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Syn­op­se: the­ma­ti­sche Ver­gleich­s­as­pek­te zur Kon­textu­ie­rung

Ste­fan Metz­ger

auf der Basis von Vor­ar­bei­ten von Elke Ana­stas­s­off, Rein­hard Lin­den­hahn und Mar­tin Brück

 

Ver­gleich­s­as­pek­te E.T.A. Hoff­mann, „Der gold­ne Topf”1 H. Hesse, „Der Step­pen­wolf“2
Iden­ti­tät, Ent­wick­lung, Rolle
Selbst­fin­dung,
Selbst­be­trach­tung,
Selbst­kon­sti­tu­ti­on
  • An­sel­mus als Pro­to­typ des ro­man­ti­schen Nai­ven, der welt­fremd schließ­lich Zu­gang zum Reich der Poe­sie fin­det.
  • Selbst­bild bleibt weit­ge­hend im­pli­zit; Ganz­heit der Per­sön­lich­keit be­steht in abs­trak­tem Leben in der Poe­sie als Ein­heits­prin­zip, aber um den Preis, dass er die bür­ger­li­che Nor­m­al­exis­tenz ab­le­gen muss; in die­sem Sinne keine Ver­söh­nung der Sphä­ren mög­lich.
  • ge­rin­ger Grad der Selbst­re­fle­xi­on
  • hoher Grad an Fremd­be­stimmt­heit, wenig Hand­lungs­an­trieb
  • Harry Hal­ler als zeit­kri­ti­sche Dia­gno­se­fi­gur; Kri­tik am dua­lis­ti­schen Selbst­kon­zept (eli­tä­re Geis­tig­keit vs. Bür­ger­lich­keit, aber auch vs. Leben, Vi­ta­li­tät, Ge­nuss)
  • Per­sön­lich­keit als Viel­falt, bleibt in der Rea­li­sie­rung für H. abs­trakt und wird nicht er­reicht
  • hohe und per­ma­nen­te Selbst­re­fle­xi­on (darin Faust ähn­lich)
  • ge­rin­ger Grad an Selbst­be­stimmt­heit und Hand­lungs­an­trieb (darin An­sel­mus ähn­lich)
Grund­kon­flikt Phan­ta­sie vs. bgl. Welt als ro­man­ti­scher Grund­kon­flikt (durch­aus wie­der­um iro­ni­siert) Step­pen­wolf­da­sein vs. Leben; Rea­li­sie­rung der viel­schich­ti­gen Per­sön­lich­keit, an der H.H. Dua­lis­mus schei­tert
Die Ent­wick­lung des Prot­ago­nis­ten
  • Ent­wick­lung vom un­be­darf­ten, lin­ki­schen Stu­den­ten zu einem eta­blier­ten Mit­glied der Mär­chen­welt; zu­gleich Auf­ga­be des bür­ger­li­chen Le­bens
  • Par­odie eines über­kom­me­nen Ent­wick­lungs­sche­mas (phan­tas­ti­sches Ent­wick­lungs­ziel, Pas­si­vi­tät des An­sel­mus)
Neue Per­spek­ti­ven und An­sät­ze zu einer Ent­wick­lung wer­den beim Prot­ago­nis­ten Harry Hal­ler bis zu­letzt durch Rück­fäl­le kon­ter­ka­riert – zu stark ist seine Fi­xie­rung auf die dua­lis­ti­sche Fik­ti­on ‚Mensch vs. Step­pen­wolf‘ mit ihren le­bens­feind­li­chen Im­pli­ka­tio­nen.
Un­zu­frie­den­heit nach an­fäng­li­cher Un­zu­frie­den­heit mit der ihn ab­son­dern­den Blö­dig­keit mehr und mehr Un­zu­frie­den­heit mit dem bür­ger­li­chen Leben; uto­pi­sches Ziel in At­lan­tis er­reicht We­sens­kon­sti­tu­tiv für H.H., kommt zu kei­ner Be­ru­hi­gung, weil kom­ple­men­tä­re Stre­bun­gen be­ste­hen blei­ben
zwei See­len, in­ne­rer Dua­lis­mus im­pli­zit: Dua­lis­mus von Rea­lis­mus und Phan­ta­sie.
  • „Viel­späl­tig­keit“ (77), Kon­zept des mul­ti­plen Ichs, der „nicht aus zwei Wesen, son­dern aus hun­dert, aus Tau­sen­den“ (76) be­steht.
  • duale An­thro­po­lo­gie als Ver­kür­zung und Irr­tum des Step­pen­wolfs (auch in di­rek­ter Ab­gren­zung von Faust 79)
Leben in der Theo­rie/Geis­tig­keit Reich der Phan­ta­sie als über­sinn­li­che und in die­sem Sinne geis­ti­ge Welt ei­ner­seits Ziel H.H. (Leben mit den Un­sterb­li­chen), an­de­rer­seits dem Zu­gang zum „Leben“ ab­träg­lich (Ur­sa­che für Ein­sam­keit, Un­sinn­lich­keit usw.)
Um­gang mit der Tra­di­ti­on Kon­struk­ti­on eines My­thos der phan­tas­ti­schen Welt, mit dem An­sel­mus mehr und mehr ver­traut wird (bzw. ihn mög­li­cher­wei­se auch selbst schreibt) über­zeit­li­che Welt der „Un­sterb­li­chen“ (74, 198 ff.), als Ma­ni­fes­ta­tio­nen eines sä­ku­la­ren Jen­seits’
Motiv der Sau­ber­keit und Ord­nung
  • Sehn­sucht nach bür­ger­li­cher Ord­nung, wird mit Dis­tanz ge­se­hen (Iro­nie 20, Ge­putzt­heit Ve­ro­ni­kas 74)
  • Sau­ber­keit der Schrift als Aus­gangs­punkt des Weges in die Poe­sie
Sehn­sucht nach bür­ger­li­cher Ord­nung (Boh­ner­wach­sidyl­le des Miets­hau­ses)
Ver­jün­gung keine Ver­jün­gung, os­zil­lie­ren­der Ent­wick­lungs­pro­zess
  • Zu­wen­dung zu Leben und Se­xua­li­tät
  • Form der Selbst­über­win­dung und Er­neue­rung durch „Zer­stö­rung“ der alten Per­sön­lich­keit, die auch als psy­cho­ana­ly­ti­scher Pro­zess der An­nä­he­rung ans Un­be­wuss­te
Schei­tern
Schei­tern an einer ganz­heit­li­chen In­di­vi­dua­li­tät
  • An­sel­mus stets nur Teil zwei­er sich aus­schlie­ßen­der Wel­ten
  • Ganz­heit der Dich­tungs­welt als ir­rea­le Uto­pie
  • An­nah­me zwei­er sich aus­schlie­ßen­der Wel­ten, die H.H. nicht ver­söh­nen kann
  • Mo­dell des mul­ti­plen Ichs, Ziel ähn­lich wie bei Faust Rea­li­sie­rung aller Per­sön­lich­keits- und Er­fah­rungs­mög­lich­kei­ten
As­pek­te von Schei­tern und Ge­lin­gen
  • Auf fi­gu­ren­psy­cho­lo­gi­scher Ebene kein Schei­tern, son­dern eine Ent­schei­dung für eine Seite (die des Mär­chens). Durch Er­zäh­ler wird aber in der Schwe­be ge­hal­ten, ob dies nicht ein Schei­tern ist, das ge­ra­de im un­auf­ge­lös­ten Fort­be­ste­hen der (ver­meint­li­chen) Op­po­si­ti­on von Mär­chen­welt und Rea­li­tät ist.
  • Lind­horst und Ser­pen­ti­na als Hel­fer­fi­gu­ren.
  • In­wie­weit die Ent­wick­lung je­doch als ge­glückt oder – ins­be­son­de­re an­ge­sichts Her­mi­nes Er­mor­dung, die in Hal­lers ab­schlie­ßen­dem Ge­spräch mit dem „Un­sterb­li­chen“ Mo­zart alias Pablo von die­sem als „Schwei­ne­rei“ (S. 278) kri­ti­siert wird – für ge­schei­tert zu er­klä­ren ist, bleibt offen.
  • Zu­min­dest Be­reit­schaft, das Fi­gu­ren­spiel des Le­bens er­neut auf­zu­neh­men und dabei den Rat, La­chen und Humor zu er­ler­nen, künf­tig zu be­her­zi­gen.
Me­lan­cho­lie Me­lan­cho­lie zu Be­ginn der 4. Vi­gi­lie als Zu­stand der Ah­nung eines hö­he­ren Da­seins, ab­nor­me Sicht­wei­sen der Wirk­lich­keit
  • Der „me­lan­cho­li­sche Ein­sied­ler“ (167) soll in einer „fort­schrei­ten­den Zer­stö­rung“ sei­ner alten Per­sön­lich­keit (u.a. Leben in blo­ßer, kon­se­quenz­lo­ser Theo­rie) über­wun­den wer­den; „Zei­chen des Was­ser­manns“ (27); Selbst­mord­mo­tiv
  • Vor­wort schil­dert „schwe­re De­pres­si­on“ im Wech­sel mit „ver­jüngt[er]“ (29) Er­schei­nung H.s → See­len­krank­heit als Zeit­dia­gno­se

Selbst­mord

Auf­lö­sung, Ent­gren­zung, Selbst­über­win­dung

Sprung von der Brü­cke? Step­pen­wolf als ha­b­i­tu­el­ler „Selbst­mör­der“ (62); „Selbst­mör­der­tum“ als psy­cho­lo­gisch be­son­de­re Sen­si­bi­li­tät, la­tent für die Aus­er­wähl­ten; Trost der „vom Schuld­ge­fühl der In­di­vi­dua­ti­on Be­trof­fe­nen“ (64) → Selbst­über­win­dung wie bei Faust, aber mit dem Ziel der Auf­he­bung von In­di­vi­dua­ti­on.
Dies­seits und jen­seits der Nor­ma­li­tät
Der Prot­ago­nist jen­seits von Nor­ma­li­tät
  • Kon­fron­ta­ti­on einer (par­odier­ten) bür­ger­li­chen Nor­ma­li­tät und der Welt des Phan­tas­ti­schen
  • Fä­hig­keit zur „Schau“ phan­tas­ti­scher Wel­ten; dabei be­stän­di­ge Ir­ri­ta­ti­on über den Geis­tes­zu­stand An­sel­mus‘ (Gren­ze zwi­schen ge­stei­ger­ter Wahr­neh­mungs­fä­hig­keit und Wahn­sinn bleibt un­klar)
  • Nor­ma­li­tät für den be­wusst eine Au­ßen­sei­ter-Exis­tenz füh­ren­den Harry
  • Hal­ler in der ‚neu­tra­len lauen Mitte‘ des Bür­ger­li­chen (vgl. S. 72, 81)
Wahn­sinn
  • Ze­ris­sen­heit An­sel­mus‘ zwi­schen Bür­ger- und Geis­ter­welt
  • An­sel­mus Ver­hal­ten und Wahr­neh­mun­gen wer­den durch­ge­hend in der Schwe­be ge­hal­ten zwi­schen be­son­de­rer In­spi­ra­ti­on und Wahr­neh­mungs­ver­mö­gen und Wahn­sinn (bür­ger­li­che Nor­mal­per­spek­ti­ve: „Me­lan­cho­lie“ (S. 28), „über­spann­te Ein­bil­dungs­kraft“ (S. 32), wird oft für „be­trun­ken oder wahn­wit­zig“ (S. 16) bzw. „wahn­sin­nig“ ge­hal­ten (S. 32); Paul­mann sieht „An­fäl­le“ (S.15, 38), wie sie „nur Wahn­wit­zi­ge oder Nar­ren“ (S.16) an den Tag leg­ten; er gilt „für see­len­krank“ (S. 26) und „mente cap­tus“ (S. 90); „in­nern Wahn­sinn“ (S. 91).
  • An­sel­mus über­nimmt dies z.T. als Selbst­wahr­neh­mung: er „wäre wahn­sin­nig ge­wor­den“ (S. 26); beim An­blick Ser­pen­ti­nas schreit er jedes Mal laut in „wahn­sin­ni­gem Ent­zü­cken“ (S. 33, 50, 66) auf; „der Wahn­sinn des in­nern Ent­set­zens“ (S. 79)). Ge­fühl in der Fla­sche mglw. als Hö­hen­punkt die­ser (psy­cho­ti­schen?) Selbst­wahr­neh­mung (vgl. 83 f.; Um­keh­rung der Wahr­neh­mun­gen im Vgl. mit den Stu­den­ten)
  • Ma­gi­sches Thea­ter „nur für Ver­rück­te“ (43, 222), ist quasi psy­cho­ana­ly­ti­scher Weg in die Tie­fen­di­men­sio­nen des ei­ge­nen Ichs und des­sen ver­dräng­te Per­sön­lich­keits­schich­ten; als „Schu­le des Hu­mors“ (S. 227) führt es in „klei­nen Schein­selbst­mord“ (ebd.), damit „man die eigne Per­son nicht mehr ernst nimmt“ und seine „Per­sön­lich­keits­bril­le“ (S. 228) weg­wer­fe. Setzt Ge­walt- und ero­ti­sche Phan­ta­si­en frei.
  • Ab­gren­zung der mul­ti­plen Per­sön­lich­keit von der Schi­zo­phre­nie (246) und (ro­man­ti­sche) Um­deu­tung von Ver­rückt­heit als „An­fang aller Weis­heit“ – zum „An­fang aller Kunst, aller Phan­ta­sie“ (S. 247)
Der Ein­bruch des Phan­tas­ti­schen, Ma­gi­schen, Über­na­tür­li­chen
  • Un­ter­ti­tel als „Mär­chen“ be­nann­te Er­zäh­lung weist der Gat­tung gemäß zahl­rei­che phan­tas­ti­sche Ele­men­te auf, die mit der Rea­li­tät in­ter­fe­rie­ren: Die am­bi­va­len­te Figur des Ar­chi­va­ri­us Lind­horst Par­al­le­l­exis­tenz als unter die Men­schen ver­bann­te Mär­chen­fi­gur aus dem Ele­men­tar­geis­ter-Ge­schlecht der Sa­la­man­der (spre­chen­den Tiere, exo­ti­sche Pflan­zen, drei Schlan­gen-Töch­ter), ma­gi­sche Kräf­te, ist aber für die Er­lö­sung sei­ner Fa­mi­lie auf An­sel­mus‘ Liebe zu Ser­pen­ti­na an­ge­wie­sen.
  • Figur Äp­fel­weibs als Ge­gen­spie­le­rin Lind­horts und An­sel­mus‘ in di­ver­sen Ge­stal­ten und Ge­gen­stän­den (Tür­klop­fer (S. 20), Kaf­fee­kan­ne (S. 43, 85), weise Frau Raue­rin alias Liese, Hexe mit schwar­zen Zau­ber­küns­ten, die nach ihrer Nie­der­la­ge im fi­na­len Kampf mit dem Ar­chi­va­ri­us als „gars­ti­ge Run­kel­rü­be“ (S. 88) endet)
  • „Punsch­ge­sell­schaft“ (S. 73; Al­ko­hol­ge­nuss als Ka­ta­ly­sa­tor für die Bür­ger, das Mär­chen­haf­te zu schau­en)
  • „Fall ins Kris­tall“: Exis­tenz in de Phio­le
  • In­ter­fe­renz rea­ler und phan­tas­tisch-psy­chi­scher Vor­gän­ge; das Phan­tas­ti­sche mar­kiert kei­nen tran­szen­den­ten Be­reich (im Ge­gen­satz zu den an­de­ren Tex­ten, Goe­the: Theo­di­zee-Pro­ble­ma­tik, Hoff­mann: Kunst­re­li­gi­on), son­dern ver­weist auf die psy­cho­ana­ly­ti­sche An­thro­po­lo­gie (Freuds, v.a. C.G. Jungs).
  • Mär­chen­haf­te ge­heim­nis­vol­le Ver­bin­dun­gen: Auf­schei­nen des Por­tals in der alten Stein­mau­er mit der Leucht­In­schrift „Ma­gi­sches Thea­ter“ – „Ein­tritt nicht für je­der­mann“ – „Nur für Ver­rück­te“ (S. 42 f, S.50), Jahr­marktsbüch­leins mit „Trak­tat vom Step­pen­wolf“; Wink des Plakat­trä­gers auf das Wirts­haus ‚Zum schwar­zen Adler‘, wo er Her­mi­ne trifft.
  • Un­ter­hal­tung mit Goe­the in einem sur­rea­len Traum vol­ler ero­ti­scher Sym­bo­lik (Skor­pi­on als „Wap­pen­tier der Weib­lich­keit und Sünde“ (S. 123); „Pri­mel“ als phal­li­sches Sym­bol (S. 127); ein „win­zi­ges Frau­en­bein auf […] Samt“ (S. 128) als Fe­tisch
  • Er­wei­te­rung der Er­fah­rung durch kör­per­li­chen Rausch (Tanz, Dro­gen, Ero­tik)
  • Mas­ken­ball: „Alles war Mär­chen“, darin Auf­lö­sung von Hal­lers Per­sön­lich­keit, „Unio mys­ti­ca der Freu­de“ (S. 216)
  • Epi­so­den mit phan­tas­ti­schen Vi­sio­nen im Ma­gi­schen Thea­ter
Er­schei­nun­gen, Vi­sio­nen, Träu­me
  • Traum und „fan­tas­ti­sche/wun­der­ba­re Er­schei­nun­gen“ als Zu­gang zum Reich der Poe­sie mit ei­ge­nem Wahr­neh­mungs- und Wirk­lich­keits­po­ten­ti­al (zeit­wei­se auch für Ve­ro­ni­ka, 61f.), in der bür­ger­li­chen Sphä­re De­po­ten­zie­rung des Traums
  • „Vi­si­on“ von At­lan­tis (101) in­fol­ge­des­sen schwe­bend
  • Traum als Ah­nung eines ir­rea­len Ide­als (ähn­lich dem Gold­nen Topf)
  • Traum­ge­spräch mit Goe­the im „Schwar­zen Adler“ (122–128), an das immer wie­der er­in­nert wird.
  • Vi­sio­nen in der „Traum­stun­de“ (258) im Ma­gi­schen Thea­ter als Wunsch­vor­stel­lun­gen des Un­be­wuss­ten.
  • Rau­scher­fah­rung des Mas­ken­balls als Traum
Ein­sam­keit
Ein­sam­keit bzw. Iso­la­ti­on des Prot­ago­nis­ten
  • bei aller Blö­dig­keit und zwei­fel­haf­ten Ver­hal­tens An­sel­mus ge­sell­schaft­lich an­er­kannt (häu­fi­ger Gast bei Paul­mann, Kon­takt zu Heer­brand)
  • zu­neh­men­de Ent­frem­dung (zwi­schen­zeit­li­che Rück­kehr un­e­r­ach­tet) durch die Ar­beit bei Lind­horst und Be­zie­hung zu Ser­pen­ti­na und schluss­end­lich Ver­schwin­den in der mär­chen­haf­ten Ge­gen­welt At­lan­tis.
  • be­wuss­te Iso­lie­rung in der Ge­sell­schaft.
  • In­tel­lek­tu­el­le Über­le­gen­heit paart sich mit De­pres­si­vi­tät und To­des­sehn­sucht (die ihn, ähn­lich wie Faust, fast zum Selbst­mord führt); weder in der nach außen hin von ihm ver­ach­te­ten, heim­lich aber ver­miss­ten Ord­nung der wohl­an­stän­di­gen Bür­ger­welt noch im or­gi­as­ti­schen Chaos der Halb­welt (das an die Wal­pur­gis­nacht er­in­nert) hei­misch.
  • Leben mit den „Un­sterb­li­chen“ (ins­be­son­de­re Mo­zart und Goe­the) als eli­tä­res Kon­zept mit frag­wür­di­gen Kon­se­quen­zen (z.B. Ab­gren­zung ge­nia­ler Aus­nah­me­men­schen von der Masse der „Her­den­men­schen“ (62), Ab­wer­tung der De­mo­kra­tie (vgl. S. 85), Ge­walt­phan­ta­sie wie in der Hoch­jagd auf Au­to­mo­bi­le: ‚Re­du­zie­ren‘ der Über­be­völ­ke­rung durch wahl­lo­se Mas­sen­er­schie­ßun­gen (vgl. S. 230 ff)).
Welt­flucht Welt der Poe­sie als Ge­gen­welt, in die sich An­sel­mus letzt­lich zu­rück­zieht be­wuss­te Welt­flucht zu Be­ginn (Dach­stu­be, Ein­sam­keit), die teil­wei­se auf­ge­ho­ben wird, aber sich in der Ori­en­tie­rung auf die „Un­sterb­li­chen“ hin durch­hält
Fi­gu­ren(kon­stel­la­ti­on)
Die Kon­stel­la­ti­on von Prot­ago­nist und Ant­ago­nist Das Äp­fel­weib (die Hexe alias Frau Raue­rin bzw. Liese) als Ant­ago­nis­tin An­sel­mus‘ wie auch des Ar­chi­va­ri­us Lind­horst; Mär­chen­fi­gur, Prin­zip des Bösen, der dunk­len Magie (Ver­hin­de­rung der Hei­rat mit ser­pen­ti­na zu­guns­ten Ve­ro­ni­kas)
  • Harry Hal­ler als sein ei­ge­ner Ant­ago­nist; in­ne­rer Grund­kon­flikt (wo­mög­lich ähn­lich wie Me­phis­to). Kon­zept der mul­ti­plen Ich-Struk­tur (an­ge­lehnt an fern­öst­li­che My­tho­lo­gi­en sowie die Psy­cho­ana­ly­se nach C.G. Jung) wird In­ner­psy­chi­sches zum we­sent­li­chen Schau­platz des Ge­sche­hens.
  • Aus­ein­an­der­set­zung mit Dua­lis­men („Zwei-See­len“-The­ma­tik im Faust (vgl. S. 79; gött­li­che Idea­len vs. ani­ma­li­sche Trie­be, Ver­nunft vs. Sinn­lich­keit, Geist vs. Natur) als ver­ein­fa­chen­des Kon­zept ab­leh­nend
Fi­gu­ren­kon­struk­ti­on, Frage der Fi­gu­ren­kon­sis­tenz

Fi­gu­ren teil­wei­se als in­kon­sis­ten­te Er­schei­nun­gen, die keine Per­son i.e.S. ver­kör­pern:

  • Mär­chen­fi­gu­ren haben eine nicht­rea­le Dop­pel­exis­tenz (Lind­horst, Ser­pen­ti­na, Raue­rin, Kater, Pa­pa­gei)
  • Ser­pen­ti­na als abs­trak­te Kon­struk­ti­on ohne Merk­ma­le einer Per­son (Schlan­ge, fi­gu­ra ser­pen­ti­na­ta)
Her­mi­ne als Herm­aphro­dit und Er­in­ne­rungs­fi­gur (Her­mann)
Frau­en­fi­gu­ren

Frau­en­fi­gu­ren als Re­prä­sen­tan­tin­nen einer Sphä­re:

  • Ve­ro­ni­ka dies­sei­tig, als Figur ohne wei­te­res greif­bar; auf Be­sitz und (spieß)bür­ger­li­che Re­prä­sen­ta­ti­on aus (im Sinne der Zu­ge­hö­rig­keit zur bür­ger­li­chen Sphä­re Gret­chen ver­gleich­bar); Toch­ter des welt­li­chen Men­tors Paul­mann; macht vor­über­ge­hend von schwar­zer Magie Ge­brauch
  • Ser­pen­ti­na als Figur kaum greif­bar, da­durch jen­sei­tig, ver­geis­tigt, ir­re­al; auf Phan­ta­sie aus; Toch­ter des geis­ti­gen Men­tors Lind­horst; Magie im Sinne von In­spi­ra­ti­on
  • beide letzt­lich (im Ge­gen­satz zu Gret­chen, Her­mi­ne und Maria) un­sinn­lich.
  • Her­mi­ne am­bi­va­len­te, ver­eint die – in Hoff­manns Fi­gu­ren­kon­zep­ti­on ge­trenn­ten – Be­rei­che des Wirk­li­chen und des Phan­tas­ti­schen (Halb­welt­mi­lieu, Ma­gi­sches Thea­ter) ver­sucht, dem ver­bit­ter­ten In­tel­lek­tu­el­len Hal­ler Le­bens­leich­tig­keit zu ver­mit­teln (darin ähn­li­che Funk­ti­on wie Me­phis­to bei Faust, al­ler­dings als po­si­ti­ve weib­li­che Va­ri­an­te mit Ge­schlech­ter tran­szen­die­ren­den an­dro­gy­nen Zügen) und ihn aus sei­ner ein­sa­men, welt­frem­den Ge­lehr­ten­e­xis­tenz (sein Zim­mer er­in­nert an Fausts Stu­dier­stu­be) zu be­frei­en.
  • Pro­sti­tu­ier­te Maria ver­schafft Hal­ler Er­fah­rung er­fül­len­der Se­xua­li­tät; wird von Her­mi­ne in­stru­men­ta­li­siert (darin Gret­chen ähn­lich).
Ver­hält­nis zu den Frau­en
  • An­sel­mus zwi­schen zwei weib­li­chen Fi­gu­ren, bis zum Ende schwan­kend und eher un­selb­stän­dig; bei­den gibt er ein Ehe­ver­spre­chen (8. bzw. 9. Vi­gi­lie)
  • kaum ero­ti­sche Be­zie­hung
  • kör­per­lich-dies­sei­ti­ge Liebe und pla­to­nisch äs­the­ti­sier­te Liebe als zwei un­ver­ein­ba­re Mög­lich­kei­ten (auch rea­ler (75) vs. ima­gi­nä­rer Kuss (71)).
  • Her­mi­ne als Le­bens­künst­le­rin als Kom­ple­men­tär- oder Spie­gel­fi­gur bzw. Pro­jek­ti­on von Harry Hal­ler, ver­kör­pert, was ihm fehlt: Le­bens­freu­de, Sinn­lich­keit, Tan­zen zu Un­ter­hal­tungs­mu­sik, Spiel, Humor.
  • für HH die an­dro­gy­ne Wie­der­gän­ge­rin sei­ner ei­ge­nen Er­fah­run­gen
  • ihre Er­mor­dung in der letz­ten Vi­si­on des Ma­gi­schen Thea­ters als sym­bo­li­scher Akt dafür, dass er kein Alter Ego mehr be­nö­tigt, oder als un­über­wun­de­ne Ge­walt­phan­ta­sie?
Dar­stel­lung der Ge­sell­schaft, Po­si­ti­on des Prot­ago­nis­ten bür­ger­li­che Ge­sell­schaft (Be­ru­fe, Kar­rie­re, Ge­sel­lig­keit in Bier­gär­ten und Punsch­ge­sell­schaft) und Phi­lis­ter-Kri­tik vs. ge­hei­mer eli­tä­rer Be­reich Lind­horsts Pan­ora­ma der Groß­stadt­ge­sell­schaft (klein­bür­ger­li­che Wohn­ver­hält­nis­se, Gast­häu­ser, Pro­fes­sor, Bälle)
The­men
Fik­ti­on und Rea­li­tät
  • Schwe­be­zu­stand durch ro­man­ti­sche Iro­nie; Ebe­nen las­sen sich nicht klar iden­ti­fi­zie­ren.
  • In der 12. Vi­gi­lie wird der Er­zäh­ler selbst un­zu­ver­läs­sig ge­macht und als po­ten­ti­el­le Mär­chen­fi­gur mar­kiert (u.a. ge­ra­de indem er durch den Brief Lind­horsts (97) seine Er­zäh­lung be­glau­bigt)
  • Fik­tio­na­li­sie­rung durch ver­schie­de­ne Er­zäh­ler (Vor­wort, Auf­zeich­nun­gen, Trac­tat)
  • Traum als Zu­gang zu einer ei­gent­li­che­ren Wirk­lich­keit
Be­deu­tung des Äs­the­ti­schen Welt der Poe­sie als Ge­gen­welt zum bür­ger­li­chen Dies­seits, My­thos der ro­man­ti­schen Kunst­re­li­gi­on wird iro­ni­siert (reine, welt­ab­ge­wand­te, ab­so­lu­te Kunst Im Un­ter­schied zu An­sel­mus wird das Äs­the­ti­sche nicht als Er­lö­sung vom Rea­len zum My­thos ver­dich­tet (Ma­gi­sches Thea­ter nur Mit­tel zum Zweck einer Ent­wick­lung, die auf eine Rea­li­sie­rung aller Per­sön­lich­keits­as­pek­te an­ge­legt ist)
Mo­ti­ve
Zim­mer und Räume Räume des Bür­ger­li­chen (Salon Paul­mann) vs. Palm­bi­blio­thek, Stadt­vil­la, Mei­er­hof als Räume des Phan­tas­ti­schen Enge des ge­mie­te­ten Zim­mers im bür­ger­li­chen Wohn­haus
Türen Tür als Zu­gang zum Phan­tas­ti­schen (Schwar­zes Tor, Tür von Lind­horsts Villa) Tür als Zu­gang zum Über­sinn­li­chen/Un­be­wuss­ten („Pfor­te“, „rät­sel­haf­ten Spitz­bo­gen­tür“ (50) in der Mauer als Zu­gang zum Ma­gi­schen Thea­ter (vgl. auch 222 und die „vie­len Lo­gen­tü­ren“ (225) dort), ver­schwin­det; ähn­lich auch die „Saal­tür“ zum Tanz­saal (122) als Tür zu Leben (132)
Bü­sche, Bäume, Wald

Welt der Phan­ta­sie als Na­tur­raum:

  • Ho­lun­der­baum als Ort der Vi­si­on und des Über­gan­ges in die Welt der Phan­ta­sie (hier mit Natur as­so­zi­iert)
  • Win­ter­gar­ten Lind­horsts als Zau­ber­gar­ten Palm­bäu­me der Bi­blio­thek (je­weils mglw. Be­le­bung durch Phan­ta­sie)
Ar­au­ka­rie als „Kin­der­baum“ (37): Ur­sprüng­lich­keit, Rein­heit, Ord­nung, auch hei­lig.
Schlan­ge
  • Er­schei­nung Ser­pen­ti­nas und ihrer Schwers­tern: Ver­füh­rung, Sehn­sucht; Schlan­ge als Be­dro­hung (Ver­wand­lung der Klin­gel­schnur)
  • Schön­heits­li­nie (Ma­te­ria­li­tät der Schrift)
Sym­bol des „tol­len Traum­pa­ra­dies[es]“ (215) des Mas­ken­balls
Spie­gel Zau­ber­spie­gel als Kom­mu­ni­ka­ti­ons­me­di­um und ma­gi­sches Mit­tel der Ver­zau­be­rung des An­sel­mus Spie­gel als Sym­bol der Selbst­er­kennt­nis für Hal­ler („Trac­tat“ im Gan­zen ein Spie­gel, 74; Her­mi­ne als Spie­gel 140 f., Ta­schen­spie­gel Pa­blos 224, 227, Spie­ge­lung der vie­len Iden­ti­tä­ten 228 f., Zer­tre­ten des Spie­gels 266 f.)
Schrei­ben Schrei­ben als zen­tra­les Motiv: Ent­wick­lung vom Ab­schrei­ben bis hin in­spi­rier­ten Schrei­ben; Les­bar­keit vs. Hie­ro­gly­phe, Per­ga­ment­rol­le als Na­tur­zei­chen (65), Weg ins Phan­tas­ti­sche
  • Schrei­ben Goe­thes als Ver­such, den Au­gen­blick fest­zu­hal­ten, ist un­auf­rich­tig (125)
  • Ma­nu­skript Hal­lers als au­then­ti­sche „Dich­tung“ (29), „wun­der­li­chen, zum Teil krank­haf­ten, zum Teil schö­nen und ge­dan­ken­vol­len Phan­ta­si­en“ (darin de Schrei­ben im Gold­nen Topf ver­gleich­bar) und sind „ein Do­ku­ment der Zeit“ (30)
My­thos
  • At­lan­tis­my­the als Ge­schich­te der Mär­chen­welt
  • Gold­ner Topf als ro­man­ti­sches und ro­man­tik­kri­ti­sches Mär­chen, des­sen Sta­tus (Fik­tio­na­li­tät) ge­zielt in der Schwe­be ge­hal­ten wird.
  • My­thos als fik­ti­ve Ver­ein­fa­chung (H.s dua­lis­ti­sche An­thro­po­lo­gie „le­dig­lich eine ver­ein­fa­chen­de My­tho­lo­gie“ (74 f.), muss zu­guns­ten der Ein­sicht in die mul­ti­ple Per­sön­lich­keit über­wun­den wer­den.
  • Her­mi­ne als „letz­te Figur mei­ner tau­send­ge­stal­ti­gen My­tho­lo­gie“ (260) wird ge­tö­tet
  • Step­pen­wolf als Anti-My­thos
Rausch, Orgie, Fest, Dro­gen
Wirts­häu­ser
Un­ter­hal­tung, Zer­streu­ung
  • Bier­gär­ten mit Dop­pel­bier, „Schlam­pam­pen“ und Ge­sel­lig­keit als (Ab)Weg in die bür­ger­li­che Ge­sell­schaft
  • Punsch­ge­sell­schaft als Ein­bruch des Phan­tas­ti­schen in die bür­ger­li­che Welt
  • Wirts­haus in der 3. Vi­gi­lie (ers­ter Teil der At­lan­tis­my­the)
se­xu­el­le Rau­sch­er­leb­nis­se mit Maria wie auch Mas­ken­ball als Zu­gang zum Leben und als uni mys­ti­ca, als Er­fah­run­gen der Ent­in­di­vi­dua­ti­on, die den Weg zur Über­win­dung des alten Ichs wei­sen
Exo­tik mar­kiert Raum der Sehn­sucht und des Ide­als (Gar­ten mit Pal­men und exo­ti­scher Flora und Fauna, Palm­bi­blio­thek, Gar­ten in At­lan­tis) mar­kiert Raum der Sehn­sucht und des Le­bens (Exo­tik Pa­blos, „Ne­ger­haf­tig­keit“ der Musik, auf­rich­tig, aber Ge­gen­satz zu „wirk­li­cher Musik“ (50), mglw. auch Ar­au­ka­rie)
Musik

wich­ti­ges Motiv

  • Ge­sang, „Kris­tall­glo­cken“ als Mit­tel mit ma­gi­scher Wir­kung und als Spra­che der Poe­sie (Ho­lun­der­baum, „lieb­li­che[] Klän­gen“ (63) Ser­pen­ti­nas in der Pal­bi­blio­thek, die „son­der­bar me­tall­ar­tig tö­nen­de Stim­me des Ar­chi­va­ri­us Lind­horst“ (25), „hold­se­li­ge Harf­en­tö­ne“ in At­lan­tis (99))
  • immer wie­der ver­bun­den mit aus­ge­präg­ter Syn­äs­the­sie (Motiv der Ganz­heit­lich­keit durch Poe­sie)

zen­tra­les Motiv

  • Musik und Kon­zert­er­fah­run­gen als In­spi­ra­ti­ons­quel­le. (Ro­man­ti­sches) Ideal der ab­so­lu­ten Musik als „Spra­che ohne Worte, wel­che das Un­aus­sprech­li­che sagt, das Un­ge­stalt­ba­re dar­stellt“ (174); Mo­zart und Bach als Ver­tre­ter der „Un­sterb­li­chen“.
  • Ab­gren­zung von Jazz („Un­ter­gangs­mu­sik“ (49), aber im­mer­hin au­then­tisch). Wir­kung der Musik (Ge­spräch mit Pablo 170ff., Tan­zen­ler­nen als An­nä­he­rung an diese Le­bens-Musik
La­chen, Humor meist Ver­la­chen (oft des Phan­tas­ti­schen)
  • H. „kann nicht la­chen“ (161), kommt erst über „das La­chen der Un­sterb­li­chen“ als über­zeit­li­chem, göt­ter­glei­chen La­chen „ohne Ge­gen­stand“, reine „Hel­lig­keit“ (198)  „das helle, fremd­ar­ti­ge La­chen“ im Ma­gi­schen Thea­ter (225) als „Schu­le des Hu­mors“ (227), „Ge­läch­ter des Jen­seits“ (276, auch 261).
  • Theo­rie des Hu­mors (72 f.): Humor ver­söhnt „[i]n sei­ner ima­gi­nä­ren Sphä­re“ Pole, insb. Bür­ger­lich­keit und Step­pen­wolf­da­sein, und ist darin „ei­gens­te und ge­ni­als­te Leis­tung des Men­schen­tums“.
Kon­tex­te
Über­ge­ord­ne­te As­pek­te; das Werk im epo­cha­len Kon­text

1814 erst­mals er­schie­nen, zwei­te über­ar­bei­te­te Auf­la­ge 1819

Der gold­ne Topf als Mär­chen aus der neuen Zeit wie kaum ein an­de­res Werk die Epo­che der Ro­man­tik:

  • Poe­ti­sie­rung der Welt; „Nach innen geht der ge­heim­nis­vol­le Weg. In uns, oder nir­gends ist die Ewig­keit mit ihren Wel­ten, die Ver­gan­gen­heit und Zu­kunft.“ (No­va­lis)3; Reich der Phan­ta­sie, er­schlos­sen durch die Poe­sie, wird zur – oft genug real er­schei­nen­den – Ge­gen­welt.
  • Re­la­ti­vie­rung und Bre­chung der mär­chen­haf­ten Uto­pie durch ro­man­ti­sche Iro­nie (v.a. auch Ebene des Er­zäh­lens) und Humor. Das Wun­der­ba­re des Mär­chens ist ge­ra­de nicht los­ge­löst von der All­tags­wirk­lich­keit, son­dern darin ver­an­kert (poe­to­lo­gi­sches Prin­zip aus Die Se­ra­pi­ons­brü­der: „Ich meine, daß die Basis der Him­mels­lei­ter, auf der man hin­auf­stei­gen will in hö­he­re Re­gio­nen, be­fes­tigt sein müsse im Leben, so daß jeder nach­zu­stei­gen ver­mag.“4)

1927 er­schie­nen (Wei­ma­rer Re­pu­blik)

  • Son­der­stel­lung im Werk (Ra­di­ka­li­tät der Haupt­fi­gur, das Zeit­ko­lo­rit, die mehr­per­spek­ti­vi­sche Kom­po­si­ti­on sowie die nicht nur neo­ro­man­tisch af­fi­zier­te, son­dern gleich­falls der Neuen Sach­lich­keit ver­pflich­te­te Sprach­ge­stal­tung). Enor­mer Er­folg des Ro­mans ins­be­son­de­re bei ju­gend­li­chen Le­sern im Ver­lauf der Re­zep­ti­ons­ge­schich­te (auch in­ter­na­tio­nal, z.B. Hesse-Boom in den USA ab den 1960er Jah­ren im Kon­text der Hip­pie-Be­we­gung).
  • Mo­der­ni­tät: pa­zi­fis­ti­sche Ein­stel­lung des Prot­ago­nis­ten, die An­wen­dung neue­rer psy­cho­ana­ly­ti­scher Er­kennt­nis­se im Blick auf see­li­sche Kon­flik­te sowie die of­fe­ne Dar­stel­lung se­xu­el­ler Viel­falt. An­de­rer­seits aber deut­li­che Kri­tik an den tech­ni­schen Er­run­gen­schaf­ten der Mo­der­ne sowie kul­tur­pes­si­mis­ti­schen An­sich­ten zur mo­der­nen Mas­sen­kul­tur und Ab­wer­tung des de­mo­kra­ti­schen Ma­jo­ri­täts­prin­zips.

 

1 Zi­tiert nach: E.T.A. Hoff­mann: Der gold­ne Topf. Ein Mär­chen aus der neuen Zeit. Stutt­gart: Re­clam Uni­ver­sal-Bi­blio­thek Nr. 101, 2004

2 Zi­tiert nach: Her­mann Hesse: Der Step­pen­wolf. Frank­furt a.M.: suhr­kamp ta­schen­buch Nr. 175, 55. A., 2015

3 No­va­lis: 16. Apho­ris­mus aus den Blü­t­hen­staub-Frag­men­ten. 1798. Zi­tiert nach: http://​gu­ten­berg.​spie­gel.​de/​buch/​apho­ris­men-​5232/​1

4 E.T.A. Hoff­mann. Die Se­ra­pi­ons­brü­der. Drit­ter Band: Die Braut­wahl, sechs­tes Ka­pi­tel. 1820. Zi­tiert nach: http://​gu­ten­berg.​spie­gel.​de/​buch/​die-​se­ra­pi­ons-​bru­der-​3106/​58

 

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Wei­ter zu Auf­ga­be III A