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Di­dak­ti­scher Kom­men­tar: Stun­den 17-18

Kampf gegen Au­to­kra­tie oder neo­im­pe­ria­ler Ko­lo­nia­lis­mus? Die Tibet-Po­li­tik Chi­nas seit 1950

Die Fall­stu­die Tibet zeigt ähn­lich wie die Fall­stu­die Ar­me­ni­er im Os­ma­ni­schen Reich die grund­le­gen­de Be­deu­tung der Frage nach dem Um­gang mit Viel­falt und Dul­dung von Au­to­no­mie in einem Im­pe­ri­um, das im Laufe sei­ner Ge­schich­te meh­re­re ideo­lo­gi­sche Auf­la­dun­gen er­fuhr.

Das ti­be­ti­sche Hoch­land zwi­schen Kun­lun und Himm­a­la­ya wurde be­reits im 7.​Jhdt. n. Chr. po­li­tisch und re­li­gi­ös ge­ei­nigt, unter Song­t­sen Gampo wurde der Bud­dhis­mus sowie eine ti­be­ti­sche Schrift ein­ge­führt, in der Haupt­stadt Lhasa wurde die po­li­ti­sche Macht ge­bün­delt. Tibet agier­te als un­ab­hän­gi­ger Ak­teur zwi­schen den Kul­tur­krei­sen, ab dem 16.​Jahrhun­dert wurde im Dalai Lama staat­li­che und re­li­giö­se Macht ver­schmol­zen.

Von ent­schei­den­der Be­deu­tung für die Ti­bet­fra­ge ist nun die Ein­glie­de­rung des Lan­des in das Qing-Im­pe­ri­um unter Kai­ser Qui­an­long und – nach der Un­ab­hän­gig­keits­er­klä­rung 1912 – die Be­set­zung Ti­bets durch die kom­mu­nis­ti­sche Volks­be­frei­ungs­ar­mee 1951. Nach mi­li­tä­ri­schen Sie­gen über Tibet be­an­spruch­te Qui­an­long in sei­nem gren­zen­lo­sen Reich die Ober­herr­schaft über Tibet, ließ den Ti­be­tern aber in vie­len Fra­gen Frei­räu­me. Er reis­te ins­ge­samt sechs Mal zu den größ­ten bud­dhis­ti­schen Hei­lig­tü­mern Chi­nas, z.B. am Berg Wutai, wo er an den re­li­giö­sen Ze­re­mo­ni­en teil­nahm, ti­be­ti­sche Mön­che ein­setz­te und die Hei­lig­tü­mer fi­nan­zi­ell un­ter­stütz­te. Er si­cher­te sich da­durch die Un­ter­stüt­zung der bud­dhis­ti­schen Pries­ter­kas­te und des ti­be­ti­schen Dalai Lama. Im Ge­gen­zug ver­kün­de­te die­ser, dass der chi­ne­si­sche Kai­ser der recht­mä­ßi­ge Herr­scher auf Erden sei. Ganz an­ders stellt sich die Hal­tung der Kom­mu­nis­ti­schen Par­tei Chi­nas ge­gen­über Tibet dar. Mit dem An­spruch, feu­da­le Struk­tu­ren, Armut und Ver­wahr­lo­sung zu be­sei­ti­gen und Bil­dung und Ge­rech­tig­keit zu brin­gen wur­den Klös­ter zer­stört, Mön­che ge­fol­tert, Grund­be­sitz zwangs­kol­lek­ti­viert und Han-Chi­ne­sen an­ge­sie­delt. Bis heute ste­hen sich die bei­den Fron­ten un­ver­söhn­lich ge­gen­über, Auf­stän­de 1956-9, 1969-72, 1987-89, 2008 wur­den blu­tig nie­der­ge­schla­gen, eine ob­jek­ti­ve Auf­ar­bei­tung kann auch von Drit­ten kaum er­fol­gen.

Die­ses Pro­blem spie­gelt sich auch im deut­schen Ein­trag zu Tibet der Wi­ki­pe­dia wider. Beim Ver­lauf der ver­schie­de­nen Ein­trä­ge, Kor­rek­tu­ren und Er­gän­zun­gen lässt sich fest­stel­len, dass immer wie­der genau die oben ge­nann­ten Punk­te strit­tig sind und de­bat­tiert wer­den. Wel­che Mei­nung man als Leser er­hält, hängt damit ge­ra­de vom Tag ab, an dem man den Ar­ti­kel liest. Dies ver­weist auf ein grund­sätz­li­ches Pro­blem der Wi­ki­pe­dia und dem Um­gang damit.

Es eig­nen sich: Ver­si­on vom 4. No­vem­ber 2016, 10:25 Uhr , des­sen Aus­sa­ge heute in Bezug auf die En­glie­de­rung im 18.​Jhdt. und die Ein­glie­de­rung 1951 deut­lich ti­bet­freund­li­cher aus­fällt. Eben­so: Ver­si­on vom 29. De­zem­ber 2015, 23:11 Uhr Ver­si­on vom 6. Sep­tem­ber 2015, 09:17 Uhr , Ver­si­on vom 8.​No­vem­ber 2016, 9.20h

 

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Wei­ter zu Stun­den 19-20