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Schritt 5 bis 10

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Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.


5. In der nun fol­gen­den Haupt­pha­se er­ar­bei­ten sich die SuS die zen­tra­len theo­lo­gi­schen Im­pli­ka­tio­nen des Os­ter­glau­bens mit Hilfe des Auf­er­ste­hungs­bil­des [1] des Isen­hei­mer Al­tars von Mat­thi­as Grü­ne­wald (frü­hes 16. Jhdt). Die ein­füh­ren­de Li­te­ra­tur zu die­sem Meis­ter­werk ist zahl­reich, daher wird hier auf eine de­tail­lier­te Vor­stel­lung und Be­schrei­bung ver­zich­tet [2] . Im Üb­ri­gen ist das Bild selbst so aus­sa­ge­stark und nimmt den auf­merk­sa­men Be­trach­ter so sehr in sei­nen Bann, dass er sich die darin ste­cken­den theo­lo­gi­schen Aus­sa­gen und Glau­bens­über­zeu­gun­gen ohne wei­te­res al­lein auf­grund des Bil­des er­schlie­ßen kann. Im Zu­sam­men­spiel zwi­schen Bild­be­trach­tung und -deu­tung, Be­zug­nah­me zum bi­bli­schen Hin­ter­grund­text (Mt 27,57ff.) und der kor­re­la­ti­ven Er­schlie­ßung von acht zen­tra­len theo­lo­gi­schen Aus­sa­gen zur Auf­er­ste­hung Jesu soll sich der ein­zel­ne Schü­ler in die we­sent­li­chen Im­pli­ka­tio­nen des Os­ter­glau­bens ein­ar­bei­ten, ohne hier­zu einen theo­lo­gi­schen Fach­vor­trag an­hö­ren oder einen hoch­kom­ple­xen theo­re­ti­schen Text er­ar­bei­ten zu müs­sen.

Fol­gen­de Vor­ge­hens­wei­se wird vor­ge­schla­gen:
Zu­nächst ma­chen sich die SuS nach der ein­ge­üb­ten Me­tho­dik mit dem Bild ver­traut (stil­le Be­trach­tung, Bild­spa­zier­gang, Be­schrei­bung, erste Deu­tungs­ver­mu­tun­gen); da­nach lesen sie den bi­bli­schen Hin­ter­grund­text Mt 27,57-28,10 und ver­or­ten das Dar­ge­stell­te im Text. Wich­tig ist es, her­aus­zu­ar­bei­ten, dass der Vor­gang, den Grü­ne­wald in sei­nem Bild zeigt, im Text gar nicht ge­schil­dert wird. Auf die­ser Spur (Grü­ne­wald will einen nicht sicht­ba­ren Vor­gang mit künst­le­ri­schen Mit­teln sicht­bar ma­chen!) ent­wi­ckeln nun die SuS ei­ge­ne Deu­tun­gen, wel­che theo­lo­gi­schen In­ten­tio­nen der Maler ver­folg­te. Vie­les vom Nach­fol­gen­den wird hier schon zur Spra­che kom­men und er­fährt in der an­schlie­ßen­den Ein­zel­ar­beits­pha­se eine Ver­tie­fung und Sys­te­ma­ti­sie­rung. In einer kur­zen Über­lei­tung kann die Lehr­per­son dar­auf hin­wei­sen, dass die Me­ta­phern „Auf­er­we­ckung“ bzw „Auf­er­ste­hung“ dem Er­fah­rungs­zu­sam­men­hang des Auf­ge­weckt­wer­dens bzw. Auf­ste­hens vom Schlaf ent­nom­men sind und die Os­ter­bot­schaft diese all­täg­li­che Er­fah­rung auf das post­mor­ta­le Ge­schick Jesu an­wen­det. Grü­ne­wald setzt die­ses „Auf(er)ste­hen“ Jesu nun in eins mit sei­ner „Auf­fahrt ins Licht“ (Halb­fas). Im Fol­gen­den set­zen die SuS in Ein­zel­ar­beit acht zen­tra­le As­pek­te der Auf­er­ste­hungs­theo­lo­gie in Ver­bin­dung mit dem Bild ( M3_3 ), indem sie zu jeder Aus­sa­ge ent­spre­chen­de Bild­ele­men­te (und ihre Deu­tung) zu­ord­nen. Die de­duk­ti­ve Er­kennt­nis­rich­tung kann sich auf die zuvor (in­duk­tiv) ge­sprächs­wei­se er­ar­bei­te­te In­ter­pre­ta­ti­on des Bil­des stüt­zen. Gleich­zei­tig wird den SuS Ge­le­gen­heit ge­bo­ten, sich durch Ei­gen­tä­tig­keit die zen­tra­len (vor fal­schen In­ter­pre­ta­men­ten des Os­ter­glau­bens ab­gren­zen­den) theo­lo­gi­schen As­pek­te an­zu­eig­nen. In einem ab­schlie­ßen­den kur­zen Ge­spräch kann die Auf­er­ste­hungs­theo­lo­gie Grü­ne­walds in sei­nem Meis­ter­werk noch­mals ge­wür­digt wer­den. Bevor in einem nächs­ten Haupt­schritt der di­dak­ti­sche Ziel­punkt der Se­quenz er­reicht wird kann es sinn­voll sein, die SuS in einer Zwi­schen­re­fle­xi­on den bis­her er­fah­re­nen Er­kennt­nis­zu­wachs noch­mals do­ku­men­tie­ren zu las­sen (Lern­ta­ge­buch o. ä. / s. o.).

6. Die bis­he­ri­gen Un­ter­richts­schrit­te ziel­ten dar­auf ab, die SuS mit dem Rüst­zeug aus­zu­stat­ten um nun – ganz ent­spre­chend der For­mu­lie­rung des Bil­dungs­stan­dards – ei­ge­ne Deu­tungs­we­ge hin­sicht­lich einer Os­ter­pe­ri­ko­pe oder eines dar­auf be­zo­ge­nen mo­der­nen Bild­werks zu be­schrei­ten. Die SuS ar­bei­ten idea­ler­wei­se in Drei­er­grup­pen und kön­nen zwi­schen den bei­den Mög­lich­kei­ten wäh­len. Die Grup­pen wer­den durch einen Ad­van­ce-Or­ga­ni­zer in ihrer je­wei­li­gen Auf­ga­be an­ge­lei­tet:
Zur Er­schlie­ßung und Deu­tung der „Be­geg­nung mit dem Auf­er­stan­de­nen auf dem Weg nach Em­ma­us (Lk 24,13-35) dient der Ad­van­ce Or­ga­ni­zer
Ar­beits­blatt M3_4 .
Zur Er­schlie­ßung und Deu­tung des Tri­pty­chons „Gang der Jün­ger nach Em­ma­us“ von Bern­hard Maier in der Au­to­bahn­ka­pel­le Hegau bei Engen dient der Ad­van­ce Or­ga­ni­zer M3_5 .

7. Die Power­point­da­tei M3_6 dient den­je­ni­gen Grup­pen, die sich die zwei­te Auf­ga­be aus­wäh­len, zur pro­blem­lo­sen und qua­li­ta­tiv ver­tret­ba­ren Grund­la­ge ihrer Re­cher­che. Im Hin- und Her­blät­tern zwi­schen den Fo­li­en kön­nen sie die Bild­ta­feln des Tri­pty­chons im Ge­samt und in ihren Ein­zel­tei­len un­ter­su­chen. Hier­zu muss jede Grup­pe einen PC zur Ver­fü­gung haben. Die Ma­te­ria­li­en M3_7 bie­ten zu den je­weils ge­nann­ten Stich­wor­ten kurz ge­fass­te Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen für den Leh­ren­den, die je nach Be­darf auch den Ar­beits­grup­pen zur Ver­fü­gung ge­stellt wer­den kön­nen.

8. Für die Prä­sen­ta­ti­on soll­ten die Grup­pen ihre Er­geb­nis­se auf Pla­ka­ten vi­sua­li­siert haben. Um bei meh­re­ren Grup­pen pro Auf­ga­be re­tar­die­ren­de Mo­men­te zu ver­mei­den wäre zu über­le­gen, dass alle Grup­pen der­sel­ben Auf­ga­ben­stel­lung ihre Pla­ka­te gleich­zei­tig auf­hän­gen und jede Grup­pe im Tur­nus nur einen we­sent­li­chen Punkt dar­stellt. Dopp­lun­gen könn­ten so ei­gen­stän­dig durch die Vor­tra­gen­den aus­ge­las­sen wer­den. An­de­rer­seits kön­nen auch wie­der­holt ge­nann­te Er­geb­nis­se die wich­ti­ge Er­kennt­nis an­zei­gen, dass die Grup­pen zu über­ein­stim­men­den Ein­sich­ten ge­kom­men sind. Die Prä­sen­ta­ti­on soll­te durch ein Re­fle­xi­ons­ge­spräch ab­ge­schlos­sen wer­den, das um zwei Kern­fra­gen kreist: Wel­che Er­kennt­nis­se aus den vor­an­ge­gan­ge­nen Stun­den tau­chen in den In­ter­pre­ta­tio­nen der Em­ma­us-Ge­schich­te wie­der auf? und: wie lässt sich in heu­ti­gen Er­fah­rungs­zu­sam­men­hän­gen und in heu­ti­ger Spra­che die Er­fah­rung der Em­ma­us-Jün­ger näher qua­li­fi­zie­ren? Was ist das für eine Er­fah­rung, die (ver-)zwei­feln­de Men­schen davon über­zeugt, dass ein Toter le­ben­dig ist, dass der Gott Jesu ein Gott von Le­ben­den ist, und die aus de­pres­si­ven Jün­gern hoff­nungs­vol­le In­itia­to­ren der Wei­ter­ver­kün­di­gung die­ser Bot­schaft des Le­bens macht?

9. Die nach­fol­gen­de Auf­ga­be soll den SuS die Mög­lich­keit bie­ten, sich den Kern der christ­li­chen Auf­er­ste­hungs­hoff­nung – die in der Auf­er­we­ckung Jesu grün­det – in ihrer Di­men­si­on als aus dem Glau­ben er­wach­sen­des un­ge­heu­er­li­ches Ver­spre­chen für jeden ein­zel­nen be­wusst zu ma­chen. Gleich­zei­tig sol­len sie ihre ei­ge­nen Über­zeu­gun­gen mit die­sem Ver­spre­chen in Ver­bin­dung brin­gen kön­nen. Das Ar­beits­blatt M3_8 gibt den Im­puls zu einer Schreib­me­di­ta­ti­on, die jeder Schü­ler mit ge­nü­gend Zeit und aus­rei­chend Ruhe be­ar­bei­ten kön­nen soll­te. Gut zu über­le­gen ist, ob die ein­zel­nen Texte an­schlie­ßend für die SuS ge­gen­sei­tig zu­gäng­lich ge­macht wer­den sol­len oder nicht. In jedem Fall ist dies vor­her aus­drück­lich klar zu stel­len. Es spricht ei­ni­ges dafür, die per­sön­li­chen Stel­lung­nah­men im pri­va­ten Raum des ei­ge­nen Den­kens zu be­las­sen und sie nicht der Ideo­lo­gie einer „Er­geb­nis­si­che­rung um jeden Preis“ zu op­fern.
Eine al­ter­na­ti­ve Mög­lich­keit zu einer sub­jek­ti­ven sum­ma­ri­schen Aus­ein­an­der­set­zung mit der Em­ma­us-Er­fah­rung und zur ei­ge­nen po­si­tio­nie­ren­den Re­fle­xi­on bie­tet das Ar­beits­blatt M3_9 mit sei­nem Ge­stal­tungs­im­puls. In einer Be­trach­tung und Ex­ege­se der ein­zel­nen Über­ma­lun­gen könn­ten die SuS an­schlie­ßend noch­mals in einen ge­sprächs­wei­sen Aus­tausch über ihre Auf­fas­sun­gen ge­lan­gen.

10. Die Schluss­re­fle­xi­on, die in einem ab­schlie­ßen­den Ge­spräch statt­fin­det, soll­te den ge­sam­ten Lern­weg seit der „Space-Shut­tle-Frage“ noch­mals in den Blick neh­men. Aus­gangs­punkt könn­te eine er­neu­te Be­trach­tung der Me­ta­plan­kar­ten in der Kon­fron­ta­ti­on mit der Frage sein, wel­che Vor­stel­lun­gen des An­fangs sich nun be­stä­tigt haben, wel­che re­vi­diert wer­den müs­sen. Die Re­fle­xi­on soll­te sinn­vol­ler Weise die Do­ku­men­ta­tio­nen der SuS mit ein­be­zie­hen und in eine Wür­di­gung der christ­li­chen Auf­er­ste­hungs­hoff­nung im Hin­blick auf ei­ge­ne Glau­bens­über­zeu­gun­gen  mün­den.

 

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[1] Quel­le z. B. http://​www.​hei​lige​nlex​ikon.​de/​Fotos/​Mat­thi­as_​Gru­e­ne­wal­d_​Isen­heim.​jpg
[2] Vgl. z. B. H. Halb­fas, Re­li­gi­ons­un­ter­richt in der Grund­schu­le. Leh­rer­hand­buch 4, Düs­sel­dorf (6.) 1997, S. 301-306 u. 332-335. Ebd. auch Li­te­ra­tur­hin­wei­se.

 

Kom­men­tier­ter Un­ter­richts­ver­lauf: Her­un­ter­la­den [doc] [41 KB]