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1.6 Aus­blick: Zum Ver­hält­nis von Prag­ma­tik und Her­me­neu­tik

Zu Be­ginn des drit­ten Kurs­halb­jah­res wer­den grund­le­gen­de Theo­ri­en der Her­me­neu­tik be­han­delt, die den Schü­le­rin­nen und Schü­lern als hilf­rei­ches Denk­mo­dell für eine ver­tief­te, fo­kus­sier­te Text­be­trach­tung die­nen kön­nen. Die be­han­del­ten The­men­be­rei­che der Prag­ma­tik bie­ten hier­für gute An­knüp­fungs­punk­te. So­wohl in der sprach­phi­lo­so­phi­schen Dis­zi­plin der Prag­ma­tik als auch in der Her­me­neu­tik geht es darum, „be­greif­lich zu ma­chen, was es heißt, den Sinn sprach­li­cher Äu­ße­run­gen zu ver­ste­hen“14. Le­dig­lich die Per­spek­ti­ven, aus denen das Ver­ste­hen be­trach­tet wird, sind un­ter­schied­lich: In der Her­me­neu­tik wird mehr das Ver­ste­hen von In­hal­ten in den Blick ge­nom­men, in der Prag­ma­tik wie­der­um eher die Funk­ti­ons­wei­se der Spra­che.15 Da­vid­son be­rück­sich­tigt in sei­ner Kon­zep­ti­on der Tri­an­gu­la­ti­on so­wohl hand­lungs- als auch be­deu­tungs­theo­re­ti­sche Fra­gen16: „[Die] Ver­schrän­kung von Welt­be­zug und In­ter­sub­jek­ti­vi­tät im Be­griff des Ver­ste­hens ver­leiht Da­vid­sons An­satz eine her­me­neu­ti­sche Fär­bung.“17 Die Sprech­akt­theo­rie (Aus­tin, Se­ar­le) und die Theo­rie der Im­pli­ka­tu­ren (Grice) neh­men den Hand­lungs­cha­rak­ter der Spra­che, d. h. das sprach­li­che Han­deln in einer Spre­cher­ge­mein­schaft, in den Blick. Aus­ge­hend davon lässt sich be­schrei­ben, wie die Kon­sti­tu­ti­on von Be­deu­tung in sprach­li­cher Kom­mu­ni­ka­ti­on funk­tio­niert.18 Die grund­le­gen­den Theo­ri­en der Her­me­neu­tik er­öff­nen den Schü­le­rin­nen und Schü­lern eine neue Per­spek­ti­ve, aus der sie sich mit die­ser Frage aus­ein­an­der­set­zen kön­nen. In der Kon­ver­sa­ti­ons­ana­ly­se wie­der­um geht es darum, „zu re­kon­stru­ie­ren, wie die Ge­sprächs­teil­neh­mer selbst ein­an­der ver­ste­hen und an wel­chen Re­geln und Prin­zi­pi­en sie sich dabei ori­en­tie­ren.“19 Auch hier­zu leis­tet die Her­me­neu­tik als Theo­rie des Ver­ste­hens durch hilf­rei­che Denk­mo­del­le ihren Bei­trag.

 


14 Jung, Her­me­neu­tik, S. 155.

15 Vgl. Jung, Her­me­neu­tik, S. 155. Zum Ver­hält­nis von Her­me­neu­tik, Sprach­phi­lo­so­phie und Phi­lo­so­phie des Geis­tes vgl. S. 155-162.

16 Vgl. Jung, Her­me­neu­tik, S. 157; S. 158-159.

17 Jung, Her­me­neu­tik, S. 159. Für eine aus­führ­li­che Dar­stel­lung von Da­vid­sons Theo­rie der ra­di­ka­len In­ter­pre­ta­ti­on siehe Kober, Be­deu­tung und Ver­ste­hen, Ka­pi­tel 4: „Ra­di­ka­le In­ter­pre­ta­ti­on als kom­mu­ni­ka­ti­ve Grund­si­tua­ti­on“ (S. 169-245). Zu sei­ner Kon­zep­ti­on der Tri­an­gu­la­ti­on siehe S. 171-197.

18 De­tail­lier­te Aus­füh­run­gen dazu vgl. Kober, Be­deu­tung und Ver­ste­hen, ins­be­son­de­re Ka­pi­tel 5: „Spre­cher­ab­sich­ten, Sprech­ak­te und die Kon­sti­tu­ti­on von Be­deu­tung“ (S. 246-336). Siehe auch Flat­scher/Pos­selt, Sprach­phi­lo­so­phie, Ka­pi­tel 8: „Der Hand­lungs­cha­rak­ter der Spra­che: John L. Aus­tin“ (S. 155-176).

19 Dep­per­mann, „Eth­no­gra­phi­sche Ge­sprächs­ana­ly­se“, S. 99. Zu de­tail­lier­ten me­tho­do­lo­gi­schen Über­le­gun­gen siehe Gots­bach­ner, „Ge­sprächs­ana­ly­se“, ins­be­son­de­re S. 319-325.

 

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Wei­ter zu Ma­te­ria­li­en für den Un­ter­richt