Arbeitsblatt 4: Gruppenpuzzle Qianlong - Gruppe 1
Aufgabe und Rolle des Kaisers
Das chinesische Kaisertum ist die älteste Form politischer Herrschaft, die es im 18. Jahrhundert auf der Welt gab. Seit dem 3.Jahrtausend v. Chr. herrschte ein als gottgleich angesehener Monarch in China, der in der Vorstellung der Chinesen ein Himmelssohn war, also der direkte Vermittler zwischen der Welt der Menschen und der göttlichen Welt des Himmels. Allen verschiedenen Herrschaftsdynastien in China seit der Antike war gemeinsam, dass sie ihre Hauptstadt als Zentrum des Reiches und ihr Reich, das auf Chinesisch Reich der Mitte heißt, als Zentrum der Zivilisation auf der ganzen Welt betrachteten. Die Chinesen sahen ihre Himmelssöhne also als von den Göttern des Himmels eingesetzte Weltenherrscher – auch, wenn die Weltherrschaft gar nicht der Realität entsprach.
Diese Vorstellung kam insbesondere auch in den repräsentativen Porträt-Darstellungen der Monarchen in der Kunst zum Ausdruck, wie sie hier am Bild des Kaisers Qianlong (1711-1799) zu sehen ist. Qianlong, was auf Deutsch so viel bedeutet wie „Blüte des Himmels“, herrschte von 1736 bis 1799, also über 60 Jahre, und war einer der mächtigsten und einflussreichsten Kaiser Chinas überhaupt.
Sein Gesicht zeigt keinerlei Mimik und damit auch keine Emotionalität, es befindet sich im Zustand der ausgeglichenen Harmonie, so wie auch die Weltordnung sich bei einem guten Kaiser in Harmonie befindet. Das mit Seiden- und Goldfäden durchwirkte gelbe Gewand, die offizielle Hofrobe, unterstreicht den Reichtum und die Macht des Herrschers, ebenso der mit Gold bestickte Kragen, der kunstvoll gefärbte Teppich und der Thronsessel. Auf dem gelben Gewand finden sich Drachen als Zeichen der göttlichen Legitimation und der Macht. Der Herrscher sitzt in sich ruhend zentral und hält mit der linken Hand seine Kette. Porträts wie dieses wurden oft von aus Europa stammenden Künstlern angefertigt, meist Jesuiten wie z.B. Guiseppe Castiglione, und durften nur von ausgewählten Personen des Hofes und von Gesandten unterworfener Völker betrachtet werden. Es war bei Strafe verboten, Bilder vom Kaiser zu besitzen oder auch diese nur ohne Erlaubnis zu betrachten.
Tagesablauf des Kaisers Qianlong
3 Uhr |
Aufstehen und religiöse Zeremonien, z.B. Verehrung der Ahnen oder rituelle Dankopfer; Durchsicht der Schreiben der Minister |
7 Uhr |
Frühstück; dann zeremonieller Empfang der Minister und Bearbeitung sämtlicher anliegender Staatsangelegenheiten |
11 Uhr |
Besuch der Lustgärten und Parkanlagen mit Damen aus dem Harem |
14 Uhr |
Hauptmahlzeit, danach Rückzug in die Schlafgemächer |
17 – 23 Uhr |
Erneute Bearbeitung der Depeschen, Schreiben und Bittgesuche |
Das Arbeitszimmer von Qianlong
Der Tagesablauf eines Kaisers wie der von Qianlong zeigt die verschiedenen Funktionen, die der chinesische Kaiser ausfüllen musste. Da Qianlong als Himmelssohn für das Wohlwollen der Götter verantwortlich war, musste er die oft 2000 Jahre alten Riten mit großer Präzision ausführen. So hatte es schon der große Philosoph des Altertums, Konfuzius (551 – 479 v. Chr.) gelehrt, und dies erwarteten die Hofbeamten, Priester und die kaiserliche Familie von ihm. Diese Form der Religion, die mit den monotheistischen Formen wie dem Christentum nur bedingt vergleichbar ist, nennt man Konfuzianismus. Auf der anderen Seite musste er aber in vielen Anfragen und Streitfällen politische und rechtliche Entscheidungen treffen, die ihm seine Minister und Beamte vorlegten. Die Dicke des Aktenmaterials, das er durchzusehen hatte, betrug oft mehrere Meter Papier am Tag!
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