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Hinweise und Aufgaben zu Gen 3

Infobox

Diese Seite ist Teil einer Materialiensammlung zum Bildungsplan 2004: Grundlagen der Kompetenzorientierung. Bitte beachten Sie, dass der Bildungsplan fortgeschrieben wurde.


1. Hinweise zu Gen 3

Die Vielzahl der zum Teil kontroversen Auslegungsansätze zur biblischen Erzählung vom Sündenfall ist zugleich ein untrügliches Indiz für ihre besondere Bedeutung innerhalb jenes zentralen theologischen Diskurses, der sich mit der Gebrochenheit menschlicher Existenz und dem tragischen Zustand der Welt beschäftigt. Zwar besteht in der Forschung überwiegend Einigkeit darüber, dass die sogenannte Sündenfallerzählung keine allgemeingültige Antwort auf die Frage ist, wie es zur ersten Sünde kam, und auch keine Erklärung dafür, wie das Böse geschichtlich greifbar wurde.
Dennoch führt uns die Geschichte vom Anfang der Menschheitsgeschichte gewissermaßen an einen Anfang – aber nicht zu einem Erstereignis ( initium ) in der Vergangenheit, auch wenn sie beschreibt, dass die Menschen infolge der Sünde aus einem anfänglich heilvollen Urzustand heraus gefallen sind. Hier ist Anfang vielmehr als principium zu verstehen, d.h. die Erzählung vom Sündenfall nimmt menschliche Grundgegebenheiten und damit etwas Prinzipielles und Grundsätzliches über den Menschen in den Blick. „Adam bezeichnet die Menschen. ‚In’ Adam haben wir alle gesündigt, sagt Paulus. So entwindet sich die Erfahrung ihrer Singularität; sie wird in ihren eigenen Archetyp umgewandelt.“ [1]
Die Erzählung vom Sündenfall zählt demnach wie beispielsweise auch die Vätergeschichten zu den Geschichten vom sogenannten mitlaufenden Anfang. Die in ihnen geschilderten Gestalten und Geschehnisse bleiben nicht in einer von der Gegenwart abgegrenzten Vergangenheit zurück. In ihnen wird vielmehr etwas über den Menschen, sein Wesen und sein Dasein deutlich.
Das, was dort gesagt wird, ist prinzipieller Art – gilt eben in principio . Damit können die in diesen Geschichten aufscheinenden menschlichen Daseinserfahrungen zugleich individuell und kollektiv, konkret und allgemein gedeutet werden.

 

2. Aufgabenstellung für eine Gruppenarbeit

  1. Lesen Sie Genesis 3 in verteilten Rollen. Dies erleichtert Ihnen, den Text genauer zu erfassen.

  2. Analysieren Sie arbeitsteilig den Text systematisch.

    Folgende Gesichtspunkte können dabei hilfreich sein:

    Raum : räumliche Dimension – Orte – Weg – Richtungen – vorne/hinten – nah/fern – oben/unten – links/rechts. Räumliche Dimensionen werden oft nur durch wenige Worte angedeutet (Verben der Bewegung!). ( Wo? )

    Zeit : Früher – später – damals – dann – nach einiger Zeit – als es Abend geworden war. Manchmal ist der Zeitpunkt ganz knapp, manchmal ist eine Aussage zeitlos (Bekenntnis!), manchmal ist der Zeitraum weit gespannt. ( Wann?)

    Akteure und ihre Beziehungen : handelnde Personen, gelegentlich auch unpersönliche Kräfte (Sturm – Esel – Stern); Akteure stehen in gewissen Beziehungen: z.B. Gegnerschaft – Verhältnis von Herr und Knecht – helfende Zuwendung – wechselseitige Zuordnung. ( Wer? )

    Erwartungen : Es kommt darauf an, was ein Mensch für wahrscheinlich – unwahrscheinlich – möglich – unmöglich – notwendig – zufällig hält. Davon lässt er sich in seinen Absichten bestimmen. Enttäuschungen und Überraschungen spielen eine Rolle. Die Erwartungen und Intentionen der verschiedenen Akteure und die des Schreibers korrespondieren nicht immer. ( Warum? )

    Werte : Wo Menschen ihre Welt wahrnehmen, nehmen Sie Stellung, gibt es für sie Gutes und Schlechtes. Die Wertordnungen der Akteure eines Textes entsprechen sich nicht immer, im Gegenteil, sie dienen manchmal widersprechenden Zielen. ( Wozu? )
    (Vgl.: Miller, Gabriele: Kreativer Umgang mit biblischen Texten. In: Materialbrief RU 4/1991. Deutscher Katecheten-Verein e.V. (Hrsg.) München 1991, S. 3.)

  3. Bestimmen Sie vor dem Hintergrund Ihrer Textanalyse in kurzen Thesen die Aussageabsicht von Genesis 3.

  4. Zu Vertiefung des Verständnisses von Gen 3 eignen sich die Materialien M 2.12 (nach Gerhard von Rad) und M 2.13 (Hubertus Halbfas). Vergleichen Sie Ihre eigene Analyse mit der der beiden Autoren und ergänzen Sie ggf. Ihre Textanalyse.

  5. Benennen Sie stichhaltige Argumente, die die jüdisch-christliche Tradition entkräften, wonach mit dem so genannten Sündenfall das Böse Eingang in die Welt fand und Eva hierbei die zentrale Rolle spielte.
  6. Setzen Sie sich kritisch mit der Deutung von Rüdiger Safranski zu Gen 3
    ( M2.14 ) auseinander und nehmen Sie Stellung dazu. Berücksichtigen Sie dabei auch die Vorstellung vom Menschen, wie sie der Apostel Paulus vertritt (vgl. hierzu M2.15 ).

 

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weiter: Hinweise zu Deutung von Gen 3, Gerhard von Rad

 


[1] Vgl. Ricoeur, Paul: Symbolik des Bösen : Phänomenologie der Schuld; Bd. II. Freiburg/München 3 2002, S. 186.

 

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