Erzählerische und sprachliche Gestaltung
Didaktischer Kommentar und Lösungshinweise
Kaum Schwierigkeiten dürfte den Schülern die Beschreibung des Aufbaus der Novelle bereiten. Die Erzählung ist zweigeteilt, die Episoden im Hotel und am Strand sowie die Vorankündigungen der Abendveranstaltung nehmen hierbei den kleineren Teil ein, Zeitraffung prägt diesen Part deutlich stärker als den zweiten Teil der Novelle. In letzterem nähern sich Erzählzeit und erzählte Zeit einander an, einzelne Passagen werden geradezu szenisch dargestellt. Die Abendveranstaltung selbst wird erzählerisch ebenfalls unterteilt in Ereignisse vor und Ereignisse nach der Pause. Inhaltlich steigern sich die einzelnen Zauber- und Hypnose-Sequenzen bis hin zum Höhepunkt, der, wie bereits erläutert, am Ende der Novelle verortet werden muss (vgl. auch Kap. 3.3, Mario). Der Verlauf der Hypnose Marios wird sogar in Zeitdehnung erzählt. Trotz der oft szenischen Gestaltung des Hauptteils der Novelle kommentiert der Erzähler aber auch hier immer wieder das Geschehen. Seine Rechtfertigungen in der Pause, weshalb die Eltern mit ihren Kindern die Abendveranstaltung doch nicht vorzeitig verlassen, können auch als strukturelle Verbindung zum ersten Teil betrachtet werden: Hätten wir nicht abreisen sollen (vgl. auch Kap. 3.3, der Erzähler)?
Die Kommentare des Erzählers sowie seine Art, wie er immer wieder den Leser direkt anspricht und für Verständnis wirbt, sorgen für Distanzverlust und bieten die Möglichkeit der Identifikation. Als erlebendes wie erzählendes Ich (vgl. Kap. 3.3) verwendet der Erzähler häufig das Personalpronomen „wir“ und verstärkt damit zusätzlich den Gegensatz zwischen den Gästen und den Einheimischen am Urlaubsort. Trotz einer personalen Erzählperspektive verringert der Ich-Erzähler damit unterschwellig den Charakter der subjektiven Wahrnehmung und bringt gleichzeitig indirekt zum Ausdruck, dass es nicht nur ihm so in Torre ergangen sei – auch seine Familie und die anderen internationalen Gäste hätten die Stimmung dort gleichermaßen erlebt und wahrgenommen, wie sie von ihm berichtet wird. Dass der Erzähler selbst – auch wenn er mit zeitlichem wie räumlichem Abstand berichtet – mehr und mehr die Distanz verliert, wird bei der Abendveranstaltung selbst immer offensichtlicher.
Bei der Untersuchung der sprachlichen Gestaltung wird der Schwerpunkt auf zwei Bereiche gelegt, aus Zeitgründen wird dieser Unterrichtsbaustein jedoch arbeitsteilig aufgegliedert. Da sich inhaltlich immer wieder Querverweise auf bereits Erarbeitetes ergeben können, soll diese Phase zudem eher knapp gehalten werden, da auch in Kap. 3.10 der Bereich der politischen Sprache erneut aufgegriffen werden soll.
Die Schilderung des Klimas kann hingegen einerseits als Zäsur zwischen beiden Teilen der Novelle verstanden werden, andererseits zeichnet sich auch hier die inhaltliche Steigerung bereits ab. Denn mit dem Beginn des zweiten Teils und der Abreise zahlreicher einheimischer Touristen ändert sich die Atmosphäre am Ort. Ziel ist es, mit den Schülern zu erarbeiten, wie das Motiv des umschlagenden Wetters auch funktional für die erzählerische Gestaltung als auch für die Interpretation selbst genutzt werden kann.
Neben der Schilderung des Wetters fallen auch die vielen Begriffe auf, die das Patriotische und den übertriebenen Nationalstolz immer wieder hervorheben – in beiden Teilen der Novelle. Auch hier schlägt der Tenor schnell um. Aus einem Reisebericht, der Ort, Menschen und Klima ausführlich beschreibt, immer wieder untermalt mit einzelnen italienischen Worten und Sätzen, wird schnell die subjektive Darstellung von Empfindungen und Wahrnehmungen. Der Erzähler kann sein Unbehagen eigentlich kaum mehr verbergen. Das fremdenfeindliche Verhalten der Einheimischen wie der italienischen Gäste, die aufgeheizte politische Situation (vgl. Bezüge zum italischen Faschismus), die Rolle Cipollas als (Ver-)Führer machen dem Erzähler offensichtlich auch im Nachhinein noch schwer zu schaffen. So ist gut nachvollziehbar, dass mit dem gewählten Untertitel der dramatische Verlauf der Ereignisse vor Ort bereits angedeutet wird.
Unterrichtsverlauf
Mit vorbereiteten DinA-4-Blättern und Magneten kann die Zweiteilung der Novelle schnell an der Tafel als Einstieg gemeinsam mit den Schülern visualisiert werden. Zweiteilung und Gewichtung werden damit ebenso verdeutlicht wie die Querverbindungen, die es zwischen beiden Teilen gibt. Motive wie das Wetter, aber auch Figuren wie Signora Angiolieri und Mario sowie die Kommentare des Erzählers (s.o.) sollten hier angesprochen werden.
Im Anschluss wird der Kurs geteilt (s.o.). Das eigenständige Arbeiten mit dem Text als Ganzen soll hierbei intensiv gefördert werden, nicht zuletzt auch als Vorbereitung für die Klausur. Die erste Gruppe erhält den Auftrag, Textbelege zu suchen, die in Zusammenhang mit dem Politischen/dem Nationalen stehen, die zweite Gruppe soll Beispiele für die Darstellung der Atmosphäre finden. Hier soll der Fokus auf die Wetterbeschreibungen gelegt werden, allerdings ist es sehr gut denkbar, dass die Schüler auch von sich aus Textbelege anführen, bei denen Einheimische (z.B. die italienischen Kinder und Mütter am Strand) oder der Künstler Cipolla beschrieben werden. Die mitunter stark übertriebenen Darstellungen tragen ebenfalls zur Atmosphäre am Urlaubsort bei und lassen sich so gut mit dem Umschlagen des Wetters in einen Zusammenhang bringen.
Die Ergebnisse werden im Plenum präsentiert, von allen Schülern parallel gesichert und jeweils diskutiert. Ob innerhalb der beiden Großgruppen in Einzel-, Partner- oder Kleingruppenarbeit nach exemplarischen Textbelegen gesucht wurde, hängt letztlich vom Kurs ab. Deutlich soll den Schülern aber werden, dass im Falle einer literarischen Erörterung selbstständig passende Textbelege gefunden werden müssen. Korrektes Zitieren kann hier bei Bedarf wiederholt werden.
Mario und der Zauberer – Konzeption: Herunterladen [docx][3 MB]
Mario und der Zauberer – Konzeption: Herunterladen [pdf][9 MB]
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