pu­bli­kums und vom La­chen Ci­pol­las (vgl. ebd.) aus­ge­löst wor­den sein könn­te.

Wei­te­rer Ver­lauf und di­dak­ti­scher Kom­men­tar

Zu­nächst wer­den Grup­pen ge­bil­det (freie Wahl oder unter einer be­stimm­ten Vor­ga­be; für die Ef­fi­zi­enz der Dis­kus­si­on in­ner­halb der Grup­pe soll­te diese aber vier Teil­neh­mer nicht über­schrei­ten).

Ar­beits­auf­trag:

Vi­sua­li­siert auf einer DinA4-Seite die Fi­gu­ren­kon­stel­la­ti­on, bei der auch die Kon­flikt­li­ni­en deut­lich wer­den. Be­schrif­tet die Ver­bin­dun­gen ent­spre­chend mit kur­zen Kom­men­ta­ren.
Spä­tes­tens hier kom­men also auch Ne­ben­fi­gu­ren (wie bei­spiels­wei­se Si­gno­ra An­gio­lie­ri oder der junge Mann aus der ers­ten Reihe bei Ci­pol­las Abend­ver­an­stal­tung) und Fi­gu­ren­grup­pen (wie bei­spiels­wei­se die Ein­hei­mi­schen, vgl. auch der Grund­kon­flikt) er­neut zur Spra­che. Mit der Prä­sen­ta­ti­on der Er­geb­nis­se zur Fi­gu­ren­kon­stel­la­ti­on (s.o.) wird die­ser Bau­stein ab­ge­run­det und zen­tra­le In­hal­te für eine mög­li­che schrift­li­che Leis­tungs­mes­sung wer­den ver­mit­telt – auch wenn im Sinne der not­wen­di­gen Aus­wahl be­wusst der Schwer­punkt auf den Er­zäh­ler und Ci­pol­la ge­legt wor­den ist.

1vgl. Schnei­der, Wolf; Rauer, Paul-Josef: Hand­buch des Jour­na­lis­mus. Rein­bek bei Ham­burg 1998, S. 54ff

 

Mario und der Zau­be­rer – Kon­zep­ti­on: Her­un­ter­la­den [docx][3 MB]

Mario und der Zau­be­rer – Kon­zep­ti­on: Her­un­ter­la­den [pdf][9 MB]

 

Wei­ter zu His­to­ri­scher Kon­text