Didaktischer Kommentar: Stunden 15-16
Vom Ausland lernen? Die Reformen von Deng Xiaoping
Nach dem Tod Maos und der Beseitigung des linksrevolutionären Flügels (Viererbande) in der Partei kehrte unter der Führung von Deng Xiaoping eine Rückkehr zu Stabilität und Legalität ein, die mit weitreichenden wirtschaftlichen Reformen verbunden war. Die Umkehr gegenüber der nivellierenden, mit Gewalt vorgehenden, sich vom Ausland abschottenden Politik Maos konnte nicht deutlicher sein. Deng war im Frankreich der 1920er Jahre Kommunist geworden, hatte gegen die Japaner gekämpft und am langen Marsch mitgemacht, war nach anfänglichem politischen Erfolg selbst Opfer der Kulturrevolution geworden und forcierte nun einen Reformkurs:
Folgende vier Grundprinzipien des chinesischen Reformkurses wurden festgelegt:
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Intensive Entwicklung statt extensive (nur Erhöhung und Masse): Technologischer Fortschritt kann nur über Integration in den Weltmarkt und Wissenstransfer erfolgen (Bsp. Südkorea, Taiwan, Hongkong); dazu Dezentralisierung und Abbau staatlicher Kontrolle in der Wirtschaft; Einführung von Wettbewerbsformen
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Verbesserung des Lebensstandards
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Beibehaltung des Machtmonopols der kommunistischen Partei, keine partizipative Öffnung, aber auch keine Massenbewegungen mehr
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friedliche Außenpolitik mit Annäherung an die USA
Die zentralen Maßnahmen waren: Abschaffung der Volkskommunen und der Residenzpflicht;
Kontakte mit dem Ausland, Auslandsinvestitionen; Ein-Kind-Politik; Zulassung von Privatunternehmen; Verstetigung und Legalisierung der Verwaltung, Beendingung der Willkür.
Zum Verständnis der Reformen ist der rasante Anstieg der chinesischen Bevölkerung zu berücksichtigen: Diese war von ca. 580 Millionen im Jahr 1954 auf über eine Milliarde im Jahr 1980 angestiegen. Trotzdem ist es der chinesischen Regierung unter Deng gelungen, China aus der Armutsfalle herauszuholen.
Die strukturellen Reformen Dengs prägen die chinesische Politik bis heute und lassen sich auf den einfachen Nenner bringen: wirtschaftliche Reform ja, politische Reform nein. Sie ermöglichten den Wandel Chinas vom Armutschampion zum global player, insbesondere durch die marktliberale Öffnung und eine Annäherung an den Westen. Die Legalisierung von Herrschaft und die Beseitigung des revolutionären Elementes der KPCH unterstützten den wirtschaftlichen Aufstieg Chinas. Auf der anderen Seite wurden sämtliche Bestrebungen nach Partizipation und Autonomie unterdrückt oder gar gewaltsam niedergeschlagen. Dafür stehen die Studenten- und Arbeiterproteste auf dem Tian'anmen-Platz 1989 und anderen Städten und die Unruhen in Tibet (Kriegsrecht 1989) und Xianjang. Gegen die etwa 300 000 protestierenden Studenten in Bejing wurde die 27. Panzerdivision eingesetzt, die ein Blutbad anrichtete, dem bis zu 3000 Menschen zum Opfer fielen; inhaftierte Studenten wurden in Arbeitslager verschickt. Blockierte Partizipation und gleichzeitig grenzenlose Liberalisierung der Wirtschaft kennzeichnen bis heute den chinesischen Modernisierungspfad. Das Massaker von 4. Juni 1989 ist weiterhin tabu, dafür werden die Erfolge (Beseitigung der Armut, Rückkehr Hongkongs und Macaos an China, globaler Einfluss) umso mehr gefeiert.
Literatur:
- Dabringhaus, Sabine, Geschichte Chinas im 20. Jahrhundert, München 2009, S. 157-194
- Vogelsang, Kai, Geschichte Chinas, Stuttgart 2013, S. 582-590
- Ezra F. Vogel, Deng Xiaoping and the Transformation of China, Harvard University Press 2011
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