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Di­dak­ti­scher Kom­men­tar: Stun­den 7-8

Die eu­ro­päi­sche China-Po­li­tik: Durch­set­zung le­gi­ti­mer Frei­han­dels­in­ter­es­sen oder Be­ginn der Ko­lo­nia­li­sie­rung?

Im Zen­trum der Dop­pel­stun­de steht der wei­te­re Ver­lauf, die Aus­wir­kun­gen und die Ge­gen­re­ak­tio­nen des in­for­mel­len Ko­lo­nia­lis­mus der Eu­ro­pä­er in China. Stell­ver­tre­tend für die vie­len „un­glei­chen Ver­trä­ge“ des 19. Jahr­hun­dert wird der Ver­trag von Nan­jing ex­em­pla­risch be­han­delt. In ihm sind die wei­te­ren For­men des in­for­mel­len Im­pe­ria­lis­mus prä­fi­gu­riert: Ver­lust staat­li­cher Sou­ve­rä­ni­tät über das Zu­ge­ständ­nis von Ve­trags­hä­fen (Rechts­ho­heit, Zoll­ho­heit), Re­pa­ra­tio­nen und di­plo­ma­ti­sche Gleich­stel­lung der Bri­ten, Ab­tre­tung der Insel Hong­kong an Eng­land. Wei­te­re Ver­trä­ge: (vgl. AB 10 und AB 11)

1844

Frank­reich und die USA si­chern sich die glei­chen Vor­rech­te wie Groß­bri­tan­ni­en im Ver­trag von Nan­jing: Auf­he­bung aller Han­dels­be­schrän­kun­gen, keine chi­ne­si­sche Ho­heit in Ver­trags­hä­fen, Zu­las­sung von Mis­sio­na­ren.

1850-1864

Große Teile Chi­nas wer­den von einem Auf­stand un­zu­frie­de­ner Bau­ern, der sog. Tai­ping-Re­bel­li­on, er­fasst und ent­glei­ten der staat­li­chen Kon­trol­le. Die Ho­heit der Qing-Dy­nas­tie kann teil­wei­se nur durch das Ein­grei­fen bri­ti­scher und fran­zö­si­scher Trup­pen mit mo­der­nen Ge­weh­ren und Ka­no­nen wie­der­her­ge­stellt wer­den.

1856-60

Zwei­ter Opium-Krieg und Be­set­zung Pe­kings, Zer­stö­rung der Pa­last­an­la­gen. Im Ver­trag von Tian­jin wer­den alle chi­ne­si­schen Häfen für den Han­del ge­öff­net, Opium-Im­port er­laubt, den Eu­ro­pä­ern weit­ge­hen­de Rei­se­frei­heit in China zu­ge­stan­den; Eng­lisch wird of­fi­zi­el­le Han­dels­spra­che in den Häfen.

1858

Russ­land er­zwingt in einem un­glei­chen Ver­trag Ge­biets­ab­tre­tun­gen Chi­nas im Nor­den, z.B. die Man­dschu­rei, die Hei­mat der Qing-Kai­ser.

1884-87

Frank­reich er­obert Teile Viet­nams, Kam­bo­dschas und Laos von China und schließt diese in der Ko­lo­nie Fran­zö­sisch-In­do­chi­na zu­sam­men.

1898

Nach der Er­mor­dung zwei­er deut­scher Mis­sio­na­re for­dert die deut­sche Reichs­re­gie­rung in einem Ul­ti­ma­tum ein „Pacht­ge­biet“, un­ter­stützt von einem Kreu­zer­ge­schwa­der vor der Küste Chi­nas. Dar­auf­hin wird die Deut­sche Schutz­ko­lo­nie Ki­aut­schou ein­ge­rich­tet.

Gegen den eu­ro­päi­schen Im­pe­ria­lis­mus, teil­wei­se auch gegen das Kai­ser­haus und die Mon­ar­chie for­miert sich eine na­tio­na­lis­ti­sche Wi­der­stands­be­we­gung, die auf Grund ihrer Nähe zu Kampf­ge­sell­schaf­ten auch als Bo­xer­be­we­gung be­zeich­net wird. Deren blu­ti­ger Auf­stand steht für den sich for­men­den, bis weit ins 20. Jahr­hun­dert hin­ein wir­ken­den an­ti­im­pe­ria­len Wi­der­stands­ge­dan­ken in der chi­ne­si­schen Ge­sell­schaft. Bei den Eu­ro­pä­ern, ins­be­son­de­re den Deut­schen zeigt sich ein ras­sisch und christ­lich mo­ti­vier­ter Über­le­gen­heits­ge­dan­ke, der zu ge­walt­tä­ti­gen Ex­zes­sen bei der Nie­der­schla­gung des Boxer-Auf­stan­des führt. Die „Boxer“ hat­ten, ob­wohl von der Qing-Re­gie­rung un­ter­stützt, keine Chan­ce gegen das mo­der­ne Ex­pe­di­ti­ons­korps der Eu­ro­pä­er, die hier ge­mein­sam mit Japan die rest­li­chen Pfei­ler des Qing-Im­pe­ri­ums stürz­ten. Nur der In­ter­ven­ti­on der USA war es zu dan­ken, dass China nicht wie Afri­ka auf­ge­teilt wurde, son­dern wei­ter­hin über Kon­zes­si­ons­zo­nen an der Küste in­di­rekt kon­trol­liert wurde. (vgl. AB 12a und AB 12b)

Li­te­ra­tur:

  • Fair­bank, John K., Ge­schich­te des mo­der­nen China 1800 – 1985, Nörd­lin­gen 1989, S. 25-131
  • Spence, Jo­na­than D., Chi­nas Weg in die Mo­der­ne. Mün­chen 1995, S. 151-204
  • Rowe, Wil­li­am T., China‘s Last Em­pi­re. The Great Qing, Har­vard 2009
  • Vo­gel­sang, Kai, Ge­schich­te Chi­nas, Stutt­gart 2013, S. 446-459

 

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Wei­ter zu Stun­den 9-10