Arbeitsblatt 4: Gruppenpuzzle Qianlong – Gruppe 2
Ein Kaiser für alle Kulte
Kaiser Qianlong gehörte zu der aus der Mandschurei stammenden Dynastie der Qing, die von 1644 bis 1911 in China herrschte. Die Mandschuren sprachen ähnlich wie die Mongolen eine eigene Sprache und hatten eine eigene Schamanistische Religion, weshalb sie von den Chinesen zunächst als Fremde angesehen wurden. Umso mehr zeigten sich die Kaiser der Qing-Dynastie wie Qianlong anderen Religionen gegenüber sehr aufgeschlossen.
Qianlong richtete ein eigenes Religionsministerium ein, das die verschiedenen Kulte, also neben den von den meisten Chinesen gepflegten Konfuzianismus auch den aus Indien stammenden Buddhismus, finanziell unterstützte. So wurden zahlreiche Ahnentempel in der chinesischen Tradition des Konfuzianismus gebaut, aber ebenso buddhistische Tempel für die Anhänger dieser aus Indien und Tibet stammenden Religion. Auch Moscheen und christliche Kirchen erhielten ihren Platz in der chinesischen Hauptstadt, ebenso wie Schreine für die Naturgötter der Mongolen und Mandschuren.
Blick auf ein buddhistisches Heiligtum am Berg Wutai. In dieser weißen Stupa werden bis heute buddhistische Schriften auf Chinesisch, Mongolisch und Tibetisch aufbewahrt. Der Ort mit mehr als 46 Heiligtümern gehört heute zum UNESCO-Weltkulturerbe
Soweit wir es aus den Dokumenten wissen, war das Ziel von Qianlong nicht das Herstellen einer multikulturellen Gesellschaft, sondern vielmehr, die verschiedenen ethnisch-kulturellen Traditionen des Reiches unter seiner Oberhoheit zu integrieren. Das war auch nötig geworden, denn durch seine Eroberungen gehörten nun auch Millionen von Buddhisten in Tibet und Muslime in Turkestan zu China. Dies zeigt sich besonders deutlich am Beispiel des Umgangs mit dem Buddhismus. Quianlong reiste insgesamt sechsmal zu den größten buddhistischen Heiligtümern Chinas, z.B. am Berg Wutai, wo er an den religiösen Zeremonien teilnahm, tibetische Mönche einsetzte und die Heiligtümer finanziell unterstützte. Er sicherte sich dadurch die Unterstützung der buddhistischen Priesterkaste und des tibetischen Dalai Lama. Im Gegenzug verkündete dieser, dass der chinesische Kaiser der rechtmäßige Herrscher auf Erden sei.
Obwohl selbst kein Buddhist, scheint Qianlong der inneren Selbstfindung im buddhistischen Glauben zugetan gewesen zu sein. So ließ er sich auch als Buddha darstellen, in dem Gewand des Dalai Lama, in der rechten Hand das Zeichen der Erleuchtung tragend, in der linken das Rad der Zeit. Damit ist er als Herrscher der Zeit dargestellt. Um ihn herum finden sich heilige und weise Bhuddisten, im Hintergrund sieht man den Wutai-Berg, wo sich das große Heiligtum befand. Diese Symbole erkannte jeder Buddhist damals sofort wieder, sie waren für den Buddhismus etwa so zentral wie das Kreuz für das Christentum. Diese Gemälde, die Qianlong als Buddha zeigen, wurden nicht nur im Pekinger Palast, sondern auch in Lhasa, der tibetischen Hauptstadt, aufgehängt. Im Unterschied zu heute, wo die Tibeter die Chinesen als fremde Besatzer in ihrem Land betrachten, verstanden sich die Tibeter damals freiwillig und überzeugt als Teil des Qing-Reiches.
Mit der Eroberung der muslimischen Gebiete Turkestans erfolgte auch eine Öffnung des Kaisers hin zum Islam: Zunächst wurde eine muslimische Frau in das kaiserliche Harem aufgenommen, die großes Ansehen genoss. Ihr war es erlaubt, ihre Kleidung traditionell zu tragen, 1764 wurde auch eine Moschee für sie errichtet. Außerdem sicherte er sich auch die Loyalität der Priesterkaste dort durch Geschenke.
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