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Ma­te­ri­al – und Quel­len­samm­lung

Be­richt über die chi­ne­si­schen Pro­tes­te gegen das ja­pa­ni­sche Ge­schichts­buch 2005, Hin­ter­grün­de zu den um­strit­te­nen Ele­men­ten der ja­pa­ni­schen Er­in­ne­rungs­kul­tur

http://​www.​dw.​com/​de/​pro­tes­te-​gegen-​ja­pa­ni­sches-​schul­buch/​a-​1548238

Aus dem Drei­mäch­te­pakt zwi­schen Deutsch­land, Ita­li­en und Japan vom 27.9.1940 aus: Wolf­gang Mi­ch­al­ka (Hrsg.), Das Drit­te Reich. Bd.2, Mün­chen 1985, S.36f und im Netz unter: http://​www.​zao­erv.​de/​10_​1940/​10_​1940_​1_​4_​b_​872_​874_​1.​pdf

Ja­pa­ni­sches Pro­pa­gan­da­pla­kat von 1938: Gute Freun­de aus drei Län­dern

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Ver­grö­ßern Bild­quel­le: 1938_N­a­ka_yo­shi_­san­go­ku.jpg [ PD ], via Wi­ki­me­dia Com­mons

Der Ja­pan­his­to­ri­ker Ger­hard Krebs über die Grund­sät­ze ja­pa­ni­scher Po­li­tik 1936, die zu wei­te­ren Er­obe­run­gen in China 1937 führ­ten:

„Am 7.​Au­gust 1936 be­schloss eine Fünf­mi­nis­ter­kon­fe­renz die „Grund­sät­ze na­tio­na­ler Po­li­tik“ (ko­kusa­ku no kijun), die be­sag­ten, sich be­züg­lich der Rüs­tung so­wohl auf eine Aus­ein­an­der­set­zung mit der UdSSR als auch mit den West­mäch­ten im pa­zi­fisch-süd­ost­asia­ti­schen Raum ein­zu­stel­len, wo man vor allem der US-Flot­te eben­bür­tig sein müsse. Mit die­ser Ent­schei­dung als Kom­pro­miss waren die Prä­fe­ren­zen von Heer, d.h. einer kon­ti­nen­ta­len Ex­pan­si­on, wie Ma­ri­ne, also einer ma­ri­ti­men Stoß­rich­tung, glei­cher­ma­ßen be­rück­sich­tigt. (…)“

Ger­hard Krebs, Das mo­der­ne Japan 1868-1952. Von der Meiji-Restu­ra­ti­on bis zum Frie­dens­ver­trag von San Fran­cis­co, Mün­chen 2009, S. 64,5
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Ver­grö­ßern Ko­pier­te Seite aus dem Chi­ne­si­schen Lehr­buch Ge­schich­te für die Se­kun­dar­stu­fe 1: Ge­schich­te – Krieg und Frie­den im 20. Jahr­hun­dert, Bd. 3, Pe­king 2005, S.77
Oben: Das Ein­gangs­tor zum Ver­nich­tungs­la­ger Ausch­witz-Bir­ken­au

Chi­ne­si­sches Lehr­buch Ge­schich­te für die Se­kun­dar­stu­fe 1: Ge­schich­te – Krieg und Frie­den im 20. Jahr­hun­dert, Bd. 3, Pe­king 2005, S.77:

„Die von den ja­pa­ni­schen Trup­pen be­gan­ge­nen Ver­bre­chen in den von ihnen be­set­zen Ge­bie­ten waren so viele, dass sie über­haupt nicht voll­stän­dig auf­ge­zeich­net wer­den konn­ten. Ja­pa­ni­sche Trup­pen führ­ten bar­ba­ri­sche Ab­schlach­tun­gen in den Ge­bie­ten durch. Nach der In­va­si­on 1937 be­setz­ten die ja­pa­ni­schen Trup­pen Nan­jing, die chi­ne­si­sche Haupt­stadt, und führ­ten eine gut or­ga­ni­sier­te und ge­plan­te, sechs Wo­chen dau­ern­de Ab­met­ze­lung un­schul­di­ger Be­woh­ner und chi­ne­si­scher Trup­pen aus, die sich schon er­ge­ben hat­ten. Die Zahl der Opfer be­trägt 300 000.“

Aus: 20 shi ji de zhan zheng yu he ping / [ben ce zhu bian: Wu Wei. Ze ren bian ji: Rui Xin]. - Di 1 ban [1. Aufl.]. - Bei jing : Ren min jiao yu chu ban she, 2005.

Chi­ne­si­sches Lehr­buch Ge­schich­te für die Se­kun­dar­stu­fe 1: Ge­schich­te, Buch 1, Pe­king 2005,S. 31-32:

Die mons­trö­sen Ver­bre­chen des ja­pa­ni­schen Mi­li­tärs Wo auch immer Ja­pa­ni­sche In­va­so­ren hin­ka­men, be­gin­gen sie alle Sor­ten von Ver­bre­chen: Brand­stif­tung, Tot­schlag, Ver­ge­wal­ti­gung und Plün­de­rung. Im De­zem­ber 1937 be­setz­ten ja­pa­ni­sche Ar­me­en Nan­jing und mas­sa­krier­ten die fried­li­chen Ein­woh­ner der Stadt, ein äu­ßers­ter Akt mensch­li­cher Grau­sam­keit. In­ner­halb von sechs Wo­chen wur­den mehr als 300 000 chi­ne­si­sche Zi­vi­lis­ten und un­be­waff­ne­te Sol­da­ten er­mor­det. Die For­men des Mas­sa­kers waren ex­trem bru­tal: man­che Opfer wur­den mit dem Ge­wehr er­schos­sen, man­che mit dem Ba­jo­nett ab­ge­sto­chen, man­che le­ben­dig ver­brannt, man­che le­ben­dig be­gra­ben. “

Aus: 20 shi ji de zhan zheng yu he ping / [ben ce zhu bian: Wu Wei. Ze ren bian ji: Rui Xin]. - Di 1 ban [1. Aufl.]. - Bei jing : Ren min jiao yu chu ban she, 2005.
Ler­nen und Nach­den­ken

Der ja­pa­ni­sche Trup­pen­kom­man­deur Tani Hisao und seine Trup­pen be­tra­ten Nan­jing und tö­te­ten wen auch immer sie sahen. Zu die­ser Zeit be­fan­den sich viele Flücht­lin­ge, un­be­waff­ne­te chi­ne­si­sche Sol­da­ten und Ver­wun­de­te in der Stadt. Diese wur­den von ja­pa­ni­schen Sol­da­ten ge­tö­tet, die wie wahn­sin­nig mit ihren Mgs, Ge­weh­ren und Pis­to­len schos­sen. Hau­fen­wei­se wurde Frau­en und Kin­der nie­der­ge­streckt. Die ja­pa­ni­schen Trup­pen dran­gen ge­walt­sam in die Pri­vat­häu­ser ein und tö­te­ten will­kür­lich Be­woh­ner, die fried­lich in Nan­jing leb­ten. Sie schleif­ten eine jun­gen Mann auf die Stra­ße, gos­sen eine Säu­re­lö­sung auf sei­nen Kör­per und zwan­gen ihn zu lau­fen, bis er tot war; sie ban­den die ge­fan­ge­nen Sol­da­ten an Pfos­ten, sta­chen sie so­lan­ge mit klei­nen Mes­sern auf, bis sie blu­ten­de Kör­per waren und stie­ßen ihnen schließ­lich Ba­jo­net­te in die Keh­len; sie ban­den Ge­fan­ge­ne zu­sam­men und be­nut­zen sie Ziel­schei­be für ihre Ba­jo­net­te. Sie ver­ge­wal­tig­ten in Grup­pen schwan­ge­re Frau­en, schnit­ten ihren Bauch auf und spiel­ten mit den Em­bryo­nen auf ihren Ba­jo­net­ten.

Auf­ga­be:

Ja­pa­ni­sche Rechts­ex­tre­me leug­nen hef­tig, dass Japan diese Ver­bre­chen be­gan­gen hat. Sie be­trach­ten es als üb­li­ches Ver­hal­ten im Krieg.

Was denkst Du dar­über?

„Das ja­pa­ni­sche Mi­li­tär dehn­te seine Mi­li­tär­ope­ra­tio­nen nach dem Zwi­schen­fall an der Marco-Polo-Brü­cke im Juli 1937 aus. Im Sep­tem­ber wurde die zweit Ver­ei­nig­te Front aus Na­tio­na­lis­ten und Kom­mu­nis­ten in China gegen Japan ge­bil­det, und beide Sei­ten, China und Japan, tra­ten in einen Zu­stand des to­ta­len Krie­ges (Chi­ne­sisch-ja­pa­ni­scher Krieg 1937-45). Japan be­setz­te stra­te­gi­sche Po­si­tio­nen in Nord-China und Nan­jing bis zum Ende des Jah­res 1937, aber wäh­rend der Be­set­zung von Nan­jing tö­te­te es eine große Menge an Chi­ne­sen (Nan­jing Mas­sa­ker) und wurde von der Welt­mei­nung der Kri­tik un­ter­wor­fen. China er­hielt Un­ter­stüt­zung von der USA, Eng­land und der So­wjet­uni­on, ver­la­ger­te die Haupt­stadt nach Wuhan und setz­te den Wi­der­stand fort.“

Ja­pa­ni­sches Lehr­buch Welt­ge­schich­te Se­kun­dar­stu­fe 1: Yama­ka­wa Welt­ge­schich­te B: Welt­ge­schich­te im De­tail, hrsg. von Sago Tsu­gi­ka­ta Tokio 2002, S.305:

„Am 7.​Juli 1937 brach ein Kon­flikt zwi­schen chi­ne­si­schen und ja­pa­ni­schen Trup­pen in der Nähe von Pe­king, bei der Marco-Polo-Brü­cke aus. Ein Waf­fen­still­stand wurde ver­ab­re­det, aber die Re­gie­rung Konoe (jap. Pre­mier­mi­nis­ter Konoe Fu­mima­ro) gab dem mi­li­tä­ri­schen Druck da­heim nach und ver­än­der­te die nicht-ex­pan­sio­nis­ti­sche Au­ßen­po­li­tik, ver­la­ger­te mehr Trup­pen dort­hin und dehn­te die Front aus. Weil die chi­ne­si­sche Na­tio­na­lis­ten­re­gie­rung einen ent­schie­de­nen Wi­der­stand ein­nahm, gin­gen die Feind­se­lig­kei­ten über das ur­sprüng­li­cher er­war­te­te Maß hin­aus und ent­wi­ckel­ten sich in einen Krieg in gro­ßem Stil. (Chi­ne­sisch-ja­pa­ni­scher Krieg). Im Au­gust bra­chen Feind­se­lig­kei­ten in Shang­hai aus und die Flam­men des Krie­ges ver­brei­te­ten sich nach Süden. Im Sep­tem­ber form­ten die Na­tio­na­lis­ten und Kom­mu­nis­ten in China eine ge­mein­sa­me, an­ti­ja­pa­ni­sche Front. Japan schick­te dau­er­haft eine große Armee dort­hin und be­setz­te die Haupt­stadt Nan­jing zum Ende des Jah­res. “

In Fuß­no­te: Zu­sätz­lich zu wie­der­hol­ten Plün­de­run­gen und Ge­walt in und au­ßer­halb von Nan­jing bei der Er­obe­rung, er­mor­de­te die ja­pa­ni­sche Armee eine große Zahl chi­ne­si­scher Non­kom­bat­tan­ten (ein­ge­schlos­sen Frau­en und Kin­der) und Ge­fan­ge­ner.Die Si­tua­ti­on wurde durch das Au­ßen­mi­nis­te­ri­um dem obers­ten Ar­mee­kom­man­do in Japan mit­ge­teilt.

Weil die na­tio­na­lis­ti­sche Re­gie­rung sich nach Hakou zu­rück­zog und hart­nä­ckig Wi­der­stand leis­te­te, wurde der chi­ne­sisch-ja­pa­ni­sche Krieg zu einem „un­ent­rinn­ba­ren“ Krieg.

Ja­pa­ni­sches Lehr­buch für Ge­schich­te: Yama­ka­wa Ja­pa­ni­sche Ge­schich­te B: Ja­pa­ni­sche Ge­schich­te im De­tail, hrsg. Von Ishii Sus­u­mu, Tokio 2002, S. 330:

Die Ex­pan­si­ons­po­li­tik Ja­pans

Expansion Japans

Bild­quel­le: Se­cond world war asia 1937-1942 map de.​png von San Jose [CC BY-SA 3.0], via Wi­ki­me­dia Com­mons, be­ar­bei­tet

Kon­flikt­kon­stel­la­ti­on

Kriegs­par­tei­en:

Re­pu­blik China, USA, Groß­bri­tan­ni­en, UdSSR, Neu­see­land, Aus­tra­li­en Kai­ser­reich Japan und Pro­tek­to­ra­te

Ende des Krie­ges

Ka­pi­tu­la­ti­on Ja­pans am 2.9.1945.

Vor­aus­ge­gan­gen waren Atom­bom­ben­ab­wür­fe in Hi­ro­shi­ma und Na­ga­sa­ki

Kriegs­ver­lus­te

Mi­li­tär

Zi­vil­be­völ­ke­rung

China

ca. 4 Mio

ca. 20 Mio

Japan

ca. 1,5 Mio

ca. 0,5 Mio

USA

ca. 150 000

?

Der Si­cher­heits­dienst der SS über­wach­te die deut­sche Be­völ­ke­rung dau­er­haft und mit mo­derns­ten Me­tho­den. Aus den ver­schie­de­nen Ein­zel­be­ob­ach­tun­gen wur­den ge­hei­me La­ge­be­rich­te über die Stim­mung in der deut­schen Be­völ­ke­rung er­stellt, die für Hit­ler oder Himm­ler be­stimmt waren. Einer die­ser La­ge­be­rich­te vom 18.12.1941, nach dem ja­pa­ni­schen Über­fall auf Pearl Har­bour und der deut­schen Kriegs­er­klä­rung an die USA, ver­mel­det auch die Stim­mung über den Krieg in Asien:

Mel­dun­gen aus dem Reich Nr.247, 18.12.1941, aus: Heinz Bo­b­e­rach (Hrsg.), Mel­dun­gen aus dem Reich. Die ge­hei­men La­ge­be­rich­te des Si­cher­heits­diens­tes der SS, Bd.9, Herr­sching 1984, S. 3101.

Von der japanischen Armee erschossene chinesische Zivilisten 1938

Ver­grö­ßern Von der ja­pa­ni­schen Armee er­schos­se­ne chi­ne­si­sche Zi­vi­lis­ten 1938
Bild­quel­le: Chi­ne­se kil­led by Ja­pa­ne­se Army in a ditch, Hsu­chow.jpg [ PD ], via Wi­ki­me­dia Com­mons

Japanischer Soldat übt Bajonettkampf an einem toten Chinesen

Ver­grö­ßern Ja­pa­ni­scher Sol­dat übt Ba­jo­nett­kampf an einem toten Chi­ne­sen
Bild­quel­le: Ja­pa­ne­se ba­yo­net prac­tice with dead Chi­ne­se near Tian­jin.jpg [PD], via Wi­ki­me­dia Com­mons

Dar­stel­lung des Ja­pa­no­lo­gen Man­fred Pohl zur his­to­ri­schen Ent­wick­lung Ja­pans zwi­schen Meiji-Re­form und der Ka­pi­tu­la­ti­on 1945

„Rei­ches Land, star­ke Armee" war einer der Wahl­sprü­che, unter denen die Re­for­mer an­ge­tre­ten waren. Kon­se­quent ent­wi­ckel­ten sie über staat­li­che In­ves­ti­tio­nen und un­ter­neh­me­ri­sche Ak­ti­vi­tä­ten des jun­gen Meiji-Staa­tes die In­dus­trie und för­der­ten dabei be­son­ders die Leicht­in­dus­trie (Fa­sern und Tex­ti­li­en) sowie die stra­te­gi­schen In­dus­tri­en (Stahl, Schiff­bau, Rüs­tung). Ge­stützt auf seine mo­der­ni­sier­te Armee be­gann Japan mit einer Ex­pan­si­ons­po­li­tik im an­gren­zen­den asia­ti­schen Raum, die bald zu mi­li­tä­ri­schen Kon­flik­ten führ­te: 1895/96 er­rang Japan einen schnel­len Sieg über das Kai­ser­reich China. Kriegs­grund war ein Kon­flikt um die Vor­herr­schaft in Korea. Das ko­rea­ni­sche Kö­nig­reich ver­stand sich als Tri­but­staat Chi­nas, und die po­li­ti­sche Elite Ko­reas wi­der­setz­te sich ja­pa­ni­schen Vor­machts­an­sprü­chen. Ko­rea­ni­sche Re­for­mer da­ge­gen sahen in Japan ein Mo­dell der Mo­der­ni­sie­rung, dem sie fol­gen woll­ten.

1904/05 be­sieg­ten Ja­pans Heer und Ma­ri­ne die rus­si­schen Fern­ost­streit­kräf­te; auch in die­sem blu­ti­gen mi­li­tä­ri­schen Kon­flikt ging es um den An­spruch auf die Vor­herr­schaft in Korea. Eine Grup­pe von ko­rea­ni­schen Höf­lin­gen hatte ver­sucht, gegen die wach­sen­de ja­pa­ni­sche Prä­senz (auch mi­li­tä­risch) in Korea Ruß­land zum Ver­bün­de­ten zu ge­win­nen. Das Za­ren­reich hatte ge­ra­de seine "asia­ti­sche Di­men­si­on" ent­deckt und war gern be­reit, sich in Korea fest­zu­set­zen - auch um den Preis eines Krie­ges gegen Japan. Der "asia­ti­sche Sieg über eine eu­ro­päi­sche Groß­macht" löste in Japan Stolz, in Eu­ro­pa da­ge­gen Be­stür­zung aus. 1910 an­nek­tier­te Japan schließ­lich sei­nen Nach­barn Korea und er­rich­te­te ein über­aus bru­ta­les Ko­lo­ni­al­re­gime auf der Halb­in­sel. Die Er­in­ne­rung an diese Un­ter­drü­ckung prägt noch heute un­ter­schwel­lig das schwie­ri­ge Ver­hält­nis der bei­den Nach­barn.

Der Erste Welt­krieg brach­te Japan einen un­ge­heu­ren Wirt­schafts­auf­schwung, da Eu­ro­pas Groß­mäch­te auf Kriegs­wirt­schaft um­ge­stellt hat­ten und die asia­ti­schen Märk­te ver­nach­läs­si­gen muß­ten. Als Part­ner des fran­zö­sisch-eng­li­schen Bünd­nis­ses gegen Deutsch­land be­setz­te Japan die deut­schen Ko­lo­ni­en und Pacht­ge­bie­te in China und baute seine In­ter­es­sen in der Man­dschu­rei aus. 1918 ver­such­te die ja­pa­ni­sche Füh­rung vor dem Hin­ter­grund der Re­vo­lu­ti­ons­wir­ren in Ruß­land in rus­sisch Fern­ost eine ei­ge­ne Machtsphä­re zu er­obern, doch die­ses "si­bi­ri­sche Aben­teu­er" schlug fehl. In­nen­po­li­tisch brach­ten die bei­den ers­ten Jahr­zehn­te des 20. Jahr­hun­derts eine Aus­wei­tung des Wahl­rechts (1925: Ak­ti­ves Wahl­recht für alle Män­ner über 25 Jahre, Frau­en er­hiel­ten erst 1947 durch die US-Be­sat­zungs­macht das Wahl­recht). Bür­ger­li­che po­li­ti­sche Kräf­te wur­den ge­gen­über dem Mi­li­tär in der Po­li­tik ge­stärkt, auch ent­stan­den erste pro­le­ta­ri­sche Par­tei­en, die von In­tel­lek­tu­el­len or­ga­ni­siert wor­den waren und Rück­halt in der Ge­werk­schafts- und Bau­ern­be­we­gung fan­den.

Wirt­schafts­kri­sen zu Be­ginn der zwan­zi­ger und drei­ßi­ger Jahre führ­ten zu dra­ma­ti­scher Ver­ar­mung der Bau­ern, die oh­ne­hin größ­ten­teils auf den Sta­tus aus­ge­beu­te­ter Päch­ter ab­ge­sun­ken waren. Japan ver­lor wie­der seine Ex­port­märk­te in West- und Süd­ost­asi­en, da die eu­ro­päi­schen Ko­lo­ni­al­mäch­te dort wie­der ihre über­le­ge­nen Markt­po­si­tio­nen be­setz­ten und ja­pa­ni­sche Kon­kur­renz ver­dräng­ten. Damit wurde neben den Kri­sen in der Land­wirt­schaft stei­gen­de Ar­beits­lo­sig­keit zum größ­ten Pro­blem der ja­pa­ni­schen Wirt­schaft. An­ti­ka­pi­ta­lis­ti­sche Theo­re­ti­ker, die einen Ul­tra­na­tio­na­lis­mus ver­foch­ten, der sich auf den Bau­ern­stand grün­de­te, ge­wan­nen an Ein­fluß in den un­te­ren Of­fi­ziers­rän­gen der Armee, denn viele Of­fi­zie­re stamm­ten aus ver­arm­ten bäu­er­li­chen Fa­mi­li­en. Ja­pans po­li­ti­sche Füh­rung aus bür­ger­li­chen Par­tei­po­li­ti­kern ge­riet zu­neh­mend unter den Ein­fluß die­ser ra­di­ka­len "fa­schis­ti­schen" (wohl eher ul­tra­na­tio­na­lis­ti­schen) Mi­li­tärs, die die Ex­pan­si­on nach China und Süd­ost­asi­en an­streb­ten. Es kam zu ge­ziel­ten mi­li­tä­ri­schen Ag­gres­sio­nen in China, die sich zu blu­ti­gen Kämp­fen aus­wei­te­ten (Mas­sa­ker von Nan­king, 1937). Es folg­te Ja­pans Aus­tritt aus dem Völ­ker­bund.

Zwei­ter Welt­krieg

Für Japan hatte der Zwei­te Welt­krieg also schon 1937 be­gon­nen, wenn auch kon­ser­va­ti­ve ja­pa­ni­sche His­to­ri­ker die Kriegs­hand­lun­gen im pa­zi­fi­schen Raum los­ge­löst vom "eu­ro­päi­schen" Zwei­ten Welt­krieg be­trach­ten. Sie sehen in der ja­pa­ni­schen Ag­gres­si­on eher einen "Be­frei­ungs­kampf von der eu­ro­päi­schen Ko­lo­ni­al­herr­schaft in Asien". Der Krieg in China wurde nach Süd­ost­asi­en gegen die eu­ro­päi­schen Ko­lo­ni­en vor­wie­gend in Ma­lay­sia, Burma und In­do­ne­si­en aus­ge­wei­tet. Sin­ga­pur und Hong­kong fie­len, Thai­land konn­te seine staat­li­che Un­ab­hän­gig­keit ret­ten und wurde zum "Ver­bün­de­ten" Ja­pans bei der Er­obe­rung In­do­chi­nas.

Ein Neu­tra­li­täts­pakt mit der So­wjet­uni­on (1941), die "Achse" zwi­schen Ber­lin, Rom und Tokyo schie­nen eine Basis für das ver­häng­nis­volls­te Wag­nis zu sein: den Kriegs­be­ginn gegen die USA. Mit dem An­griff auf Pearl Har­bor (1941) war end­gül­tig die Ver­knüp­fung von "eu­ro­päi­schem" Krieg und pa­zi­fi­schen Kriegs­hand­lun­gen her­ge­stellt: Japan und Deutsch­land hat­ten jetzt die­sel­ben Kriegs­geg­ner. Eine Aus­nah­me bil­de­te al­ler­dings die So­wjet­uni­on, die erst 1945 gegen Japan in den Krieg ein­trat - nach der deut­schen Nie­der­la­ge, wie es in einem Ge­heim­ab­kom­men der Al­li­ier­ten fest­ge­legt wor­den war.

Bis 1944 er­ober­te Japan ein Welt­reich - und ver­lor es in we­ni­gen Mo­na­ten. Ja­pans Städ­te lagen längst schon durch "kon­ven­tio­nel­les" Bom­bar­de­ment in Schutt und Asche, als die Atom­bom­ben auf Hi­ro­shi­ma (6. Au­gust 1945) und drei Tage spä­ter auf Na­ga­sa­ki fie­len. Auf kai­ser­li­chen Be­schluß nahm Japan die be­din­gungs­lo­se Ka­pi­tu­la­ti­on nach der Pots­da­mer Er­klä­rung an. Erst­mals hörte das ja­pa­ni­sche Volk die Stim­me des Kai­sers über Radio: Der Tenno sprach ver­klau­su­liert die Ka­pi­tu­la­ti­ons­er­klä­rung aus. Zuvor hat­ten fa­na­ti­sche Of­fi­zie­re ver­sucht, die Schel­lack-Plat­te mit sei­ner Rede in ihre Ge­walt zu brin­gen und ihn zu er­mor­den. Ein Ver­wand­ter stand be­reit, an seine Stel­le zu tre­ten und den Krieg fort­zu­set­zen; die fa­na­ti­sier­ten Of­fi­zie­re woll­ten ein gan­zes Volk in den kol­lek­ti­ven Selbst­mord trei­ben. Der Kai­ser selbst war of­fen­bar ent­schlos­sen, die­ses Ende zu ver­hin­dern und ent­schied für die be­din­gungs­lo­se Ka­pi­tu­la­ti­on. Am 2. Sep­tem­ber wurde die Ka­pi­tu­la­ti­ons­ur­kun­de an Bord des US-Schlacht­schif­fes "Mis­sou­ri" in der Bucht von Tokyo un­ter­zeich­net.

 

Ma­te­ri­al: Her­un­ter­la­den [doc][3,7 MB]

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Wei­ter zu Li­te­ra­tur und In­ter­net­quel­len