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Me­ta­pho­rik in der Fach­spra­che: Stil­mit­tel

Viele wis­sen­schaft­li­che Fach­be­grif­fe be­ru­hen auf Me­ta­phern. Man könn­te hier etwa an viele phy­si­ka­li­sche Grund­be­grif­fe den­ken (z.B. Feld, Träg­heit, Kraft, Wi­der­stand, Welle, Strom, Licht­bre­chung usw.). Ähn­li­ches gilt für viele Stil­mit­tel.

Be­zeich­nung

Ety­mo­lo­gie

De­fi­ni­ti­on

Bei­spie­le

1. Ac­cu­mu­la­tio

lat. ac­cu­mua­tio = An­häu­fung

Wort­häu­fung, oft zu Ober­be­griff,

„Feld, Wald und Wie­sen“; „Sonne, Mond und Ster­ne“

2. Al­le­go­rie

gr. allos = an­ders; agor­ein = (öf­fent­lich) spre­chen

Ver­bild­li­chung, aus­ge­führ­te Me­ta­pher; bild­li­che Dar­stel­lung abs­trak­ter Ideen

„Auf dem Thea­ter der Welt sind alle Men­schen Spie­ler …“

3. Ana­pher, Epi­pher

gr. ana = auf dar­auf, hin­auf; epi = an, bei, in der Nähe von; pher­ein =tra­gen

Son­der­fall der Re­pe­ti­tio, Wie­der­ho­lung am Satz- oder Ver­san­fang bzw. -ende

„Ich for­de­re Moral. Ich for­de­re Ver­ständ­nis.“

4. An­ti­the­se

gr. anti = ent­ge­gen; the­sis = Set­zen, Lage, Stel­lung

ge­dank­li­cher Ge­gen­satz

„Was die­ser heute baut, reißt jener mor­gen ein.“ (An­dre­as Gry­phi­us)

5. An­to­no­ma­sie

gr. anti = ent­ge­gen; onoma = Name

Ei­gen­na­me als Gat­tungs­be­griff (oder um­ge­kehrt)

„Er ist ein Her­ku­les“; „Kri­ti­ker­papst

6. As­so­nanz

lat. so­na­re = klin­gen; ad = zu, an, bei

Lautähn­lich­keit, Halb­reim

„Ottos Mops trotzt.“ (Ernst Jandl)

7. Chi­as­mus

gr. chíasma = Kreu­zung (nach der Ge­stalt des gr. Buch­sta­bens c (Chi))

Über­kreuz­stel­lung von syn­tak­tisch oder se­man­tisch ent­spre­chen­den Satz­tei­len

„Ich bin groß, klein bist du.“; „Die Kunst ist lang, und kurz ist unser Leben.

8. El­lip­se

gr. élleip­sis = Zu­rück­las­sen, Un­ter­las­sen, Aus­las­sen

Aus­las­sung von Satz­tei­len

„Na und?“; „Wer? Ich!“; aber auch: „Ich kann dies, du nicht“

9. Ge­mi­na­tio

lat. = Ver­dopp­lung

Ver­dop­pe­lung eines Wor­tes

„Diese, diese Un­ver­schämt­heit!“

10. Hy­per­bel

gr. hyper = über, hin­aus; bal­lein = wer­fen

Über­trei­bung

„tod­mü­de“; „fuchs­teu­fels­wild“; „Schne­cken­tem­po“

11. Hy­po­ta­xe

gr. hypo = unter; táxis = Ord­nung, An­ord­nung, auch Schlacht­ord­nung

Un­ter­ord­nung von Ne­ben­sät­zen unter über­ge­ord­ne­ten Teil­satz (Ge­gen­teil zur Pa­ra­ta­xe)

„Als sie nach einer lan­gen Kon­fe­renz, als es drau­ßen be­reits dun­kel wurde, nach Hause fuhr, warf sie einen Blick in die glit­zern­de Me­tro­po­le.“

12. Iro­nie

gr. eirōneía = Ver­stel­lung, Vor­täu­schung

Ab­wei­chung von, mglw. Ge­gen­satz zu wört­li­cher Be­deu­tung

„Das ist ja eine schö­ne Be­sche­rung!“

13. Kli­max

gr. kli­max = Trep­pe, Lei­ter

Stu­fen­wei­se Stei­ge­rung (Ge­gen­teil An­ti­k­li­max)

„Sie ar­bei­ten zehn, zwölf, ja vier­zehn Stun­den täg­lich am Er­folg.“

14. Li­to­tes

gr. litos = ein­fach, schlicht; li­to­tes = Spar­sam­keit

Her­vor­he­bung eines Be­griffs durch Un­ter­trei­bung, Ab­schwä­chung oder dop­pel­te Ver­nei­nung

„meine We­nig­keit“; „nicht wenig ver­die­nen“; „nicht un­be­deu­tend“

15. Me­ta­pher

gr. meta = 1. in­mit­ten, zwi­schen; b) mit, zu­gleich mit; 2. auf (etwas) los, zu oder nach (etwas) hin; 3. (zeit­lich oder in der Rang­fol­ge) nach, hin­ter; pher­ein = wer­fen

Ver­wen­dung eines bild­li­chen Aus­drucks

16. Me­t­ony­mie

gr. onoma = Name; meta s. Me­ta­pher

bildl. Aus­druck mit in­halt­li­cher Be­zie­hung zum Bild­emp­fän­ger: Ur­sa­che/Wir­kung, Roh­stoff/Pro­dukt, Gefäß/In­halt, …

„Schil­ler lesen“; „das Eisen“ für: „das Schwert“; „ein Glas trin­ken“; „einen Tel­ler auf­es­sen“

17. Neo­lo­gis­mus

gr. neos = neu; logos = Wort, Be­griff

sprach­li­che Neu­bil­dung, Wort­neu­schöp­fun­gen

Kna­ben­mor­gen­blü­ten­träu­me (Goe­the)

18. Oxy­mo­ron

gr. oxys =scharf(sin­nig); moros = dumm

In­ne­rer Wi­der­spruch (Son­der­fall: Con­tra­dic­tio in ad­jec­to)

„heiß­kalt“; „bit­ter­süß“; „Flüs­sig­gas“; „hüb­sch­häss­lich“; „Hass­lie­be“; „gro­ßer Zwerg“; „be­red­tes Schwei­gen“ (Ci­ce­ro); „Flip-Flop“

19. Pa­ra­do­xon, Pa­ra­dox

gr. parádoxos = wider Er­war­ten, wider die ge­wöhn­li­che Mei­nung, un­er­war­tet, un­glaub­lich

Wi­der­sprüch­lich­keit oder kla­rer Wi­der­spruch zur land­läu­fi­gen Über­zeu­gung

„Der Ent­wurf ist teuf­lisch, aber wahr­lich – gött­lich“; „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ (So­kra­tes)

20. Par­al­le­lis­mus

gr. para = ört­lich: von … her, bei, zu … hin, ent­lang; zeit­lich: wäh­rend, neben, bei; über­tra­gen: gegen, wider, im Ver­gleich mit, neben;
allos = an­de­re/r/s

Par­al­le­ler Auf­bau von (Teil-)Sät­zen

„Vogel fliegt, Fisch schwimmt, Mensch läuft.“ (Emil Zátopek)

21. Per­so­ni­fi­ka­ti­on, Pro­so­popöie

lat. per­so­na = Maske, von per­so­na­re = hin­durch­klin­gen

Zu­wei­sung mensch­li­cher Ei­gen­schaf­ten an Tiere oder Ge­gen­stän­de

„Die Sonne lacht“

22. Pleo­nas­mus

gr. pleo­nasmós = Über­fluss, Über­trei­bung

Zu­sam­men­stel­lung zwei­er se­man­tisch de­ckungs­glei­cher Wör­ter

„runde Kugel“; „alter Greis“; „tote Lei­che“

23. Sym­bol

gr. syn = zu­sam­men; gr. bal­lein = wer­fen

Bild, das auf eine abs­trak­te Vor­stel­lung ver­weist

„weiße Taube“ für: „Frie­den“; „rotes Herz“ für: „Liebe“

24. Syn­ek­do­che

gr. syn­ek­doché = Mit­ver­ste­hen (syn = zu­sam­men, edo­che = Über­nah­me, Er­war­tung)

Er­set­zung durch Teil/Gan­zes (pars pro toto, totum pro parte), Gat­tung/Art, Sin­gu­lar/Plu­ral, Frü­he­res/Spä­te­res

„ein Dach über dem Kopf haben“; „ein klu­ger Kopf“

25. Zeug­ma

gr. zeug­ma = Joch, das Zu­sam­men­ge­spann­te

Syn­tak­tisch kor­rek­te Ver­bin­dung se­man­tisch nicht zu­sam­men­ge­hö­ri­ger Satz­glie­der

 „Er saß ganze Näch­te und Ses­sel durch“; „Ich heiße Heinz Er­hardt und Sie will­kom­men“

Auf­ga­be 17

  1. Ord­nen Sie die auf­ge­führ­ten Mit­tel in sinn­vol­len Ru­bri­ken.
  2. Un­ter­su­chen Sie, wel­che der auf­ge­führ­ten Be­zeich­nun­gen für Stil­mit­tel Me­ta­phern sind.
  3. Neh­men Sie Stel­lung zu der These, dass „[D]ie grie­chi­schen Me­ta­phern für die Form […] ohne Aus­nah­me von räum­li­chen Be­grif­fen ab­ge­lei­tet“ sind (Susan Son­tag).

Die Me­ta­pher: Her­un­ter­la­den [docx][7 MB]

Die Me­ta­pher: Her­un­ter­la­den [pdf][1 MB]

 

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