Zur Hauptnavigation springen [Alt]+[0] Zum Seiteninhalt springen [Alt]+[1]

Aufgabe III A: Materialgestütztes Verfassen eines argumentierenden Textes

Anette Sosna

Beispielaufgabe Materialgestütztes Argumentieren

Thema: Realität und Fiktion (Kommentar)

Hinweis: Beispielaufgaben werden an entsprechender Stelle vom Ministerium veröffentlicht.

Lösungshinweise zum materialgestützten Argumentieren

Hinweise zur Aufgabenart und zur Textsorte „Kommentar“

Der Kommentar ist eine meinungsbetonte Darstellungsform. In einem Kommentar wird eine subjektive, aber argumentativ begründete und sachlich wertende Stellungnahme zu einem aktuellen domänenspezifischen Ereignis oder Thema formuliert. Die Textsorte erfordert Sachkenntnis, rationale Argumentation und sprachliche Prägnanz, die durch einen gezielten Einsatz sprachlicher Gestaltungsmittel unterstützt wird.
Grundlegende Elemente des Kommentars sind eine inhaltlich korrekte und konzise Darstellung des zu kommentierenden Sachverhalts, eine argumentative Auseinandersetzung damit und eine Positionierung des Verfassers. Ein Kommentar soll zur differenzierten Auseinandersetzung mit dem Thema anregen, von der Position des Autors überzeugen und somit zur Meinungsbildung beitragen.
Im Unterschied zum eher kürzer gehaltenen journalistischen Kommentar erfordert die Textsorte ‚Kommentar‘ als Aufsatzform im Deutschabitur eine ausführlichere Auseinander-setzung mit einem komplexen Thema.

Hinweise zur Bewertung

Umsetzung der Textsorte ‚Kommentar‘

Ist der Text insgesamt konzeptionell schlüssig und gedanklich klar strukturiert? Entspricht der Text den Anforderungen der Textsorte ‚Kommentar‘ und denen der Aufgabenstellung? Sind die Teilbereiche Darstellung des zu kommentierenden Sachverhalts, Argumentation und persönliche Meinung des Autors klar voneinander zu unterscheiden?

Inhaltliche Ausgestaltung

Werden das Thema und die damit verbundene Problemstellung klar erkannt und umrissen? Werden die Materialien sachangemessen, funktional, eigenständig und differenziert in den Text integriert und wird deren Urheberschaft deutlich? Sind die wesentlichen inhaltlichen Aspekte des Themas, die die Materialien erkennen lassen, angemessen erschlossen und berücksichtigt? Werden kontroverse Beiträge aus unterschiedlichen Perspektiven sachlich und auftragsbezogen verarbeitet?

Differenziertheit

Wird das Thema angemessen differenziert dargestellt? Werden Teilaspekte des Themas für die Gesamtuntersuchung fruchtbar gemacht? Werden relevante Informationen aus den Materialien sinnvoll mit eigenen Kenntnissen verknüpft?

Argumentation und Urteilsfähigkeit

Sind Gedankenführung und Argumente schlüssig und überzeugend? Wird die eigene Position tragfähig, differenziert und nachvollziehbar begründet? Sind eigene Argumente klar abgegrenzt von Argumenten aus den Materialien?

Sprachliche Angemessenheit

Entspricht die sprachliche Gestaltung der Textsorte ‚Kommentar‘? Wird eine klare und prägnante Sprache mit eigenständigen Formulierungen verwendet? Werden sprachliche Mittel funktional eingesetzt? Wird angemessen, funktional und korrekt zitiert? Zeigt der Text eine sichere Verwendung von Fachsprache? Werden standardsprachliche Normen (Rechtschreibung, Zeichensetzung, Grammatik) sicher umgesetzt?

Hinweise auf mögliche Ergebnisse

Schülerinnen und Schüler gehen im Literaturunterricht mit Texten um, die Grundfragen des menschlichen Lebens und auch Grenzsituationen thematisieren. Dabei lernen sie, wie Themen in literarischen Texten inhaltlich und ästhetisch gestaltet sind und welche Rolle Fiktionalität als grundlegendes Merkmal literarischer Texte spielt. Die Verfahren der Analyse und Interpretation unterstützen sie darin, Texte als Medium für zeitgenössische Auseinandersetzungen mit zu unterschiedlichen Zeiten aktuellen Thematiken zu verstehen.
Die Materialien M1-M5 beleuchten das Zusammenspiel von Realität und Fiktion zum einen allgemein, zum anderen anhand des aktuellen Beispiels der Diskussion um „Trigger Warnings“, die an Universitäten im angloamerikanischen Raum aufgetreten ist. M1 und M2 beziehen sich auf Lesehaltungen im Umgang mit literarischen Texten und die - auch von Übergangsphänomenen geprägte - Unterscheidung zwischen Realität und Fiktion. Die Materialien M3 - M5 bieten konkrete Beispiele für Wechselwirkungen zwischen Realität und Fiktion.
Die Darstellung des Phänomens „Realität und Fiktion“ anhand der Materialien beinhaltet im Wesentlichen folgende Aspekte:

  • Realität und Fiktion in der alltäglichen Praxis; Übergangsphänomene bei der Rezeption von Texten unterschiedlicher medialer Form (M1)
  • unterschiedliche Leseabsichten und Lesesituationen mit verschiedenen Graden an emotionaler Beteiligung (M2)
  • unterschiedliche Wirkungen literarischer u.a. Texte auf Leser (M1-M5)
  • mögliche verstörende Wirkung durch problematische Inhalte wie Mord, sexuelle Übergriffe, Rassismus, Selbstmord (M 3, M 4)
  • mögliche positive Veränderungen von Verhalten und Einstellungen durch das Lesen literarischer Texte (M5)

Gründe, die für die Einführung von Trigger Warnings im Deutschunterricht angeführt werden können:

  • Existenz einer „Grauzone, in der Tatsachen und Sachverhalte mit ambivalentem Wirklichkeitsstatus gespeichert werden“, Übergangsphänomene (M1)
  • emotionale Wirkungen literarischer Texte auf Leser, Involviertheit (M1, M2)
  • mögliche negative Veränderungen von Verhalten und Einstellungen durch die Lektüre von Texten (M1, M3, M4)
  • Rücksichtnahme auf mögliche Vorbelastungen bei Lesern (M3)
  • aktuelle und historisch belegte ‚verführende Wirkung‘ literarischer Texte (z. B. TV-Serien, Zensur, „Werther-Effekt“, M4)

zusätzlich z. B.:

  • bereits bestehende Warnhinweise z. B. vor Sendungen in Fernsehen und Internet (auch: FSK)
  • eingeschränkte Mitbestimmung von Schülerinnen und Schülern bei der Auswahl literarischer Texte im Deutschunterricht

Gründe, die gegen die Einführung von Trigger Warnings im Deutschunterricht angeführt werden können:

  • Bezug literarischer Texte auf die Lebenswirklichkeit; Thematisierung von Grundfragen des menschlichen Lebens (M3, M4, M5)
  • Vorbereitung auf die Lebenswirklichkeit (M3, M4)
  • Übergangsphänomene als Teil der Lebenswirklichkeit (M1)
  • Trigger Warnings können Ängste verstärken (M3)
  • Verfahrensweisen der Traumatherapie (M3)
  • Literatur setzt oft lediglich individuell oder gesellschaftlich bereits Angelegtes in Gang (M3, M4)

zusätzlich z. B.:

  • Trigger Warnings als Ausdruck mangelnder Unterscheidungsfähigkeit zwischen Realität und Fiktion
  • Spielräume fiktionaler u.a. Texte, Probehandeln, vermittelter Erfahrungsgewinn

 

Reader: Neues Aufgabenformat Abitur 2021: Herunterladen [docx][2 MB]

Reader: Neues Aufgabenformat Abitur 2021: Herunterladen [pdf][852 KB]

 

Weiter zu Modul 2: Der Verlorene