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Di­dak­ti­scher Kom­men­tar

Ein­füh­rung

Schaut man in die ak­tu­el­len Lehr­wer­ke der Ober­stu­fe, so fin­det sich zum Thema Me­ta­pher meist nicht mehr als eine knap­pe Er­läu­te­rung des Stil­mit­tels1. Die Dis­kre­panz zur gro­ßen Be­deu­tung, die die Me­ta­pher und ihre Theo­rie in Phi­lo­lo­gie und Phi­lo­so­phie seit den 1950er Jah­ren hat, ist auf­fäl­lig. Hier ist die Me­ta­pher ein Mo­dell­fall, an dem sich Theo­rie­de­bat­ten ent­zün­det und Se­man­tik, Se­mio­tik, Text­theo­rie, Her­me­neu­tik bis hin zur Epis­te­mo­lo­gie bün­deln. Schon an­ge­sichts die­ser Lage darf die Me­ta­pher als ein De­si­de­rat des Ober­stu­fen­un­ter­richts gel­ten.
Sie ist aber auch unter di­dak­ti­schen Ge­sichts­punk­ten eine Chan­ce. Früh ist sie im Un­ter­richt prä­sent, die SuS ver­fü­gen also über Er­fah­run­gen mit dem Phä­no­men. Zu­gleich be­rei­tet sie bis in die hö­he­ren Klas­sen hin­ein Schwie­rig­kei­ten, und es gibt SuS, die hart­nä­ckig daran fest­hal­ten, eine Me­ta­pher dann ver­stan­den zu haben, wenn sie re­for­mu­lie­ren, was sie „ei­gent­lich“ be­sagt. Wei­ters ist die Me­ta­pher ein schö­nes Bei­spiel für in­te­grier­ten Deutsch­un­ter­richt, ver­bin­det sie doch die zwei zen­tra­len Groß­ge­bie­te des Um­gangs mit li­te­ra­ri­schen Tex­ten und der Sprach­be­trach­tung, be­zieht Sach­t­ex­te – als zu er­schlie­ßen­de In­for­ma­ti­ons­quel­le ei­ner­seits und an­de­rer­seits als Ge­gen­stand der Sprach- und Ma­ni­pu­la­ti­ons­kri­tik – ein, er­laubt his­to­ri­sche und sys­te­ma­ti­sche Zu­gän­ge usw. Schließ­lich ist sie auch ein un­ver­zicht­ba­res, macht­vol­les Mit­tel des ei­ge­nen Spre­chens und Schrei­bens. Die Theo­rie der Me­ta­pher stellt dabei vor Her­aus­for­de­run­gen, die nicht un­er­heb­lich sind. Auch wenn Grund­zü­ge in den un­te­ren Klas­sen er­ar­bei­tet sein mögen, spricht dies dafür, die theo­re­ti­sche Re­fle­xi­on erst in der Ober­stu­fe an­zu­set­zen.
Die hier vor­ge­schla­ge­ne Un­ter­richts­se­quenz er­ar­bei­tet einen theo­rie­ge­stütz­ten Zu­gang zur Me­ta­pher. Zu­nächst soll­ten na­tür­lich Vor­er­fah­run­gen und vor­han­de­ne Be­griffs­bil­dun­gen ge­weckt wer­den (Ab­schnitt 1). Das kann in un­ter­schied­li­cher Weise ge­sche­hen. Aus den in die­sem Ab­schnitt vor­ge­schla­ge­nen Auf­ga­ben kann aus­ge­wählt wer­den. Eine erste An­nä­he­rung an eine De­fi­ni­ti­on (Ab­schn. 2) for­dert auch die Be­griffs­bil­dung der SuS. Es folgt eine Er­ar­bei­tung der we­sent­li­chen theo­re­ti­schen Grund­la­gen, die dem Weg der Theo­rie­bil­dung folgt: Zu­nächst wird das grund­le­gen­de und tra­di­tio­nell an­ge­führ­te Kri­te­ri­um der Ähn­lich­keit von Bild­spen­der und Bild­emp­fän­ger in den Blick ge­nom­men (Ab­schn. 3). Dies ver­bin­det sich schon bei Aris­to­te­les mit der Sub­sti­tu­ti­ons­theo­rie der Me­ta­pher (Ab­schn. 4). Deren Gren­zen und Kri­tik führt wei­ter zum eta­blier­ten An­satz der In­ter­ak­ti­ons­theo­rie (Ab­schn. 5). Wäh­rend sich die ers­ten drei Ab­schnit­te um einen in­duk­ti­ven Zu­gang be­mü­hen, sind die bei­den Ab­schnitt zur Theo­rie eher de­duk­tiv ge­baut. Dies bie­tet sich in die­sem Falle aus meh­re­ren Grün­den an: ein in­duk­ti­ver An­satz wäre sehr zeit­auf­wän­dig; der Zu­gang zu kom­ple­xen Theo­ri­en er­folgt ja auch im Stu­di­um über ein Re­zi­pie­ren der Grund­la­gen; es han­delt sich hier um einen wis­sens­do­mi­nier­ten Kom­pe­tenz­be­reich. – Damit sind die theo­re­ti­schen Grund­la­gen ge­legt. Es folgt eine Er­wei­te­rung und An­wen­dung mit dem An­satz der kon­zep­tio­nel­len Me­ta­phern (Ab­schn. 6) und Bei­spie­len für Framing in ge­sell­schafts- und me­di­en­po­li­ti­schen Dis­kur­sen (Ab­schn. 7), die hier re­la­tiv brei­ten Raum ein­neh­men und auch in Aus­wahl be­han­delt wer­den kön­nen. Ab­schnitt 8 bie­tet einen Vor­schlag einer theo­re­ti­schen Er­wei­te­rung auf die Frage der epis­te­mo­lo­gi­schen Funk­ti­on der Me­ta­pher, die sich mit einer Übung zum ma­te­ri­al­ge­stütz­ten Schrei­ben ver­bin­det.
Die Dar­stel­lung der Un­ter­richts­se­quenz löst diese nicht durch­ge­hend in Ar­beits­blät­ter auf. Der Um­set­zung sol­len be­wusst me­tho­di­sche Frei­hei­ten ge­las­sen wer­den. An man­chen Stel­len bie­tet sich si­cher auch eine Er­ar­bei­tung z.B. im Un­ter­richts­ge­spräch an. Der Auf­ga­ben­teil kann den SuS als Re­a­der zur Ver­fü­gung ge­stellt wer­den. Der Um­bruch ist so kon­zi­piert, dass auch ein­zel­ne Auf­ga­ben(bün­del) her­aus­ge­nom­men und als Ar­beits­blatt ver­wen­det wer­den kön­nen.

1Eine ge­wis­se Aus­nah­me ist Deutsch. Das Ober­stu­fen­buch, hrsg. von Mi­cha­el Käm­per-van den Boo­gaart, Ber­lin/Mann­heim (Duden Schul­buch­ver­lag) 2010, wo sich S. 178 ff. ein Ab­schnitt zu „Bild­haf­ter Spra­che“ fin­det.


 

Die Me­ta­pher: Her­un­ter­la­den [docx][7 MB]

Die Me­ta­pher: Her­un­ter­la­den [pdf][1 MB]

 

Wei­ter zu Mög­li­che Se­quen­zie­run­gen