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4. DS: Verständigung zwischen den Religionen und die Wahrheitsfrage

Die Frage nach dem Gespräch mit Menschen anderer Religionen, gar nach dem Streit um Wahrheitsfragen wird für einzelne S*S eine wichtige Rolle spielen, anderen eher fern liegen.

Eine gewisse Anknüpfung an die Lebenswelt können vielleicht die beiden kurzen Szenen/Aufgaben des Einstiegs bieten, die nach realen Begebenheiten gestaltet sind. Nachdem die S*S sich ihre spontane eigene Einstellung zu interreligiöser Verständigung bewusst gemacht und sich mit anderen darüber ausgetauscht haben, begegnen sie nun zwei prominenten Vertretern von Islam und Christentum bzw. von muslimischer und christlicher Spiritualität/Mystik, die sich bewusst und in einem langen Prozess auf ein interreligiöses Gespräch eingelassen haben. Ihr Verständnis von Spiritualität und deren Bedeutung für ihre jeweilige Religion kann u.a. im Sinne einer Festigung und Zusammenfassung das in den vorausgehenden DS Erarbeitete aufgreifen und konkretisieren.

Die Beschäftigung mit dem Interview sowie mit weiteren Texten aus dem Projekt bietet den S*S Vorbilder und Positionen, aus denen sie Ideen für die Verständigung zwischen Menschen unterschiedlicher Religionen und den Umgang mit Wahrheitsfragen entwickeln können. Die Gebote oder Tipps könnten in einer späteren Stunde auf konkrete theologische Kontroversen oder auch auf Kontroversen mit Menschen, die andere Weltanschauungen vertreten, angewendet werden.

In dieser DS könnte, falls noch Zeit übrig ist oder als Alternative zu den Geboten/Tipps, auch ein fish-bowl-Gespräch bzw. ein Rollenspiel vorbereitet und durchgeführt werden, in dem eine Seite dafür plädiert, im Gespräch mit Muslimen bzw. Christen mit Demut, Respekt und Vorsicht vorzugehen, während die andere versucht, eine Haltung zu spielen, die Überlegenheitsgefühle, Vorurteile, Rechthaberei stark macht. Dies könnte zu einer vertieften Auseinandersetzung mit den von Karimi und Grün sehr harmonisch vertretenen Haltungen führen.

Die Schülerinnen und Schüler können…

  • die Bedeutung von Gesprächen zwischen Menschen unterschiedlicher Religionen beschreiben
  • ihre Erkenntnisse zu Sufismus und Mystik auf die Frage nach Verständigung zwischen den Religionen beziehen
  • darstellen, was Karimi und Grün unter Spiritualität verstehen und wie sie deren Bedeutung für ihre Religion einschätzen
  • aus einigen Erkenntnissen der „Religions-Experten“ Konsequenzen für interreligiöse Verständigung entwickeln.

Verlauf

Einstieg

Annäherungen:

  1. S*S äußern sich spontan zu zwei Anforderungssituationen, die Probleme im Verhältnis zwischen Muslimen und Christen zeigen:
    1. Bei einem Schulgottesdienst zum Thema „Frieden“ soll der Schulchor mehre-re Lieder beitragen. Dilara ist mit ihrer Power-Stimme eine wichtige Stütze des Chors. - Gerade freust du dich, dass wegen Probe und Gottesdienst 3 Stunden Mathe ausfallen, da sagt Dilara leise zu dir: Ich kann nicht in eure Kirche gehen! Da hängt doch dieser Jesus am Kreuz, da kann ich mich als Muslima nicht drunterstellen. - Du sagst: …

      Sozialform: 2-2-2: 2 Part-ner*innen – 2 Fragen – je 2min

      Medien: Ppt M4.0, F.2-6

      Didaktische Begründung und ergänzender Kommenta: Keine Auswertung im Plenum. Die S*S sollen frei und spontan auf die Situationen reagieren.

    2. Als Ingenieur*in einer großen Firma gehörst du zu einer Expert*innen-Gruppe, die für drei Wochen in eurem neuen Werk in Jordanien arbeitet. Bei einem großen Dinner kommst du mit einem Ingenieurskollegen der jordani-schen Firmenleitung ins Gespräch. Mitten im Smalltalk fragt er plötzlich: „Are you Christian?“ Du antwortest nicht gleich, da fährt er fort: „I have great respect for Christians. But Islam is more logical and actually the only true religion!” Du sagst…

  2. S*S vervollständigen den Satz: „Gespräche zwischen Christ*innen und Muslim*innen über ihren Glauben sind…“, nennen zunächst reihum ihre Fortsetzungen und diskutieren dann über ihre Ein-schätzungen.

    Sozialform: Einzelarbeit (Blitzlicht)/ Unterrichtsgespräch

    Didaktische Begründung und ergänzender Kommenta: Ergänzungen der S*S könnten z.B. sein: wichtig, nicht nötig, schwierig, selten, mir egal, … Wichtig ist nach dem Blitzlicht ein kurzes Gespräch im Plenum über die Begründungen der S*S

Überleitung

L: „Der Freiburger Herder-Verlag bringt seit mehr als 50 Jahren immer wieder Vertreter unterschiedlicher Religionen in „Weltgesprächen“ zusammen. Eines der Projekte hat diese beiden Menschen zusammengebracht. – Welchen Religionen würdet ihr sie zuordnen?“

„Anselm Grün, katholischer Christ mit Wurzeln in Unterfranken, Benediktinermönch und promovierter Theologe, Autor vieler Glaubensbücher, Betriebswirt und Priester in der Abtei Münsterschwarzach

Ahmad Milad Karimi, Muslim mit Wurzeln in Afghanistan, Religionsphilosoph, Koranübersetzer, Professor für Kalam, islamische Philosophie und Mystik an der Universität Münster“

Erarbeitung 1

L: „Das Gespräch hat zu diesem Buch geführt.

Versucht, den Titel des Buches zu deuten.“

L: „Im Nachwort des Buches schreiben die beiden, sie hätten die Erfahrung gemacht, ‚dass im Gespräch zwischen den Religionen, über alle theologischen Differenzen hinweg, die Spiritualität das eigentlich Verbindende ist.‘“

… - Sucht Beispiele aus den letzten Stunden, die belegen, dass es Verbindungen zwischen christlicher Mystik und islamischem Sufismus gibt.“

Sozialform: LSG

Material: Ppt M4.0, F.7 F.8

Überleitung

Nach der Veröffentlichung des Buches wurden die beiden vom Schweizer Sender SRF zu einem Gespräch für die Reihe: SRF Kultur, Sternstunde Religion eingeladen. Wir schauen uns eine längere Sequenz aus dem Interview an:
SRF Kultur, Sternstunde Religion: Schätze der Spiritualität. Olivia Röllin im Gespräch mit Dr. Anselm Grün und Dr. Ahmad Milad Karimi Youtube.de

Erarbeitung 2

AA: Macht euch Notizen dazu, …

  1. … wie die beiden jeweils die Bedeutung von Spiritualität (Sufismus, Mystik) für ihre Religion einschätzen
  2. … was für sie inhaltlich Spiritualität und Glauben ausmacht
  3. …, was ihrer Ansicht nach wichtig ist für das Gespräch, für eine Verständigung zwischen den Religionen (→ mindestens 5 Aspekte).

Ihr könnt gerne arbeitsteilig vorgehen. Sprecht Beobachtungsschwerpunkte ab.

Sozialform: Einzelarbeit/ Gruppenarbeit

Medien: Video 17:57 – 42:00, AA M4.1, Für die Lehrkraft: Transkript M4.2

Didaktische Begründung und ergänzender Kommenta: Evtl. nach den ersten 7 Minuten unterbrechen kurz sammeln/besprechen, was die S*S notiert haben. → Ggf. aufzeigen, welche Qualität des Mitschreibens erwartet wird. Differenzierung: S*S können in der Gruppe einen SP auswählen und nur zu ihrem Schwerpunkt, zu zwei oder auch zu allen drei Aspekten mitschreiben.

Nach dem Film: Eindrücke von der Atmosphäre des Gesprächs; ggf. Klärung von Verständnisfragen

Gemeinsame Auswertung der Aufgaben 1 und 2

Sozialform: Unterrichtsgespräch

Medien: M4.1 Lös

Erarbeitung 3/ Vertiefung

AA: Entwerft 10 Gebote oder 10 Tipps für ein konstruktives Gespräch zwischen Menschen unterschiedlicher Religionen.

  1. Analysiert, welche Gebote/Tipps sich aus euren Ergebnissen zu Aufgabe 3 entwickeln lassen.
  2. Arbeitet aus den Buchauszügen weitere Gebote/Tipps heraus.
  3. Überlegt, welche eure drei wichtigsten Gebote/Tipps sind.

Sozialform: Gruppenarbeit

Medien: Evtl.: M4.2 (1x pro Gruppe) M4.3

Didaktische Begründung und ergänzender Kommenta: Ggf. können relevante Notizen zum Film mit Hilfe des Transkripts ergänzt bzw. überprüft werden. Die Textauszüge bieten weitere wichtige Aspekte, v.a. auch zur Frage nach der Wahrheit

Ergebnissicherung

Eine Gruppe präsentiert ihre drei wichtigsten Gebote/Tipps. Diese werden von den anderen Gruppen durch weitere Punkte ergänzt.

Sozialform: Schülervortrag, LSG

Medien: Tafel

Falls noch Zeit ist oder als Wiederholung zu Beginn der nächsten Stunde: S*S interpretieren den Satz von Karimi: „Der wahre Islam, den es nicht gibt, ist der Sufismus deshalb, weil es da um ein Suchen nach dem Wahren geht.“

Unterrichtsverläufe: Herunterladen [docx][63 KB]