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M4.1 SRF Kul­tur, Stern­stun­de Re­li­gi­on: Schät­ze der Spi­ri­tua­li­tät

Oli­via Röl­lin im Ge­spräch mit An­selm Grün und Ahmad M. Ka­ri­mi (17:57 – 42:00) YouTube

AA:     Macht euch No­ti­zen dazu, …

  1. wie Ka­ri­mi und Grün je­weils die Be­deu­tung von Spi­ri­tua­li­tät (Su­fis­mus, Mys­tik) für ihre Re­li­gi­on ein­schät­zen
  2. was für sie in­halt­lich Spi­ri­tua­li­tät und Glau­ben aus­macht
  3. was ihrer An­sicht nach wich­tig ist für das Ge­spräch, für eine Ver­stän­di­gung zwi­schen den Re­li­gio­nen (→ min­des­tens 5 As­pek­te).

1. Wie Ka­ri­mi und Grün je­weils die Be­deu­tung von Spi­ri­tua­li­tät (Su­fis­mus, Mys­tik) für ihre Reli-gion ein­schät­zen

Ka­ri­mi/Islam

  • keine Rand­be­we­gung: durch­zieht die Ge­schich­te des Islam; be­ginnt schon sehr früh mit Avicen­na
  • Ver­bin­dung von Den­ken/Geist (die eine mensch­li­che Seite: Klar­heit, Logik, Ra­tio­na­li­tät, Kon­trol­le, Pla­nun­gen) und Geis­tig­keit (die an­de­re mensch­li­che Seite: Ge­füh­le, Ro­man­tik, ly­risch): bei­des ist in der Re­li­gi­on wich­tig; Su­fis­mus bie­tet eine Ver­söh­nung der bei­den Sei­ten
  • un­ter­schied­li­che Wege, um das Ma­te­ri­el­le zu tran­szen­die­ren: Lie­bes­mys­tik, Er­kennt­nis­mys­tik, Ek­sta­se
  • Geist­be­wegt­heit im Koran grund­ge­legt: Gott haucht sei­nen Geist in den Men­schen hin­ein
  • Suche und Frage nach Be­geg­nung mit Gott auch für viele Mus­lim*innen heute wich­tig

Grün/Chris­ten­tum

  • Wich­tig und zen­tral, zu­min­dest im 1. Jahr­tau­send (Pau­lus, Lukas, spä­ter deut­sche Mys­tik [Meis­ter Eck­hart], spa­ni­sche Mys­tik usw.)
  • Ne­ga­ti­ve Sicht der Mys­tik in Auf­klä­rung und Tei­len der neue­ren evan­ge­li­schen Theo­lo­gie (bis­wei­len „Mys­ti­ker“ als Schimpf­wort)
  • heute wie­der eher po­si­ti­ve Sicht von ka­tho­li­schen wie evan­ge­li­schen Theo­lo­gen: Chris­ten­tum läuft Ge­fahr, ohne Mys­tik zum Mo­ra­lis­mus zu wer­den. Viele Men­schen su­chen Spi­ri­tua­li­tät.

2. … was für sie in­halt­lich Spi­ri­tua­li­tät und Glau­ben aus­macht

  • Er­fah­rung Got­tes statt Recht­ha­be­rei und Theo­lo­gie
  • in den Grund der Seele kom­men, in den in­ne­ren Raum der Stil­le, wo Gott in mir wohnt, „Gott-in-mir“ spü­ren. Le­bens­hil­fe: Frei­heit ge­gen­über den Er­war­tun­gen der Men­schen; ver­let­zen­de Worte kön­nen nicht hin­drin­gen
  • immer durch­läs­si­ger wer­den für den Geist Jesu, als „Licht der Welt“ (durch Taten oder ein­fach durch seine Hal­tung) etwas aus­strah­len in diese Welt.
  • le­bens­lan­ger Weg der Ver­wand­lung: sich von die­sem Geist prä­gen las­sen, von ego­is­ti­schen Ten­den­zen weg­kom­men.
  • Glau­be keine ro­sa­ro­te Bril­le: alles gut, son­dern for­dert her­aus. Schenkt zwar ei­ner­seits Tiefe, Ruhe, stil­len Raum, weckt aber an­de­rer­seits auch Un­ru­he, Ver­ant­wor­tung für die an­de­ren…

3. …, was ihrer An­sicht nach wich­tig ist für das Ge­spräch, für eine Ver­stän­di­gung zwi­schen den Re­li­gio­nen (→ min­des­tens 5 As­pek­te).

  • Ver­stän­di­gung nicht zwi­schen Re­li­gio­nen, son­dern zwi­schen Men­schen: auf­ein­an­der zu­ge­hen. sich in die Augen schau­en, ein­an­der zu­hö­ren, nach­fra­gen, zu ver­ste­hen ver­su­chen
  • Sich vom an­de­ren das zei­gen und er­klä­ren las­sen, was für ihn seine Re­li­gi­on aus­macht (z.B. Kir­chen­raum), sich dar­auf ein­las­sen –nicht bei Be­frem­den und Un­ver­ständ­nis ste­hen blei­ben.
  • Dia­log wird ver­fälscht, wenn man schwie­ri­ge As­pek­te aus­spart, z.B. Stol­per­stei­ne/Vor­ur­tei­le/Bil­der, mit denen man be­setzt ist, wie z.B. im Islam Frau­en­un­ter­drü­ckung, Wahr­heits­an­spruch, To­le­ranz­fra­ge oder Aus­sa­gen des Koran über das Kreuz: an­spre­chen, even­tu­ell auch das Ge­gen­über her­aus­for­dern, aber dann auch das ei­ge­ne Ver­ständ­nis wei­ter­ent­wi­ckeln
  • Dif­fe­ren­zen dür­fen ste­hen blei­ben. Es geht nicht darum, eine neue Me­ta­re­li­gi­on zu er­zeu­gen.
  • Nicht so tun, als hätte man die Wahr­heit. – Nur Gott ist die Wahr­heit, aber darin un­ver­füg­bar, Men­schen sind auf der Suche nach dem Wah­ren.
  • Ty­pisch re­li­giö­se Demut: Grund­hal­tung des Ler­nen­den, Suche nach Wahr­heit und Tiefe
  • Ab­so­lut­heits­an­spruch?  z.B. im Chris­ten­tum durch­aus Ver­ständ­nis: Chris­tus ist die Of­fen­ba­rung Got­tes. – Al­ler­dings haben Chris­ten nicht Jesus Chris­tus, son­dern sie sind auf dem Weg, sein Ge­heim­nis zu er­fas­sen. Dia­log mit an­de­ren Re­li­gio­nen hilft einem, Jesus mit an­de­ren Augen zu sehen. Z.B. beim Ver­ständ­nis des Kreu­zes. Oder weil Jesus in der Mys­tik eine wich­ti­ge Rolle spielt, als In­be­griff von Armut, Rein­heit, Hin­ga­be.
  • Ziel ist nicht, dass der an­de­re das glaubt, was man selbst glaubt – z.B. der Mus­lim, dass Jesus der Er­lö­ser der Welt ist –, son­dern von der ei­ge­nen Tra­di­ti­on her zu ver­ste­hen ver­su­chen, was damit ge­meint ist (z.B. Sehn­sucht nach An­nah­me/Be­frei­ung durch Gott, die in Jesus ar­ti­ku­liert ist) → Suche nach der Geis­tig­keit, der Spi­ri­tua­li­tät hin­ter „frem­den Tra­di­tio­nen“

Ma­te­ria­li­en: Her­un­ter­la­den [docx][194 KB]