Material 13-15
Reformen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
Im Jahr 1861 wurde die Leibeigenschaft aufgehoben und ein gewaltiger Transfer von Grundeigentum bewerkstelligt, um die nun freien Bauem mit Land zu versorgen. Drei Jahre später wurden lokale Selbstverwaltungen (Semstwos) eingerichtet, die sich unter anderem um Wohlfahrtspflege und Amenfürsorge auf dem Lande kümmern sollten; 1874 folgte die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht mit sechsjähriger Dienstzeit für Männer; ein System von Geschworenengerichten wurde aufgebaut; und die Zensur von Veröffentlichungen wurde im Namen von „Glasnost“ (russ.: Transparenz, Offenheit) gelockert. [… Dennoch:] Die anhaltende Weigerung der Autokratie, die Vorrechte der Souveränität zu teilen, entsprach tief verwurzelten Traditionen des russischen lmperiums, aber für viele in der expandierenden Öffentlichkeit aus Akademikem, Staatsbeamten, Studenten, Künstlern und anderen Gruppen aus der Mitte der Gesellschaft war dieser Zustand unbefriedigend. Menschen, die sich als einer gesamteuropäischen Welt der ldeen und Werte zugehörig begriffen, waren über ihren Ausschluss von der Staatsführung verärgert. Unter unzufriedenen Jugendlichen und gekränkten Ausgestoßenen blühten Feminismus, Sozialismus und Anarchismus. Junge Männer und Frauen gründeten Kommunen, experimentierten mit freier Liebe, versuchten sich mit „dem Volk“ zusammenzutun, gingen an Universitäten im Ausland, verübten Terrorakte und verschworen sich, um ihr Land zu befreien. Ihre professioneller eingestellten Gesinnungsgenossen und Ältere erneuerten ihre Forderungen nach konstitutioneller Regierung. Diese wurden entschieden zurückgewiesen.
Leibeigenschaft vor 1861
Inserat aus der "Moskauer Zeitung" (1801):
Es werden verkauft drei Kutscher, stattlich und gut geschult, und zwei Mädchen von 18 und 15 Jahren, beide von hübschem Äußern und mit allerlei Handarbeit wohlvertraut. ln demselben Haus verkauft man zwei Haarkünstler; der eine ist 21 Jahre alt, kann lesen, schreiben und ein musikalisches lnstrument spielen, ist auch als Jägerbursche verwendbar, der andere kann Herren und Damen frisieren. lm gleichen Hause werden Pianofortes und Orgeln abgegeben.
Ilja Repin: Die Wolgatreidler (1873)
Repin hatte mit diesem Bild großen Erfolg und erhielt Zustimmung von vielen Intellektuellen. Ursprünglich wollte er die Treidler gemeinsam mit Spaziergängern am Fluss darstellen, um den Kontrast zwischen Arm und Reich deutlich zu machen.
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