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Eva­lua­ti­on

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Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.


Der fol­gen­de „Mus­ter-Text“ ist eine mög­li­che Be­ar­bei­tung von Auf­ga­be 1 in M3.5: „Ga­li­leo Ga­li­lei 2012“

„Eure Emi­nen­zen, ver­ehr­te Her­ren der Päpst­li­chen Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten!

Seit vie­len Jah­ren er­mög­li­chen uns die In­stru­men­te der As­tro­phy­sik einen tie­fen Ein­blick in die Ge­heim­nis­se des Uni­ver­sums. Wis­sen­schaft­ler aus ver­schie­de­nen Län­dern tau­schen sich über neue Ent­de­ckun­gen und Er­kennt­nis­se aus und er­wei­tern stän­dig unser Bild von der Welt, von ihrer Ent­wick­lung und ihren Bau­stei­nen im Ma­kro­kos­mos wie im Mi­kro­kos­mos. Gott hat uns die Ver­nunft ge­schenkt, damit wir in den Bau­plan sei­ner Schöp­fung ein­drin­gen und ihn bes­ser ver­ste­hen kön­nen. Der Mensch wird erst dann sei­ner Be­stim­mung ge­recht, wenn er von sei­ner Ver­nunft Ge­brauch macht und die wis­sen­schaft­li­che Ent­schlüs­se­lung allen Ge­sche­hens in der Natur vor­an­treibt.

Frü­her noch hatte man die Be­fürch­tung, dass der wis­sen­schaft­li­che Fort­schritt dem Glau­ben an einen Schöp­fer­gott scha­de. Das be­ruh­te auf zwei Miss­ver­ständ­nis­sen: Ers­tens wur­den die bi­bli­schen Schöp­fungs­tex­te wort­wört­lich ver­stan­den, ohne sie in ihrer li­te­ra­ri­schen Ei­gen­art als me­ta­pho­ri­sche und theo­lo­gi­sche Texte zu be­grei­fen. Und da, wo sie na­tur­wis­sen­schaft­li­che Aus­sa­gen ma­chen, muss­te man deren Zeit­be­dingt­heit an­er­ken­nen.

Zwei­tens glaub­te man, dass Gott vor allem in den Be­rei­chen wirkt, die man noch nicht er­forscht hat. Die­ser „Lü­cken­bü­ßer-Gott“ stellt eine völ­lig fal­sche Vor­stel­lung dar, denn wenn nach und nach die Lü­cken durch wis­sen­schaft­li­che Er­klä­run­gen ge­schlos­sen wer­den, würde Gott immer mehr zu­rück­ge­drängt, bis er schließ­lich gar keine Funk­ti­on mehr hätte.

Las­sen Sie mich, eure Emi­nen­zen, auch als Nicht-Theo­lo­ge zu den Schöp­fungs­tex­ten noch Fol­gen­des sagen: Nach lan­gen Jah­ren der For­schungs­ar­beit kön­nen wir sie heute mit weit grö­ße­rem Sach­ver­stand deu­ten. Es sind Glau­bens­tex­te, die vor allem ver­mit­teln wol­len, wel­chen Sinn die Welt und unser Leben haben, dass un­se­re Exis­tenz und alles, was ist, ge­tra­gen wird von einer letz­ten Wirk­lich­keit, die wir Gott nen­nen. Auch wenn die Wis­sen­schaft bis in die letz­ten Ni­schen der Wirk­lich­keit vor­dringt, sie wird nie, wenn sie se­ri­ös ist, auf die Nicht-Exis­tenz Got­tes schlie­ßen dür­fen, denn Gott ent­zieht sich in sei­ner Tran­szen­denz jedem em­pi­ri­schen Zu­griff. Für die Sinn­fra­ge, das heißt für die Frage, wozu die Welt und das Leben da sind, wel­che Auf­ga­be wir Men­schen in un­se­rer Le­bens­zeit haben, ob die Schöp­fung gut und wert­voll ist, hat die Na­tur­wis­sen­schaft keine Zu­stän­dig­keit. Mit ma­the­ma­ti­schen For­meln und na­tur­wis­sen­schaft­li­chen Ge­set­zen lässt sich diese Frage nie be­ant­wor­ten.

Und selbst im wis­sen­schaft­li­chen Be­reich wird wohl eine Frage immer un­ge­löst blei­ben: Wir kön­nen die un­er­mess­li­che Größe des Alls mit den Mil­li­ar­den von Ga­la­xi­en ent­de­cken, wir kön­nen die kleins­ten Bau­stei­ne der Ma­te­rie fin­den – eines bleibt uns ver­bor­gen: Wir kön­nen nicht er­klä­ren, warum über­haupt etwas exis­tiert und nicht ein­fach nichts. Was (oder wer) den Ur­knall, von dem fast alle Phy­si­ker aus­ge­hen, letzt­lich aus­ge­löst hat, kön­nen wir nicht er­for­schen. Denn nach den lo­gi­schen Ge­set­zen gibt es keine Zeit vor dem Ur­knall, da mit die­sem erst Zeit und Raum ent­stan­den sind. Der Ur­sprung aller Wirk­lich­keit bleibt – na­tur­wis­sen­schaft­lich ge­se­hen – im Dun­keln.

Doch bevor ich Sie mit fach­wis­sen­schaft­li­chen Fak­ten plage, las­sen Sie mich zu­sam­men­fas­sen: Es gibt kei­nen ver­nünf­ti­gen Grund an­zu­neh­men, dass Gott nicht will, dass wir mit un­se­rem Ver­stand bis in die tiefs­ten Ge­heim­nis­se der Natur vor­drin­gen. Dazu hat er uns mit er­staun­li­chen Fä­hig­kei­ten aus­ge­stat­tet. Das macht ja un­se­re Größe aus. Aber eben­so macht es un­se­re Größe aus, wenn wir an­er­ken­nen, dass der Glau­be an einen Schöp­fer­gott nie­mals durch die wis­sen­schaft­li­che For­schung zer­stört wer­den kann, weil er uns hilft einen Sinn auf die­sem im Welt­maß­stab so un­schein­bar klei­nen Sand­korn „Erde“ zu fin­den.

Las­sen Sie die For­scher ihre Ar­beit tun und seien Sie stolz dar­auf, dass die Kir­che mit ihrem Glau­ben an einen Schöp­fer­gott den Men­schen eine un­ver­zicht­ba­re Ori­en­tie­rung zu bie­ten hat. Bei­des er­gänzt sich und ver­voll­stän­digt unser Bild von der Wirk­lich­keit.

 

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