Metapher und Ähnlichkeit
Aufgabe 8: Ähnlichkeitsanalyse
- Erläutern Sie für die folgenden Beispiele möglichst genau und ergiebig, worin jeweils die Ähnlichkeiten bestehen. Berücksichtigen Sie dabei auch die Darstellungsform.
- War Ihnen die Ähnlichkeit der Bereiche in allen Fällen zuvor bewusst? Diskutieren ausgehend von dieser Frage, ob man für die Bildung einer Metapher immer zuvor explizit die Ähnlichkeit zweier Bereiche erkannt haben muss oder ob die Metapher neue und bislang unbekannte Ähnlichkeiten stiftet. Berücksichtigen Sie bei Ihren Überlegungen auch die kreativen und poetischen Metaphern aus Abschnitt 1.
- Es ist aber auch das Gleichnis eine Metapher; denn der Unterschied zwischen beiden ist nur gering. Wenn man nämlich [hinsichtlich des Achilleus] sagt: „Wie ein Löwe stürzte er auf ihn“, so ist es ein Gleichnis; sagt man aber: „Ein Löwe stürzte auf ihn“, dann ist es eine Metapher, weil beide nämlich tapfer sind, nannte man den Achilleus in übertragenem Sinne einen Löwen.
- Folglich ist klar, dass alle Ausdrücke, die als Metapher [verwendet werden,] auch Gleichnisse seien und die Gleichnisse auch Metaphern, die der detaillierten Erklärung entbehren.
Aristoteles, Rhetorik, 1406b, 1407a, übers. von Franz Sieveke, München 51995, 176 f.
- Im Ganzen aber ist die Metapher ein kürzeres Gleichnis und unterscheidet sich dadurch, dass das Gleichnis einen Vergleich mit dem Sachverhalt bietet, während die Metapher für die Sache selbst steht.
Marcus Fabius Quintilianus, Ausbildung des Redners, 8,6,8; übersetzt von Helmut Rahn, Darmstadt 21995, Bd. 2, 221
Aristoteles und Quintilian1 bestimmen als wesentliche Grundlage der Metapher die Ähnlichkeit von Bildspender (z.B. der Löwe) und Bildempfänger (z.B. Achill). Die Ähnlichkeit ist ein zentrales Element fast aller Metapherndefinitionen. Sie verweist darauf, dass die Metapher mehr als nur rhetorischer Schmuck ist, sondern etwas mit Erkenntnisprozessen zu tun hat.
Aufgabe 9: Metapher und Inspiration
Es ist wichtig, dass man alle die genannten Arten passend verwendet […]; es ist aber bei weitem das Wichtigste, dass man Metaphern zu finden weiß. Denn dies ist das Einzige, das man nicht von einem anderen erlernen kann, und ein Zeichen von
Begabung. Denn gute Metaphern zu bilden bedeutet, dass man Ähnlichkeiten zu erkennen vermag.
Aristoteles, Poetik 1459a, übersetzt von Manfred Fuhrmann, Stuttgart 1982, 75.
Nehmen Sie Stellung zu Aristoteles’ These, die Bildung von Metaphern könne man prinzipiell nicht lernen.
Aufgabe 10: Was ist Ähnlichkeit?
- Diskutieren Sie, was es eigentlich bedeutet, dass etwas etwas anderem ähnlich ist.
- Recherchieren Sie, was man unter einem match-cut versteht und welche ästhetische Funktion hierbei die Ähnlichkeit hat. Überlegen Sie weitere Zusammenhänge und Beispiele aus dem Feld der Kunst und Ästhetik, in denen die Ähnlichkeit von Bedeutung ist.
1 Marcus Fabius Quintilianus (ca. 35–96 n.Chr.): Rhetoriklehrer und Erzieher Vespasians am Hof des Kaisers Domitian. Er verfasste mit der Institutio oratoria (Ausbildung des Redners) ein Standardwerk der antiken Rhetorik.
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