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Ci­pol­la als Künst­ler

Di­dak­ti­scher Kom­men­tar und Lö­sungs­hin­wei­se

Nach der Ana­ly­se der Wort­wahl aus dem Be­reich des At­mo­sphä­ri­schen soll die Abend­ver­an­stal­tung und hier vor allem Ci­pol­la noch ein­mal in den Mit­tel­punkt ge­stellt wer­den. Auch wenn bei der Be­schäf­ti­gung mit dem his­to­ri­schen Hin­ter­grund, der Ent­ste­hungs­ge­schich­te der No­vel­le sowie dem Er­zäh­ler viel­leicht schon deut­lich ge­wor­den ist, dass Autor und Er­zäh­ler kei­nes­falls eins zu eins gleich­ge­setzt wer­den dür­fen, so ist die Künst­ler­the­ma­tik eine, die das Werk von Tho­mas Mann ins­ge­samt prägt und auch in „Mario und der Zau­be­rer“ eine tra­gen­de Rolle spielt. „Tho­mas Manns Künst­ler sind immer ir­gend­wie in ihrer Männ­lich­keit be­schä­digt.“1 Be­zü­ge zu Ci­pol­la als am­bi­va­len­te Künst­ler­fi­gur sowie Be­zü­ge zur Mario-Epi­so­de lie­gen also auf der Hand.
Wurde mit dem Kurs noch nicht über Tho­mas Mann als Autor ge­spro­chen, so emp­fiehlt sich spä­tes­tens hier ein kur­zer Leh­rer­vor­trag, der ent­schei­den­de Eck­da­ten be­inhal­ten soll­te (z. B. bür­ger­li­che Her­kunft; frühe schrift­stel­le­ri­sche Tä­tig­keit; Ehe mit Katia Prings­heim, aus der sechs Kin­der her­vor­gin­gen; Streit und spä­te­re Ver­söh­nung mit Bru­der Hein­rich; zahl­rei­che Rei­sen, dar­un­ter ei­ni­ge in die USA; im Exil (in Frank­reich und der Schweiz) ab der Macht­er­grei­fung Hit­lers; 1936 Ab­er­ken­nung der deut­schen Staats­an­ge­hö­rig­keit; Emi­gra­ti­on über Frank­reich in die USA, dor­ti­ge Pro­fes­sur; re­gel­mä­ßi­ge An­spra­chen an die Deut­schen übers Radio, um vor Hit­ler zu war­nen; 1952 Rück­kehr nach Eu­ro­pa und Leben in der Schweiz bis zu sei­nem Tod 1955; le­bens­lan­ge Furcht vor einem „Ou­ting“ sei­ner Ho­mo­se­xua­li­tät; Mo­ti­ve, die sein Werk prä­gen: die Ho­mo­ero­tik ge­ne­rell, das Motiv des tod­ver­bun­de­nen Künst­ler­tums, das Motiv der Heim­su­chung)2. Dies ist für den Bau­stein aus Kap. 3.8 eben­so von Be­lang wie für Bau­stein 3.9 und 3.10. Al­ter­na­tiv kann den Schü­lern im Vor­feld die­ser Stun­de eine Re­cher­che zur Bio­gra­fie Manns als Haus­auf­ga­be ge­ge­ben wer­den – vor­aus­ge­setzt, diese lesen sich etwas um­fas­sen­der in die The­ma­tik ein.

Fol­gen­de Link-Emp­feh­lun­gen zum „le­ben­di­gen Mu­se­um on­line“, zur Deut­schen Tho­mas-Mann-Ge­sell­schaft sowie zur Home­page „Tho­mas Mann“ kön­nen den Schü­lern hier bei­spiels­wei­se ge­ge­ben wer­den (vgl. auch AB 4b):
https://​www.​dhm.​de/​lemo/​bio­gra­fie/​tho­mas-​mann (letz­ter Zu­griff: 18.02.19)
http://​www.​tho­mas-​mann-​ges​ells​chaf​t.​de (letz­ter Zu­griff: 18.02.19)
http://​www.​tho­mas­mann.​de/​tho­mas­mann/​leben/​le­bens­lauf/​231201 (letz­ter Zu­griff 18.02.19)

Mit der Figur Ci­pol­las haben sich die Schü­ler be­reits in­ten­siv be­schäf­tigt: Nun geht es darum, zu schau­en, in­wie­fern der Künst­ler Ci­pol­la auch als „Spie­gel­fi­gur“ ge­se­hen wer­den kann. Hier­zu dient die Aus­ein­an­der­set­zung mit dem zwei­ten Zitat von Hel­mut Ko­op­mann (vgl. AB 2, M2). Vor dem Hin­ter­grund der Bio­gra­phie Manns sol­len die Schü­ler Stel­lung be­zie­hen zur These Ko­op­manns, Künst­ler­tra­gö­die und po­li­ti­sche Tra­gö­die seien durch das zen­tra­le Thema „Masse und Füh­rer“ eng mit­ein­an­der ver­bun­den.
Op­tio­nal kann hier auch mit Aus­zü­gen aus Tho­mas Manns Auf­satz „Bru­der Hit­ler“ ge­ar­bei­tet wer­den. Der Text fin­det sich in: Tho­mas Mann. Reden und Auf­sät­ze 4. Frank­furt am Main 1990.
Tho­mas Mann macht in sei­nem Auf­satz kei­nen Hehl aus sei­nem Hass auf Hit­ler, gleich­zei­tig komme man nicht darum herum, ihn auf eine ge­wis­se Art zu be­wun­dern.  Quer­ver­wei­se zum Er­zäh­ler der No­vel­le, dem es Ci­pol­la ge­gen­über ähn­lich zu er­ge­hen scheint, dürf­ten die Schü­ler hier schnell zie­hen. Damit ist nicht zu­letzt die Grund­la­ge ge­legt für die ab­schlie­ßen­de Dis­kus­si­on, in­wie­weit „Mario und der Zau­be­rer“ auch als po­li­ti­sche No­vel­le ge­le­sen wer­den kann und was nicht zu­letzt die Ak­tua­li­tät diese No­vel­le aus dem Jahr 1930 noch bzw. ge­ra­de heute aus­macht.

Un­ter­richts­ver­lauf

Je nach Stun­den­pla­nung be­schäf­tigt sich der Kurs zu­nächst mit der Bio­gra­phie Manns, um an­schlie­ßend sich er­ör­ternd mit Ko­op­manns These aus­ein­an­der­zu­set­zen (hier­bei steht die Schreib­di­dak­tik im Vor­der­grund). In einer Schreib­kon­fe­renz lesen die Schü­ler an­schlie­ßend die selbst ver­fass­ten Texte in Klein­grup­pen, so dass alle Er­geb­nis­se ent­spre­chend ge­wür­digt wer­den. Jede Grup­pe ent­schei­det, wel­ches Bei­spiel schließ­lich noch ein­mal im Ple­num vor­ge­tra­gen und dis­ku­tiert wird. Hier­bei sol­len die Schü­ler dar­auf hin­ge­wie­sen wer­den, dass sie sich ihre Ar­gu­men­ta­ti­on gut zu­recht­le­gen, mit Blick auf das spä­te­re Kol­lo­qui­um im münd­li­chen Ab­itur.
Kann mehr Zeit für die Ein­heit „Tho­mas Mann. Mario und der Zau­be­rer“ ein­ge­plant wer­den, so bie­tet sich an, zu­nächst Manns Auf­sat­zes „Bru­der Hit­ler“ in Aus­zü­gen ge­mein­sam zu lesen. Dies dient eben­falls als wei­te­re Dis­kus­si­ons­grund­la­ge, wenn Ko­op­manns These (s.o., vgl. AB 2) er­ör­tert wer­den soll. Auch hier soll­ten zu­nächst schrift­li­che Kom­pe­ten­zen im Vor­der­grund ste­hen. Die Dis­kus­si­on im Ple­num dient nicht zu­letzt einer ab­schlie­ßen­den In­halts­si­che­rung.

1Kurz­ke, Her­mann. Tho­mas Mann. Das Leben als Kunst­werk. Eine Bio­gra­phie. Frank­furt am Main, 2013, 5. Auf­la­ge, S. 378

2vgl. z.B. Kurz­ke, Her­mann. Tho­mas Mann. Das Leben als Kunst­werk. Eine Bio­gra­phie. Frank­furt am Main, 2013, 5. Auf­la­ge; Happ­recht, Klaus. Tho­mas Mann. Eine Bio­gra­phie. Rein­bek bei Ham­burg. 1995 (2 Bände); Krüll, Ma­ri­an­ne: Im Netz der Zau­be­rer. Eine an­de­re Ge­schich­te der Fa­mi­lie Mann, Zü­rich, 1991; Han­sen, Volk­mar: Tho­mas Mann. Stutt­gart 1984; Schrö­ter, Klaus: Tho­mas Mann. Rein­bek bei Ham­burg, 1964; Hel­ler, Erich: Tho­mas Mann. Der iro­ni­sche Deut­sche. Frank­furt am Main 1959

 

Mario und der Zau­be­rer – Kon­zep­ti­on: Her­un­ter­la­den [docx][3 MB]

Mario und der Zau­be­rer – Kon­zep­ti­on: Her­un­ter­la­den [pdf][9 MB]

 

Wei­ter zu Selbst­deu­tun­gen Tho­mas Manns