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Material – und Quellensammlung

Bericht über die chinesischen Proteste gegen das japanische Geschichtsbuch 2005, Hintergründe zu den umstrittenen Elementen der japanischen Erinnerungskultur

http://www.dw.com/de/proteste-gegen-japanisches-schulbuch/a-1548238

Aus dem Dreimächtepakt zwischen Deutschland, Italien und Japan vom 27.9.1940 aus: Wolfgang Michalka (Hrsg.), Das Dritte Reich. Bd.2, München 1985, S.36f und im Netz unter: http://www.zaoerv.de/10_1940/10_1940_1_4_b_872_874_1.pdf

Japanisches Propagandaplakat von 1938: Gute Freunde aus drei Ländern

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Vergrößern Bildquelle: 1938_Naka_yoshi_sangoku.jpg [ PD ], via Wikimedia Commons

Der Japanhistoriker Gerhard Krebs über die Grundsätze japanischer Politik 1936, die zu weiteren Eroberungen in China 1937 führten:

„Am 7.August 1936 beschloss eine Fünfministerkonferenz die „Grundsätze nationaler Politik“ (kokusaku no kijun), die besagten, sich bezüglich der Rüstung sowohl auf eine Auseinandersetzung mit der UdSSR als auch mit den Westmächten im pazifisch-südostasiatischen Raum einzustellen, wo man vor allem der US-Flotte ebenbürtig sein müsse. Mit dieser Entscheidung als Kompromiss waren die Präferenzen von Heer, d.h. einer kontinentalen Expansion, wie Marine, also einer maritimen Stoßrichtung, gleichermaßen berücksichtigt. (…)“

Gerhard Krebs, Das moderne Japan 1868-1952. Von der Meiji-Resturation bis zum Friedensvertrag von San Francisco, München 2009, S. 64,5
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Vergrößern Kopierte Seite aus dem Chinesischen Lehrbuch Geschichte für die Sekundarstufe 1: Geschichte – Krieg und Frieden im 20. Jahrhundert, Bd. 3, Peking 2005, S.77
Oben: Das Eingangstor zum Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau

Chinesisches Lehrbuch Geschichte für die Sekundarstufe 1: Geschichte – Krieg und Frieden im 20. Jahrhundert, Bd. 3, Peking 2005, S.77:

„Die von den japanischen Truppen begangenen Verbrechen in den von ihnen besetzen Gebieten waren so viele, dass sie überhaupt nicht vollständig aufgezeichnet werden konnten. Japanische Truppen führten barbarische Abschlachtungen in den Gebieten durch. Nach der Invasion 1937 besetzten die japanischen Truppen Nanjing, die chinesische Hauptstadt, und führten eine gut organisierte und geplante, sechs Wochen dauernde Abmetzelung unschuldiger Bewohner und chinesischer Truppen aus, die sich schon ergeben hatten. Die Zahl der Opfer beträgt 300 000.“

Aus: 20 shi ji de zhan zheng yu he ping / [ben ce zhu bian: Wu Wei. Ze ren bian ji: Rui Xin]. - Di 1 ban [1. Aufl.]. - Bei jing : Ren min jiao yu chu ban she, 2005.

Chinesisches Lehrbuch Geschichte für die Sekundarstufe 1: Geschichte, Buch 1, Peking 2005,S. 31-32:

Die monströsen Verbrechen des japanischen Militärs Wo auch immer Japanische Invasoren hinkamen, begingen sie alle Sorten von Verbrechen: Brandstiftung, Totschlag, Vergewaltigung und Plünderung. Im Dezember 1937 besetzten japanische Armeen Nanjing und massakrierten die friedlichen Einwohner der Stadt, ein äußerster Akt menschlicher Grausamkeit. Innerhalb von sechs Wochen wurden mehr als 300 000 chinesische Zivilisten und unbewaffnete Soldaten ermordet. Die Formen des Massakers waren extrem brutal: manche Opfer wurden mit dem Gewehr erschossen, manche mit dem Bajonett abgestochen, manche lebendig verbrannt, manche lebendig begraben. “

Aus: 20 shi ji de zhan zheng yu he ping / [ben ce zhu bian: Wu Wei. Ze ren bian ji: Rui Xin]. - Di 1 ban [1. Aufl.]. - Bei jing : Ren min jiao yu chu ban she, 2005.
Lernen und Nachdenken

Der japanische Truppenkommandeur Tani Hisao und seine Truppen betraten Nanjing und töteten wen auch immer sie sahen. Zu dieser Zeit befanden sich viele Flüchtlinge, unbewaffnete chinesische Soldaten und Verwundete in der Stadt. Diese wurden von japanischen Soldaten getötet, die wie wahnsinnig mit ihren Mgs, Gewehren und Pistolen schossen. Haufenweise wurde Frauen und Kinder niedergestreckt. Die japanischen Truppen drangen gewaltsam in die Privathäuser ein und töteten willkürlich Bewohner, die friedlich in Nanjing lebten. Sie schleiften eine jungen Mann auf die Straße, gossen eine Säurelösung auf seinen Körper und zwangen ihn zu laufen, bis er tot war; sie banden die gefangenen Soldaten an Pfosten, stachen sie solange mit kleinen Messern auf, bis sie blutende Körper waren und stießen ihnen schließlich Bajonette in die Kehlen; sie banden Gefangene zusammen und benutzen sie Zielscheibe für ihre Bajonette. Sie vergewaltigten in Gruppen schwangere Frauen, schnitten ihren Bauch auf und spielten mit den Embryonen auf ihren Bajonetten.

Aufgabe:

Japanische Rechtsextreme leugnen heftig, dass Japan diese Verbrechen begangen hat. Sie betrachten es als übliches Verhalten im Krieg.

Was denkst Du darüber?

„Das japanische Militär dehnte seine Militäroperationen nach dem Zwischenfall an der Marco-Polo-Brücke im Juli 1937 aus. Im September wurde die zweit Vereinigte Front aus Nationalisten und Kommunisten in China gegen Japan gebildet, und beide Seiten, China und Japan, traten in einen Zustand des totalen Krieges (Chinesisch-japanischer Krieg 1937-45). Japan besetzte strategische Positionen in Nord-China und Nanjing bis zum Ende des Jahres 1937, aber während der Besetzung von Nanjing tötete es eine große Menge an Chinesen (Nanjing Massaker) und wurde von der Weltmeinung der Kritik unterworfen. China erhielt Unterstützung von der USA, England und der Sowjetunion, verlagerte die Hauptstadt nach Wuhan und setzte den Widerstand fort.“

Japanisches Lehrbuch Weltgeschichte Sekundarstufe 1: Yamakawa Weltgeschichte B: Weltgeschichte im Detail, hrsg. von Sago Tsugikata Tokio 2002, S.305:

„Am 7.Juli 1937 brach ein Konflikt zwischen chinesischen und japanischen Truppen in der Nähe von Peking, bei der Marco-Polo-Brücke aus. Ein Waffenstillstand wurde verabredet, aber die Regierung Konoe (jap. Premierminister Konoe Fumimaro) gab dem militärischen Druck daheim nach und veränderte die nicht-expansionistische Außenpolitik, verlagerte mehr Truppen dorthin und dehnte die Front aus. Weil die chinesische Nationalistenregierung einen entschiedenen Widerstand einnahm, gingen die Feindseligkeiten über das ursprünglicher erwartete Maß hinaus und entwickelten sich in einen Krieg in großem Stil. (Chinesisch-japanischer Krieg). Im August brachen Feindseligkeiten in Shanghai aus und die Flammen des Krieges verbreiteten sich nach Süden. Im September formten die Nationalisten und Kommunisten in China eine gemeinsame, antijapanische Front. Japan schickte dauerhaft eine große Armee dorthin und besetzte die Hauptstadt Nanjing zum Ende des Jahres. “

In Fußnote: Zusätzlich zu wiederholten Plünderungen und Gewalt in und außerhalb von Nanjing bei der Eroberung, ermordete die japanische Armee eine große Zahl chinesischer Nonkombattanten (eingeschlossen Frauen und Kinder) und Gefangener.Die Situation wurde durch das Außenministerium dem obersten Armeekommando in Japan mitgeteilt.

Weil die nationalistische Regierung sich nach Hakou zurückzog und hartnäckig Widerstand leistete, wurde der chinesisch-japanische Krieg zu einem „unentrinnbaren“ Krieg.

Japanisches Lehrbuch für Geschichte: Yamakawa Japanische Geschichte B: Japanische Geschichte im Detail, hrsg. Von Ishii Susumu, Tokio 2002, S. 330:

Die Expansionspolitik Japans

Expansion Japans

Bildquelle: Second world war asia 1937-1942 map de.png von San Jose [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons, bearbeitet

Konfliktkonstellation

Kriegsparteien:

Republik China, USA, Großbritannien, UdSSR, Neuseeland, Australien Kaiserreich Japan und Protektorate

Ende des Krieges

Kapitulation Japans am 2.9.1945.

Vorausgegangen waren Atombombenabwürfe in Hiroshima und Nagasaki

Kriegsverluste

Militär

Zivilbevölkerung

China

ca. 4 Mio

ca. 20 Mio

Japan

ca. 1,5 Mio

ca. 0,5 Mio

USA

ca. 150 000

?

Der Sicherheitsdienst der SS überwachte die deutsche Bevölkerung dauerhaft und mit modernsten Methoden. Aus den verschiedenen Einzelbeobachtungen wurden geheime Lageberichte über die Stimmung in der deutschen Bevölkerung erstellt, die für Hitler oder Himmler bestimmt waren. Einer dieser Lageberichte vom 18.12.1941, nach dem japanischen Überfall auf Pearl Harbour und der deutschen Kriegserklärung an die USA, vermeldet auch die Stimmung über den Krieg in Asien:

Meldungen aus dem Reich Nr.247, 18.12.1941, aus: Heinz Boberach (Hrsg.), Meldungen aus dem Reich. Die geheimen Lageberichte des Sicherheitsdienstes der SS, Bd.9, Herrsching 1984, S. 3101.

Von der japanischen Armee erschossene chinesische Zivilisten 1938

Vergrößern Von der japanischen Armee erschossene chinesische Zivilisten 1938
Bildquelle: Chinese killed by Japanese Army in a ditch, Hsuchow.jpg [ PD ], via Wikimedia Commons

Japanischer Soldat übt Bajonettkampf an einem toten Chinesen

Vergrößern Japanischer Soldat übt Bajonettkampf an einem toten Chinesen
Bildquelle: Japanese bayonet practice with dead Chinese near Tianjin.jpg [PD], via Wikimedia Commons

Darstellung des Japanologen Manfred Pohl zur historischen Entwicklung Japans zwischen Meiji-Reform und der Kapitulation 1945

„Reiches Land, starke Armee" war einer der Wahlsprüche, unter denen die Reformer angetreten waren. Konsequent entwickelten sie über staatliche Investitionen und unternehmerische Aktivitäten des jungen Meiji-Staates die Industrie und förderten dabei besonders die Leichtindustrie (Fasern und Textilien) sowie die strategischen Industrien (Stahl, Schiffbau, Rüstung). Gestützt auf seine modernisierte Armee begann Japan mit einer Expansionspolitik im angrenzenden asiatischen Raum, die bald zu militärischen Konflikten führte: 1895/96 errang Japan einen schnellen Sieg über das Kaiserreich China. Kriegsgrund war ein Konflikt um die Vorherrschaft in Korea. Das koreanische Königreich verstand sich als Tributstaat Chinas, und die politische Elite Koreas widersetzte sich japanischen Vormachtsansprüchen. Koreanische Reformer dagegen sahen in Japan ein Modell der Modernisierung, dem sie folgen wollten.

1904/05 besiegten Japans Heer und Marine die russischen Fernoststreitkräfte; auch in diesem blutigen militärischen Konflikt ging es um den Anspruch auf die Vorherrschaft in Korea. Eine Gruppe von koreanischen Höflingen hatte versucht, gegen die wachsende japanische Präsenz (auch militärisch) in Korea Rußland zum Verbündeten zu gewinnen. Das Zarenreich hatte gerade seine "asiatische Dimension" entdeckt und war gern bereit, sich in Korea festzusetzen - auch um den Preis eines Krieges gegen Japan. Der "asiatische Sieg über eine europäische Großmacht" löste in Japan Stolz, in Europa dagegen Bestürzung aus. 1910 annektierte Japan schließlich seinen Nachbarn Korea und errichtete ein überaus brutales Kolonialregime auf der Halbinsel. Die Erinnerung an diese Unterdrückung prägt noch heute unterschwellig das schwierige Verhältnis der beiden Nachbarn.

Der Erste Weltkrieg brachte Japan einen ungeheuren Wirtschaftsaufschwung, da Europas Großmächte auf Kriegswirtschaft umgestellt hatten und die asiatischen Märkte vernachlässigen mußten. Als Partner des französisch-englischen Bündnisses gegen Deutschland besetzte Japan die deutschen Kolonien und Pachtgebiete in China und baute seine Interessen in der Mandschurei aus. 1918 versuchte die japanische Führung vor dem Hintergrund der Revolutionswirren in Rußland in russisch Fernost eine eigene Machtsphäre zu erobern, doch dieses "sibirische Abenteuer" schlug fehl. Innenpolitisch brachten die beiden ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts eine Ausweitung des Wahlrechts (1925: Aktives Wahlrecht für alle Männer über 25 Jahre, Frauen erhielten erst 1947 durch die US-Besatzungsmacht das Wahlrecht). Bürgerliche politische Kräfte wurden gegenüber dem Militär in der Politik gestärkt, auch entstanden erste proletarische Parteien, die von Intellektuellen organisiert worden waren und Rückhalt in der Gewerkschafts- und Bauernbewegung fanden.

Wirtschaftskrisen zu Beginn der zwanziger und dreißiger Jahre führten zu dramatischer Verarmung der Bauern, die ohnehin größtenteils auf den Status ausgebeuteter Pächter abgesunken waren. Japan verlor wieder seine Exportmärkte in West- und Südostasien, da die europäischen Kolonialmächte dort wieder ihre überlegenen Marktpositionen besetzten und japanische Konkurrenz verdrängten. Damit wurde neben den Krisen in der Landwirtschaft steigende Arbeitslosigkeit zum größten Problem der japanischen Wirtschaft. Antikapitalistische Theoretiker, die einen Ultranationalismus verfochten, der sich auf den Bauernstand gründete, gewannen an Einfluß in den unteren Offiziersrängen der Armee, denn viele Offiziere stammten aus verarmten bäuerlichen Familien. Japans politische Führung aus bürgerlichen Parteipolitikern geriet zunehmend unter den Einfluß dieser radikalen "faschistischen" (wohl eher ultranationalistischen) Militärs, die die Expansion nach China und Südostasien anstrebten. Es kam zu gezielten militärischen Aggressionen in China, die sich zu blutigen Kämpfen ausweiteten (Massaker von Nanking, 1937). Es folgte Japans Austritt aus dem Völkerbund.

Zweiter Weltkrieg

Für Japan hatte der Zweite Weltkrieg also schon 1937 begonnen, wenn auch konservative japanische Historiker die Kriegshandlungen im pazifischen Raum losgelöst vom "europäischen" Zweiten Weltkrieg betrachten. Sie sehen in der japanischen Aggression eher einen "Befreiungskampf von der europäischen Kolonialherrschaft in Asien". Der Krieg in China wurde nach Südostasien gegen die europäischen Kolonien vorwiegend in Malaysia, Burma und Indonesien ausgeweitet. Singapur und Hongkong fielen, Thailand konnte seine staatliche Unabhängigkeit retten und wurde zum "Verbündeten" Japans bei der Eroberung Indochinas.

Ein Neutralitätspakt mit der Sowjetunion (1941), die "Achse" zwischen Berlin, Rom und Tokyo schienen eine Basis für das verhängnisvollste Wagnis zu sein: den Kriegsbeginn gegen die USA. Mit dem Angriff auf Pearl Harbor (1941) war endgültig die Verknüpfung von "europäischem" Krieg und pazifischen Kriegshandlungen hergestellt: Japan und Deutschland hatten jetzt dieselben Kriegsgegner. Eine Ausnahme bildete allerdings die Sowjetunion, die erst 1945 gegen Japan in den Krieg eintrat - nach der deutschen Niederlage, wie es in einem Geheimabkommen der Alliierten festgelegt worden war.

Bis 1944 eroberte Japan ein Weltreich - und verlor es in wenigen Monaten. Japans Städte lagen längst schon durch "konventionelles" Bombardement in Schutt und Asche, als die Atombomben auf Hiroshima (6. August 1945) und drei Tage später auf Nagasaki fielen. Auf kaiserlichen Beschluß nahm Japan die bedingungslose Kapitulation nach der Potsdamer Erklärung an. Erstmals hörte das japanische Volk die Stimme des Kaisers über Radio: Der Tenno sprach verklausuliert die Kapitulationserklärung aus. Zuvor hatten fanatische Offiziere versucht, die Schellack-Platte mit seiner Rede in ihre Gewalt zu bringen und ihn zu ermorden. Ein Verwandter stand bereit, an seine Stelle zu treten und den Krieg fortzusetzen; die fanatisierten Offiziere wollten ein ganzes Volk in den kollektiven Selbstmord treiben. Der Kaiser selbst war offenbar entschlossen, dieses Ende zu verhindern und entschied für die bedingungslose Kapitulation. Am 2. September wurde die Kapitulationsurkunde an Bord des US-Schlachtschiffes "Missouri" in der Bucht von Tokyo unterzeichnet.

 

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