Teil 2 – Dilemmadiskussion
Sachanalyse
Die ökologischen, ethischen, wirtschaftlichen und sozialen Aspekte der CRISPR-Cas / gene drive-Technologie sind Gegenstand eines breit geführten wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Diskurses. Die Teilhabe an diesem Diskurs erfordert zum Einen die Kenntnis der Technologie, zum Anderen einen Überblick über Interessensgruppen und Positionen zum Thema. Nur wenn beides vorhanden ist, kann eine Urteilsbildung zur Kernfrage, nämlich ob die Ausrottung einer (bzw. mehrerer) Art(en) gezielt betrieben werden sollte, erfolgen und somit ein eigener Standpunkt entwickelt und formuliert werden.
Dieser an eine klassische Dilemmadiskussion1 angelehnte Unterrichtsvorschlag im Umfang von drei Stunden bildet den Diskurs ab, indem die Lernenden, die mit den technologischen Aspekten nach der vorangehenden Unterrichtssequenz vertraut sind, mit der möglichen Ausrottung einer Spezies konfrontiert werden und diesen Vorschlag als Dilemma erkennen (Rettung von Menschenleben vs. Eingriff in die Natur). Die SuS sollen spontan ihre Position hierzu bestimmen, bevor die Dilemmasituation differenziert analysiert wird: Verschiedene Handlungsoptionen und deren jeweilige Folgen werden herausgearbeitet, berührte Werte und Normen werden angesprochen, Argumente für und wider den Einsatz des CRISPR/Cas9 - gene drive – Konstruktes zur Eliminierung von Stechmückenpopulationen werden aus zwei Texten herausgearbeitet. Bei den Texten handelt es sich zum Einen um ein transkibiertes Interview mit einer Tübinger Bioethikerin2, zum anderen um einen Kommentar eines Ökologen zum Thema3. Beide Texte bieten keine endgültige Antwort auf die Ausgangsfrage, tendieren jedoch in unterschiedliche Richtungen. Die Argumente werden letztlich vergleichend analysiert und zu den vorher herausgearbeiteten Werten und Normen, die von den Handlungsoptionen innerhalb des Dilemmas berührt sind, in Beziehung gesetzt. Damit werden (durch den Austausch innerhalb der Lerngruppe) verschiedenen Wertehorizonte offengelegt und letztlich eine persönliche (bio-)ethische Urteilsbildung ermöglicht. Eine abschließende Bewertungsaufgabe bildet das Zielniveau (Anforderungsbereich III) ab, das durch den entsprechenden im Bildungsplan definierten Operator („bewerten = „) gefordert wird. Zur fachsprachlichen Unterstützung bei der Formulierung der Bewertung sowie zur Sicherung der Inhalte dieses Teils des Unterrichtsgangs liegt ein Schülerarbeitsblatt vor, das die Kernaussagen enthält, den Bewertungsprozess noch einmal zusammenfassend strukturiert und die eigentliche Aufgabe zum Inhalt hat.
Im Anschluss an die Bewertung präsentieren und diskutieren die SuS ihre Lösungen und geben sich gegenseitig Feedback an Hand eines vorgegebenen Kriteriensatzes.
Unterrichtsform
Teil II des Unterrichtsgangs folgt in einigen Aspekten den Prinzipien des Blended Learning:
„Blended Learning ist ein integriertes Lernkonzept, das die heute verfügbaren Möglichkeiten der Vernetzung über Internet oder Intranet in Verbindung mit ‚klassischen‘ Lernmethoden und - medien in einem sinnvollen Lernarrangement optimal nutzt. Es ermöglicht Lernen, Kommunizieren, Informieren und Wissensmanagement, losgelöst von Ort und Zeit in Kombination mit Erfahrungsaustausch, Rollenspiel und persönlichen Begegnungen im klassischen Präsenztraining.“4
Die Problematisierung findet gemeinsam statt, die SuS bearbeiten dann jedoch selbständig die Aufträge und die Materialien, die jeweils digital zur Verfügung stehen. Ausgangspunkt ist stets die Präsentation, aus der heraus die benötigten (online verfügbaren) Materialien verlinkt sind. Die Präsentation liegt in einer Lehrerversion vor, die in der PowerPoint (.pptx)– und Impress (.odp)- Version in der Notizansicht Hinweise zum Unterrichtsgang sowie Beispiellösungen für die Aufgaben enthält. Die Schülerversion enthält keine Notizen und soll benutzt werden, wenn die SuS den Unterrichtsgang selbstgesteuert durchlaufen.
Zur Unterstützung der SuS und zur Sicherung der zentralen Inhalte kann ein Arbeitsblatt ausgegeben werden. Der Unterricht kann z.B. im Computerraum stattfinden, oder gemeinsam im Fachraum, wenn die SuS über mobile Endgeräte (Tablets oder auch das eigene Handy) verfügen.
Den Abschluss der Unterrichtssequenz bildet die Ergebnispräsentation mit Feedback. Dies findet wiederum gemeinsam im Plenum oder in Kleingruppen statt.
Anmerkung:Der Unterrichtsgang setzt voraus, dass die SuS internetfähige Geräte zur Verfügung haben. Falls eigene Geräte (Handys) zum Einsatz kommen, sollte die Schule über WLAN verfügen, da bei Nutzung des Mobilfunknetzes u.U. Kosten für SuS anfallen.
Sollten diese infrastrukturellen Voraussetzungen nicht gegeben sein, kann die Präsentation zentral über Beamer/Whiteboard gezeigt werden, und die Lehrkraft kann die Materialien (Texte) von der verlinkten Website aus ausdrucken und in Papierform zur Verfügung stellen.
1 Ausführliche Informationen, weitere Vorschläge (auch zu anderen Themen) und Literaturhinweise zum Einsatz von Dilemmadiskussionen im Biologieunterricht finden sich auf der Website https://zellux.net/m.php?sid=208&q=dilemma
2 Frei zugänglich unter https://www.deutschlandfunkkultur.de/gene-drives-darf-der-mensch-die-malaria-muecke-ausrotten-100.html
3 Frei zugänglich unter https://www.geo.de/natur/tierwelt/50-rtkl-muecken-warum-rotten-wir-moskitos-nicht-einfach-aus
4 Annette Sauter, Sauter, Werner und Bender, Harald (2004): Blended Learning: Effiziente Integration von E-Learning und Präsenztraining (2. Auflage), München: Luchterhand, S. 68.
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